Harte Klunker gegen weiche Währung
13.02.2006 | Hans Jörg Müllenmeister
Beginnt sich erst einmal ein neuer Trend wie an den Rohstoffmärkten zu etablieren, finden sich die ersten "Börsenhirten" dazu berufen, die Anlegerherde zu den Fleischtöpfen dieses neuen Segments heran zu führen. Für den einzelnen kann das unbekannte Terrain mit Fußangeln gespickt sein, denn vielfach kennt der Anleger kaum die Hintergründe zu seinem neuen Engagement. Nachdem man bereits seit Jahren den Rohstoff Öl, dann die Edelmetalle propagiert hat - und das mit Fug und Recht - fragte sich manches Börsenblatt: "da gab’s doch noch was", und flugs war man bei dem Stoff angekommen, der wie ehemals das Gold, jahrzehntelang unbeachtet dahin dümpelte, weil er keine Zinsen abwarf. Dieser von der Damenwelt geschätzte "Kohlen-Stoff", könnte sich bis zum Ende des Jahrzehnts zu einer Topanlage entwickeln, denn in den 70er Jahren verzwanzigfachte er sich im Preis. Bereits im Oktober 2004 habe ich in Sicheres Geld ausführlich über "Fancy Diamonds" berichtet. Aus aktuellem Anlaß möchte ich Ihnen besondere Diamanten als mögliches Investment näher bringen, allerdings aus einem ungewöhnlichen Blickwinkel und mit dem nötigen Augenmaß.
Werte entstehen erst, wenn dahinter ein Markt steckt
Bei einer einzelnen Rarität wäre ein Liebhaberpreis fiktiv ohne Relation. Erst am Markt entwickelt sich eine Wertbeimessung. Als z.B. 1967 die neuentdeckten, saphirblauen Tansanite aus Tansania nach Amerika kamen, gab es dafür keinen Markt. Man bezog sich auf den Preis von Rohamethyst mit einigen hundert Mark pro kg. Die Edelsteine sahen für den Laien ja so ähnlich aus. Erst die weltweite Vermarktung - Werbung - durch die Juwelierkette Tiffany hievte den Preis sogar noch über den des Saphirs mittlerer Qualität, auf damals 1.200 DM pro Karat. Die Werbung schlug sensationell ein, Tiffany strich einige 10.000% ein.
Selbst wenn wir Durchschnittsbürger museale Raritäten nur bewundern, indessen nicht erwerben können, entsteht ein Interesse oder eine Art Sehnsucht, etwas Vergleichbares auf bescheidenerem Level zu besitzen. So bildet sich ein Markt heraus. Ein derartiger Event, eine "Bekanntgabe", bietet jetzt die Sonderausstellung "Diamonds" des Natural History Museum in London, die bis zum 26. Februar 2006 läuft, Info: 004(0)2079425000.
Diamanten-Show in London - ein Appetitanreger auf den härtesten Stoff der Welt
Bereits die videoüberwachte Cromwell Road zum Museum gleicht dem Hochsicherheitstrakt eines Gefängnises. Orwell läßt grüßen. Im Museum selbst sind hinter dickem Panzerglas die Diamanten-Prunkstücke aus aller Herren Länder eingekerkert. Da ballen sich astronomische Werte der Exponate zu einer glitzernden Show zusammen. Schon einer der kleinsten Diamanten, der blutrote 5,11-karätige "Moussaieff Red", ist mit einem Preis von 4,5 Mio. Euro unterlegt. Ja, alle außergewöhnlichen Diamanten sind durch einen Namen geadelt. So auch der größte je gefundene rosafarbene 60-karätige "Steinmetz Pink" Diamant. Angesichts des riesigen, gelblichen 407-Karäters "The Incomparable Diamond" - der Unvergleichliche - Fundort Kongo, bleibt den Vorbeidefilierenden die Spucke weg. Auch der völlig reine 203-Karäter des Diamantensyndikats De Beers, der "De Beers Millenium Star", prangt hinter Panzerglas. Die Ausstellung zeigt nicht nur historisches Geschmeide; man erfährt auch etwas über Entstehung und Gewinnung der Diamanten, und selbst etwas über den atomaren Aufbau und den industriellen Einsatz von Diamanten. Eigentlich ist diese phantastische Darstellung eine perfekte Inszenierung des Sponsors De Beers im Museumsgewand. Wie gesagt, es bilden sich Begehrlichkeiten aus, so entstehen letztlich Preise. Die verpackte Werbebotschaft heißt: Fancy Diamonds, also farbige Diamanten, begehrenswerte Objekte aller höchsten Ranges.
