Anlagestrategie mit Tagesgeld, Gold, Silber, Öl und Internet
21.12.2014 | Manfred Gburek
Wenn es um Zinsen für Tagesgeld geht, weht ein Hauch von Langeweile durch Bank- und Sparkassenhallen. Denn die Null vor dem Komma dominiert. Dennoch wollen sehr viele Anleger aus verständlichen Gründen nicht auf täglich verfügbares Geld verzichten, weil es ihnen die Freiheit gibt, dafür von heute auf morgen Gold oder Aktien, Weihnachtsgeschenke oder einfach nur das Gefühl zu kaufen, täglich liquide und damit flexibel zu sein. Also gerade in unruhigen Zeiten eine vernünftige Investition.
Das haben sich auch die Redakteure der Zeitschrift Finanztest gedacht. In der vorgezogenen Januar-Ausgabe widmen sie dem Thema - einschließlich Festgeld - immerhin 13 Seiten. Kaum überraschend ist, dass Spezialbanken in Front liegen, beim Tagesgeld die PSA Direktbank, Ableger des französischen Autokonzerns PSA, mit einem Zins von 1,51 Prozent, beim Festgeld die niederländische Yapi Kredi Bank mit einer Staffel von 1,5 Prozent für Jahresgeld bis zu 3 Prozent für zehn Jahre (hoffentlich kommen Sie nie auf die Idee, sich für zehn Jahre zu binden). Am besten, Sie kaufen das Finanztest-Heft und arbeiten sich sukzessive durch die 13 Seiten, denn Angebote wie die von PSA und Yapi sollten Sie in einem größeren Zusammenhang sehen.
Die Fleißarbeit der Finanztest-Redaktion, die Tausende von Daten untersucht hat, vermittelt nämlich allerhand Denkanstöße. Etwa zu Fragen wie: Handelt es sich um Lockvogelangebote, erhalten nur Neukunden ein lukratives Angebot, welche Einlagensicherung gilt, gibt es eine Mindest- oder Höchstanlage, wie gut ist der Service, wann kommt die Zinswende, wie hoch sollte der Tagesgeldanteil am eigenen Ersparten sein?
Spätestens mit der letzten Frage sind wir wieder bei einem meiner Dauerthemen angekommen: individuelle Strukturierung des Vermögens und darauf abgestimmtes Timing. Tagesgeld sollte - egal, für welche Bank Sie sich entscheiden - ein wichtiger Bestandteil Ihrer Anlagestrategie sein. Dazu dürfte Ihre Hausbank oder -sparkasse in der Regel wenig beitragen, weil sie wahrscheinlich von Spareinlagen bis zu Fonds, von Krediten bis zu Bausparverträgen immer noch alles unter einem Dach anzubieten versucht, deshalb in der Tagesgeld-Hitliste auf einen hinteren Platz zurückfällt und kaum Verhandlungsspielraum für bessere Konditionen bietet.
Top-Angebote sind allemal unter dem Vorbehalt der im vorletzten Absatz gestellten Fragen zu beurteilen. Es hilft Ihnen kaum weiter, wenn Sie bei Vertragsabschluss zum Beispiel einen Zins von 1,3 Prozent zugesichert bekommen und damit um einen ganzen Prozentpunkt über der aktuellen deutschen Inflationsrate liegen, wenn Ihnen der Zins aber schon nach zwei Monaten auf 0,8 oder 0,5 Prozent gestutzt wird und obendrein der Service so schlampig ist, dass Sie wütend zum Hörer greifen und dann doch nur in der Warteschleife landen. Achten Sie also unbedingt auf das Kleingedruckte und entwickeln Sie ein Gefühl für den Service, bevor Sie sich für eine Bank entscheiden.
