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Reale Silberhochs

28.02.2006  |  Adam Hamilton
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In heutigen Dollars gemessen startete der faszinierende Silber-Bullenmarkt der 70er-Jahre im November 1971 bei 6,22 US$. Er erreichte seinen Spitzenwert im Jänner 1980 bei realen 121,79 US$. Dies entspricht einem unglaublichen Anstieg um 1.858% in realen Werten. Reales Gold stieg im Vergleich dazu in ungefähr dem gleichen Zeitraum um 1.100%. Mit einem viel kleineren Markt, der von abnormen spekulativen Kapitalflüssen leicht beeinflusst werden kann, hat Silber in diesem aktuellen Bullenmarkt immer noch weit größeres Potential als Gold.

Während dies zwar gute Neuigkeiten sind, muss man andererseits auch die Charakteristik der Bullenmärkte von Silber beachten. Der Großteil der 19,6-fachen Vervielfachung des Silberkurses während den 70er-Jahren passierte in den letzten paar Monaten seines Bullenmarktes. Anders als bei einer kleinen Parabel im Jahr 1974 konnte Silber seinen Wert bis Ende 1979 nie über 25 US$ halten. In einem beeindruckenden Bullenmarkt, der über 98 Monate andauerte, wurden die einzigen wirklich aufregenden Gewinne nur in den letzten 5 Monaten erzielt. Geduld ist also unentbehrlich für erfolgreiches, langfristiges Silberinvestment!

In der Zeit zwischen den Tiefs von 1971 und dem ersten Erreichen der 25 US$ -Marke, Ende August 1979, also für ungefähr 93 Monate, war Silber nur cirka um das vierfache gestiegen. Dann aber, von August 1979 bis Jänner 1980, schoss Silber in die Höhe, von 25 US$ auf fast 125 US$, und erhöhte damit seinen Gewinn noch einmal um das 15,6-fache des Anfangswertes. Anders formuliert erzielte Silber 80% seiner gesamten Gewinne in diesem Bullenmarkt der 70er-Jahre in den letzten 5% der gesamten Dauer! 50% der gesamten Gewinne wurden in den letzten 17 Handelstagen dieses Bullenmarktes erzielt, dies entspricht weniger als 1% seiner gesamten Dauer!

Die Auswirkungen der Charakteristik dieses letzten Silber-Bullenmarktes waren ziemlich ernüchternd. Wir haben alle schon von Silber-Befürworten vom großartigen Potential dieses Edelmetalls während den 70er-Jahren gehört. Obwohl dies zwar absolut richtig ist, denke ich doch, dass ohne einen Chart wie diesen die meisten Investoren automatisch glauben würden, die Gewinne von Silber wären linearer gewesen. Dass sie also allmählich über den ganzen Zeitraum angefallen wären, und nicht erst praktisch in den letzten Monaten eines großen Bullenmarktes.

Die Realität des Silber-Bullenmarktes der 70er-Jahre war eine anfängliche Periode mit ansehnlichen Gewinnen in den frühen 70er-Jahren und eine darauf folgende Phase von 66 Monaten ohne große Kursänderungen. Erst dann konnte Silber seinen Aufwärtstrend wieder aufnehmen, der bei seinen Hochs im Februar 1974 unterbrochen wurde. Währenddessen stiegen viele andere Rohstoffe durchgehend an und Silber blieb lustlos zurück. Sechseinhalb Jahre sind eine lange Zeit, um ohne jede positive Rückmeldung das Vertrauen in Silber zu erhalten.

Jetzt gibt es natürlich kein Gesetz das uns sagt, Silber müsste das Verhalten seines letzten Bullenmarktes in den 70ern auch diesmal wiederholen. Tatsächlich denke ich auch nicht dass es so sein wird, und zwar aus mehreren Gründen. Die ersten drei die mir dabei einfallen sind Informationsfluss, leichte Handelbarkeit, und Silberbestände. Trotz allem müssen Silberinvestoren aber die nötige Geduld haben, um die langen Zeiten zwischen den mächtigen Kursanstiegen, die sie in wenigen Monaten reich machen können, durchzustehen. Wenn Sie also keine Geduld haben, ist Silber wahrscheinlich nicht die richtige Anlage für Sie.

