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Dollar-Dominanz

30.08.2014  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
Die Dominanz des US-Dollar als mächtigste Währung der Welt lässt sich nicht so leicht brechen. Das könnte allenfalls das Gold.

Bröckelt die Dominanz des US-Dollar als Weltreserve- und Welthandelswährung? Es könnte danach aussehen, wenn man sich einige jüngere Entwicklungen in den Währungsmärkten vor Augen führt.

Im Mai 2014 schlossen Russland und Peking einen Gasliefervertrag, der russische Erdgaslieferungen nach China ab 2018 für 30 Jahre regelt. Fakturierungswährung soll der chinesische Yuan oder der russische Rubel sein.

Im März 2014 unternahm China Maßnahmen, um die Marktgängigkeit der eigenen Währung zu stärken. Beispielsweise wurden Abkommen geschlossen, durch die der Yuan-Handel in London und Frankfurt ermöglicht wird.

Zudem sollen künftig der chinesische Außenhandel und die Investitionsprojekte verstärkt in Yuan abgewickelt werden - auch das betrifft Geschäftstransaktionen, die bislang vor allem in US-Dollar fakturiert werden.

Doch ganz so einfach und schnell, wie es die obigen anekdotischen Geschehnisse nahelegen könnten, wird der US-Dollar wohl nicht vom Throne gestoßen werden können.


US-Dollar-Devisen-Standard

Die Weltfinanzarchitektur fußt auf dem US-Dollar. Der Ursprung dafür liegt im "System von Bretton Woods" aus dem Jahr 1944. Es wurde zwar de facto im August 1971 aufgelöst, wirkt aber bis heute nach. (1)

Damals wie heute ist die US-Wirtschaft in Bezug auf ihre Produktionsleistung die weltweit bedeutendste. Damals wie heute sind die US-Finanzmärkte die größten und liquidesten weltweit.

Ob Aktien- oder Rentenmärkte: Auf den US-Märkten wird quasi über die Entwicklung der weltweiten Finanzmarktpreise entschieden - und zwar maßgeblich durch die Geldpolitik der amerikanischen Zentralbank.

Der weltweite Bankenapparat hat sich unter der US-Dollar-Leitwährung internationalisiert und globalisiert. Ohne den US-Dollar, ohne die US-Zentralbank funktioniert im wahrsten Sinne des Wortes nichts.

Die Dollar-Abhängigkeit ist mittlerweile so groß, dass Geschäftsbanken von ihren heimischen Zentralbanken einfordern, dem geldpolitischen Kurs der US-Zentralbank (Fed) nachzueifern.

Und so ist es alles andere als überraschend, dass mittlerweile die Zentralbanken in allen bedeutenden Währungsräumen die Geldpolitik der Fed mehr oder weniger kopiert haben: Ob die Europäische Zentralbank (EZB), die Bank von England oder die Schweizer Nationalbank. Sie alle ahmen die Fed nach.


"Treasury’s War"

Bemühungen, Konkurrenz für den US-Dollar zu schaffen - wie China und Russland es derzeit anstrengen -, dürften auch eine Reaktion auf die US-Politik sein, die die Dominanz des US-Dollar politisch verstärkt einsetzt.

Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 entschied bekanntlich die US-Administration, die Dollar-Dominanz im Zuge einer "finanziellen Kriegsführung" (Treasury’s War) ganz gezielt zu nutzen.

Ausländische Banken und Finanzfirmen werden nun beispielsweise angehalten, politisch als relevant eingestufte Zahlungsströme zu melden oder zu unterbrechen, entsprechend den Vorgaben aus Washington.

Bei Nichtbefolgen drohen Geldstrafen oder ein Zugangsverbot zu den US-Finanzmärkten, was quasi ein Todesstoß für international tätige Banken und Finanzfirmen wäre.

Diese Strategie wird gegenüber Russland eingesetzt: Man hat russische Banken de facto von den US-Finanzmärkten abgeschnitten. Werden die US-Sanktionen unterlaufen, drohen ernste finanzielle Konsequenzen.


Konkurrenz

Ein ernstzunehmender Konkurrent ist für den US-Dollar derzeit nicht zu erkennen. Weder der chinesische Yuan, noch der Euro, noch der russische Rubel haben das Potenzial, den US-Dollar ernstlich herauszufordern.

Alle großen Währungen der Welt, einschließlich des US-Dollar, sind nicht einlösbares Papiergeld, das durch Bankkreditvergabe geschaffen wird. Der US-Dollar hat dabei jedoch einen entscheidenden Vorteil: Die Vereinigten Staaten von Amerika verfügen nach wie vor über die größten Goldreserven relativ zur ausstehenden Papiergeldmenge - so man den offiziellen Zahlen Glauben schenken mag.

Der US-Dollar könnte also im Fall der Fälle (wieder) mit Gold gedeckt werden. Dadurch könnte er zur solidesten, zur härtesten Währung weltweit aufsteigen.

Wie es derzeit aussieht, scheint keine Regierung, sondern nur das Gold selbst, das ultimative Zahlungsmittel, die Kraft zu haben, der Dominanz des derzeit ungedeckten US-Dollar etwas entgegenzusetzen.

Würden Sparer und Investoren verstärkt dazu übergehen, Gold anstelle von ungedecktem Papiergeld nachzufragen, wäre die Dominanz des ungedeckten US-Dollar dahin.

Doch nicht nur das. Die weltweite Papiergeldarchitektur geriete ins Wanken. Schon ein "Teilrückzug" aus dem ungedeckten Papiergeld würde seinen Tauschwert drastisch herabsetzen. Solange sich aber die Geldverwender jedoch mit ungedecktem Papiergeld zufrieden geben, wird die Domi-nanz des ungedeckten US-Dollar Bestand haben, zumindest bis auf weiteres.

(1) Siehe hierzu "Vor 70 Jahren: Die Rückkehr zur Golddeckung", in: Degussa Marktreport, 4. Juli 2014, S. 3.


© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Quelle: Auszug aus dem Marktreport der Degussa Goldhandel GmbH



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