Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Euro- Schwäche setzt SNB unter Druck

13.09.2014  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
Das Bestreben der Schweizer Notenbank (SNB), den Frankenkurs von der Aufwertung abzuhalten, kann für die Schweiz ruinös werden.

Um die Aufwertung des Franken gegenüber dem Euro aufzuhalten, hat die Schweizer Notenbank (SNB) bereits am 6. September 2011 einen Mindestkurs von 1,20 CHF pro Euro festgesetzt. Diesen Wechselkurs "verteidigt" sie, weil sie fürchtet, eine Franken-Aufwertung würde der Schweizer Volkswirtschaft schaden. Wenn sich der Franken im Devisenmarkt auf wertet, kauft die SNB Euro und bezahlt die Käufe mit neu geschaffenen Franken.

Durch die Euro-Käufe sind die Fremdwährungsreserven der SNB mittlerweile auf etwa 457 Mrd. CHF angeschwollen - und belaufen sich damit auf etwa 77 Prozent des Schweizer Bruttoinlandsproduktes! 2007 waren es noch 9,3 Prozent.

Wenn die EZB zur Geldmengenvermehrung schreitet, dürfte der Franken wieder stärker gefragt sein. Folglich könnte die SNB in die Verlegenheit geraten, noch mehr Euro aufkaufen zu müssen, um den Franken-Wechselkurs bei 1,20 zu halten.

Die SNB hat sich damit auf ein heikles Unterfangen eingelassen. Denn damit ihr Wechselkursziel glaubwürdig ist aus Sicht der Finanzmarktteilnehmer, muss sie die Geldpolitik der EZB quasi bedingungslos mitverfolgen. Kämen (auch nur der leiseste) Zweifel bei den Finanzmarktakteuren auf, dass es den Schweizern irgendwann reichen wird und sie es vorziehen, den Wechselkurs frei zu lassen, um damit einer heimischen Inflationierung zu entgehen, würden spekulative Kapitalflüsse in erheblichem Umfang in Gang gesetzt werden.

Open in new window

In der Erwartung einer kommenden Franken-Aufwertung (also des Endes der Politik des Mindestwechselkurses), würden Investoren Franken nachfragen und Euro dafür anbieten. Letztere werden von der SNB gekauft und vergrößern ihre ohnehin schon gewaltigen Euro-Bestände.

Bei Freigabe des Franken-Wechselkurses verbuchen die vorausschauenden Investoren Gewinne. Bei der SNB fallen Verluste an, weil die Euro, in Franken gerechnet, dann weniger wert sind. Die Verluste wären von den Schweizer Bürgern zu tragen. Entweder in Form niedrigerer Ausschüttungen der SNB an die Kantone oder in Form einer notwendigen Rekapitalisierung der Bank auf Kosten der Steuerbürger.

Vermutlich rührt das Problem, der sich die SNB gegenübersieht, daraus, dass man Ende 2011 in der SNB glaubte, mit einem Mindestwechselkurs den "momentanen Übertreibungen" im Franken-Euro-Wechselkurs (und so stufte man es wohl auf Schweizer Seite ein) begegnen zu können.

Dabei hat man jedoch die Rechnung ohne die EZB gemacht. Mittlerweile dürfte nicht nur deutlich geworden sein, dass sich die wirtschaftlichen und finanziellen Verhältnisse im Euroraum alles andere als erfreulich entwickeln, sondern vor allem auch, dass sich die EZB von ihren vertraglichen Vorgaben und Restriktionen losgerissen hat.

Nicht niedrige Inflation ist ihr Ziel, sondern der Zusammenhalt des Euroraums. Hätten die Schweizer also 2011 gewusst, von welcher Geldpolitik sie sich abhängig machen, hätten sie sich vielleicht anders entschieden.

Wie dem auch sei. Wenn die SNB an ihrem Wechselkurszielfesthält und die EZB mit einer großangelegten QE-Politikaufwartet, können die Beträge rasch so groß werden, dass der SNB keine andere Wahl bleibt, als den Franken-Wechselkurs freizugeben.


© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Quelle: Auszug aus dem Marktreport der Degussa Goldhandel GmbH



Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"