Die Globalisierung pervertiert immer mehr - und dies auf allen Gebieten und Bereichen
30.08.2014 | Hans-Wolff Graf
Ob es um die Sicherung der Zukunftswege zu Rohstoffen - allen voran Erdöl und -gas, Uran und strategische Metalle -, die Sicherung von Absatzwegen und Lieferketten, billige Produktionsstätten, (militär)strategische Positionierungen, die Sicherung eigener Macht oder neuzeitliche Religionskriege geht, allenthalben wird globalisiert, in Bündnissen und nach internationalen Verträgen gedacht und gehandelt, interveniert und taktiert. "Der ungebremste Freihandel führt", so der Entwicklungsökonom Dani Rodrik, "nicht zu mehr Wohlstand für alle, sondern zu einem "Trilemma der Globalisierung":
Ein Staat kann nicht mehr gleichzeitig demokratisch, unabhängig und fest in den globalen Welthandel eingebunden sein. Er muß sich für ein oder zwei dieser drei Kriterien entscheiden. Dieses "Trilemma der Globalisierung" zwingt viele Staaten, ihre Unabhängigkeit aufzugeben und sich - vor allem, was Steuern und Umweltauflagen, Aufrüstung und die humanitäre wie monetäre Verschwendung betrifft - dem Diktat multinationaler Konzerne zu unterwerfen."
Diese globalen Kolosse sind es auch, die Staaten und Regierungen ihre Handlungsmuster vorschreiben. Politiker werden damit zu willfährigen und hilflosen Marionetten des "Global Business". Während aber normalerweise Großkonzerne kaum Interesse an den Millionen Opfern ihrer Gewinnmaximierung, in Kriegen und säkularen wie sakralen Konflikten, Vertriebenen, verwaisten und heimatlosen Flüchtlingen und Opfern dieses globalen Wahnsinns haben, verschränken sich nun zunehmend die monetären, ökonomischen und militärischen Kriegsszenarien auf fünf der sieben Kontinente.
Genau dies führt dazu, daß eine qualitative Wertschöpfung und ein Zuwachs (im Sinne der Mehrung des Wohlstandes und der Lebensqualität) für eine zunehmende Zahl von Bevölkerungen praktisch nicht mehr möglich sind. Der Überfluß in den reichen Ländern geht einher mit einer zunehmenden Verschlechterung der Lebensverhältnisse in vielen Schwellen- und Entwicklungsländern. Noch nie waren mehr Menschen auf der Flucht (nach Berechnungen der UNESCO etwa 140 Millionen), ohne Lebensunterhalt-sichernde Arbeitsplätze (300 Millionen) oder litten unter den Folgen von weltlichen und religiösen Kriegen (ca. 400 Millionen). In zehn Kriegen*
(Nigeria, Syrien, Palästina/Israel, Irak, Pakistan, Ukraine, Sudan, Kongo, Liberia, Afghanistan) zahlen fast 600 Millionen Menschen den Preis für den Größenwahn und Machthunger korrupter Politiker, fanatischer religiöser Extremisten und die Gewinnsucht der Waffen- und Militärlobby.
Gleichzeitig steigt der finanzielle Aufwand zur Beseitigung der Trümmerfelder und zum Wiederaufbau kriegsverwüsteter Städte und Länder in immer erschreckenderem Maße.
Wenn uns Deutsche allein der Irak-Krieg durch Militäreinsätze, humanitäre Hilfe und die Unterstützung beim Wiederaufbau sowie zur Abwehr von Terrorbanden bereits jetzt mehr als 25 Milliarden Euro gekostet hat, so entspricht dies nur einem verschwindend geringen Teil dessen, was volkswirtschaftlich der eigenen bundesdeutschen Bevölkerung entzogen und ganz im Sinne der global agierenden Konzerne versaubeutelt wird, statt daß hierzulande in Kitas und Bildung, Infrastruktur und die Sanierung maroder Häuser und ganzer Stadtteile investiert wird.
Die Qualität und Quantität der globalen Krisen- und Kriegsgebiete hat seit Beginn dieses Jahrtausends derart massiv zugenommen, daß davon niemand mehr unberührt bleiben kann, denn auch die Verquickungen der einzelnen Nationen und Bevölkerungen sind - nicht allein durch Urlaube, sondern durch private und berufliche weltweite Kontakte - so vernetzt und globalisiert, daß ganze Liefer- und Versorgungsketten uns allen den weltweiten Wahnsinn ins Haus tragen und wir tagtäglich damit konfrontiert werden.
Wenn sich schon unsere Politiker als weder willens zeigen noch in der Lage sehen, den religiösen und ökonomischen Kriegstreibern in den Arm zu fallen, sollten wir BürgerInnen in Wort und Tat aktiv werden - durch unser Konsum-, Spar- und Informationsverhalten, die direkte Ansprache unserer Volksvertreter und die Erweiterung des eigenen Horizonts - und über den Tellerrand dessen, was uns die Medien unterschiedlicher Art an vorgekochtem Informationsbrei und sinnarmem Unterhaltungsmüll kredenzen, hinausschauen.