Was man Ihnen als Diamant-Investor alles vorsetzt
Vergessen Sie alle Scheinfakten, die Sie aus Börsenblättern geboten bekommen. Ob die weltweite Diamantenförderung pro Jahr 100 oder 120 Mio. Karat beträgt und ob davon 10 oder 20% in die Schmuckindustrie wandert, das darf für Sie kein Entscheidungskriterium sein, in den Markt einzusteigen. Eins sollten Sie wissen: Der Monopolist De Beers "kultiviert" diese Statistiken selbst. Vergessen Sie auch das laienhafte Gebabbel der schreibenden Zunft, die Zirkonia als einen synthetischen Diamant erklärt. Genauer gesagt, Kubik-Zirkonia ist ein künstliches Produkt, das mit dem Diamant nur eine Ähnlichkeit hat, nämlich seine hohe Lichtbrechung und das nur "fast", sonst aber nichts. Dagegen ist man heute durchaus in der Lage, synthetische Diamanten - Gebilde, die dem echten Diamanten in allen physikalischen und chemischen Eigenschaften gleich sind - relativ preiswert industriell auch in größeren Exemplaren zu produzieren. Die Crux der damit verbundenen Täuschungsmanöver ist ein weites Feld, auf das ich hier nicht eingehe.
De Beers steuert selbst den Diamantenmarkt
Gegen Sie davon aus, dass der Diamantenmarkt, egal wieviel und in welchen Qualitäten (es gibt mehr als 7.000 Qualitätsstufen beim Rohdiamanten) produziert wird, vom Diamantensyndikat De Beers gesteuert wird. Die Angebotsseite der Oligarchen bestimmt den Preis. De Beers kann das Angebot künstlich verknappen, es fluten, nötigenfalls Diamanten zurückkaufen, um den Markt auszutrocknen. All das hat es schon gegeben. Dass sollten Sie bedenken, ohne dass ich hier näher über die Preis-Kryptik spreche. Sie werden sich fragen, warum De Beers als Aktiengesellschaft nicht mehr gelistet ist. Nun, wenn Sie in einer "Großfamilie" soviel Geld besitzen, dass es Ihnen aus den Ohren quillt, dann brauchen Sie den Aktienmarkt nicht mehr als Kapitalbeschaffer.
Lernen Sie aus historischer Markterfahrung
Je bedrohlicher die Inflation in den 70er Jahren wurde, um so mehr vertraute man auf Sachwerte, vor allem auf Gold. Schließlich kannte ein jeder das gelbe Metall, aber Diamanten? Parallel zu Gold, das wissen die wenigsten, stieg auch der Preis für Diamanten. Um aber mit Diamanten umzugehen, braucht man spezielle Fachkenntnisse; damals wie heute hatten und haben das die wenigsten Anleger. Sie ließen sich durch sogenannte Anlagediamanten blenden, die mit exorbitanten Preisen von eloquenten Telefonverkäufern unters Volk gebracht wurden. In der Endphase des hysterischen Marktes gab es wahnsinnige Preisschübe. Danach kam es zu einem Preiskollaps. Ich möchte Sie vor dem Schicksal der Betuchten, aber Leichtgläubigen der 70er Jahre bewahren. Verfallen Sie nicht in den gleichen Fehler, denn es bahnt sich ein ähnliches Szenario wie damals an. Gewiß, das harte Kohlenstoff-Gebilde Diamant hat in Inflationszeiten etwas Monetäres an sich: Diamanten können im wahrsten Sinne des Wortes zur härtesten und mobilsten Währung der Welt aufsteigen.
Aktuelles Marktgeschehen: hinter den Kulissen des Großhandels
Diamantengeschäfte werden auf der internationalen Bühne traditionsgemäß in Dollar abgewickelt. Seit einem Jahr ist ein klarer Aufwärtstrend erkennbar; dieser geht einher mit der Dollarschwäche. Pathetisch ausgedrückt: Das schlaue Kapital flüchtet sich wie ein scheues Reh mehr und mehr in harte "Sachwährungen" wie Gold, Silber und auch Diamanten. Das Segment ist aber differenziert zu betrachten. Deutschland spielt international nur eine unbedeutende Rolle, aber klar ist, die Preise für Diamanten sind hier seit zwei Jahren um 20 bis 30% gestiegen. Dies betrifft vor allem große, qualitativ hochwertige Exemplare, also Steine über 8 ct. Hier besteht weltweit eine große Nachfrage.
