Was wäre wenn der Euro zerbricht?
20.02.2006 | Walter K. Eichelburg
Aus verschiedenen Leseranfragen sowie der Literatur kommt öfters die Frage: wie lange wird der Euro halten? Was passiert, wenn er zerbricht. In diesem Artikel versuche ich ein Euro-Zerfalls-Szenario zu beschreiben. Ob es so eintreten wird, kann derzeit nicht vorhergesagt werden. Tatsache ist aber, dass der Euro wie allen anderen Währungen auch primär ein Derivat des US-Dollars ist und darüberhinaus noch für verschiedene Kulturen gilt.
Wenn Imperien und Staaten pleite gehen
In der jüngeren europäischen Geschichte gibt es genügend Beispiele für den Zerfall von Imperien und Staaten. Ursache ist praktisch immer der wirtschaftliche/finanzielle/politische Bankrott des früheren Gebildes.
Beispiele:
a.) Der Ostblock zerfiel 1989/1990 in rasender Geschwindigkeit. Die früheren sowjetischen Satellitenstaaten wurden wieder souverän. Damit verschwand auch der "Transferrubel".
b.) 1991 war dann die Sowjetunion selbst dran. Nachdem die baltischen Staaten ausgetreten waren, entschloss sich Russland unter Boris Jeltzin den selben Schritt zu tun. Der Rest zerfiel dann von selbst in Einzelstaaten
c.) 1993 zerfiel die Tschechoslowakei in 2 Staaten. Nachdem der damalige slowakische Regional-Chef Meciar dauernd von Austritt gesprochen hatte, warfen die Tschechen die Slowakei einfach hinaus.
d.) 1992 zerfiel das multiethnische Gebilde Jugoslawien. Diesmal gab es aber mehrere furchtbare Kriege, bis die Amerikaner 1995 die Verantwortlichen auf einer Air Force Base in Ohio "einsperrten", bis ein Kompromiss erreicht war.
Hyperinflation: In allen betroffenen Staaten gab es massive Währungs-Abwertungen, in den meisten Fällen sogar eine Hyperinflation. So verhungerten und erfroren während der russischen Hyperinflation 1993/94 etwa 3 Millionen Menschen. Während die allgemeine Bevölkerung massiv verarmte, entstanden die "Oligarchen", eine kleine Schicht immens reicher Leute, die sich die Betriebe spottbillig unter den Nagel rissen. Hyperinflationen sind immer sehr günstige Gelegenheiten für Sachinvestitionen, wenn man sie aus einer stabilen Währung heraus macht.
Meist wird ein solcher Zerfall von den Experten kaum vorhergesehen wie Michael Cox am Beispiel der Sowjetunion zeigt: "The End of the Cold War and why we failed to predict it".
Die allgemeine Weltlage Anfang 2006
Derzeit ist das weltweite Finanzsystem extrem angespannt. Die unglaublichen Handelsbilanz-Ungleichgewichte zwischen China und den USA schreien förmlich nach einem "Ausgleich". In diesem Artikel soll aber nicht näher darauf eingegangen werden, da es dazu ohnehin schon genügend Literatur gibt.
Es sollte aber darauf hingewiesen werden, dass der Auslöser für einen weltweiten Finanzkollaps entweder von den USA oder von China kommen wird, wahrscheinlich von den USA. Diese beiden Länder sind extreme Beispiele mit einem total überschuldeten Finanzsystem. Aber auch der Rest der Welt (EU, Japan) ist nur etwas besser dran. Sollte noch ein USA-Iran Krieg kommen, ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass der große, weltweite Dollar-Abverkauf beginnt. Besonders, falls die USA Atomwaffen einsetzen sollten.
Was mit dem Dollar und der US-Wirtschaft passieren wird, darüber wird heftig zwischen Deflationisten und Inflationisten diskutiert, aber nicht was dabei mit den anderen Währungen passieren wird.
Es könnte schon relativ bald mit dem Dollar-Abverkauf losgehen, z.B. Pravda.ru, vom 14.01.2006: "The dollar may fall this March". Ab einer Abwertung des USD von 30% gegenüber dem Euro wird nach dem Artikel nach Aussagen von Standard & Poors Experten ein sofortiger Kollaps der US-Wirtschaft prognostiziert. Spätestens 3 Monate später soll dann auch Europa dran sein. Solche Prognosen gibt es viele, aber das ist einer der wenigen Artikel, die Zahlen dazu angeben.