Daß keine Bevölkerung, keine Volkswirtschaft mit immer geringeren Mitteln, kürzeren Arbeitszeiten, gen Null tendierendem Energieaufwand, zunehmend reduziertem Bildungsstand, immer schneller und billiger, aber bei immer besserer Versorgung für Krankheit, widrigen Umweltbedingungen, höheren Renten und besserer Versorgung in guten wie in schlechten Zeiten wachsen und gedeihen kann, müßte eigentlich jedem halbwegs vernunftbegabten Menschen einleuchten.
Doch genau dies blenden die meisten Vertreter der Gattung homo sapiens sapiens** tunlichst aus; ihnen sind schon mehr als 10 Zeilen und eine Ansammlung von mehr als 50 Worten zu viel, auch wenn sie durchschnittlich 4,7 Stunden pro Tag vor dem Fernseher sitzen, mehr als zwei Stunden für Online-Spiele verwenden und fast 90 Minuten pro Tag wenig sinnstiftend vertelefonieren.
Die Volkswirtschaften Europas mußten in den ersten zwei Quartalen (Ausnahme: die Niederlande) bezüglich ihres Bruttoinlandsproduktes Einbußen hinnehmen; allein das Minus in den drei größten Volkswirtschaften (Deutschland, Frankreich und Italien) belastet das BIP der Eurozone mit einem Rückgang um nahezu 1,1%. Entsprechend verbilligte sich der Euro in der letzten Woche ggü. dem US$ auf unter 1,33 und könnte bis Ende des Jahres sogar auf 1,25 nachgeben. So erfreulich dies als Stimulus für den Export ist, so deutlich wird sich dies als Verteuerung der Importe - insbesondere der Rohstoffe und Energiepreise - auswirken.
Beinahe "traditionell“ leiden darunter die Aktienmärkte, während Staatsanleihen und generell die Rentenmärkte davon profitieren; die absolute Mehrzahl der Wertpapierbesitzer denkt nicht unternehmerisch, sondern ausschließlich kurzfristig gewinnorientiert.
Wer die Situation 2011 noch im Kopf hat, weiß, daß die zu Beginn des dritten Quartals einsetzende Flucht aus den Sachwerten, hinein in Rentenwerte, ihre "Strafe" ab Ende Oktober fand.
© H.-W. Graf
www.efv-ag.de
* nach Joshua Goldstein, einem US-Soziologieprofessor: Andauernde Konflikte zwischen zwei oder mehr Interessensgruppen, in denen mindestens 1000 Menschen pro Jahr ihr Leben verlieren
** der wissende weise Mensch
Ein Staat kann nicht mehr gleichzeitig demokratisch, unabhängig und fest in den globalen Welthandel eingebunden sein. Er muß sich für ein oder zwei dieser drei Kriterien entscheiden. Dieses "Trilemma der Globalisierung" zwingt viele Staaten, ihre Unabhängigkeit aufzugeben und sich - vor allem, was Steuern und Umweltauflagen, Aufrüstung und die humanitäre wie monetäre Verschwendung betrifft - dem Diktat multinationaler Konzerne zu unterwerfen."
Diese globalen Kolosse sind es auch, die Staaten und Regierungen ihre Handlungsmuster vorschreiben. Politiker werden damit zu willfährigen und hilflosen Marionetten des "Global Business". Während aber normalerweise Großkonzerne kaum Interesse an den Millionen Opfern ihrer Gewinnmaximierung, in Kriegen und säkularen wie sakralen Konflikten, Vertriebenen, verwaisten und heimatlosen Flüchtlingen und Opfern dieses globalen Wahnsinns haben, verschränken sich nun zunehmend die monetären, ökonomischen und militärischen Kriegsszenarien auf fünf der sieben Kontinente.
Genau dies führt dazu, daß eine qualitative Wertschöpfung und ein Zuwachs (im Sinne der Mehrung des Wohlstandes und der Lebensqualität) für eine zunehmende Zahl von Bevölkerungen praktisch nicht mehr möglich sind. Der Überfluß in den reichen Ländern geht einher mit einer zunehmenden Verschlechterung der Lebensverhältnisse in vielen Schwellen- und Entwicklungsländern. Noch nie waren mehr Menschen auf der Flucht (nach Berechnungen der UNESCO etwa 140 Millionen), ohne Lebensunterhalt-sichernde Arbeitsplätze (300 Millionen) oder litten unter den Folgen von weltlichen und religiösen Kriegen (ca. 400 Millionen). In zehn Kriegen*
(Nigeria, Syrien, Palästina/Israel, Irak, Pakistan, Ukraine, Sudan, Kongo, Liberia, Afghanistan) zahlen fast 600 Millionen Menschen den Preis für den Größenwahn und Machthunger korrupter Politiker, fanatischer religiöser Extremisten und die Gewinnsucht der Waffen- und Militärlobby.