Außer individuellen Belangen spielt natürlich auch die Großwetterlage an den Finanzmärkten eine wichtige Rolle, wenn es um die Frage nach dem Tagesgeldanteil am Gesamtvermögen geht. Und die Großwetterlage ist derzeit alles andere als gemütlich, ja sie wird von Tag zu Tag ungemütlicher, wozu in großem Umfang die Politik beiträgt. Das heißt, es macht bis auf Weiteres durchaus Sinn, den Tagesgeld-Anteil relativ hoch zu halten mit dem Ziel, ihn später beispielsweise in Aktien zu investieren, sobald deren Kurse kräftig nachgegeben haben. Davon unberührt sollte Ihr - hoffentlich hoher - Goldanteil bleiben.
Nur ein Beispiel zum Thema Politik und Finanzmärkte, ausgehend vom niedrigen Ölpreis: Dessen Absturz, unter anderem ausgelöst von einigen OPEC-Ländern und von den USA, bringt immer mehr von einem hohen Ölpreis abhängige Staaten und Energiekonzerne in Schwierigkeiten, die sich mit Anleihen hoch verschuldet haben, zumal ausgerechnet im Dollar auf dessen jüngstem Höhenflug. Die Folge: Die entsprechenden Anleihen werden von Ratingagenturen nach und nach auf Ramschniveau herabgestuft, sie verlieren dramatisch an Wert, und am Ende sind neben den auf Anleihen spezialisierten Fonds ganze Altersversorgungs-Systeme betroffen.
Von daher gesehen, dient ein hoher Tagesgeldanteil nicht nur solchen Anlegern, die zur eigenen Beruhigung gern jederzeit liquide bleiben möchten, sondern auch den Schnäppchenjägern, die auf ihre Chance warten, Aktien demnächst zu Tiefstkursen kaufen zu können. Wie die meisten Kurskurven zeigen, ist es überwiegend noch nicht soweit (sieht man einmal von derzeit kaufenswerten Gold- und Silberminenaktien ab).
Kursgewinne und -verluste finden vielfach fast vertikal statt. Das bedeutet: Je größer die Gier, wenn die Kurse steigen, desto senkrechter schießen sie nach oben; und je mehr Panik aufkommt, wenn die Kurse fallen, desto senkrechter plumpsen sie abwärts. Daran müssen sich Schnäppchenjäger erst gewöhnen. Aktuelle Beispiele dazu finden sich derzeit zuhauf unter Öl- und Gasaktien, von Standardwerten wie Royal Dutch bis zu Russlands Gazprom.
Mit der Vertikalität richtig umzugehen, ist eine Kunst, die man nie vollständig, sondern immer nur zu einem mehr oder weniger großen Teil beherrschen kann. Wer noch keine Übung darin hat, sollte das Börsengeschehen zunächst nur bei einer der unzähligen Finanzseiten im Internet beobachten. Erscheint eine Aktie aufgrund ihres niedrigen Kurses (und weil sonst alles zu stimmen scheint) lukrativ, wagt man am besten dennoch nur einen geringen Einsatz. Das anschließende sukzessive Nachkaufen ist ebenso wichtig wie die Streuung über mehrere Aktien, möglichst aus unterschiedlichen Branchen.
Die zu all dem erforderlichen Informationen muss man im Lauf der Zeit mühsam zusammensuchen. Das kann den Zeithaushalt und damit die Nerven ziemlich strapazieren. Um dies in Grenzen zu halten, erscheint am sinnvollsten die Konzentration auf wenige vielversprechende Aktiengruppen mit überdurchschnittlichem Kurspotenzial. Dazu gehören seit Monaten Gold- und Silberaktien, aktuell - für Anleger mit besonders starken Nerven - auch Öl- und Gasaktien, auf längere Sicht unzählige Internetaktien, die Sie allerdings schon jetzt unter die Lupe nehmen sollten, von A wie Alibaba bis Z wie Zalando, nicht zu vergessen Apple, Facebook, Google, Baidu, Rocket Internet und viele andere.
Ich bin sicher, dass Sie mit den hier vorgeschlagenen Methoden auf Dauer finanziell besser abschneiden, als wenn Sie nur Ihr Tagesgeld durchziehen. Doch wie bereits angemerkt: Bauen Sie Tagesgeld als liquides Element in Ihre Anlagestrategie ein und achten Sie auf das Timing, besonders dann, wenn die Aktienkurse mal wieder zur Vertikalität neigen.