Eine herausragende Sonderstellung nehmen naturfarbene Diamanten ein, die erst gar nicht in den normalen Juweleneinzelhandel gelangen. Diese hochseltenen, farbige Launen der Natur werden im Markt vorher abgeschöpft. Es sieht so aus, dass große Diamantenschleifereien selbst als Käufer auftreten und wenig Interesse zeigen, Fancy Diamonds weiter zu verkaufen. Das gleiche Hortungsphänomen konnte ich bei Opalhändlern in Idar-Oberstein beobachten. Diamant-Sonderlinge ab 1 ct mit edler Farbe haben sich sogar in ihrem Preis verdoppelt - ein Ende dieser Preisentwicklung ist nicht abzusehen. Vor allem die Nachfrage aus asiatischen Ländern, etwa aus Indonesien, Taiwan, Malaysia und Japan ist erdrückend, das Angebot an farbigen Diamanten dagegen ist extrem gering. Übrigens, in den weltgrößten Zinnminen Malaysias, die steinreichen chinesischen "Zinn-Baronen" gehören, findet man gelegentlich als "Zubrot" auch Diamanten aus tertiären geologischen Verfrachtungen.
So entstand der Markt für Pink-Diamanten
Farbige und gleichsam rare Naturgeschenke sind unterschiedlich häufig verteilt. Etwa 95% aller Farbdiamanten entfallen allein auf gelbe und braune Farbnuancen, die im Prinzip aus jeder Diamantenmine stammen könnten. In der Seltenheitsskala rangiert hinter den Ausnahmefarben Grün und Blau das Rot mit all seinen Farbsättigungen. Die Historie belegt, dass farbige Diamanten aus verschiedenen Fundorten der Welt stammen. Etwa aus Amerika der gelbe 17-karätige Rohdiamant Arkansas; aus Indien der tiefblaue Hope von 44,5 ct; der 41karätige Grüne Dresdner - eine Seltenheit ersten Ranges - stammt ebenfalls aus Indien; aus Brasilien der Darcy Vargas, ein brauner Rohdiamant von 455 ct; aus Südafrika der champagnerfarbene 490 ct schwere Kimberley.
Gelegentliche Glücksfunde von rosafarbenen Diamanten schufen bis in die 80er Jahre noch keinen Markt. Das änderte sich rapide, als man 1986 im Nordwesten Australiens in der Nähe des künstlichen Argyle-Sees mit der gleichnamigen Mine in Produktion ging. Zum ersten Mal in der Diamantengeschichte stieß man nachhaltig auf rote Diamanten im Muttergestein Lamproit. Nur hier finden sich die Spitzenqualitäten "deep pink diamonds", die exklusive Fundstelle dafür überhaupt auf Erden. Die Produktion, die zwischenzeitlich deutlich zurückging, will man durch Erschließung weiterer Pipes (ehemalige Vulkanschlote) neue Impulse geben. Die Minengesellschaft Argyle Diamond ist in Perth ansässig. Da es sich bei Diamanten um eine sensible Branche handelt, kann ich an dieser Stelle keine Firmen nennen. Aber eine dringende Warnung: Keinesfalls sollten Sie auf Telefonverkäufer hereinfallen, die Ihnen Farbdiamanten zu extrem überhöhten Preisen anbieten.
Warum sind für Sie rote Diamanten als Investment interessant?
Auch weniger Betuchte können in das physische Investment Farbdiamanten einsteigen. Gelbe Exemplare bilden zu den roten Sonderlingen eine preiswerte Alternative. Die Zeiten sind vorbei, als sich unter den Partien der wesentlich preiswerteren Industrie-Rohdiamanten gelegentlich ein schönes gelbes Exemplar als Schnäppchen versteckte. Diese "stickstoffdotierten Gelblinge" sind besonders hart. Heute sind diese Partien "gelbfrei" sortiert.
