Letzter Vorhang für die Deflation
12.08.2014 | Clif Droke
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Bislang hat die Rally der Gold-Futures mehr Gewinne zu abgeworfen als die Erholungsbewegungen in den Sektoren Aktien, Staatsanleihen und Rohstoffe, so berichtet Reuters. Auf dem Weg zu Endstation des deflationären Zyklus hatten viele Rohstoffkurse diesen Sommer unterdessen mit stärkeren Abgaben zu kämpfen. Die Mais- und Weizenkurse stehen auf Mehrjahrestiefs, während die Öl- und Benzin-Kurse in letzter Zeit Rücksetzer machen. Die Kurse für US-Staatsanleihen sind wieder am Steigen, da alles, was Absicherungspotential aufweist, in letzter Zeit wieder in den Fokus der Investoren geriet, weil der deflationäre Langzyklus seinen letzten Vorhang hat.
Silber schloss Donnerstag hingegen im Minus; es hinkt dem gelben Metall nach wie vor hinterher, da sich die jüngste Rally beim Gold aus Sorgen und Bedenken speiste. Wahrscheinlich wird Silber solange in dieser Position der relativen Schwäche bleiben, solange das Klima aus Sorgen und Angst die Goldkurse treibt. Normalerweise würde die Silbernachfrage - die viel stärker von der Industrie anhängig ist - erst dann wieder anziehen, wenn diese Angst schwindet.
Ich hatte in den letzten Monaten immer wieder meine Auffassung geäußert, dass die Nähe des deflationären 60-Jahre-Zyklus zu seinem finalen Herbst-Tief sich positiv für den Goldpreis auswirken müsste. Wir werden jetzt wachsendes Interesse am Gold beobachten können, da in den Pressemeldungen und Nachrichten die Angst wieder ganz oben steht.
Noch vor Kurzem jubelten die Investoren jeder neuen positiven Nachricht zu, während die schlechten mit Bezug zu Russland und dem Nahen Osten ignoriert wurden. Jetzt werden gute Nachrichten von den Investoren routinemäßig ignoriert, während die schlechten verstärkt werden - und daran verrät sich ein Angst-induzierter Markt im Umfeld des langfristigen Zyklustiefs. Eine weitere Verstärkung der Investorenangst dürfte dem gesteigerten Investoreninteresse am Gold dienlich sein.
Schauen wir erneut auf das Stimmungsbild unter den Investoren. Für die Verluste am Goldmarkt wurden im letzten Jahr zum großen Teil die ETF-Manager verantwortlich gemacht, die physisches Gold aus ihren Fonds warfen. Wie es in einem jüngst veröffentlichten Bericht der Commerzbank heißt, haben die ETF diese Aktion auch über weite Teile dieses Jahres fortgesetzt. Bei der Commerzbank heißt es:
“Aufs laufende Jahr betrachtet, flossen aus den ETF immer noch insgesamt 30 Tonnen Gold ab. Angesichts der bremsenden Wirkung bei weiteren Angebotskomponenten, dürften mögliche neue ETF-Zuflüsse die Kursverluste der letzten Wochen höchstens verlangsamt haben.”
Auch wenn sich die Goldkurse aufgrund der ETF-Zuflüsse des letzten Monats etwas stabilisiert haben könnten, so betont die Bank, werde man für die absehbare Zukunft kein Wiederaufleben der Goldpreise prognostizieren.
“Solange die derzeitigen Negativfaktoren Bestand haben - ein starker US-Dollar, schwache physische Nachfrage in Asien und schwache Münzabsätze im Westen - sehen wir keine nachhaltigen, kräftigen Kursgewinne kommen. Neben den bescheidenen Münzabsätzen in den USA, kam es im Monat Juli auch in Australien mit 255.100 Unzen zu einem deutlichen Absatzrückgang.”
Das heißt, dass sich eine weitere Großbank auf die Seite der Goldpessimisten geschlagen hat - woraus eine antizyklische Positionierungsmöglichkeit für Gold entstehen könnte. Der antizyklische Faktor wird auch noch durch das jüngste Verhalten der kleinen Spekulanten verstärkt (small speculators). Barron’s zufolge fahren die spekulativen Investoren ihre Positionierung bei COMEX-Futures und Optionen zurück.
Die Daten für den SPDR Gold Trust (GLD) zeigen unterdessen, dass der weltgrößte goldgedeckte ETF einen Bestandsrückgang um 1,79 Tonnen auf 800,05 Tonnen auszuweisen hat, so Reuters. Das ist der erste Rückgang seit dem 24.Juli. Und daran können wir sehen, dass die ETF-Manager wieder eine pessimistischere Gold-Note anschlagen.
Der sich ausbildende Rückfall im allgemeinen Stimmungsbild scheint sich schrittweise zugunsten von Gold auszuwirken. Eine ideale Marktumgebung zeichnet sich dadurch aus, dass die meisten Klein-Trader und institutionellen Investoren dem Metall nichts Positives abgewinnen können, was wiederum eine potentielle technische Rally ermöglicht, da das Short-Interesse steigt.
Wenn ausreichend Treibstoff (negative Stimmung) für die nächste Gold-Rally vorhanden ist, dann könnte die Bewegung über eine einfache technische Ausgleichbewegung hinausgehen und sich in etwas Ausgedehnteres verwandeln.
© Clif Droke
www.clifdroke.com
Dieser Artikel wurde am 08.08.2014 auf www.gold-eagle.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.