Die Silberverschwörung (Teil 1/2)
31.07.2014 | Theodore Butler
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Ich weiß nur zu gut, dass 2008 eine gefährliche Zeit für die Finanzwelt war und ich verstehe (bis zu einem gewissen Grad), was die staatlichen Finanzbehörden damals bezweckten. Ich stehe den getroffenen Maßnahmen auch nicht automatisch kritisch gegenüber. Das Problem ist nur Folgendes: Ganz gleich, wie gut die Absichten hinter der Rettung Bear Stears gewesen sein mögen, nach Abklingen der Krise haben diese Maßnahmen leider das entstehen lassen, was wir heute als Silberverschwörung bezeichnen müssen.Obgleich die CFTC in der Bear Stearns/JPM-Übernahme keine zentrale Rolle spielte und eher dem Finanzministerium und der Fed folgte, so passte ihr diese Übernahme aufgrund der angespannten Lage, in der sich die Behörde mit Blick auf Silber befunden hatte, doch recht gut ins Zeug:
Nachdem die CFTC die Existenz einer Silbermanipulation seit Jahrzehnten geleugnet hatte, wäre der ihr die öffentliche Verunglimpfung und Häme sicher gewesen, falls sie jetzt ganz plötzlich eine 180-Grad-Wende im vorher so festgelegten Meinungskanon hinlegen würde. Und das wäre nicht eben mal eine Lappalie gewesen - schließlich ist die Verhinderung von Manipulation oberstes Ziel und wichtigste Aufgabe dieser Behörde.
Am 13.Mai 2008 bestritt die Behörde dann tatsächlich in einer öffentlichen Stellungnahme, dass etwas Außergewöhnliches auf Seiten der großen COMEX-Silber-Leerverkäufer passiert sei - und das zwei Monate nachdem der (bis dahin) größte Silberleerverkäufer der Geschichte, Bear Stearns, untergegangen war! (was höchstwahrscheinlich an den Verlusten bei den Silber- und Gold-Leerverkäufen dieser Bank lag). www.cftc.gov
Rückblickend ist es einfach unentschuldbar, dass eine bundestaatliche Behörde die Öffentlichkeit in einer so spezifischen Angelegenheit vorsätzlich in die Irre geführt hat. Ab diesem Punkt wurde die CFTC Vollmitglied in der Silberverschwörung. Nicht einmal die spätere Ernennung Gary Genslers zum neuen Chef der Behörde sollte die Rolle der CFTC in dieser Verschwörung ändern - sehr zu meiner Enttäuschung und sehr zu dessen persönlichen Schande. Einige der eklatantesten Momente in der Geschichte der Silbermarktmanipulation ereigneten sich in Genslers Amtszeit (wie auch in Bart Chiltons Amtszeit).
Nach einem vernichtenden und vorsätzlich beigebrachten Kurstiefschlag gegen Ende 2008 - ausgehend von JP Morgan -, der die Silberkurse unter die 9 $-Marke trieb, setzte bald schon eine lange Erholungsphase bei den Silberkursen ein, welche im April 2011 mit dem Erreichen der 49 $-Marke endete.
Um wirklich begreifen zu können, was anschließend folgte, ist es wichtig, die damaligen Umstände zu verstehen. Der steile Silberkursanstieg auf die 49 $-Marke war nicht das Ergebnis einer Veränderung der Marktstruktur, wie sie sich in den COTs niedergeschlagen hätte.
Mit anderen Worten: Der Kursanstieg ließ sich nicht auf auffällige Positionierungsverhältnisse an der COMEX zurückführen - gerade mit Blick auf die letzten Monate dieser Rally; die Spekulanten stürzten sich im Vorfeld der Kursspitze nicht auf die Long-Seite der COMEX. Der Kurssprint auf 49 $, das lässt sich rückblickend sagen, ging hingegen auf das Konto einer sich ausbildenden physischen Silberknappheit.
Interessant und wichtig ist auch die Tatsache, dass der bis April 2011 andauernde Kurssprint allein beim Silber zu verzeichnen war. In der Zeit, in der Silber von 18 $ (Sommer 2010) auf 49 $ (April 2011) rauschte - und das ist ein Gewinn von ganzen 270% - stieg Gold lediglich um 25%, oder von 1.200 $ auf knapp über 1.500 $. Erst im Spätsommer 2011 sollte Gold dann über die 1.900 $-Marke steigen, was an einer Reihe von Gründen lag, über die ich, wie ich mich erinnere, damals geschrieben hatte - darunter auch Glattstellungen von Commercial-Short-Positionen, die der Raptoren (ich verweise hier auf den archivierten Wochenbericht von 20.August 2011).
Ich will damit Folgendes deutlich machen: Der Silberkurssprint auf die Hochs von April 2011 hatte seine Ursache einer sich abzeichnenden physischen Silberknappheit - nicht aber in anderen Weltereignissen oder aber spekulativer Positionierung an der COMEX.
Für die CFTC und andere Akteure der Silberverschwörung war das besonders problematisch. Zur Rettung Bear Stearns hatten sie 2008 die Übernahme der manipulativ hochkonzentrierten Short-Position durch JP Morgan arrangiert, sie hatten JPM zudem freie Hand bei der Fortführung der Manipulation bis April 2011 gegeben, sie hatten dabei aber nicht einkalkuliert, dass sich eine physische Silberknappheit entwickeln könnte.
Wie hätten sie auch für den Fall einer aufkommenden Knappheit planen können, wenn sie doch allen anderen versichert hatten, dass auf der Short-Seite nichts Ungewöhnliches vor sich ging?
Für alle Beteiligten an der Silberverschwörung war dann im April 2011 die Zeit der Verzweiflung angebrochen. Verzweifelte Menschen tun verzweifelte Dinge, und Ende April 2011 traf das wieder auf Silber zu. Eine favorisierte Option war die Schließung der COMEX und die einseitige Glattstellung aller offenen Kontrakte zu einem eigenmächtig festgelegten Kurs - ganz ähnlich wie bei den Entwicklungen rund um den Maine Potato-Kontrakt von 1976.
Allerdings hätte eine Schließung des COMEX-Silbermarktes sehr schwerwiegende Folgen gehabt - so schwerwiegend, dass sie in punkto Umfang und Folgen nicht abschätzbar gewesen wären. Doch für alle an der Verschwörung beteiligten, war es ein Ding der Unmöglichkeit, untätig zu bleiben und den Marktgeschehen seinen Lauf zu lassen. Es musste etwas unternommen werden.
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© Theodore Butler
(Diese Abhandlung wurde vom Silberanalysten Theodore Butler, einem unabhängigen Berater, verfasst. Investment Rarities teilt seine Ansichten nicht notwendigerweise, diese können sich als richtig oder falsch herausstellen.) Exklusiv übersetzt für GoldSeiten.de. Das Original wurde am 14.07.2014 auf der Website www.silverseek.com veröffentlicht.
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