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Sorge vor Deflation

22.12.2014  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
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Es liefe vermutlich darauf hinaus, dass die europäischen Staaten ihre Haushaltsdefizite ausweiten und die EZB als Kreditgeber auftritt. Das auf diese Weise neu geschaffene Geld wird verausgabt, um zum Beispiel Infrastrukturprojekte oder sonstige Beschäftigungsmaßnahmen zu finanzieren. Das neu geschaffene Geld gelangt dann folglich als Lohnzahlung in Umlauf, oder aber in Form von Bezahlungen von Aufträgen, die an den Unternehmenssektor vergeben wurden. Die Geldschöpfung, die bisher durch die private Verschuldung erfolgte, wird durch einen Geldschöpfung ersetzt, die im Zusammenhang mit der öffentlichen Verschuldung steht.

In jedem Fall braucht die EZB bei solch einem Vorgehen den Zugang zu einer "QE"-Politik. Verbal sind die Weichen bereits gestellt. EZB-Präsident Mario Draghi hat in Aussicht gestellt, dass es Anfang 2015 bereits soweit sein kann, dass dann die EZB beginnt, Staatsanleihen gegen Ausgabe von neuem Geld aufzukaufen.

Widerstand gegen ein QE der EZB, wie er noch aus der Deutschen Bundesbank zu hören ist, hat wohl mehr die Chance, den eingeschlagenen Politikkurs zu korrigieren; die Anhängerschaft für eine QE-Politik scheint bereits zu groß geworden zu sein: Das Schüren der Deflationssorgen hat sich dabei als ein höchst wirksames Instrument erwiesen, um eine Geldpolitik auf den Weg zu bringen, die die Staatsschulden monetisiert - zu Lasten der Kaufkraft des Euro.


Open in new windowGeldmengenwachstum treibt Preisveränderungen

Langfristig lässt sich ein relativ enger Zusammenhang zwischen dem Geldmengenwachstum und der Inflation der Konsumentenpreise beobachten.

Dahinter verbirgt sich die Einsicht, dass die Geldmengen das Preisniveau bestimmen.

In der kurzen Frist können jedoch die Preise auch andere Faktoren beeinflussen.

So können etwa stark fallende Ölpreise kurzfristig die Preise drücken, also den langfristigen Zusammenhang zwischen Geldmenge und Preisniveau schwächen.

Solange jedoch die Geldmenge wächst (und zwar stärker als die Güterproduktion zunimmt), ist nicht damit zu rechnen, dass die Preise auf breiter Front fallen werden.



Was Inflation und Deflation wirklich sind - und was sie nicht sind

Open in new windowAls Inflation wird üblicherweise der Anstieg der Konsumentenpreise im Zeitablauf bezeichnet. Doch das Ansteigen der Preise ist lediglich ein Symptom.

Die Ursache für Inflation ist das Anwachsen der Geldmenge. Inflation ist - wie Milton Friedman (1912 - 2006) es einmal eingängig formulierte - immer und überall ein monetäres Phänomen. Steigt die Geldmenge, so fallen die Preise notwendigerweise höher aus (und zwar im Vergleich zu einer Situation, in der die Geldmenge unverändert bleibt).

Die Geldmengenausweitung ist quasi sichtbar, da sie die Preise anhebt. Eine Geldmengenausweitung ist nicht sichtbar, wenn sie verhindert, dass die Preise fallen (was sie tun würden, wäre die Geldmenge nicht ausgeweitet worden).

Eine steigende Geldmenge schlägt sich nicht nur in den Preisen der Lebenshaltung nieder. Sie beeinflusst auch die Preise von zum Beispiel Aktien, Häusern, Grundstücken und Anleihen. Entsprechend ist eine Deflation ein (fortgesetzter) Rückgang der Geldmenge.

Fallende Preise sind das Symptom einer schrumpfenden Geldmenge. Ohne dass die Geldmenge abnimmt, kommt es auch nicht zu einem Verfall aller Preise. Gleichwohl mag es durchaus mal geschehen, dass trotz steigender Geldmenge einige Güterpreise absinken (beispielsweise, weil der Ölpreis oder die Wechselkurse sich in kurzer Frist stark verändert haben).


© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Quelle: Auszug aus dem Marktreport der Degussa Goldhandel GmbH



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