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Mit Gold, Silber und Minenaktien gegen das Papiergeldsystem

04.01.2015  |  Manfred Gburek
Eigentlich wollte ich heute zu Beginn der immer dramatischer werdenden Eurokrise auf den Grund gehen. Doch dazu später mehr. Stattdessen beginne ich mit Gold- und Silberaktien. Warum? Weil sie allmählich aus dem Tal der Tränen kommen und sehr viel Kurspotenzial nach oben versprechen. Wobei ihre Notierungen in Euro eine besondere Freude bereiten, weil sich zum Kursanstieg in der Heimatwährung, etwa im US- oder im kanadischen Dollar, Währungsgewinne gesellen. Dazu nur ein Beispiel: Am späten Freitagnachmittag notierte der interessante Nebenwert Detour Gold mit gut plus 13 Prozent in Euro prozentual mehr als doppelt so hoch wie im kanadischen Dollar.

Geht man die Liste der Standard- und Nebenwerte unter den Edelmetallaktien durch, ist dieses Phänomen - wenngleich in der Regel nicht ganz so extrem - überall zu beobachten. Standardwerte wie Barrick oder Newmont bewegen sich langsamer vom Fleck als Detour oder weitere Nebenwerte, wie McEwen, Novagold oder Guyana. Und noch eine Beobachtung: Die lange vermisste relative Stärke von Edelmetallaktien im Vergleich zu den Preisen von Gold und Silber kehrt allmählich zurück. Das ist als gutes Zeichen zu deuten, besonders für solche Anleger, die wegen der bisherigen Kursentwicklung schier verzweifelt sind.

Mit Nebenwerten handelt man sich zwar oft Klumpenrisiken ein, aber bei entsprechender Streuung über fünf bis zehn solcher Aktien ist der Risikoausgleich einigermaßen gesichert. Nehmen wir noch einmal die Beispiele Detour, Novagold und McEwen. Hier geht es trotz starker Konzentration auf Gold um grundverschiedene Aktien, sodass allein schon von daher keine allzu große Gefahr droht. So sitzt Detour auf einem Goldberg in Ontario, Novagold gehört die Hälfte am riesigen Donlin-Projekt in Alaska, und McEwen ist breit diversifiziert.

Zumindest das politische Risiko bleibt damit weitgehend ausgeschaltet. Das ist wichtig, weil es in den vergangenen Jahren immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen Minenkonzernen und Regierungen kam. Etwa in Südafrika, wo unter der Führung von Anglogold, Gold Fields und Harmony gleich drei Branchengrößen betroffen waren. Übel mitgespielt wurde zuletzt vor allem dem Gold- und Silberproduzenten Tahoe Resources in Guatemala, wo zuerst Umweltaktivisten und dann Politiker die ursprünglich schöne Ertragsrechnung zunichte machten, was dem Aktienkurs schlecht bekam. Es handelt sich um einen besonders drastischen Fall von politischer Willkür.

Dass politische Risiken in Lateinamerika - wie anderswo auch - nicht zu unterschätzen sind, belegt zusätzlich der in Brasilien aktive Gold-, Silber- und Kupferkonzern Yamana: Seine Aktien gingen im zweiten Halbjahr 2014 noch einmal auf Tauchstation, obwohl die Kursentwicklung allein vonseiten der im ersten Halbjahr vorgelegten Daten zur Umsatz- und Gewinnentwicklung zunächst vielversprechend erschien.

Anhand solcher Beispiele wird deutlich, welch wichtige Rolle - trotz Streuung zwecks Risikoausgleich - das Timing bei der Auswahl von Edelmetallaktien spielt. Zumal die für diese Aktien typische Hebelwirkung nicht zu unterschätzen ist; das heißt, ihre Kurse schwanken viel stärker als die Preise von Gold und Silber. Wer sich dem Hebel ein wenig entziehen will, setzt deshalb auf Royalty- bzw. Streaming-Aktien wie Franco-Nevada, Royal Gold und Silver Wheaton. Grob gesagt handelt es sich um Aktien von Unternehmen, für die Edelmetalle durchlaufende Posten sind. Sie beteiligen sich an der Ausbeute anderer Minen, aber ohne deren Risiken, etwa durch steigende Sach- und Personalkosten. Insofern leuchtet ein, warum die drei hier genannten Aktien sich seit 2013 besser entwickeln als die meisten Minenaktien.