© Manfred Gburek
www.gburek.eu
Herr Gburek ist Fachjournalist und Buchautor. Seine letzten Werke waren: "Das Goldbuch" (2005), das Wörterbuch "Geld und Gold klipp und klar von A bis Z" (2007) und "Die 382 dümmsten Sprüche der Banker" (2008).
Das haben sich auch die Redakteure der Zeitschrift Finanztest gedacht. In der vorgezogenen Januar-Ausgabe widmen sie dem Thema - einschließlich Festgeld - immerhin 13 Seiten. Kaum überraschend ist, dass Spezialbanken in Front liegen, beim Tagesgeld die PSA Direktbank, Ableger des französischen Autokonzerns PSA, mit einem Zins von 1,51 Prozent, beim Festgeld die niederländische Yapi Kredi Bank mit einer Staffel von 1,5 Prozent für Jahresgeld bis zu 3 Prozent für zehn Jahre (hoffentlich kommen Sie nie auf die Idee, sich für zehn Jahre zu binden). Am besten, Sie kaufen das Finanztest-Heft und arbeiten sich sukzessive durch die 13 Seiten, denn Angebote wie die von PSA und Yapi sollten Sie in einem größeren Zusammenhang sehen.
Die Fleißarbeit der Finanztest-Redaktion, die Tausende von Daten untersucht hat, vermittelt nämlich allerhand Denkanstöße. Etwa zu Fragen wie: Handelt es sich um Lockvogelangebote, erhalten nur Neukunden ein lukratives Angebot, welche Einlagensicherung gilt, gibt es eine Mindest- oder Höchstanlage, wie gut ist der Service, wann kommt die Zinswende, wie hoch sollte der Tagesgeldanteil am eigenen Ersparten sein?
Spätestens mit der letzten Frage sind wir wieder bei einem meiner Dauerthemen angekommen: individuelle Strukturierung des Vermögens und darauf abgestimmtes Timing. Tagesgeld sollte - egal, für welche Bank Sie sich entscheiden - ein wichtiger Bestandteil Ihrer Anlagestrategie sein. Dazu dürfte Ihre Hausbank oder -sparkasse in der Regel wenig beitragen, weil sie wahrscheinlich von Spareinlagen bis zu Fonds, von Krediten bis zu Bausparverträgen immer noch alles unter einem Dach anzubieten versucht, deshalb in der Tagesgeld-Hitliste auf einen hinteren Platz zurückfällt und kaum Verhandlungsspielraum für bessere Konditionen bietet.
Top-Angebote sind allemal unter dem Vorbehalt der im vorletzten Absatz gestellten Fragen zu beurteilen. Es hilft Ihnen kaum weiter, wenn Sie bei Vertragsabschluss zum Beispiel einen Zins von 1,3 Prozent zugesichert bekommen und damit um einen ganzen Prozentpunkt über der aktuellen deutschen Inflationsrate liegen, wenn Ihnen der Zins aber schon nach zwei Monaten auf 0,8 oder 0,5 Prozent gestutzt wird und obendrein der Service so schlampig ist, dass Sie wütend zum Hörer greifen und dann doch nur in der Warteschleife landen. Achten Sie also unbedingt auf das Kleingedruckte und entwickeln Sie ein Gefühl für den Service, bevor Sie sich für eine Bank entscheiden.
Außer individuellen Belangen spielt natürlich auch die Großwetterlage an den Finanzmärkten eine wichtige Rolle, wenn es um die Frage nach dem Tagesgeldanteil am Gesamtvermögen geht. Und die Großwetterlage ist derzeit alles andere als gemütlich, ja sie wird von Tag zu Tag ungemütlicher, wozu in großem Umfang die Politik beiträgt. Das heißt, es macht bis auf Weiteres durchaus Sinn, den Tagesgeld-Anteil relativ hoch zu halten mit dem Ziel, ihn später beispielsweise in Aktien zu investieren, sobald deren Kurse kräftig nachgegeben haben. Davon unberührt sollte Ihr - hoffentlich hoher - Goldanteil bleiben.