Glücklicherweise scheint sich unser aktueller Bullenmarkt aber sehr viel anders zu entwickeln als der letzte große Bullenmarkt. Die 1970er-Jahre waren lange vor dem Informationszeitalter, und es gab daher nicht nur eine viel kleiner Zahl von Investoren, sondern auch weniger Möglichkeiten für Leute mit viel Kapital, von diesem Rohstoff-Bullenmarkt zu erfahren und informiert zu bleiben. Heutzutage kann sich jeder Investor mit Internetzugang, also praktisch jeder Investor, ganz einfach über die großartigen Möglichkeiten in den Rohstoffmärkten informieren. Dies sollte das Engagement in Silber diesmal sowohl verbreitern als auch vertiefen.

Heute ist es auch viel einfacher Silber zu handeln als vor ein paar Jahrzehnten. Futures-Konten sind viel einfacher zu handhaben und manche können sogar wie Aktienkonten online gehandelt werden. Weiters sollte der kommende Silber-ETF zu einem großen Kapitalfluss in den Silbermarkt führen, genauso wie auch der Gold-ETF die Nachfrage vom Aktienmarkt hin zu physischem Gold verschiebt.

Bessere Informationsflüsse und leichtere Handelbarkeit sollten zu einem viel geordneteren und normaleren Silber-Bullenmarkt führen als in den 70ern, viel linearer und weniger parabolisch. Das ergibt sich weil die genannten Entwicklungen das Verhältnis von Investoren zu Spekulanten erhöhen, und die Investoren, die ihre Anlagen längerfristig halten, die extreme Volatilität verringern.

In den 70er-Jahren gab es große überirdische Silberbestände von 2 bis 2,5 Milliarden Unzen. Daher war es auch möglich sich in diese Bestände einzukaufen, als der Silberpreis gegen Ende der 70er für 66 Monate stagnierte. Tatsächlich wurden in diesem Zeitraum über 0,5 Milliarden Unzen an Silberbeständen am Markt verkauft, was den Preis trotz steigender Nachfrage konstant hielt. Heute werden die weltweiten Silberbestände bereits auf unter 0,5 Milliarden Unzen geschätzt, was zu einem viel kleineren Spielraum führt, um steigende Investment-Nachfrage abzudecken.

Daher denke ich dass diesmal vieles für einen angenehmeren Verlauf des Kursanstiegs spricht, wodurch auch die Gewinne besser über den gesamten Verlauf dieses Bullenmarktes verteilt sein sollten. Obwohl ich immer noch einen parabolischen Aufschwung am Ende dieses Bullenmarktes erwarte, weil dies einfach der Natur von Silber entspricht, könnten diesmal jedoch nur 50% statt 80% der gesamten Gewinne in den letzten paar Monaten des Bullenmarktes anfallen. Dies macht es für Silberinvestoren viel einfacher die Geduld zu behalten.

Der vielleicht wichtigste Vergleich für den heutigen, jungen Bullenmarkt ist jener mit den frühen 70er-Jahren. Es gibt ermutigende Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen dem, was vor drei Jahrzehnten passierte und dem, was wir heute erleben. Dies eröffnet uns auch ein paar mögliche Antworten auf die Frage, welche Niveaus von realem Silber die Investoren am Anfang dieses aktuellen Bullenmarktes erwarten dürfen.

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Nachdem es im November 1971 seinen Tiefpunkt erreicht hatte, begann Silber seinen Anstieg in einen geordneten, typischen Kanal für einen Bullenmarkt über mehrere Jahre. In diesem lehrbuchmäßigen, jungen Bullenmarkt startete Silber bei 6,22 US$ und unterbrach seinen generellen Aufwärtstrend erstmals bei etwa 14 US$ Anfang 1974. Das heißt Silberinvestoren waren gesegnet mit beeindruckenden 125% in realen Werten in 25 Monaten, also ein idealer, linearer Anstieg.

