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Angst liegt in der Luft!

22.09.2014  |  David Chapman
- Seite 3 -
Ein möglicher, oft übersehener Punkt im Krieg gegen IS ist, dass IS die Grenzen von Ländern verändern will, welche in dieser Form seit dem Versailler Vertrag von 1919 bestehen, als Großbritannien und Frankreich am Ende des Ersten Weltkriegs die Überreste des Osmanischen Reiches aufteilten, ohne Rücksicht auf die dort lebenden Menschen zu nehmen. IS war zuvor schon in Syrien aktiv und doch kam der Krieg gegen IS erst in Fahrt, als IS die Grenze zum Irak überquerte und Zeichen der Grenze zu entfernen begann, um so ein sunnitisches Kalifat zu erreichten, dass sich von Syrien bis in den Irak erstreckt. Sollte dies gelingen, könnte IS die Kirkuk-Ölfelder im Norden des Irak unter seine Kontrolle bringen. Diese Ölfelder werden derzeit mehr oder weniger von den Kurden kontrolliert.

Die Krise in der Ostukraine hat größeres Potential für eine zerstörerische Wirkung. Die Sanktionen gegen Russland sind Handelssanktionen. Russland ist die achtgrößte Wirtschaft der Welt und besitzt die Möglichkeit, wirtschaftlich zurückzuschlagen. Handelskriege zahlen sich nicht aus. In diesen Fällen verlieren beide Seiten und solch eine Situation ähnelt der “Beggar thy neighbour”-Politik in Form kompetitiver Abwertungen der heimischen Währung und eines Währungskriegs in den 1930er-Jahren. Die damals ergriffenen Maßnahmen trugen nach Meinung vieler maßgeblich zur Großen Depression bei.

Die finanzielle Situation der Welt ist unsicher. Es gibt vielfach Anzeichen, dass viele EU-Banken pleite sind. Die US-Banken haben große Liquiditätsprobleme. Die EU plant, sich auf eine weitere Runde QE einzulassen. Japan hat für den Großteil der letzten zwei Jahrzehnte QE bereitgestellt und es hat ausschließlich dazu geführt, dass das Verhältnis von Regierungsschulden zu BIP mit über 200% auf das höchste aller wichtigen westlichen Wirtschaften gesprungen ist.

Das Verhältnis von US-Regierungsschulden zu BIP liegt bei über 100%, dennoch preist jeder eine Erholung der US-Wirtschaft an, selbst während die EU und Japan zurück in eine Rezession rutschen und die Mittelmeerländer in der EU in einer Depression verbleiben. Zahlreiche EU-Länder haben ein Schulden-BIP-Verhältnis von über 100 und selbst die großen, wichtigen EU-Länder (Deutschland, Großbritannien, Frankreich) haben Schulden-BIP-Verhältnisse von über 80. Ein Schulden-BIP-Verhältnis von über 100 kann laut der meisten Wirtschaftswissenschaftler mindestens 1% des Wirtschaftswachstums kosten.

Was noch schlimmer ist, die schuldenbeladenen westlichen Wirtschaften, angeführt von Großbritannien und den USA, setzen die NATO-Mitglieder unter Druck, aufgrund Russland und der Ukraine-Krise ihre Verteidigungsausgaben zu erhöhen. Bedenkt man, dass viele von ihnen unter Sparmaßnahmen leiden oder ihre Schulden verringern wollen, wird es vermutlich an den USA - der Nation mit der weltweit größten Schuldenlast - hängen bleiben, die NATO-Kräfte in Europa anzuführen.

In einer Reihe von Ländern gibt es Abspaltungsbewegungen und diese könnten sich bei Erfolg wirtschaftlich als ziemlich destabilisierend auswirken. Nachdem die Umfragen auf einen möglichen Erfolg der schottischen Separationsbemühungen hindeuteten, ist das Britische Pfund bereits deutlich gefallen und britische Politiker sind nach Schottland geeilt, um eine Abspaltung zu verhindern. Politische Karrieren hängen vom Ausgang der Abstimmung ab. Wirtschaftliche und soziale Instabilität könnten auf ein "Ja" folgen.