Wenn Sie die wirtschaftliche Zukunft weniger rosig sehen, können Sie gewinnbringend in rosafarbene Diamanten investieren. Diese exotische Wertsicherung bietet enorme Vorteile gegenüber allen Buntpapieren mit Schuldschein-Charakter. Farbdiamanten sind dagegen unvergänglich, leichtmobil, resistent und extrem wertkonzentriert. Natürlich werden im Zuge der Rohstoffhausse bis 2010 und darüber hinaus sogar farblose Diamanten beträchtlich an Wert gewinnen, vielleicht noch stärker als in den 70er Jahren, aber ein prächtiger Farbdiamant ist eben der Rolls Royce unter den Diamanten. Danach werden Betuchte immer gieren. Dafür besteht jederzeit ein Käufermarkt, erst recht in Inflations- und Krisenzeiten. Jetzt einzusteigen ist ideal, da dieser Markt von breiten Kreisen der Bevölkerung weder bekannt noch als glänzende Investmentchance wahrgenommen werden kann.
Diamanten-Aktien für das spekulative Geld
Neben der "Hardware" Farbdiamant gibt es auch "Paperware" in Form von Aktien. Hier sehe ich allerdings auch ein Risiko, denn Sie sind von der Management-Qualität des Unternehmens abhängig. Außerdem sind Sie nicht gezielt in ausgewählte Top-Diamanten investiert. Empfehlenswert ist der Rohstoff-Gigant Anglo American WKN 922169. Dieser breit aufgestellte Global Player ist auf fast allen Kontinenten aktiv und fördert u.a. Kohle, Gold, Platin. Anglo besitzt über 50% an Ashanti/Ghana. 15% des 5 Milliarden US$ Umsatzes stammt allein aus dem Diamantengeschäft. Die 45%-Beteiligung an De Beers könnte Börsenphantasie wecken. Sobald die Rohstoffe in ihre zweite Haussephase geraten, wird der Kurs der Anglo American aus der Range 16 bis 21 Euro nach oben ausbrechen.
Ein beachtenswertes, reinrassiges Diamantenunternehmen ist die kanadische Aber Diamond WKN 872110, Order vorzugsweise an der Heimatbörse Toronto. Erst 2003 ging das Unternehmen mit der Mine Diavik in den Nordwest Territorien in Produktion und förderte 3,8 Mio. ct. In Zukunft sind 10 Mio. ct pro Jahr an Diamantenausbeute geplant. Seit Anfang des Jahres zeigt der Aktienkurs einen Aufwärtstrend. Die zitierte clevere Juwelierkette Tiffany pflegt eine Minenbeteiligung mit der Diamantenquelle Aber Diamond. Auch der weltbekannte New Yorker Juwelier Harry Winston, der übrigens dem Smithsonian Institut in Washington den erwähnten schönsten Farbdiamant der Welt, den blauen Hope schenkte, pflegt engste Geschäftsbeziehungen mit Aber Diamond. Es dürfte nicht das Dümmste sein, wenn Sie sich auch mit entsprechenden Aktien an A. D. beteiligen.
© Hans Jörg Müllenmeister
Werte entstehen erst, wenn dahinter ein Markt steckt
Bei einer einzelnen Rarität wäre ein Liebhaberpreis fiktiv ohne Relation. Erst am Markt entwickelt sich eine Wertbeimessung. Als z.B. 1967 die neuentdeckten, saphirblauen Tansanite aus Tansania nach Amerika kamen, gab es dafür keinen Markt. Man bezog sich auf den Preis von Rohamethyst mit einigen hundert Mark pro kg. Die Edelsteine sahen für den Laien ja so ähnlich aus. Erst die weltweite Vermarktung - Werbung - durch die Juwelierkette Tiffany hievte den Preis sogar noch über den des Saphirs mittlerer Qualität, auf damals 1.200 DM pro Karat. Die Werbung schlug sensationell ein, Tiffany strich einige 10.000% ein.
Selbst wenn wir Durchschnittsbürger museale Raritäten nur bewundern, indessen nicht erwerben können, entsteht ein Interesse oder eine Art Sehnsucht, etwas Vergleichbares auf bescheidenerem Level zu besitzen. So bildet sich ein Markt heraus. Ein derartiger Event, eine "Bekanntgabe", bietet jetzt die Sonderausstellung "Diamonds" des Natural History Museum in London, die bis zum 26. Februar 2006 läuft, Info: 004(0)2079425000.
