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Schweizer sagen Nein zur Gold-Initiative - ein kurzer Kommentar

01.12.2014  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
Die Schweizer haben am 30. November 2014 die "Gold-Initiative" abgelehnt. 77,3 Prozent sprachen sich dagegen aus. (Zur Erinnerung: Die Initiative forderte, dass (1) die Schweizer Nationalbank (SNB) kein Gold mehr verkaufen darf, dass (2) die Schweizer Goldreserven in der Schweiz gelagert werden müssen, und dass (3) die SNB mindestens 20 Prozent ihrer Aktiva in Gold halten muss.)

Die Gründe für die Ablehnung mögen vielfältig sein. Es mag zwar vermutlich noch zu früh sein für eine abschließende Beurteilung. Jedoch drängen sich bereits an dieser Stelle zwei Gründe auf, die das Ergebnis erklären könnten:

(1) Die Gold-Initiative zielte darauf ab, ein Problem zu lösen, das für viele Menschen noch nicht offenkundig (genug) und sichtbar zutage getreten ist: die Entwertung der Kaufkraft des Schweizer Franken. Die Initiative war gewissermaßen „präventiv“, und das dürfte es ihr zu diesem Zeitpunkt erschwert haben, eine breite Zustimmung zu finden.

(2) Zudem hat sich im Vorfeld der Abstimmung eine vehemente Stimmenfront von „Experten“ in den Hauptmedien gegen die Initiative ausgesprochen. Den Befürwortern der Initiative ist es dabei ganz offensichtlich nicht gelungen, die Vernunftgründe ihres Vorhabens überzeugend zu erklären und gegen Kritik zu verteidigen.

Was werden die Folgen für den Franken-Wechselkurs sein? Die Antwort dürfte in entscheidendem Maße von der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) abhängen. Die EZB wird vermutlich recht bald auf eine Politik der Anleihekäufe und Geldmengenvermehrung einschwenken - die eine hohe Nachfrage nach Schweizer Franken auslösen kann. Denn viele Sparer und Investoren werden vermutlich nach wie vor erwarten, dass die Schweizer - ungeachtet der Zurückweisung der Gold-Initiative -letztlich nicht bereit sein werden, ihre eigene Währung zu ruinieren.

Das heißt, die SNB wird nicht in der Lage sein, den Mindestkurs von 1,20 Franken gegenüber dem Euro dauerhaft zu halten, sondern sie wird ihn irgendwann freigeben müssen, sollte der Kapitalzustrom in die Schweiz anhält. Die damit verbundene Aufwertungserwartung des Franken gegenüber dem Euro dürfte die Nachfrage nach der eidgenössischen Währung noch zusätzlich beflügeln.

Was sind mögliche Folgen für den Goldpreis? In der kurzen Frist ist eine Einschätzung der Folgen, die die Ablehnung der Initiative hat, schwierig. Zwar hatte sich bereits im Vorfeld der Umfrage eine Ablehnung der Initiative angedeutet; das Ergebnis dürfte für die Märkte folglich nicht allzu überraschend sein.

Allerdings könnte die Enttäuschung über das Resultat zumindest kurzfristig einen Abwärtsdruck auf den Goldpreis ausüben - schließlich wäre bei einer Zustimmung mit einer merklichen Erhöhung der Goldnachfrage seitens der SNB zu rechnen gewesen. Grundsätzlich sollte jedoch die Rolle der Schweizer Gold-Initiative für den Goldpreis nicht überschätzt werden, schließlich spielen auch andere Faktoren eine bedeutsame(re) Rolle (wie zum Beispiel der Zins, Kreditausfallsorgen oder der Rohölpreis).

In längerfristiger Perspektive könnte sich das Schweizer Abstimmungsergebnis durchaus als positiv für den Goldpreis erweisen. Die SNB - wie auch andere Zentralbanken - können nun quasi ungehindert weiter machen wie bisher - also die Geldmengen ausweiten und damit eine Politik fortführen, die - allen Versprechen und Hoffnungen zum Trotz - nicht für mehr Wachstum und Beschäftigung sorgen wird, sondern die einen Verfall der Kaufkraft des Geldes verursacht.

Die Abstimmung in der Schweiz deutet vor allem eines an: Es dürfte überaus schwierig werden, die Probleme, für die das ungedeckten Papiergeld sorgt, zu verhindern, bevor sie offen zutagetreten. Man wird - und das gilt wohl nicht nur für die Schweiz, sondern auch für andere Währungsräume - vermutlich erst dann nach besserem Geld rufen, wenn die Währungszerrüttung bereits unübersehbar geworden ist.


© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Degussa Goldhandel GmbH



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