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Das perfekte Verbrechen

05.01.2015  |  Theodore Butler
- Seite 2 -
Man denke nur wieder an den Sommer 2014, als JP Morgan seine COMEX-Short-Position ausbaute, um sicherzustellen, dass die Kurse fallen würden. Und wissen Sie, was dann passierte? Vorübergehend stürzten die Silver-Eagles-Absätze ab, als die Kurse dann in der Tiefe blieben, zogen die Absätze wieder an. Das ist ein alter Hut. Aber gibt es nun zusätzliche Indizien, dass JP Morgan enorme Mengen physisches Silber angehäuft hat?

Als JP Morgan im Jahr 2008 Bear Stearns übernahm, war die Lagereinrichtung der Bank für Edelmetalle in Manhattan nicht in Betrieb. Im Mai 2011 aber, nachdem die Entscheidung, physisches Silber zu akkumulieren, gefallen war, aktivierte die Bank ihre Lagereinrichtung wieder, und zwar als eine von der COMEX autorisierte Silber-Fazilität.

Und wissen Sie was? Nachdem diese Einrichtung mit einem Lagerbestand von null in Betrieb genommen wurde, wuchs sie sich zu einer Silberlagereinrichtung mit fast 50 Millionen Unzen aus. Sie ist jetzt die größte Einrichtung dieser Art unter allen sechs COMEX-Lagereinrichtungen. Sie können selbst entscheiden, ob das nur ein Zufall war oder ob der zwingendste Grund für die Inbetriebnahme eines Lagerhauses vielleicht nicht folgender war: Man wollte die eigenen Silberbestände auch im eigenen Lagerhaus verwahren, um keine andere Lagereinrichtung für die Lagerung der eigenen Metallbestände bezahlen zu müssen. Der zeitliche Ablauf ist in jeder Hinsicht bemerkenswert.

Als Metallverwalter für das Metall des großen Silber-ETF (SLV) transferierte JP Morgan im Jahr 2012 einhundert Millionen Unzen Silber, die die Bank in einer ihrer Londoner Einrichtungen im Auftrag des Fonds gelagert hatte, an die Firma Brinks (u.a. internationaler Werttransport- und Lagerungsdienstleister), die als beauftragter Unterverwalter auftrat. Im Nachhinein bietet sich folgende Erklärung als die plausibelste an: Es sollte Platz geschaffen werden für das Silber, welches JP Morgan - unter Nutzung des SLV zu Metallakquisezwecken - kaufen würde, unerkannt und undokumentiert, wie ich immer wieder erklärt hatte (wobei die SEC-Meldepflicht umgangen wird, die von den Finanzinstitutionen Meldung von Anteilseigentum über 5% fordert).

Ich glaube, dass JP Morgan viel mehr als 100 Millionen Unzen Silber angehäuft hat (vielleicht mehr das Doppelte oder Dreifache dessen), indem der SLV benutzt wurde, um Metall in die eigenen Londoner Lagereinrichtungen zu transferieren, vollkommen unerkannt und undokumentiert. Die Details der Londoner Lagerhaustransfers finden Sie hier:http://about.ag/slv/

Und dann ist da noch die Sache mit den bislang beispiellosen physischen Umsätzen in den COMEX-Lagerhäusern. Wie ich schon erwähnt hatte, traten diese ungewöhnlichen Umsätze ab April 2011 auf, nicht aber im Jahr 2008, als JP Morgan dank der Übernahme Bear Stearns zur Nummer eins an der COMEX und zum entscheidenden Manipulator wurde.

Die zeitlichen Ereignisse decken zudem die Annahme, dass JP Morgan, nach der eigenen Nahtoderfahrung, ab April 2011 physisches Silber zu akquirieren begann. Bei so hohen wöchentlichen Ab- und Zuflüssen in den COMEX-Warenhäusern, dürfte es einem großen Akteur nicht schwer fallen, regelmäßig eine bestimmte Menge dieses physischen Flusses abzuschöpfen. Und passt bestens zu meinem Fazit, dass der beispiellose Umsatz in den COMEX-Lagerhäusern durch die angespannte Marktbedingungen hervorgerufen wird, welche wiederum durch die physische Silberakkumulierung durch JP Morgan hervorgerufen werden.