Diamanten-Show in London - ein Appetitanreger auf den härtesten Stoff der Welt
Bereits die videoüberwachte Cromwell Road zum Museum gleicht dem Hochsicherheitstrakt eines Gefängnises. Orwell läßt grüßen. Im Museum selbst sind hinter dickem Panzerglas die Diamanten-Prunkstücke aus aller Herren Länder eingekerkert. Da ballen sich astronomische Werte der Exponate zu einer glitzernden Show zusammen. Schon einer der kleinsten Diamanten, der blutrote 5,11-karätige "Moussaieff Red", ist mit einem Preis von 4,5 Mio. Euro unterlegt. Ja, alle außergewöhnlichen Diamanten sind durch einen Namen geadelt. So auch der größte je gefundene rosafarbene 60-karätige "Steinmetz Pink" Diamant. Angesichts des riesigen, gelblichen 407-Karäters "The Incomparable Diamond" - der Unvergleichliche - Fundort Kongo, bleibt den Vorbeidefilierenden die Spucke weg. Auch der völlig reine 203-Karäter des Diamantensyndikats De Beers, der "De Beers Millenium Star", prangt hinter Panzerglas. Die Ausstellung zeigt nicht nur historisches Geschmeide; man erfährt auch etwas über Entstehung und Gewinnung der Diamanten, und selbst etwas über den atomaren Aufbau und den industriellen Einsatz von Diamanten. Eigentlich ist diese phantastische Darstellung eine perfekte Inszenierung des Sponsors De Beers im Museumsgewand. Wie gesagt, es bilden sich Begehrlichkeiten aus, so entstehen letztlich Preise. Die verpackte Werbebotschaft heißt: Fancy Diamonds, also farbige Diamanten, begehrenswerte Objekte aller höchsten Ranges.
Was man Ihnen als Diamant-Investor alles vorsetzt
Vergessen Sie alle Scheinfakten, die Sie aus Börsenblättern geboten bekommen. Ob die weltweite Diamantenförderung pro Jahr 100 oder 120 Mio. Karat beträgt und ob davon 10 oder 20% in die Schmuckindustrie wandert, das darf für Sie kein Entscheidungskriterium sein, in den Markt einzusteigen. Eins sollten Sie wissen: Der Monopolist De Beers "kultiviert" diese Statistiken selbst. Vergessen Sie auch das laienhafte Gebabbel der schreibenden Zunft, die Zirkonia als einen synthetischen Diamant erklärt. Genauer gesagt, Kubik-Zirkonia ist ein künstliches Produkt, das mit dem Diamant nur eine Ähnlichkeit hat, nämlich seine hohe Lichtbrechung und das nur "fast", sonst aber nichts. Dagegen ist man heute durchaus in der Lage, synthetische Diamanten - Gebilde, die dem echten Diamanten in allen physikalischen und chemischen Eigenschaften gleich sind - relativ preiswert industriell auch in größeren Exemplaren zu produzieren. Die Crux der damit verbundenen Täuschungsmanöver ist ein weites Feld, auf das ich hier nicht eingehe.
De Beers steuert selbst den Diamantenmarkt
Gegen Sie davon aus, dass der Diamantenmarkt, egal wieviel und in welchen Qualitäten (es gibt mehr als 7.000 Qualitätsstufen beim Rohdiamanten) produziert wird, vom Diamantensyndikat De Beers gesteuert wird. Die Angebotsseite der Oligarchen bestimmt den Preis. De Beers kann das Angebot künstlich verknappen, es fluten, nötigenfalls Diamanten zurückkaufen, um den Markt auszutrocknen. All das hat es schon gegeben. Dass sollten Sie bedenken, ohne dass ich hier näher über die Preis-Kryptik spreche. Sie werden sich fragen, warum De Beers als Aktiengesellschaft nicht mehr gelistet ist. Nun, wenn Sie in einer "Großfamilie" soviel Geld besitzen, dass es Ihnen aus den Ohren quillt, dann brauchen Sie den Aktienmarkt nicht mehr als Kapitalbeschaffer.