Kein Wunder, das die EZB und Japan mit niedrigen Zinsen versuchen, den Dollar zu stützen.
Was passiert, wenn es passiert:
Nur, wie beeinflusst das die anderen Währungen?
Der Euro im US-Kollaps
Egal welches Szenario in den USA eintritt, es wird eine massive Flucht in alle halbwegs stabilen Währungen wie Euro, Yen, Kanadischer Dollar, Schweizer Franken einsetzen. Und natürlich in Gold und Silber. Es ist zu erwarten, dass der Goldpreis dann schnell über 1.000 US$/oz steigt. Denn die beteiligten Geldmengen sind gigantisch.
Es ist zu erwarten, dass die USA Devisenkontrollen gegen Geldabfluss und die Fluchtländer solche gegen Geldzufluss einrichten.
Die Frage ist nun natürlich, wie weit werden die europäischen Großbanken wie Deutsche Bank, UBS, etc. direkt in einen US-Derivatencrash verwickelt und gehen dann möglicherweise gleich mit unter. Das lässt sich schwer vorhersagen.
Das führt vorübergehend zu einer massiven Aufwertung des Euro gegenüber dem USD. Alle Euro-Assets werden wahrscheinlich kurzfristig in die Höhe getrieben - bis die Realität einsetzt.
Der Ausfall des "Consumer of Last Resort"
Anschliessend wird natürlich der Ausfall der USA als grösster Abnehmer für die Exporteure der Welt bemerkbar. Nicht nur direkt, sondern auch indirekt. Etwa durch ausfallende Maschinen-Lieferungen aus Deutschland und Japan nach China.
Das führt im Endeffekt zu einer massiven Schrumpfung des Welt-Sozialprodukts. Richard Duncan weist in seinem Buch "The Dollar Crisis" von 2003 nach, dass die relativ kleine Krise ab 2001 das Wirtschaftswachstum in der EU praktisch auf 0 reduzierte. Das war nur durch den Einbruch der Investitionen. Er sagt auch, wenn die Immobilien-Bubble in den USA platzt (ist passiert), wird der Konsum einbrechen, dann geht es richtig los. Zum Abschluss prophezeit er das Ende des exportgetriebenen Wachstums. Das wird speziell die asiatischen Länder hart treffen.
Worauf Duncan nicht eingeht, ist, dass unsere schuldenbasierenden Währungssysteme mit kollabieren werden und ersetzt werden müssen. Denn auch in Japan und Europa ist die Gesamtverschuldung gigantisch hoch, von China gar nicht zu sprechen.
Es knistert im Euro-Gebälk
Japan, China und die USA haben jeweils eine "nationale" Währung. Der Euro-Raum dagegen ist aus verschiedensten Ethnien zusammengesetzt, mit einer gemeinsamen Währung darüber. Das macht den Euro zerbrechlicher als andere Währungen. Mehrere Autoren wie Günter Hannich weisen auf dieses Spannungsfeld hin.
Es ist bekannte Tatsache, dass in "wirtschaftlichen schlechten Zeiten" = Depression grosse, ethnisch und sprachlich diverse Staatenkonstrukte zerfallen, siehe Einleitung. In Zeiten der Depression schrumpft der Horizont der Leute auf das Naheliegende und Gemeinsame.
Zerfallskandidaten:
1. Die EU
Diese ist ein inhomogenes Gebilde mit einer riesigen Bürokratie darüber. Sobald die EU-Staaten pleite gehen (und das sind sie schon fast) wird niemand mehr Geduld und Geld dafür übrig haben.
Die Ablehnung der EU-Verfassung in Frankreich und den Niederlanden 2005 war ein Omen dafür.
2. China
Das ist ein ethnisch heterogenes Land, dem die offizielle Staatssprache Mandarin mit aller Gewalt aufgepresst wird. Beim wirtschaftlichen Niedergang nach einer gewaltigen Schuldenimplosion wird es massive Unruhen und Revolutionen geben.
