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Sorge vor "Euro-Krise 2.0"

26.10.2014  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
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Die Tiefzinspolitik sorgt zum Beispiel dafür, dass Sparer enteignet werden zu Gunsten hochverschuldeter Länder; und auch die Geldmengenausweitung begünstigt Banken auf Kosten der Geldhalter.

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Abbildung links: Quelle: Bloomberg, eigene Berechnung
Abbildung rechts: Quelle: Bloomberg. *CDS = Credit Default Swap Spread. Die Preise für diese Kreditausfallversicherungen können als Indikator für die vermutete Kreditausfallwahrscheinlichkeit der Schuldner gedeutet werden.


Nicht parlamentarisch legitimiert

Besonders brisant ist, dass eine solche Umverteilungspolitik parlamentarisch nicht legitimiert ist - und vermutlich bei offener Darlegung der Tatsachen auch keine mehrheitliche Zustimmung erhalten würde.

Das Euro-Projekt hängt folglich nicht von seiner wirtschaftlichen Tragfähigkeit ab, sondern es steht und fällt mit der Leidensbereitschaft der "Netto-Zahler", die bei der großangelegten Umverteilung zur Ader gelassen werden.

Ein erneutes Nachlassen des Wirtschaftswachstums - verbunden mit steigender Arbeitslosigkeit und den damit einhergehenden (sozial-)politischen Folgen - könnte daher zu einer neuerlichen "Euro-Krise" führen.

Das wäre etwa der Fall, wenn die Bereitschaft der Netto-Zahler endet, der bisherigen Umverteilungspraxis tatenlos zuzusehen - und daraufhin der EZB verboten wird, immer mehr Wertpapiere zu kaufen.

Die wachsende Sorge vor einer Konjunktureintrübung hat sich bereits in einer erhöhten Skepsis gegenüber den Euro-Banken gezeigt - und zwar in einem Ansteigen der Preise für Versicherungen gegen Kreditausfälle.

Das mag den EZB-Rat bewogen haben, seine geldpolitische Gangart zu beschleunigen - indem jetzt Wertpapiere am Markt aufgekauft und die Käufe mit neu geschaffenem Geld bezahlt werden.

Doch das ist - wie im vorangegangenen Artikel dargelegt - eine Geldpolitik, die der Volkswirtschaft letztlich immer mehr Geld verabreichen muss, damit sie ihre Wirksamkeit nicht einbüßt.

Doch der Versuch, mangelnde Wirtschaftsleistung mit dem Ausweiten der Geldmenge zu übertünchen, wird früher oder später in einer für alle sichtbaren Geldentwertung zutage treten.

Angesichts der derzeit verfolgten Politiken erscheint der Euroraum daher in der Tat verwundbar, sollte es, wie vielerorts bereits befürchtet wird, tatsächlich zu einer Eintrübung der weltweiten Konjunkturlage kommen. Dann könnte schnell die "Euro-Krise 2.0" vor der Tür stehen.

Eine solche Krise wäre vermutlich keine Kreditkrise, sondern möglicherweise eine Währungskrise, weil Investoren fürchten müssten, dass die offenen Rechnungen ungehemmt mit neu geschaffenem Geld beglichen würden.


© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Quelle: Auszug aus dem Marktreport der Degussa Goldhandel GmbH


Anmerkung Redaktion: Herr Polleit ist Referent auf der diesjährigen Internationalen Edelmetall- und Rohstoffmesse, die am 7. & 8. November in München stattfindet.



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