Medien, Meinungen und Manipulationen
30.11.2014 | Manfred Gburek
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Awards heißen Auszeichnungen. Sie gehen zum Beispiel an den in der Vergangenheit besten Fondsmanager seiner Klasse. Doch Klassen wie deutsche Aktienfonds, hochverzinsliche Anleihen oder japanische Nebenwerte lassen sich beliebig erweitern und in Ergebnisse über ein Jahr, drei, fünf und zehn Jahre aufteilen - und schon hagelt es Dutzende von Awards. Obwohl sie allein für vergangene Leistungen vergeben werden, dienen sie Anbietern wie Banken oder Sparkassen für die in die Zukunft gerichtete Akquise.Bauherrenmodell ist eine während der Siebziger entstandene, auf Wohnimmobilien und Steuervorteilen basierende, in die Jahre gekommene Konstruktion, mit der sich überwiegend freie Vermittler und hohe Kredite gewährende Banken auf Kosten ihrer Kunden bereichert haben.
Dividenden-Stripping wird ein umstrittenes Steuersparmodell umschrieben, auf das einige reiche Promis reingefallen sind, die jetzt prozessieren: doppelte Erstattung der nur ein Mal gezahlten Kapitalertragsteuer.
Events nennt man Konzerte und Festivals, Golf- und Polo-Turniere, seit einigen Jahre auch Fußballspiele, mit denen in die VIP-Lounges gelockte Kunden bei Hummer und Schampus von der Finanzwirtschaft bestochen werden. Umso weniger können sie sich deren überteuerten Geldanlage-Angeboten entziehen.
Fondsgebundene Lebensversicherung ist eine Kombination aus gängigen Investmentfonds aller Art und einer Risikolebensversicherung. Dadurch lassen sich Provisionen, Gebühren und Aufschläge besser verstecken, als würde man die beiden Finanzprodukte gesondert anbieten.
Geschlossene Fonds investieren in Bürotürme, Einkaufszentren, Hotels, Schiffe usw. Dabei fallen für freie Vermittler stattliche Provisionen ab, für finanzierende Banken und Sparkassen in der Doppelrolle als Vermittler und Kreditgeber darüber hinaus auch Zinsen. Anleger gehen hier unternehmerische Risiken ein, ohne sich dessen immer bewusst zu sein, und sie können ihre Fonds erst nach vielen Jahren verkaufen oder alternativ mit erheblichen Abschlägen über Fondsbörsen.
Kapitallebensversicherung unterscheidet sich von der fondsgebundenen im Wesentlichen dadurch, dass sie auf festverzinslichen Wertpapieren basiert. Die lange Niedrigzinsphase macht Anlegern einen Strich durch die Rechnung: Versicherer können ihre ursprünglichen Versprechen nicht mehr einhalten, viele Kunden drohen in die Armutsfalle zu tappen.
Kickback oder Retrozession ist eine üble Masche, mit der zum Beispiel Banken ihren Kunden hohe Provisionen in Rechnung stellen, die sie danach zum Teil den mit ihnen kooperierenden Vermögensverwaltern weiterleiten. Die Methode ist auch beim Fondsverkauf verbreitet.
Offene Immobilienfonds galten mal als zwar langweilige, aber sichere Anlagen - bis die ersten von ihnen mangels Liquidität vorübergehend oder ganz geschlossen werden mussten. Die Gesetzesreform kam viel zu spät. Das Nachsehen haben bis heute die Anleger.
Sonderabschreibungen auf Immobilien in den neuen Bundesländern einschließlich ganz Berlin gab es während der 90er Jahre so reichlich, dass hoch besteuerte Anleger gierig zugriffen und Banken wie auch Sparkassen sogar total überteuerte Schrottimmobilien in der Pampa finanzierten. Daraus entstandene Privatinsolvenzen sind bis heute zu beklagen.
Unternehmensanleihen versprechen höhere Renditen als Bundesanleihen, Tages- oder Festgeld. Das hat sie ungeachtet ihrer Risiken - geringer Börsenhandel, drohender Zahlungsausfall, Pleite - populär gemacht. Doch jetzt häufen sich die Fälle, in denen Anleger ihren Einsatz abschreiben müssen, Ende längst noch nicht absehbar.
Zertifikate sind Anleihen. Geht ein Schuldner pleite, wie 2008 die Bank Lehman Brothers, ist das Geld weg - zwar eine Ausnahme, aber eine, unter deren Folgen viele Anleger noch heute leiden. Zertifikate treten in einer derartigen Vielfalt und Vielzahl auf, dass kaum ein Anleger sich zurechtfindet. Zudem sind die meisten viel zu kompliziert konstruiert. Für Zertifikate gilt im Branchenjargon dasselbe wie für Fonds: Sie werden nicht gekauft, sondern verkauft. Soll heißen: Im Zweifel verdienen an ihnen vornehmlich ihre Konstrukteure, die Banken.
© Manfred Gburek
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Herr Gburek ist Fachjournalist und Buchautor. Seine letzten Werke waren: "Das Goldbuch" (2005), das Wörterbuch "Geld und Gold klipp und klar von A bis Z" (2007) und "Die 382 dümmsten Sprüche der Banker" (2008).