Gleichzeitig steigt der finanzielle Aufwand zur Beseitigung der Trümmerfelder und zum Wiederaufbau kriegsverwüsteter Städte und Länder in immer erschreckenderem Maße.
Wenn uns Deutsche allein der Irak-Krieg durch Militäreinsätze, humanitäre Hilfe und die Unterstützung beim Wiederaufbau sowie zur Abwehr von Terrorbanden bereits jetzt mehr als 25 Milliarden Euro gekostet hat, so entspricht dies nur einem verschwindend geringen Teil dessen, was volkswirtschaftlich der eigenen bundesdeutschen Bevölkerung entzogen und ganz im Sinne der global agierenden Konzerne versaubeutelt wird, statt daß hierzulande in Kitas und Bildung, Infrastruktur und die Sanierung maroder Häuser und ganzer Stadtteile investiert wird.
"Terrorismus ist der Krieg der Armen und der Krieg ist der Terrorismus der Reichen."
- Peter Ustinov (1921-2004), Schauspieler, Autor, Querdenker -
- Peter Ustinov (1921-2004), Schauspieler, Autor, Querdenker -
Die Qualität und Quantität der globalen Krisen- und Kriegsgebiete hat seit Beginn dieses Jahrtausends derart massiv zugenommen, daß davon niemand mehr unberührt bleiben kann, denn auch die Verquickungen der einzelnen Nationen und Bevölkerungen sind - nicht allein durch Urlaube, sondern durch private und berufliche weltweite Kontakte - so vernetzt und globalisiert, daß ganze Liefer- und Versorgungsketten uns allen den weltweiten Wahnsinn ins Haus tragen und wir tagtäglich damit konfrontiert werden.
Wenn sich schon unsere Politiker als weder willens zeigen noch in der Lage sehen, den religiösen und ökonomischen Kriegstreibern in den Arm zu fallen, sollten wir BürgerInnen in Wort und Tat aktiv werden - durch unser Konsum-, Spar- und Informationsverhalten, die direkte Ansprache unserer Volksvertreter und die Erweiterung des eigenen Horizonts - und über den Tellerrand dessen, was uns die Medien unterschiedlicher Art an vorgekochtem Informationsbrei und sinnarmem Unterhaltungsmüll kredenzen, hinausschauen.
Daß keine Bevölkerung, keine Volkswirtschaft mit immer geringeren Mitteln, kürzeren Arbeitszeiten, gen Null tendierendem Energieaufwand, zunehmend reduziertem Bildungsstand, immer schneller und billiger, aber bei immer besserer Versorgung für Krankheit, widrigen Umweltbedingungen, höheren Renten und besserer Versorgung in guten wie in schlechten Zeiten wachsen und gedeihen kann, müßte eigentlich jedem halbwegs vernunftbegabten Menschen einleuchten.
Doch genau dies blenden die meisten Vertreter der Gattung homo sapiens sapiens** tunlichst aus; ihnen sind schon mehr als 10 Zeilen und eine Ansammlung von mehr als 50 Worten zu viel, auch wenn sie durchschnittlich 4,7 Stunden pro Tag vor dem Fernseher sitzen, mehr als zwei Stunden für Online-Spiele verwenden und fast 90 Minuten pro Tag wenig sinnstiftend vertelefonieren.
Die Volkswirtschaften Europas mußten in den ersten zwei Quartalen (Ausnahme: die Niederlande) bezüglich ihres Bruttoinlandsproduktes Einbußen hinnehmen; allein das Minus in den drei größten Volkswirtschaften (Deutschland, Frankreich und Italien) belastet das BIP der Eurozone mit einem Rückgang um nahezu 1,1%. Entsprechend verbilligte sich der Euro in der letzten Woche ggü. dem US$ auf unter 1,33 und könnte bis Ende des Jahres sogar auf 1,25 nachgeben. So erfreulich dies als Stimulus für den Export ist, so deutlich wird sich dies als Verteuerung der Importe - insbesondere der Rohstoffe und Energiepreise - auswirken.
Beinahe "traditionell“ leiden darunter die Aktienmärkte, während Staatsanleihen und generell die Rentenmärkte davon profitieren; die absolute Mehrzahl der Wertpapierbesitzer denkt nicht unternehmerisch, sondern ausschließlich kurzfristig gewinnorientiert.
Wer die Situation 2011 noch im Kopf hat, weiß, daß die zu Beginn des dritten Quartals einsetzende Flucht aus den Sachwerten, hinein in Rentenwerte, ihre "Strafe" ab Ende Oktober fand.
© H.-W. Graf
www.efv-ag.de
* nach Joshua Goldstein, einem US-Soziologieprofessor: Andauernde Konflikte zwischen zwei oder mehr Interessensgruppen, in denen mindestens 1000 Menschen pro Jahr ihr Leben verlieren
** der wissende weise Mensch