Anfang 1974 meldete sich aber die immense Volatilität, für die Silber über Jahrhunderte hinweg so bekannt war, mit aller Macht zurück und Silber schoss in die Höhe, von 14 US$ auf 28 US$ in nur 2 Monaten. Der Kurs stieg damit in der Anfangsphase dieses Bullenmarktes von Ende 1971 bis Anfang 1974 um das 4,5-fache, aber ganze 50% dieser Gewinne fielen in diesem parabolischen Anstieg von Anfang 1974 an, also in nur etwa 7% der gesamten Dauer dieser ersten Phase.

Das klingt nun alles ganz gut und schön. Silberinvestoren hatten genügend Zeit in den frühen 70er-Jahren in Silber zu investieren, als es ohne das Risiko eines Kursverfalls nachhaltig stieg. Es war angesichts dieses soliden Aufwärtstrends über 25 Monate eine logische Folge, sich stark in Silber zu engagieren, vor dem Einsetzen des parabolischen Aufschwungs von 1974. Das Problem war in diesem Fall nicht, an diesem Aufschwung teilzuhaben, sondern mit seinen chaotischen Folgen richtig umzugehen.

Wann immer ein Preis auf einem Langzeit-Chart vertikal ansteigt, ist dies fast nie eine nachhaltige Entwicklung. Über lange Zeiträume sind es grundlegende Unterschiede von Angebot und Nachfrage, die die Preise in die Höhe treiben. Es ist fast unmöglich, dass Angebot und Nachfrage sich weltweit derart rasch verändern, dass ein Anstieg eines Rohstoffes auf den doppelten Wert innerhalb weniger Monate gerechtfertigt wäre. Diese parabolischen Anstiege sind also von spekulativem Kapital getrieben, und nicht von grundsätzlichen Veränderungen.

Sobald nun eine solche Parabel einsetzt, und die Preise sich in kurzer Zeit verdoppeln, merken die Spekulanten bald, dass derart hohe Kurse grundsätzlich nicht gerechtfertigt sind, und beginnen zu verkaufen. Diese Verkäufe führen zu den charakteristischen Zusammenbrüchen, die solchen Parabeln folgen. Auf den Zusammenbruch folgt dann die chaotische und unangenehme Konsolidierung, die einen profitablen Handel schwierig macht. Diese Charakteristik ist sehr üblich für Märkte, die große, parabolische Anstiege aufzeigen. Beachten sie nur die Blase, den Zusammenbruch, und die Krise der NASDAQ im letzten halben Jahrzehnt.

Solche Parabeln führen normalerweise zu großen Problemen für Investoren. Sie sind wirklich aufgeregt wenn die Parabel einsetzt, und dann wirklich verdrossen wenn sie genauso schnell wieder zusammenbricht. Ihr Glaube an den Bullenmarkt wird auf den Prüfstand gestellt, und wenn sie ihre Toleranzgrenze erreichen, beginnen sie nach und nach zu verkaufen. Die daraus folgenden Kursbewegungen sind natürlich nicht sehr attraktiv für potentielle Investoren die auf den Einstieg in den Markt warten.

Ich persönlich hätte lieber Bullenmärkte, die einigermaßen geordnet ansteigen anstatt in die Höhe zu schießen und dann wieder zusammenzubrechen. Das letztendliche Niveau und die damit verbundenen Gewinne, die ein Bullenmarkt erzielt, stehen in direktem Verhältnis zu der Anzahl von Investoren und der Menge an Kapital, die darin investiert sind. Geordnete Bullenmärkte ziehen langfristig mehr Kapital an und führen zu höheren Hochs als ungeordnete Bullenmärkte, die in parabolischen Aufschwüngen und Zusammenbrüchen zwischen Euphorie und Schrecken verlaufen. Frühzeitig zerstörtes Vertrauen ist immer schlecht für die Langlebigkeit und Stärke eines Bullenmarktes.

Wenn zu früh in einem Bullenmarkt zu viele Investoren durch extreme Volatilität abgeschreckt werden, wird dieser nicht ausreichend genährt und erreicht niemals sein volles Potential. Glücklicherweise hat der heutige Silber-Bullenmarkt bisher das parabolische Verhalten von jenem der 70er-Jahre noch nicht erlebt. Wir sehen zwar einige schnelle, steile Anstiege, aber keine wirklichen parabolischen Anstiege mit all ihren unangenehmen Folgen.

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