Damals in den späten 1970ern hatten die Hunt Brothers an die 100 Millionen Unzen physisches Silber akkumuliert (und mehr noch in Form von Terminkontrakten), man befand sie für schuldig, den Silberpreis, aufgrund dieser Anhäufung, in die Höhe manipuliert zu haben. Der Unterschied zur heutigen, viel umfangreicheren Anhäufung physischen Silber durch die Bank JP Morgan: Sie ist das perfekte Verbrechen.

Die Hunts waren Outsider, die Bank JP Morgan ist der ultimative Insider. Die Hunts kamen mit den Regulatoren in Konflikt und brachen die Gesetze, JP Morgan gehören die Aufsichtsbehörden. Die Käufe der Hunts waren vielen bekannt; doch soweit ich weiß, bin ich der Einzige, der darauf hinweist, dass JP Morgan enorme Mengen physisches Silber akkumuliert. Bei der Anhäufung des Silbers trieben die Hunts den Preis in die Höhe; JP Morgan ist dank der Preiskontrolle an der COMEX hingegen in der Lage gewesen, Silber in einem schweren Preisgefälle zu akkumulieren. Im direkten Vergleich käme das einem Spiel mit gezinkten Karten gleich.

Da JP Morgan die Aufsichtsbehörden derart unter Kontrolle hat und auch noch in der Lage ist, im physischen Silberbereich unter fast vollkommener Geheimhaltung zu agieren, kann ich mir kaum etwas vorstellen, das das perfekte Silberverbrechen dieser Bank durchkreuzen könnte. Eigentlich fehlt nur noch, dass JP Morgan bei extrem hohen Silberkursen dann ausverkauft.

Wenn man noch bedenkt, dass Großbanken im Grunde nichts öffentlich ausweisen müssen, was sie nicht ausweisen wollen, so würde es mich überraschen, wenn JP Morgan wirklich Steuern zahlen müsste auf jene Milliarden Dollar, die die Bank mit Sicherheit bei steigenden Silberpreisen machen wird.

Und ja, es stimmt, dass ich beim Thema JP Morgan und physische Silberbestände spekuliere und dass diese Spekulationen zum großen Teil auf rückblickende Analysen aufbauen. Allerdings hätte niemand solche Entwicklungen vorhersagen können, ohne auf Voodoo-Zauber zurückzugreifen oder Geister anzurufen. Was die Indizien rund um JP Morgans Entscheidung zum Aufbau physischer Silberlagerbestände angeht, so müsste man daran glauben wollen, dass alle Ereignisse rund um den April 2011 vollkommen zufällig geschahen, nur so ließen sich die geschilderte Zusammenhänge ausblenden.

Wie immer kann ich Ihnen nicht den exakten zeitlichen Ablauf für die zukünftigen Entwicklungen präsentieren. Falls sich bei sinkenden Preisen tatsächlich noch viel mehr physisches Silber akkumulieren ließe, dann bin ich mir sicher, dass diese Betrügerbank auch für solche Preise sorgen würde. Aber wenn sich kein Silber mehr zu Billigpreisen auftreiben lässt, dann dürfte es an der Zeit sein, dass JP Morgan einen Anstieg der Kurse zulässt.

Noch einen weiteren Punkt: Da JP Morgan nun schon seit mehr als 3,5 Jahren Silberbestände aufbaut, dürfte der Durchschnittspreis dieser Bestände deutlich über den aktuellen Preisen liegen. Eine kurze Überschlagsrechnung ergibt einen Preis, der grob im Bereich von 25 $ läge; erst über diesem Preisniveau würde die Bank letztendlich auch Gewinne machen. Ja, es stört mich sehr, dass JP Morgan illegal so viel physisches Silber akkumulieren konnte, wie ich vermute; was mich dabei ganz besonders irritiert, ist die Art und Weise, wie diese Bestände aufgebaut wurden. Allerdings dürfte dieser Aufbau von physischen Silberbeständen zumindest den Silberinvestoren irgendwann sehr zu Gute kommen.


© Theodore Butler


(Diese Abhandlung wurde vom Silberanalysten Theodore Butler, einem unabhängigen Berater, verfasst. Investment Rarities teilt seine Ansichten nicht notwendigerweise, diese können sich als richtig oder falsch herausstellen.) Exklusiv übersetzt für GoldSeiten.de. Das Original wurde am 29.12.2014 auf der Website www.silverseek.com veröffentlicht.

Informationen zum Abonnement finden Sie unter www.butlerresearch.com.


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