3. Die USA
Dieses Land wird von der Depression sicher am härtesten getroffen, ist aber nicht so homogen wie man glaubt. Da gibt es immer noch den Unterschied zwischen Nord- und Südstaaten. Dazu kommt noch die faktische Latino-Mehrheit in Kalifornien.
4. Verschiedene europäische Länder
An erster Stelle ist hier sicher Spanien zu nennen. Aber auch Grossbritannien und Deutschland sowie Italien könnten in Frage kommen. Gibt es denn keinen Unterschied zwischen Ossis und Wessis sowie Bayern und Preussen mehr?
Bereits 2005 hat ein italienischer Minister (Lega Nord) öffentlich vom Austritt Italiens aus der EU gesprochen. Italien ist sicher ein primärer Ausstiegskandidat, aber auch Griechenland.
Der Euro zerfällt
Nehmen wir jetzt an, Europa stürzt kurz nach den USA und China in eine tiefe wirtschaftliche Depression. Die Staatsausgaben steigen gigantisch, die Steuereinnahmen brechen ein. Was passiert?
Dass die Aktienkurse hinunterfallen, ist wohl selbstverständlich. Das Hauptproblem ist aber die riesige Verschuldung von Staaten, Firmen und teilweise Privatpersonen. Es ist in Deutschland heute bereits so, dass die Städte schon ihre Rathäuser verkaufen müssen, um noch an etwas Geld zu kommen. Alles andere wie Wohnungen ist schon verkauft.
Es ist zu erwarten, wenn die Kredit-Bubble in den USA platzt, daß das kurz darauf auch in Europa passiert und die Zinsen massiv steigen. Sowohl Privatpersonen als auch Firmen und Staaten sind heute kurzfristig finanziert. Wenn diese Kredite nicht mehr übergerollt werden können, ist es vorbei. Soetwas ist auch in den 30er Jahren in Deutschland passiert.
Also, der Stress der Staaten wird so gross, dass sie sich in Euro nicht mehr finanzieren können. Was werden sie tun? Aus reinem Selbsterhaltungstrieb der Bürokratien werden einige Staaten den Euro verlassen und national eine neue Währung einführen. Möglicherweise passiert das nach einem Regierungswechsel - Argentinien hat 2002 in wenigen Monaten 5 Präsidenten "verbraucht". Die Staatsschulden werden auf diese neue Währung umgeschrieben und von der nationalen Zentralbank monetisiert. Das wird aber alle ausländischen Anleihenhalter blitzartig dazu bewegen, diese Papiere zu verkaufen. Die betroffene neue Währung stürzt damit ins Bodenlose - Hyperinflation. Der Staatsbankrott ist auch so nicht aufzuhalten, aber noch etwas hinauszuschieben.
Die Alternative wäre natürlich, gemeinsam in den Staatsbankrott zu gehen. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist bei 12 Euro-Staaten aber gering. Eine Möglichkeit wäre aber, dass eine Kerngruppe um Deutschland und Frankreich einen "Rest-Euro" erhält, während die Peripherie ausscheidet.
Das Schicksal anderer Währungen:
Dieses hängt selbstverständlich mit den Staaten zusammen. Wenn die USA und China zerfallen sollten, wird es auch keinen US-Dollar oder Yuan in heutiger Form mehr geben. Japan wird als Einheit wahrscheinlich erhalten bleiben, aber der Yen wird wegen der immensen Staatschulden abgeschrieben werden müssen.
Was bedeutet das für den Anleger?
Der grösste Teil der Finanzwerte, insbesondere der Staatsanleihen wird abgeschrieben werden müssen. Aktien von überlebenden Firmen werden mit Restwert überleben.
A Golden Sunrise
Peter George beschreibt es in "Greenspan´s Ducks take Flight" wunderbar am Beispiel der USA. Das wichtigste Element der wirtschaftlichen Absturzes ist der Ausstieg der Investoren aus den Bonds.
Wenn die Investoren nicht mehr an die Sicherheit des Dollars und der US-Treasuries glauben, dann flüchten sie auch aus den anderen Fiat-Währungen. Wohin: Gold und Silber.
Bitte halten Sie die Gold- und Silberpreise von Jason Hommel in "Future Gold & Silver Prices" für möglich. Er prognostiziert 40.000 US$/oz für Gold und 8.000 US$/oz für Silber. Der Dollar ist dann warscheinlich nicht mehr viel wert und der Euro existiert überhaupt nicht mehr.