Zum Timing noch einige grundsätzliche Anmerkungen, bevor ich den Bogen zur Eurokrise schlage: Es geht darum, den richtigen Zeitpunkt und damit die günstigsten Kurse beim Einstieg und später beim Ausstieg zu erwischen. Das gelingt so gut wie nie in Idealform. Doch wenn man sicher ist, dass eine Spekulation in absehbarer Zeit aufgehen wird (und jede Geldanlage ist eine Spekulation), dann lassen sich vorübergehende Schieflagen leicht verwinden. Man muss sich nur darüber im Klaren sein, dass die Spekulation in absehbarer Zeit aufgeht.

Was bedeutet das im Hinblick auf Gold und Silber? Dass beide Edelmetalle - obwohl Silber viel mehr als Gold nicht allein Edel-, sondern auch Industriemetall ist - als Gewinner aus der internationalen Schulden- und Währungskrise hervorgehen werden. Denn offenbar legen es alle großen Länder darauf an, ihre Währungen zu schwächen, damit ihre Unternehmen auf den Weltmärkten Exportvorteile ergattern. Das kann auf Dauer nicht gut gehen. Deshalb hat die Flucht in die Sachwerte wie Immobilien und speziell Ackerland bereits begonnen. Sie wird weiter gehen und den Preisanstieg der Edelmetalle begünstigen.

Was ist unter absehbarer Zeit zu verstehen? Diese Frage lässt sich nur grob beantworten, weil hier viele Einflüsse eine Rolle spielen. Über drei Jahre Wartezeit seit dem letzten Hoch der beiden Edelmetalle mit anschließendem Preisrückgang zehren ja an den Nerven aller Anleger, die auf sie gesetzt haben. Dennoch ist in diesen Fällen Durchhalten angesagt, Begründung siehe oben. Immerhin macht die zuletzt ab und zu erkennbare relative Stärke der Minenaktienkurse gegenüber den Edelmetallpreisen Hoffnung, dass der über drei Jahre anhaltende Spuk bald vorbei ist.

Die Eurokrise kommt als Timinghilfe durchaus gelegen, weil sie wie dargelegt Gewinne mit Edelmetallaktien in Euro höher ausfallen lässt als in der jeweiligen Heimatwährung oder speziell in US-Dollar, also in der für den Goldpreis maßgebenden internationalen Währung. Und wenn die Eurokrise sich in Wohlgefallen auflöst? Vergessen Sie es! Denn EZB-Chef Mario Draghi hat gerade zur Jahreswende nochmals betont, wie wichtig ihm das Fortbestehen der Gemeinschaftswährung ist - mit allen Konsequenzen, die den Euro per Saldo weiterhin butterweich machen werden. Als da sind: Rettungspakete für Griechenland, bald wohl auch für Italien und weitere schwache Euroländer.

Der entscheidende Punkt bleibt indes, dass das ganze sogenannte Papiergeldsystem, wie wir es heute vorfinden, auf Dauer nicht zu retten ist. Was die Dauer angeht, mögen es noch einige Jahre, vielleicht jedoch nur wenige Monate sein. Der Zeitpunkt oder -raum ist zwar nicht vorherzubestimmen, wohl aber die Tatsache als solche. Insofern kommt dem Goldpreis eine besondere Bedeutung zu: Erholt er sich, können Sie dies als Misstrauensvotum gegen das ganze Papiergeldsystem werten. Und falls die Edelmetallaktien schon vorher nach oben ausbrechen, erhalten Sie für dieses Votum eine vorzeitige Bestätigung.


© Manfred Gburek
www.gburek.eu

Herr Gburek ist Fachjournalist und Buchautor. Seine letzten Werke waren: "Das Goldbuch" (2005), das Wörterbuch "Geld und Gold klipp und klar von A bis Z" (2007) und "Die 382 dümmsten Sprüche der Banker" (2008).



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