Nur ein Beispiel zum Thema Politik und Finanzmärkte, ausgehend vom niedrigen Ölpreis: Dessen Absturz, unter anderem ausgelöst von einigen OPEC-Ländern und von den USA, bringt immer mehr von einem hohen Ölpreis abhängige Staaten und Energiekonzerne in Schwierigkeiten, die sich mit Anleihen hoch verschuldet haben, zumal ausgerechnet im Dollar auf dessen jüngstem Höhenflug. Die Folge: Die entsprechenden Anleihen werden von Ratingagenturen nach und nach auf Ramschniveau herabgestuft, sie verlieren dramatisch an Wert, und am Ende sind neben den auf Anleihen spezialisierten Fonds ganze Altersversorgungs-Systeme betroffen.
Von daher gesehen, dient ein hoher Tagesgeldanteil nicht nur solchen Anlegern, die zur eigenen Beruhigung gern jederzeit liquide bleiben möchten, sondern auch den Schnäppchenjägern, die auf ihre Chance warten, Aktien demnächst zu Tiefstkursen kaufen zu können. Wie die meisten Kurskurven zeigen, ist es überwiegend noch nicht soweit (sieht man einmal von derzeit kaufenswerten Gold- und Silberminenaktien ab).
Kursgewinne und -verluste finden vielfach fast vertikal statt. Das bedeutet: Je größer die Gier, wenn die Kurse steigen, desto senkrechter schießen sie nach oben; und je mehr Panik aufkommt, wenn die Kurse fallen, desto senkrechter plumpsen sie abwärts. Daran müssen sich Schnäppchenjäger erst gewöhnen. Aktuelle Beispiele dazu finden sich derzeit zuhauf unter Öl- und Gasaktien, von Standardwerten wie Royal Dutch bis zu Russlands Gazprom.
Mit der Vertikalität richtig umzugehen, ist eine Kunst, die man nie vollständig, sondern immer nur zu einem mehr oder weniger großen Teil beherrschen kann. Wer noch keine Übung darin hat, sollte das Börsengeschehen zunächst nur bei einer der unzähligen Finanzseiten im Internet beobachten. Erscheint eine Aktie aufgrund ihres niedrigen Kurses (und weil sonst alles zu stimmen scheint) lukrativ, wagt man am besten dennoch nur einen geringen Einsatz. Das anschließende sukzessive Nachkaufen ist ebenso wichtig wie die Streuung über mehrere Aktien, möglichst aus unterschiedlichen Branchen.
Die zu all dem erforderlichen Informationen muss man im Lauf der Zeit mühsam zusammensuchen. Das kann den Zeithaushalt und damit die Nerven ziemlich strapazieren. Um dies in Grenzen zu halten, erscheint am sinnvollsten die Konzentration auf wenige vielversprechende Aktiengruppen mit überdurchschnittlichem Kurspotenzial. Dazu gehören seit Monaten Gold- und Silberaktien, aktuell - für Anleger mit besonders starken Nerven - auch Öl- und Gasaktien, auf längere Sicht unzählige Internetaktien, die Sie allerdings schon jetzt unter die Lupe nehmen sollten, von A wie Alibaba bis Z wie Zalando, nicht zu vergessen Apple, Facebook, Google, Baidu, Rocket Internet und viele andere.
Ich bin sicher, dass Sie mit den hier vorgeschlagenen Methoden auf Dauer finanziell besser abschneiden, als wenn Sie nur Ihr Tagesgeld durchziehen. Doch wie bereits angemerkt: Bauen Sie Tagesgeld als liquides Element in Ihre Anlagestrategie ein und achten Sie auf das Timing, besonders dann, wenn die Aktienkurse mal wieder zur Vertikalität neigen.
© Manfred Gburek
www.gburek.eu
Herr Gburek ist Fachjournalist und Buchautor. Seine letzten Werke waren: "Das Goldbuch" (2005), das Wörterbuch "Geld und Gold klipp und klar von A bis Z" (2007) und "Die 382 dümmsten Sprüche der Banker" (2008).