Hugo Salinas Price hält in "What´s Up With Gold" jede Zahl für den Goldpreis für vorstellbar:
In der Zwischenzeit könnten natürlich zur Freunde der Gesellianer ("Freigeld"-Anhänger) noch verschiedene regionale Zettelwährungen zirkulieren. Aber als echte, international verwendbare Währung wird schlussendlich nur noch Gold akzeptiert werden. Vergessen Sie bitte nicht, der Verkäufer muss eine bestimmte Währung auch als Bezahlung akzeptieren, sonst liefert er nicht. Das mussten schon die Nazis feststellen, wenn sie Güter in der Schweiz oder sonstwo kaufen wollten.
Die 1-Million Euro Banknote wird es kaum geben, aber sehr wohl von dem "Zettelgeld" das nachfolgt.
Schlussbemerkungen
Da kann auch Otmar Issing, Chef-Volkswirt der EZB in einem FAZ-Interview vom 13.2. 2006 sagen: "Der Euro wird sehr, sehr, lange leben". Er ist schliesslich ein Angestellter dieser Bank. Aber allein die Tatsache, dass solche Aussagen notwendig sind, macht einen nachdenklich.
Bis jetzt hat man den Schein einer "stabilen Währung" erhalten können. Seit Bestehen des Euro ist die M3 Geldmenge jährlich um ca. 9% gewachsen. Das zeigt massive monetäre Inflation an, die bisher in die Finanz-Assets wie Bonds gegangen ist. Wenn dieses Geld von dort flüchtet, sieht es ganz anders aus. Dann kommen die internen Spannungen im Euro richtig zum Vorschein, besonders wenn Staaten wegen drohenden Bankrotts ausscheiden sollten.
Es gibt bereits vereinzelt Literatur, die auf ein Euro-Zerbrechen eingeht, aber primär scheint es sich um ein Tabu-Thema zu handeln. Also ist es Zeit, dieses für alle Investoren in Europa wichtige Thema einmal aufzugreifen.
© Walter Eichelburg
Wenn Imperien und Staaten pleite gehen
In der jüngeren europäischen Geschichte gibt es genügend Beispiele für den Zerfall von Imperien und Staaten. Ursache ist praktisch immer der wirtschaftliche/finanzielle/politische Bankrott des früheren Gebildes.
Beispiele:
a.) Der Ostblock zerfiel 1989/1990 in rasender Geschwindigkeit. Die früheren sowjetischen Satellitenstaaten wurden wieder souverän. Damit verschwand auch der "Transferrubel".
b.) 1991 war dann die Sowjetunion selbst dran. Nachdem die baltischen Staaten ausgetreten waren, entschloss sich Russland unter Boris Jeltzin den selben Schritt zu tun. Der Rest zerfiel dann von selbst in Einzelstaaten
c.) 1993 zerfiel die Tschechoslowakei in 2 Staaten. Nachdem der damalige slowakische Regional-Chef Meciar dauernd von Austritt gesprochen hatte, warfen die Tschechen die Slowakei einfach hinaus.
d.) 1992 zerfiel das multiethnische Gebilde Jugoslawien. Diesmal gab es aber mehrere furchtbare Kriege, bis die Amerikaner 1995 die Verantwortlichen auf einer Air Force Base in Ohio "einsperrten", bis ein Kompromiss erreicht war.
Hyperinflation: In allen betroffenen Staaten gab es massive Währungs-Abwertungen, in den meisten Fällen sogar eine Hyperinflation. So verhungerten und erfroren während der russischen Hyperinflation 1993/94 etwa 3 Millionen Menschen. Während die allgemeine Bevölkerung massiv verarmte, entstanden die "Oligarchen", eine kleine Schicht immens reicher Leute, die sich die Betriebe spottbillig unter den Nagel rissen. Hyperinflationen sind immer sehr günstige Gelegenheiten für Sachinvestitionen, wenn man sie aus einer stabilen Währung heraus macht.
Meist wird ein solcher Zerfall von den Experten kaum vorhergesehen wie Michael Cox am Beispiel der Sowjetunion zeigt: "The End of the Cold War and why we failed to predict it".
