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WTI; ein Analysetraum!

01.09.2014  |  Philip Hopf
Nachdem ich mich die letzten Monate fast ausschließlich mit der Analyse von Gold und Silber und den Verfehlungen der Branche beschäftigt habe, möchte ich mich diese Woche mit dem eigentlichen Prunkstück unseres kostenlosen Markt-Updates beschäftigen: West Texas Intermediate, auch WTI oder Crude Oil genannt. Die Elliott-Wellen-Analyse kann, wenn fachkundig und richtig angewendet, ein Werkzeug sein, welches mit fast chirurgischer Präzision die kommenden Wendepunkte im Kursverlauf erkennen kann. Und doch variiert die Präzision durchaus zwischen den verschiedenen Assetklassen.

Jeder Analyst hat eine Aktie, einen Index oder Rohstoff, welcher die höchste Präzision aufweist. Man könnte meinen, dass es bei uns Gold ist, mit einer Trefferwahrscheinlichkeit für die Zielbereiche von ca. 78%. Damit sind wir natürlich sehr zufrieden, jedoch ist es nicht das Nonplusultra, wenn es um die Analysegenauigkeit geht. Bei der Analyse von Crude Oil waren wir, sicher auch zum Teil dank Fortuna, in der Lage, seit Anfang des Jahres jeden einzelnen Zielbereich zu treffen. Die Fibonacci-Widerstände boten dabei dreimal den exakten Wendepunkt für den Kurs auf ein paar Cent genau.

Warum kann man WTI mit solcher Genauigkeit vorausberechnen, wenn gerade Öl scheinbar noch stärker von weltweiten Wirtschaftsereignissen, also Fundamentaldaten, abhängig ist, als dies bei anderen Assetklassen der Fall ist? Nun, die Antwort ist einfach. Auch hierbei handelt es sich um ein Glaubensmuster, das von den Finanzmedien prinzipiell falsch aufgefasst wird und von der Mehrheit der Analysten so an die Anleger weitergegeben wird.

Eine falsche und weitgehend als richtig empfundene Behauptung ist, dass der Ölpreis zwangsläufig steigt, sollten sich in Ländern mit großen Erdölvorkommen kriegerische Konflikte austragen.Klingt logisch, stimmt aber nicht. Als der Westen fundamentalistische Terrorgruppen in Libyen mit Geld und Waffen unterstützte, um Muammar al-Gaddafi zu stürzen, wurde dem Ölpreis ein massiver Anstieg vorausgesagt. Aber es kam nicht dazu. Heute ist Libyen im absoluten Chaos mit sich gegenseitig bekämpfenden Interessengruppen, welche sich am Öl bereichern wollen, versunken.

Im Irak kämpft der Islamische Staat (IS) um die Kontrolle der Ölfelder gegen die irakische Armee und die kurdische Peschmerga. Der Ölpreis müsste nach Meinung vielen Analysten seit Monaten eigentlich in die Stratosphäre knallen, doch bisher ist dieser Knall gänzlich ausgeblieben. Ich könnte mit Syrien weitermachen. Überlegen Sie einmal, wie lange der Krieg in Syrien schon herrscht, der auch dieses Land in Schutt und Asche gelegt hat. Auch Syrien hat Ölvorkommen. In drei ölproduzierenden Ländern herrscht also gleichzeitig Krieg und jeder einzelne Konflikt wurde schon als fundamentaler Grund angeführt, den Preis massiv steigen zu lassen. Und die Mehrheit der Anleger glaubt diese Ammenmärchen auch noch.

In meiner Artikel über die Nutzlosigkeit der Fundamentalanalyse schrieb ich bereits: "Es besteht die allgemeine Wahrnehmung unter den Marktteilnehmern, dass Medienereignisse Veränderungen in der Marktpsychologie und damit in den Fundamentaldaten verursachen, was sich wiederum auf die Bewegungen der Aktienpreise auswirkt. Ich glaube jedoch, dass die korrekte und beständig geeignetere Prämisse ist, dass die Marktstimmung der Verursacher für Medienereignisse und Marktbewegungen ist, während Fundamentaldaten verzögerte Indikatoren sind und das Resultat sich verändernder Marktpsychologie und Marktstimmung darstellen.