Lernen Sie aus historischer Markterfahrung
Je bedrohlicher die Inflation in den 70er Jahren wurde, um so mehr vertraute man auf Sachwerte, vor allem auf Gold. Schließlich kannte ein jeder das gelbe Metall, aber Diamanten? Parallel zu Gold, das wissen die wenigsten, stieg auch der Preis für Diamanten. Um aber mit Diamanten umzugehen, braucht man spezielle Fachkenntnisse; damals wie heute hatten und haben das die wenigsten Anleger. Sie ließen sich durch sogenannte Anlagediamanten blenden, die mit exorbitanten Preisen von eloquenten Telefonverkäufern unters Volk gebracht wurden. In der Endphase des hysterischen Marktes gab es wahnsinnige Preisschübe. Danach kam es zu einem Preiskollaps. Ich möchte Sie vor dem Schicksal der Betuchten, aber Leichtgläubigen der 70er Jahre bewahren. Verfallen Sie nicht in den gleichen Fehler, denn es bahnt sich ein ähnliches Szenario wie damals an. Gewiß, das harte Kohlenstoff-Gebilde Diamant hat in Inflationszeiten etwas Monetäres an sich: Diamanten können im wahrsten Sinne des Wortes zur härtesten und mobilsten Währung der Welt aufsteigen.
Aktuelles Marktgeschehen: hinter den Kulissen des Großhandels
Diamantengeschäfte werden auf der internationalen Bühne traditionsgemäß in Dollar abgewickelt. Seit einem Jahr ist ein klarer Aufwärtstrend erkennbar; dieser geht einher mit der Dollarschwäche. Pathetisch ausgedrückt: Das schlaue Kapital flüchtet sich wie ein scheues Reh mehr und mehr in harte "Sachwährungen" wie Gold, Silber und auch Diamanten. Das Segment ist aber differenziert zu betrachten. Deutschland spielt international nur eine unbedeutende Rolle, aber klar ist, die Preise für Diamanten sind hier seit zwei Jahren um 20 bis 30% gestiegen. Dies betrifft vor allem große, qualitativ hochwertige Exemplare, also Steine über 8 ct. Hier besteht weltweit eine große Nachfrage.
Eine herausragende Sonderstellung nehmen naturfarbene Diamanten ein, die erst gar nicht in den normalen Juweleneinzelhandel gelangen. Diese hochseltenen, farbige Launen der Natur werden im Markt vorher abgeschöpft. Es sieht so aus, dass große Diamantenschleifereien selbst als Käufer auftreten und wenig Interesse zeigen, Fancy Diamonds weiter zu verkaufen. Das gleiche Hortungsphänomen konnte ich bei Opalhändlern in Idar-Oberstein beobachten. Diamant-Sonderlinge ab 1 ct mit edler Farbe haben sich sogar in ihrem Preis verdoppelt - ein Ende dieser Preisentwicklung ist nicht abzusehen. Vor allem die Nachfrage aus asiatischen Ländern, etwa aus Indonesien, Taiwan, Malaysia und Japan ist erdrückend, das Angebot an farbigen Diamanten dagegen ist extrem gering. Übrigens, in den weltgrößten Zinnminen Malaysias, die steinreichen chinesischen "Zinn-Baronen" gehören, findet man gelegentlich als "Zubrot" auch Diamanten aus tertiären geologischen Verfrachtungen.
So entstand der Markt für Pink-Diamanten
Farbige und gleichsam rare Naturgeschenke sind unterschiedlich häufig verteilt. Etwa 95% aller Farbdiamanten entfallen allein auf gelbe und braune Farbnuancen, die im Prinzip aus jeder Diamantenmine stammen könnten. In der Seltenheitsskala rangiert hinter den Ausnahmefarben Grün und Blau das Rot mit all seinen Farbsättigungen. Die Historie belegt, dass farbige Diamanten aus verschiedenen Fundorten der Welt stammen. Etwa aus Amerika der gelbe 17-karätige Rohdiamant Arkansas; aus Indien der tiefblaue Hope von 44,5 ct; der 41karätige Grüne Dresdner - eine Seltenheit ersten Ranges - stammt ebenfalls aus Indien; aus Brasilien der Darcy Vargas, ein brauner Rohdiamant von 455 ct; aus Südafrika der champagnerfarbene 490 ct schwere Kimberley.