Die allgemeine Weltlage Anfang 2006
Derzeit ist das weltweite Finanzsystem extrem angespannt. Die unglaublichen Handelsbilanz-Ungleichgewichte zwischen China und den USA schreien förmlich nach einem "Ausgleich". In diesem Artikel soll aber nicht näher darauf eingegangen werden, da es dazu ohnehin schon genügend Literatur gibt.
Es sollte aber darauf hingewiesen werden, dass der Auslöser für einen weltweiten Finanzkollaps entweder von den USA oder von China kommen wird, wahrscheinlich von den USA. Diese beiden Länder sind extreme Beispiele mit einem total überschuldeten Finanzsystem. Aber auch der Rest der Welt (EU, Japan) ist nur etwas besser dran. Sollte noch ein USA-Iran Krieg kommen, ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass der große, weltweite Dollar-Abverkauf beginnt. Besonders, falls die USA Atomwaffen einsetzen sollten.
Was mit dem Dollar und der US-Wirtschaft passieren wird, darüber wird heftig zwischen Deflationisten und Inflationisten diskutiert, aber nicht was dabei mit den anderen Währungen passieren wird.
Es könnte schon relativ bald mit dem Dollar-Abverkauf losgehen, z.B. Pravda.ru, vom 14.01.2006: "The dollar may fall this March". Ab einer Abwertung des USD von 30% gegenüber dem Euro wird nach dem Artikel nach Aussagen von Standard & Poors Experten ein sofortiger Kollaps der US-Wirtschaft prognostiziert. Spätestens 3 Monate später soll dann auch Europa dran sein. Solche Prognosen gibt es viele, aber das ist einer der wenigen Artikel, die Zahlen dazu angeben.
Kein Wunder, das die EZB und Japan mit niedrigen Zinsen versuchen, den Dollar zu stützen.
Was passiert, wenn es passiert:
- Die Deflationisten (Jay Taylor, Rick Ackerman, Mike Shedlock, Robert Prechter), sagen Cross-Defaults im Finanzsystem voraus, ausgelöst primär durch die vielen Derivate (ca. 350 Tln $ weltweit)
- Die Inflationisten (Mark Faber, Jim Puplava, usw.) sagen vorher noch eine kräftige Hyperinflation, erzeugt mit allen Mitteln, zumindest in den USA vorher.
Nur, wie beeinflusst das die anderen Währungen?
Der Euro im US-Kollaps
Egal welches Szenario in den USA eintritt, es wird eine massive Flucht in alle halbwegs stabilen Währungen wie Euro, Yen, Kanadischer Dollar, Schweizer Franken einsetzen. Und natürlich in Gold und Silber. Es ist zu erwarten, dass der Goldpreis dann schnell über 1.000 US$/oz steigt. Denn die beteiligten Geldmengen sind gigantisch.
Es ist zu erwarten, dass die USA Devisenkontrollen gegen Geldabfluss und die Fluchtländer solche gegen Geldzufluss einrichten.
Die Frage ist nun natürlich, wie weit werden die europäischen Großbanken wie Deutsche Bank, UBS, etc. direkt in einen US-Derivatencrash verwickelt und gehen dann möglicherweise gleich mit unter. Das lässt sich schwer vorhersagen.
Das führt vorübergehend zu einer massiven Aufwertung des Euro gegenüber dem USD. Alle Euro-Assets werden wahrscheinlich kurzfristig in die Höhe getrieben - bis die Realität einsetzt.
Der Ausfall des "Consumer of Last Resort"
Anschliessend wird natürlich der Ausfall der USA als grösster Abnehmer für die Exporteure der Welt bemerkbar. Nicht nur direkt, sondern auch indirekt. Etwa durch ausfallende Maschinen-Lieferungen aus Deutschland und Japan nach China.
Das führt im Endeffekt zu einer massiven Schrumpfung des Welt-Sozialprodukts. Richard Duncan weist in seinem Buch "The Dollar Crisis" von 2003 nach, dass die relativ kleine Krise ab 2001 das Wirtschaftswachstum in der EU praktisch auf 0 reduzierte. Das war nur durch den Einbruch der Investitionen. Er sagt auch, wenn die Immobilien-Bubble in den USA platzt (ist passiert), wird der Konsum einbrechen, dann geht es richtig los. Zum Abschluss prophezeit er das Ende des exportgetriebenen Wachstums. Das wird speziell die asiatischen Länder hart treffen.
