Marc Faber über Rohstoffzyklen, Zentralbankenmonopole und Vermögensumverteilung (Teil 2/2)
26.08.2014
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Daily Bell: Was halten Sie vom sogenannten ‘Frontier Market Investing' - speziell in Afrika? Ist Afrika das neue China? Marc Faber: Afrika hat keine Chance, das neue China zu werden, nicht in einer Million Jahren. Schauen Sie sich doch an, wie die Chinesen arbeiten, vergleichen sie deren Arbeitsethos und den schwarzer Menschen. Das ist jetzt keine rassistische Aussage, es ist eine auf der Hand liegende, vernünftige Beobachtung. Ich liebe Afrika. Afrika ist der schönste Kontinent, und die Tatsache, dass es die Leute hier eher ruhig angehen lassen, ist vielmehr ein Plus als ein Minus.
Ich würde allerdings nicht gerne in Afrika leben - und zwar aus Sicherheitsgründen. Die Kriminalität ist hier sehr hoch und - zweitens - ist es in der Regel so, dass Vermögen, das von Ressourcen herrührt, normalerweise nicht von Dauer ist; da gibt es auch Ausnahmen. Aber der Aufschwung in Afrika geht zum Großteil auf steigende Rohstoffpreise zurück.
Ich denke schon, dass einige afrikanische Märkte auch Wertvolles zu bieten haben. Aber was wir heute als Schwellenländer bezeichnen - die ich schon damals Ende der 70er und Anfang der 80er so nannte, zusammen mit anderen wie Barton Biggs und Antoine van Agtmael - diese Länder sind heute gar keine Schwellenländer mehr. Sie sind fortgeschrittene Wirtschaften - wie Südkorea, Taiwan, Hongkong, Singapur.
Heute haben wir neue Schwellenländer - wie Kasachstan, Teile der ehemaligen Sowjetrepublik, afrikanische Länder, die Mongolei, Myanmar, Kambodscha, Laos und so weiter. Und hier bin ich mir sicher, dass sich Investments in diese Regionen irgendwie lohnen können.
Wie ich erfahren konnte, sind hier die Erfüllungsrisiken aber recht groß - das heißt nur, dass man dort Sachen kauft, aber dann kaum Geld verdient, weil man um sein Geld betrogen wird oder die Promoter der Projekte das Geld verdienen und nicht die Investoren. Aber im Allgemeinen gefällt mir das Konzept schon.
Wir sollten zudem das Konzept der Schwellenmärkte um das Konzept der Schwellensektoren ausweiten. In den letzten Jahren war viel mehr Geld mit Investitionen in Biotech, Internet und Social-Media-Aktien zu verdienen. Doch angesichts der derzeitigen Kurse ist das aktuell nicht zu empfehlen. Ich meine damit doch nur Folgendes: In den letzten drei oder vier Jahren hat man viel mehr Geld in den Schwellensektoren der Wirtschaft gemacht als in Laos, Kambodscha und der Mongolei.
Daily Bell: Welche Schwellensektoren sollte man Ihrer Meinung nach beobachten?
Marc Faber: Ich habe den Eindruck, dass sie aktuell alle sehr hoch bewertet sind, also empfehle ich derzeit keinen.
Daily Bell: Gibt es andere Schwellensektoren, die Ihrer Meinung interessant sein könnten?
Marc Faber: In einigen Schwellenmärkten hat man ein paar Chancen, weil die Preise dort am Boden liegen und so weiter. Was die Schwellensektoren angeht, halte ich mich in der Regel von den neuen Industrien eher solange fern, bis sie durch die Bubble-Phase durch sind, bis die Blase geplatzt ist und sie wieder günstig geworden sind. Zurzeit möchte ich in diesen Bereichen eher liquide Investments haben. Ein unterschätzter Sektor ist wahrscheinlich Wasser und Nahrung. Das wird in der Zukunft meiner Meinung nach ein großes Thema werden.
Daily Bell: Warum braucht es in den USA so lange, bis die Arbeitslosigkeit sinkt? Und in Großbritannien und Europa?
Marc Faber: Das ist eine sehr gute Frage, verschiedene Ökonomen haben dazu verschiedene Ansichten. Meine Meinung: Je mehr Arbeitslosengeld und Erwerbsunfähigkeitsrenten man den Menschen gibt, desto mehr Menschen werden in der Tat eine Wahl zwischen Arbeiten und dem Beziehen von Leistungen treffen.
Nehmen wir eine Familie, ein Mann, eine Frau und zwei Kinder: Wenn einer von beiden die Arbeit verliert, dann wird er oder sie Anrecht auf Leistungen bekommen, und dann kann er oder sie sich um die Kinder kümmern, um den Haushalt, den Garten und diese Dinge - und diese Leistungen beziehen.
Für diesen Elternteil ist die Rückkehr ins Berufsleben nur dann eine Option, wenn der Lohn dafür sehr hoch. Denn wenn man zurück ins Berufsleben geht, verliert man all diese Leistungen, man muss jemand anstellen, der auf die Kinder aufpasst oder das Haus und so weiter. Es könnte am Ende also vom Vorteil sein, nicht arbeiten zu gehen.
Ich denke, heutzutage haben wir auf der Welt eine ganze Generation von Leuten, die nicht mehr um 7.00 Uhr morgens aufstehen und um 8.00 oder 9.00 Uhr auf Arbeit gehen wollen, um dann gegen 5 oder 6 abends nach Hause zu kommen, nachdem man vom Chef rumgeschubst wurde. Es gibt eine Generation, die lieber relativ wenig machen würde. Vielleicht entscheiden sie sich, bei ihren Eltern im Keller zu wohnen oder wo auch immer, damit sie nicht die Verantwortung haben müssen, die Miete für das Haus aufzubringen oder eins zu kaufen.
Vielleicht fahren sie auch das Auto der Eltern - und all das. Ich glaube also, dass wir einen strukturellen Wandel haben, wo die Menschen lieber nicht zu viel machen wollen.