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Wachstum oder weiter Krise?

18.05.2004  |  Prof. Dr. Eberhard Hamer
Die von der Bundesregierung mit jährlich ca. 50 Mio. Euro bezahlten Wirtschaftsinstitute, alle Regierungskanäle und die politisch korrekte Presse verkünden für das nächste Jahr "wiederum ein Wachstum von 1,5 bis 2 %". Damit soll den Bürgern eingeredet werden, die Krise sei vorüber. Es ginge wieder aufwärts. Die Politik der Bundesregierung habe Erfolg. Man brauche keine Angst um die Zukunft mehr zu haben.

Hinter vorgehaltener Hand erklären die offiziell Wachstum erkündenden Wissenschaftler, daß natürlich von Wachstum nur die Rede sein könne, wenn alle offiziellen Korrekturpläne verwirklicht würden, z.B. die Steuerreform, die Arbeitsmarktreform, die Reform der vor die Wand gefahrenen Sozialsysteme, die Entbürokratisierung und wenn der Dollarkurs nicht weiter fiele. Alle diese Wachstumsvoraussetzungen werden aber nicht erfüllt werden, treten nicht ein, sind nicht einmal theoretisch erfüllbar, wie wir in dem Buch "Was passiert, wenn der Crash kommt?" nachgewiesen haben.

In den vergangenen Jahrzehnten haben unsere Politiker die Wahlen regelmäßig durch Versprechen von zusätzlichen Sozialleistungen gewonnen und damit eine "Sozialherrschaft über Sozialuntertanen" errichtet, welche inzwischen so ausgebaut und zementiert ist, daß die Politik aus Furcht vor der Wut der Wähler zumindest kurzfristig nicht mehr korrigiert werden kann, auch wenn sie erkennbar in den Crash treibt. Es würde geradezu eine Revolution in der sozialfeudalgesellschaft entstehen, wenn entweder die angeblich "wohlerworbenen Rechte" der Sozialuntertanen oder die Privilegien der herrschenden Sozialfunktionäre angetastet würden. Regierungen in einer Gefälligkeitsdemokratie können eben ihren Wählern die süße Droge der Sozialleistungen nicht mehr straflos entziehen. Sie würden bei Wahlen mehr Undank ernten, als sie vorher an politischem Dank mit ihren Wahl-Sozialgeschenken erzielt hatten. Wer den Massen Sozialwohltaten entzieht, würde aus dem Amt fliegen, läßt es also lieber sein.

Zusätzlich haben mehr als 600 mächtige Lobbyorganisationen ihre jeweiligen Vergünstigungen, ihre gesetzliche Bevorzugung und das Gesamtsystem unserer organisierten Interessen so verzahnt, daß sie keinerlei Einbußen ihrer gemeinsamen Macht, ihres Einflusses und ihrer Vorteile mehr dulden.

Wir stehen also reformpolitisch wie beim Schach im Patt. Niemand der Mitspieler kann sich frei bewegen, ohne eigenen Schaden zu erleiden. Man läßt deshalb den Karren einfach den Berg herunterrollen, verbreitet Optimismus und Gesundbeterei und hofft, daß der Markt – die Krise – den notwendigen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Korrekturbedarf schließlich automatisch regelt.

Die Unfähigkeit der deutschen Regierung in Berlin, welche immer mit Trippelschritten den notwendigen Anpassungszwängen hinterher trippelt, und die Unfähigkeit der Opposition, die wahre Lage zu erkennen und statt kleiner Anpassungen endlich ehrlich „Blut, Schweiß und Tränen“ zu verlangen, werden Deutschland nicht aus der Krise ziehen, sondern weiter in die Krise treiben.

  • Die Lohnkosten werden nicht entscheidend gesenkt, bleiben daher international wettbewerbswidrig.

  • Die überbordende Regulierung mit 90 000 Vorschriften und die Bürokratie mit jährlich über 1000 Stunden kostenloser Pflichten pro Betrieb lassen unternehmerische Freiheit kaum noch zu.

  • Die Steuern und Soziallasten sind in Deutschland höher als im Umland und führen zur Abwanderung der Leistungsträger.

  • Dafür wandern Hundertausende armer, unqualifizierter Sozialimmigranten jährlich zu, um vom deutschen Sozialsystem besser als von heimischer Arbeit zu leben.

  • Nicht nur Deutschland, sondern alle Staaten, vor allem die USA, wollen echte Korrekturen durch eine wachsende Verschuldung vermeiden und werden doch damit nur eine immer stärkere Inflation erzeugen.