Worauf Duncan nicht eingeht, ist, dass unsere schuldenbasierenden Währungssysteme mit kollabieren werden und ersetzt werden müssen. Denn auch in Japan und Europa ist die Gesamtverschuldung gigantisch hoch, von China gar nicht zu sprechen.
Es knistert im Euro-Gebälk
Japan, China und die USA haben jeweils eine "nationale" Währung. Der Euro-Raum dagegen ist aus verschiedensten Ethnien zusammengesetzt, mit einer gemeinsamen Währung darüber. Das macht den Euro zerbrechlicher als andere Währungen. Mehrere Autoren wie Günter Hannich weisen auf dieses Spannungsfeld hin.
Es ist bekannte Tatsache, dass in "wirtschaftlichen schlechten Zeiten" = Depression grosse, ethnisch und sprachlich diverse Staatenkonstrukte zerfallen, siehe Einleitung. In Zeiten der Depression schrumpft der Horizont der Leute auf das Naheliegende und Gemeinsame.
Zerfallskandidaten:
1. Die EU
Diese ist ein inhomogenes Gebilde mit einer riesigen Bürokratie darüber. Sobald die EU-Staaten pleite gehen (und das sind sie schon fast) wird niemand mehr Geduld und Geld dafür übrig haben.
Die Ablehnung der EU-Verfassung in Frankreich und den Niederlanden 2005 war ein Omen dafür.
2. China
Das ist ein ethnisch heterogenes Land, dem die offizielle Staatssprache Mandarin mit aller Gewalt aufgepresst wird. Beim wirtschaftlichen Niedergang nach einer gewaltigen Schuldenimplosion wird es massive Unruhen und Revolutionen geben.
3. Die USA
Dieses Land wird von der Depression sicher am härtesten getroffen, ist aber nicht so homogen wie man glaubt. Da gibt es immer noch den Unterschied zwischen Nord- und Südstaaten. Dazu kommt noch die faktische Latino-Mehrheit in Kalifornien.
4. Verschiedene europäische Länder
An erster Stelle ist hier sicher Spanien zu nennen. Aber auch Grossbritannien und Deutschland sowie Italien könnten in Frage kommen. Gibt es denn keinen Unterschied zwischen Ossis und Wessis sowie Bayern und Preussen mehr?
Bereits 2005 hat ein italienischer Minister (Lega Nord) öffentlich vom Austritt Italiens aus der EU gesprochen. Italien ist sicher ein primärer Ausstiegskandidat, aber auch Griechenland.
Der Euro zerfällt
Nehmen wir jetzt an, Europa stürzt kurz nach den USA und China in eine tiefe wirtschaftliche Depression. Die Staatsausgaben steigen gigantisch, die Steuereinnahmen brechen ein. Was passiert?
Dass die Aktienkurse hinunterfallen, ist wohl selbstverständlich. Das Hauptproblem ist aber die riesige Verschuldung von Staaten, Firmen und teilweise Privatpersonen. Es ist in Deutschland heute bereits so, dass die Städte schon ihre Rathäuser verkaufen müssen, um noch an etwas Geld zu kommen. Alles andere wie Wohnungen ist schon verkauft.
Es ist zu erwarten, wenn die Kredit-Bubble in den USA platzt, daß das kurz darauf auch in Europa passiert und die Zinsen massiv steigen. Sowohl Privatpersonen als auch Firmen und Staaten sind heute kurzfristig finanziert. Wenn diese Kredite nicht mehr übergerollt werden können, ist es vorbei. Soetwas ist auch in den 30er Jahren in Deutschland passiert.
Also, der Stress der Staaten wird so gross, dass sie sich in Euro nicht mehr finanzieren können. Was werden sie tun? Aus reinem Selbsterhaltungstrieb der Bürokratien werden einige Staaten den Euro verlassen und national eine neue Währung einführen. Möglicherweise passiert das nach einem Regierungswechsel - Argentinien hat 2002 in wenigen Monaten 5 Präsidenten "verbraucht". Die Staatsschulden werden auf diese neue Währung umgeschrieben und von der nationalen Zentralbank monetisiert. Das wird aber alle ausländischen Anleihenhalter blitzartig dazu bewegen, diese Papiere zu verkaufen. Die betroffene neue Währung stürzt damit ins Bodenlose - Hyperinflation. Der Staatsbankrott ist auch so nicht aufzuhalten, aber noch etwas hinauszuschieben.
