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John Williams: 2015 - Dollar im Abwärtslauf

06.01.2015  |  The Gold Report
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Aber hier kommen die Risikofaktoren ins Spiel: Die US-Wirtschaft hat sich nicht erholt. Sie hat nach wie vor Probleme. Die Wirtschaftskennzahlen werden sich im Jahresverlauf 2015 noch ganz deutlich abschwächen. Das wird wiederum die Spekulationen über ein QE 4-Programm anheizen. Und das wird sich sehr negativ auf den Dollar und sehr positiv auf Gold auswirken.

Staatliche Stabilität ist ein weiterer entscheidender Faktor für den Wert einer Währung. Im Verlauf des letzten Jahres konnten wir schon beobachten, wie sich die politischen Zustände in den USA von schlecht auf schlechter gedreht sind. Meiner Einschätzung nach wird sich die politische Situation auch weiterhin verschlechtern.

Schauen wir uns nur die haushaltspolitische Situation in den USA an. Auf Einnahmen-Ausgaben-Basis schrumpfte das Bundesdefizit 2014 auf weniger als 0,5 Billionen $ - anscheinend eine gute Nachricht. Was viele allem Anschein nach nicht bedenken, ist die Tatsache, dass die Fed 80% des Gesamtdefizits über quantitative Lockerungen monetisiert hatte. Die US-Regierung hatte also nicht direkt und ehrlich draußen an den Märkten Kredite aufgenommen. Alles, was sich der Staat geliehen hatte, wurde aufgekauft und gleich von der Fed aus dem Markt genommen.

Wenn wir uns das Jahresdefizit nach allgemein akzeptierten Bilanzierungsregeln anschauen und somit auch unfundierte Verpflichtungen aus staatlichen Programmen wie z.B. die Sozialversicherung mit einbeziehen, dann steigt dieses Defizit auf ca. 6 Billionen $ pro Jahr.

Bei einer Gesamtrechnung, die auch die Bruttoverschuldung des Bundes in Höhe von knapp 18 Billionen $ berücksichtigt, kommen wir unter Strich auf einen aktuellen Barwert von 100 Billionen $. Das benötigt der Staat, um seine Verpflichtungen decken zu können. Dieses Geld hat er aber nicht und wird es auch nie haben. Das bedeutet nur, dass die US-Bundesregierung keine tragfähige finanzielle Zukunft hat. Das ist hierzulande das langfristige Systemschicksal.


The Gold Report: Denken Sie, dass der Dollar eine Blase ist, die platzen wird?

John Williams: Ich glaube, man könnte das eine Blase nennen. Und ich denke auch, dass sie platzen wird. Mit dem Platzen wird zudem ein heftiger Anstieg der Ölpreise, der Goldpreise und der Silberpreise kommen. Die Fed wird wieder die Lockerungsprogramme hochfahren müssen. Eine schwache Wirtschaft bedeutet auch Stress im Bankensystem, und die Fed ist immer darauf bedacht, das Bankensystem zu stützen.

Der Blick auf Inflation und Deflation ist übrigens immer auch eine Frage der Perspektive. Ich betrachte beide sozusagen aus der Perspektive der Verbraucherausgaben, ich schaue also, wie die Verbraucher die Preisentwicklung all jener Sachen erleben, die sie auch kaufen - abgegrenzt von Inflation oder Deflation bei Vermögenswerten, also Finanzmarktentwicklungen. Auch das Geldmengenwachstum kann als Indikator für Inflation und Deflation herangezogen werden. Das Geldangebot wird dann wieder kräftig anziehen, wenn der Dollar unter schweren Verkaufsdruck gerät.

Die Art und Weise, wie Inflation betrachtet wird, ist sehr problematisch. Ich meine damit jetzt die praktischen, tagtäglichen Vorgänge in den einzelnen Haushalten. Wir teuer war mein Leben im letzten Jahr? Wie teuer wird es werden, wenn ich auch dieses Jahr wieder genauso leben möchte? Der Anstieg dieser Zahlen - also die Kostensteigerungen für den Erhaltung eines gleichbleibenden Lebensstandards - das ist die eigentliche Inflationsrate aus der Sicht des Durchschnittsbürgers. Und diese Inflationsrate müsste man eigentlich zur Feststellung des Wachstums von Einkommen oder Investitionsgewinnen herangezogen werden.

Die staatlichen Stellen liefern solche Zahlen eigentlich nicht mehr; der Verbraucherpreisindex misst die Inflation nicht mehr aus der Perspektive der Erhaltung eine konstanten Lebensstandards - ja nicht einmal mehr aus der Perspektive der direkten Aufwendungen und Ausgaben.

Trotzdem wollen die Zentralbanken Inflation erzeugen, um ihre Wirtschaften und Märkte in Schwung zu versetzen. Einfach blindlings Inflation zu erzeugen, hat aber überhaupt keinen Sinn.

Der positive Typ von Inflation entsteht durch eine starke Nachfrage nach Produkten und aufgrund eines knappen Angebots mit den einhergehenden Preissteigerungen. Hier steigt auf der anderen Seite aber auch die Produktion. So würde sich das System im Normalfall selbst anpassen. In diesem Szenario haben die Menschen Arbeitsplätze, ihre Löhne steigen und die Wirtschaft wächst.

Diesen Typ von Inflation kann die Fed aktuell aber gar nicht erzeugen. Das würde sie gerne, sie ist dazu aber nicht im Stande. Zentralbanken können eine solche Form von Inflation gar nicht erzeugen, und erst recht nicht, indem sie das System mit billigem Geld fluten, welches nicht an die Verbraucher weiterverliehen wird. Nur eine Inflationsform können Zentralbanken erzeugen: Inflation, die durch Währungsschwäche entsteht.



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