  • Jeder appelliert an eine angebliche „Solidarität“ aller anderen, um seine eigenen Vorteile zu sichern. Eine ethische Grundlage für Solidarität erkennt aber niemand mehr für sich selbst an.


  • Unser Staat und unsere Politik befinden sich in der Situation eines Suchtkranken, der durch immer stärkere Dosen von Drogen aus der Wirklichkeit in den Rausch der Scheinwelt flüchtet, letztlich aber dem Zusammenbruch nicht entgehen kann.

    Und der Staat, unsere Wirtschaft und unsere Sozialsysteme leben von der Verschuldung wie von einer Wechselreiterei, bei welcher immer höhere Verpflichtungen für eine immer weitere Zukunft übernommen werden, um die gegenwärtige Scheinblüte damit noch aufrechtzuerhalten. Der Kollaps ist unvermeidlich.

    Wir haben in dem Buch „Was passiert, wenn der Crash kommt?“ lange darüber nachgedacht, ob ein plötzlicher Crash oder ein langsamer Abstieg in die Rezession wahrscheinlicher sei. Inzwischen ist klar: Wenn es zum großen Bankenkrach in den USA kommt, weil Banken ihre Derivate nicht mehr einlösen können, und wenn der Staat diese Banken nicht mehr auffangen kann, kommt es zum Crash.

    Kommt er nicht, ist ein langsames Abgleiten in die Rezession sicher, deren erste Stufe wir mit dem Börsenkrach schon erlebt haben, deren zweite Stufe mit dem Bankenkrach vor uns steht und in deren dritter Stufe dann der Realcrash dem Massenzusammenbruch von Betrieben, Arbeitsplätzen, Einkommen und einer Verarmung von Mittelstand und Arbeiterschaft folgen wird.

    Insofern erleben wir die gleiche zwangsläufige Korrekturfolge wie nach der Scheinblüte der „goldenen Neunziger“, wie wir Anfang der dreißiger Jahre die Weltwirtschaftskrise nach den „goldenen Zwanzigern“
    erlebt haben. Aber es gibt dennoch Trost gegen die Krise:

    1. Keine Depression dauert ewig. Die längste hat Anfang der dreißiger Jahre 5 Jahre gedauert. Dann ging es wieder aufwärts; es hat allerdings 25 Jahre gedauert, bis die Situation wie vor dem Absturz wieder erreicht war.
    2. Nicht alle verlieren im Crash. Wer sich richtig vorbereitet, auf die Krise einstellt, seine Vermögensdispositionen – die wir im Buch dargestellt haben – richtig trifft, kommt besser durch die Krise als andere.
    3. Man kann sogar in der Krise Gewinner werden, wenn man vorher richtig disponiert hat und dann das billig auffangen kann, was andere nicht mehr halten können.
    4. Vor allem gibt die Generalbereinigung der Depression unserer Jugend wieder Entwicklungsfreiheit, weil die Schulden und Soziallasten der alten Generation zusammengeschmolzen sind, sich als trügerisch erwiesen haben und der Jugend nicht mehr angelastet werden können.

    Insofern ist die Krise auch – wie ein Winter gegenüber dem Sommer – immer eine "schöpferische Zerstörung", zwingt sie die Menschen doch wieder zu neuer Solidität, zu Fleiß, Anspannung, ethischen Werten und Bescheidenheit, die wir alle im Taumel der Scheinblüte verlassen hatten.

    Den Leserinnen und Lesern der "Vertraulichen Mitteilungen" wünsche ich, daß sie nicht auf die veröffentlichte Meinung hereinfallen, sondern sich selbst ein nüchternes Bild über die voraussichtliche Entwicklung des nächsten Jahres 2004 machen, daß sie mit Hilfe unseres "Crash-Buches" die notwendigen Dispositionen für die Krise treffen und dadurch besser durch die Krise kommen als andere, daß sie unsere Ratschläge auch in der Krise nutzen, um die Krise für sich selbst als Chance zu sehen!


    © Prof. Dr. Eberhard Hamer (12/2003)

    Quelle: aus der Sonderausgabe II/2003 der "VERTRAULICHEN MITTEILUNGEN, einem Informationsbrief für Politik, Wirtschaft und Geldanlage. Der Brief wurde 1951 von Artur Missbach gegründet und erscheint allwöchentlich.

    Download: komplette Sonderausgabe II/2003 (PDF-Datei, 97 kB)



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