Gelegentliche Glücksfunde von rosafarbenen Diamanten schufen bis in die 80er Jahre noch keinen Markt. Das änderte sich rapide, als man 1986 im Nordwesten Australiens in der Nähe des künstlichen Argyle-Sees mit der gleichnamigen Mine in Produktion ging. Zum ersten Mal in der Diamantengeschichte stieß man nachhaltig auf rote Diamanten im Muttergestein Lamproit. Nur hier finden sich die Spitzenqualitäten "deep pink diamonds", die exklusive Fundstelle dafür überhaupt auf Erden. Die Produktion, die zwischenzeitlich deutlich zurückging, will man durch Erschließung weiterer Pipes (ehemalige Vulkanschlote) neue Impulse geben. Die Minengesellschaft Argyle Diamond ist in Perth ansässig. Da es sich bei Diamanten um eine sensible Branche handelt, kann ich an dieser Stelle keine Firmen nennen. Aber eine dringende Warnung: Keinesfalls sollten Sie auf Telefonverkäufer hereinfallen, die Ihnen Farbdiamanten zu extrem überhöhten Preisen anbieten.
Warum sind für Sie rote Diamanten als Investment interessant?
Auch weniger Betuchte können in das physische Investment Farbdiamanten einsteigen. Gelbe Exemplare bilden zu den roten Sonderlingen eine preiswerte Alternative. Die Zeiten sind vorbei, als sich unter den Partien der wesentlich preiswerteren Industrie-Rohdiamanten gelegentlich ein schönes gelbes Exemplar als Schnäppchen versteckte. Diese "stickstoffdotierten Gelblinge" sind besonders hart. Heute sind diese Partien "gelbfrei" sortiert.
Wenn Sie die wirtschaftliche Zukunft weniger rosig sehen, können Sie gewinnbringend in rosafarbene Diamanten investieren. Diese exotische Wertsicherung bietet enorme Vorteile gegenüber allen Buntpapieren mit Schuldschein-Charakter. Farbdiamanten sind dagegen unvergänglich, leichtmobil, resistent und extrem wertkonzentriert. Natürlich werden im Zuge der Rohstoffhausse bis 2010 und darüber hinaus sogar farblose Diamanten beträchtlich an Wert gewinnen, vielleicht noch stärker als in den 70er Jahren, aber ein prächtiger Farbdiamant ist eben der Rolls Royce unter den Diamanten. Danach werden Betuchte immer gieren. Dafür besteht jederzeit ein Käufermarkt, erst recht in Inflations- und Krisenzeiten. Jetzt einzusteigen ist ideal, da dieser Markt von breiten Kreisen der Bevölkerung weder bekannt noch als glänzende Investmentchance wahrgenommen werden kann.
Diamanten-Aktien für das spekulative Geld
Neben der "Hardware" Farbdiamant gibt es auch "Paperware" in Form von Aktien. Hier sehe ich allerdings auch ein Risiko, denn Sie sind von der Management-Qualität des Unternehmens abhängig. Außerdem sind Sie nicht gezielt in ausgewählte Top-Diamanten investiert. Empfehlenswert ist der Rohstoff-Gigant Anglo American WKN 922169. Dieser breit aufgestellte Global Player ist auf fast allen Kontinenten aktiv und fördert u.a. Kohle, Gold, Platin. Anglo besitzt über 50% an Ashanti/Ghana. 15% des 5 Milliarden US$ Umsatzes stammt allein aus dem Diamantengeschäft. Die 45%-Beteiligung an De Beers könnte Börsenphantasie wecken. Sobald die Rohstoffe in ihre zweite Haussephase geraten, wird der Kurs der Anglo American aus der Range 16 bis 21 Euro nach oben ausbrechen.
Ein beachtenswertes, reinrassiges Diamantenunternehmen ist die kanadische Aber Diamond WKN 872110, Order vorzugsweise an der Heimatbörse Toronto. Erst 2003 ging das Unternehmen mit der Mine Diavik in den Nordwest Territorien in Produktion und förderte 3,8 Mio. ct. In Zukunft sind 10 Mio. ct pro Jahr an Diamantenausbeute geplant. Seit Anfang des Jahres zeigt der Aktienkurs einen Aufwärtstrend. Die zitierte clevere Juwelierkette Tiffany pflegt eine Minenbeteiligung mit der Diamantenquelle Aber Diamond. Auch der weltbekannte New Yorker Juwelier Harry Winston, der übrigens dem Smithsonian Institut in Washington den erwähnten schönsten Farbdiamant der Welt, den blauen Hope schenkte, pflegt engste Geschäftsbeziehungen mit Aber Diamond. Es dürfte nicht das Dümmste sein, wenn Sie sich auch mit entsprechenden Aktien an A. D. beteiligen.
© Hans Jörg Müllenmeister