Die Alternative wäre natürlich, gemeinsam in den Staatsbankrott zu gehen. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist bei 12 Euro-Staaten aber gering. Eine Möglichkeit wäre aber, dass eine Kerngruppe um Deutschland und Frankreich einen "Rest-Euro" erhält, während die Peripherie ausscheidet.
Das Schicksal anderer Währungen:
Dieses hängt selbstverständlich mit den Staaten zusammen. Wenn die USA und China zerfallen sollten, wird es auch keinen US-Dollar oder Yuan in heutiger Form mehr geben. Japan wird als Einheit wahrscheinlich erhalten bleiben, aber der Yen wird wegen der immensen Staatschulden abgeschrieben werden müssen.
Was bedeutet das für den Anleger?
Der grösste Teil der Finanzwerte, insbesondere der Staatsanleihen wird abgeschrieben werden müssen. Aktien von überlebenden Firmen werden mit Restwert überleben.
A Golden Sunrise
Peter George beschreibt es in "Greenspan´s Ducks take Flight" wunderbar am Beispiel der USA. Das wichtigste Element der wirtschaftlichen Absturzes ist der Ausstieg der Investoren aus den Bonds.
"They will all be gone by dawn. Then comes a Golden Sunrise"
Wenn die Investoren nicht mehr an die Sicherheit des Dollars und der US-Treasuries glauben, dann flüchten sie auch aus den anderen Fiat-Währungen. Wohin: Gold und Silber.
Bitte halten Sie die Gold- und Silberpreise von Jason Hommel in "Future Gold & Silver Prices" für möglich. Er prognostiziert 40.000 US$/oz für Gold und 8.000 US$/oz für Silber. Der Dollar ist dann warscheinlich nicht mehr viel wert und der Euro existiert überhaupt nicht mehr.
Hugo Salinas Price hält in "What´s Up With Gold" jede Zahl für den Goldpreis für vorstellbar:
"Stay tuned. It´s going to be a fantastic show."
In der Zwischenzeit könnten natürlich zur Freunde der Gesellianer ("Freigeld"-Anhänger) noch verschiedene regionale Zettelwährungen zirkulieren. Aber als echte, international verwendbare Währung wird schlussendlich nur noch Gold akzeptiert werden. Vergessen Sie bitte nicht, der Verkäufer muss eine bestimmte Währung auch als Bezahlung akzeptieren, sonst liefert er nicht. Das mussten schon die Nazis feststellen, wenn sie Güter in der Schweiz oder sonstwo kaufen wollten.
Die 1-Million Euro Banknote wird es kaum geben, aber sehr wohl von dem "Zettelgeld" das nachfolgt.
Schlussbemerkungen
Da kann auch Otmar Issing, Chef-Volkswirt der EZB in einem FAZ-Interview vom 13.2. 2006 sagen: "Der Euro wird sehr, sehr, lange leben". Er ist schliesslich ein Angestellter dieser Bank. Aber allein die Tatsache, dass solche Aussagen notwendig sind, macht einen nachdenklich.
Bis jetzt hat man den Schein einer "stabilen Währung" erhalten können. Seit Bestehen des Euro ist die M3 Geldmenge jährlich um ca. 9% gewachsen. Das zeigt massive monetäre Inflation an, die bisher in die Finanz-Assets wie Bonds gegangen ist. Wenn dieses Geld von dort flüchtet, sieht es ganz anders aus. Dann kommen die internen Spannungen im Euro richtig zum Vorschein, besonders wenn Staaten wegen drohenden Bankrotts ausscheiden sollten.
Es gibt bereits vereinzelt Literatur, die auf ein Euro-Zerbrechen eingeht, aber primär scheint es sich um ein Tabu-Thema zu handeln. Also ist es Zeit, dieses für alle Investoren in Europa wichtige Thema einmal aufzugreifen.
© Walter Eichelburg