Bernard Baruch, seinerzeit erfolgreicher amerikanischer Finanzier, Philanthrop und Aktienspekulant, welcher von 1870-1965 lebte, erkannte schon vor langer Zeit das Folgende:

Alle wirtschaftlichen Bewegungen werden in ihrer Natur von Marktstimmung getrieben. Ohne die Anerkennung von Massenpsychologie als treibenden Faktor, lassen unsere Theorien über die Aktienmärkte einiges zu wünschen übrig…

Es kam mir schon immer so vor, dass der periodisch vorkommende Wahnsinn, welcher die Menschheit erfasst, eine Reflektion dessen ist, was man als gemeinschaftliches Bewusstsein bezeichnet. Die gleiche Kraft, welche Lemminge ins Meer treibt und Vögel dazu motiviert gemeinschaftlich Wanderungen über Kontinente vorzunehmen. Diese Kraft des gemeinschaftlichen Bewusstseins ist für uns heute noch ungreifbar und doch ist die Kenntnis darüber, dass sie existiert, notwendig, um vorbeiziehende Geschehnisse richtig beurteilen zu können."

Angebot und Nachfrage, Lagerkapazitäten und kriegerische Auseinandersetzungen in ölreichen Staaten werden auch in Zukunft von der Mehrheit der Anleger als kursbestimmend angesehen. Diese "Indikatoren" sind jedoch nur Auswirkungen bereits vollzogener Kurszyklen, welche auch in Zukunft mit der Genauigkeit eines Uhrwerks dafür Sorge tragen, dass die Mehrheit der Anlegerschaft dauerhaft auf der falschen Seite des Marktes steht.

Kommen wir zur aktuellen Analyse von WTI. Hierzu möchte ich direkt aus unserem aktuellen Weekend-Update zitieren:

"…3…2…1 we are ready for Takeoff!" Die Bullen in WTI konnten sich in unserem Zielbereich für Welle 5 von (2) stabilisieren und zum Wochenschluss ihre Rallye-Rakete zünden. Mit dem Überwinden der 95.20 $ in Form der 76.4% Extension und dem 61.8% Retracement, machen sie ihre Intensionen für alle verständlich und unterstreichen unsere Erwartung einer kommenden Aufwärtsbewegung.

Der Nemeische Löwe steht unserer erwarteten Rallye bei der Marke von 96.44 $ allerdings noch im Weg und lässt den Bären somit eine letzte Chance, sich der Aufwärtsbewegung in den Weg zu stellen. So schrieben wir bereits im vergangenen Weekend-Update: "Um das Alternativszenario zu neutralisieren, bedarf es in der kommenden Woche eines Überschreitens der 95.20 $ und im Idealfall eines Überwindens der Marke 96.44 $ in Form der 61.8% Extension. Gelingt dies, sehen wir unseren Zielbereich nicht nur als bestätigt, sondern auch den Markt in Richtung neuer Jahreshochs aufbrechen.

Was muss jetzt beachtet werden, damit der Griff nach Kursen über 100 $+ nicht gleich wieder im Keim erstickt wird? Gegenbewegungen sind zwar erlaubt, jedoch sollte sich der Markt, über der Marke von 93.15 $ halten, um den Bullen nicht wieder den Wind aus den Segeln zu nehmen und folglich den Markt erneut auf Talfahrt zu schicken. Im Idealfall sollten die Bullen den Markt zu Beginn der kommenden Woche über die Marke von 96.44 $ tragen, um alle Zweifel von der Hand zu weisen. Solange dies allerdings nicht gelingt, muss ein erneutes Eindringen in unseren Zielbereich mit eingeplant werden.

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Summa summarum befindet sich das schwarze Gold weiterhin auf Kurs und macht keine Rätsel aus seinen Zielbereichen. Wir bleiben daher bei unserer immer wieder erwähnten übergeordneten Einschätzung und "…favorisieren weiterhin die Komplementierung der Korrektur innerhalb unseres Zielbereiches und folglich eine neue Rallyebewegung." Solange wir die oben dargelegten Rahmenbedingungen im weiteren Verlauf einhalten, kann schlussfolgernd gesagt werden: Blaues Hufeisen liebt West Texas Intermediate!"

Auch wenn manch anderer Elliott-Waver seit Längerem einen dramatischen Kursverfall im WTI und eine Halbierung des Preises erwartet, sehen wir dies auf mittelfristige Sicht keineswegs auf uns zukommen und erwarten durchaus zeitnah wieder Kurse deutlich über 100 $ das Barrel.

Wenn Sie Interesse an kostenlosen täglichen und wöchentlichen Marktupdates zu Gold, Silber, WTI und dem S&P 500 der Hopf-Klinkmüller Capital Management KG haben, dann schicken Sie einfach eine E-Mail mit Ihrem Namen und E-Mail-Adresse an Anmeldung@hkcmanagement.de. Beim Stichwort DE30 erhalten Sie zusätzlich kostenlose Analysen zum DAX.


© Philip Hopf
Hopf-Klinkmüller Capital Management KG



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