In Spanien wird es ein Referendum in Katalonien geben. Die Unterstützung für eine Abspaltung von Spanien ist geteilt. Sollte Katalonien Spanien verlassen, könnte dies verheerend für die spanische Wirtschaft sein, in der 25% Arbeitslosigkeit herrschen, 50% Arbeitslosigkeit unter der jungen Bevölkerung, ein Kreditausfall bereits gefährlich nah war und es immer wieder zu sozialen Unruhen kommt, einschließlich Zusammenstößen mit der Polizei.

Sollte sich Schottland erfolgreich von Großbritannien abspalten (nach 300 Jahren), könnte dies zu anderen Separationsbewegungen führen in Europa, Asien und selbst Nordamerika, wo es in Kanada bereits Abspaltungsbewegungen in Quebec und Alberta gab und selbst in den USA, wo Abspaltungsanträge in ein paar Instanzen bis vor den Kongress eines Bundesstaates gelangt sind. Je nach Separationsbewegung können diese Bemühungen friedlich sein, oder aber auf eine militärische Antwort stoßen, wie wir es in der Ukraine erlebt haben.

Schnell wachsende Schulden; Unfähigkeit, die Exzesse zu korrigieren, welche zum Finanzcrash 2008 führten; insolvente Banken, die durch QE-Programme aufgepäppelt werden; wachsende geopolitische Unsicherheit mit der Möglichkeit eines Krieges zwischen den Großen Mächten; und Abspaltungsbewegungen in mehreren Ländern, die zu wirtschaftlichen, finanziellen, sozialen und militärischen Störungen sowie weiteren Separationsbewegungen führen könnten.

Wo ist die Angst? Der "Angst-Index" von Turk nähert sich einer steigenden Trendlinie vom Tief 2001. Dies ähnelt der Annäherung an die steigende Trendlinie in den 1970er-Jahren. Als der "Angst-Index" von Turk wieder aufwärts strebte, stieg Gold von 100 $ auf 850 $. Die Goldstimmung ist ziemlich negativ. Die Aktienmarktstimmung andererseits befindet sich auf dem Niveau des Hochs von 1987 und sogar über den Höhepunkten von 2000 und 2007. Es häufen sich die Einschätzungen eines Goldcrashs auf 1.000 $ und sogar auf 700 $, während der Dow Jones auf 20.000 bis 25.000 anwachsen soll.

Vor diesem Hintergrund versuchen Russland und China sich weiter von einer Verwendung des US-Dollar im Handel zu entfernen. China hat zahlreiche Swap-Vereinbarungen mit mehreren Ländern getroffen, um den Handel in Yuan abzuwickeln. Die jüngste dieser Vereinbarungen wurde mit Argentinien geschlossen. In mehreren Ländern entstehen Yuan-Handelszentren. Russland und China sind mit dem Bau einer großen Pipeline beschäftigt, mit der Russland seine Energieexporte auf Asien konzentrieren kann und nicht auf die EU. Russland und China werden in Rubel und Yuan handeln.

Russland verlangt zunehmend Zahlungen in Rubel von der EU. Dies sind Angriffe auf die Vorherrschaft des US-Dollar als Weltreservewährung, obwohl weder der russische Rubel noch der chinesische Yuan über die Konvertibilität und globale Akzeptanz des US-Dollar verfügen.

Die Welt scheint auf eine Zeit wirtschaftlicher, finanzieller, geopolitscher und sozialer Unsicherheit zuzusteuern. Angst liegt in der Luft. Aber schenkt dem jemand Beachtung?


© David Chapman
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Dieser Artikel wurde exklusiv für GoldSeiten.de übersetzt.




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