FED-Gespräche vom Vorabend des Goldpreisdrückens
18.02.2003 | Dimitri Speck
"Im Protokoll des letzten FED-Treffens vor Beginn der Golddrückung wird der Wunsch geäußert, den "Preis von Gold zu halten."
Das Treffen des Federal Reserve's Open Market Committee fand am 6./7. Juli 1993 statt, nur wenige Wochen bevor die Goldpreisdrückung am 5. August 1993 begann (www.gold-eagle.com). Das Protokoll enthält Aussagen über die Marktsituation nach dem zwanzig prozentigen Goldpreisanstieg zuvor, über den Wunsch nach einem niedrigen Goldkurs, und wie ein solcher erreicht werden kann.
Einleitend hatte FED Gouverneur Wayne Angell, der etwa ein Jahr später sein Amt niederlegte, den Brief eines Sparers erwähnt, der Inflation fürchtete. Dann fuhr Angell fort, über Gold zu reden, und (am Ende des Ausschnitts) auch darüber, dessen Preis zu "halten".
(Seite 40 bwz. in der PDF-Datei Seite 43 www.federalreserve.gov):
Abbildung 1: Ausschnitt aus dem FED-Meeting-Protokoll vom 6.7.1993
Diese Gedanken äußerte Angell unmittelbar bevor die Goldpreisdrückung begann. Zu diesem Zeitpunkt war sie wohl noch nicht im Detail entwikelt. Wir wollen einige Textstellen herausgreifen:
1.) "...The price of gold is pretty well determined by us. ... long-term interest rates can have a significant impact."
Angell sieht eine Verbindung zwischen dem Langfristzins und dem Goldpreis.
2.) "But the major impact upon the price of gold is the opportunity cost of holding the U.S. dollar. No other currency has a reserve base that causes someone to be able to say: 'Well, I don't like holding my own currency'. If you don't like holding your own currency, you always have the option of holding dollars instead."
Gold und Dollar stehen miteinander im Wettbewerb. Der Wettbewerber für andere Währungen ist hingegen primär der Dollar.
3.) "... We've had a 20 percent increase in price of gold since last February's Humphrey-Hawkins meeting. Now, (yearly) world production of gold only runs 2.3 percent of world stocks."
Die gelagerte Goldmenge übersteigt die jährliche Produktion um ein großes Vielfaches.
4.) "... the value of the world's stock of gold is a measly $1.4 trillion. Now, a lot of that is held by central banks. But we were at one time in a restraining mode, making it unprofitable for central banks to hold gold."
Er legt sein Augenmerk auf den Besitz der Zentralbanken.
5.) " ... this year those who have held gold have said they've got the best deal going as the (value of the) world's gold stock has appreciated $234 billion since our February meeting. We can hold the price of gold very easily;"
Was für ein Satz! - Gold war ein gutes Investment. Aber Angell ist darüber nicht glücklich, er denkt daran, den Goldpreis zu "halten".
6.) "all we have to do is to cause the opportunity cost in terms of interest rates and U.S. Treasury bills to make it unprofitable to own gold."
Als Mittel der Goldpreisdrückung schlägt er den Zinssatz vor.
Inflationsfurcht hatte Angell veranlaßt, über Gold zu sprechen. Der Langfristzins hat einen Einfluß auf den Goldpreis (1.). Gold steht im Wettbewerb mit dem Dollar, der Dollar mit anderen Währungen (2.). Ein niedriger Goldpreis macht es unrentabel für Zentralbanken, Gold zu halten (4.). Soweit beschreibt er die Situation.
Aber dann schließt er mit der Idee "den Goldpreis zu halten". Veranlaßt ist sie durch den Goldpreisanstieg in der ersten Hälfte 1993. Den expliziten Grund für diesen Wunsch äußert er nicht. Aber wir können Vermutungen anstellen, indem wir die Argumentationskette rückwärts gehen.
In Umkehrung der Schlußfolge ist ein Ergebnis des "Haltens" des Goldpreises, daß es unprofitabel ist Gold zu besitzen (5. + 6.). Dies kann sich insbesondere auf den Besitz von anderen Zentralbanken beziehen (er benutzt beidemale den Ausdruck 'unprofitable'; 4. + 6.). Wenn Investoren nicht am gedrückten Gold interessiert sind, investieren sie in anderen Anlagen, insbesondere im U.S. Dollar (2.) und in den Bonds (1.).
Dem Text (einschließlich Einleitung) folgend konnte er (oder irgendjemand anderer) folgende Vorteile einer Goldpreisdrükung gesehen haben:
Aber wie möchte Angell den "den Goldkurs halten"? Als Mittel erwägt er die Fed-Funds-Rate. Das ist das gängige Instrument der Zentralbanker. Er spricht nicht von direkten Interventionen.
Dennoch weist er schon die Richtung. Gold wird in einer Menge gelagert, die die jährliche Produktion und den jährlichen Verbrauch um ein großes Vielfaches übersteigt (3.). Damit erkennt Angell einen grundsätzlichen Unterschied zwischen Gold und allen anderen Waren.
Die großen Goldlager sind die Voraussetzung dafür, den Goldkurs für längere Zeit durch Interventionen drücken zu können. Als Angell im Juli 1993 über das "Halten" des Goldkurses redete, dachte er anscheinend nicht an direkte Interventionen, erkannte aber deren Voraussetzung. Es brauchte nur noch jemand die Puzzlestückchen zusammenfügen.
Das Mittel, das Angell vorschlägt, um den Preis des Goldes zu "halten", die Fed-Funds-Rate, hat den Nachteil, daß die Fed-Funds-Rate stark vom Goldpreis abhängig wäre. Würde man den Goldpreis mit anderen Mitteln wie direkten Interventionen drücken, würde dies der FED eine diesbezüglich unabhängige Fed-Funds-Politik ermöglichen. Es lag nahe, den Goldpreis mit Hilfe der großen Goldlager (3.) zu drücken, durch Interventionen über Verkäufe oder Verleihungen.
Wir werfen noch einen Blick auf nachfolgende FED-Treffen. Beim nächsten, das am 17. August 1993 stattfand und somit zwölf Tage nachdem die Goldpreisdrückung begann, sagte Angell (Seite 41 bzw. PDF-Datei Seite 44 www.federalreserve.gov):
"I recognize that the price of gold has come down from $400 to $371 and that really is a factor that parallels the move that took place in the bond market; and that has worked very, very well."
Erneut zieht er eine Verbindung zwischen dem Langfristzins und dem Goldkurs.
Einige Monate später, am 21. Dezember, sagte er (Seite 21 bzw. PDF-Datei Seite 24 www.federalreserve.gov):
"... So I would prefer to say the price of gold at $389 an ounce is too high. ... But if you leave policy alone the opportunity cost of (holding) gold will be conducive to the price of gold going above $400. And the longer you let it go and the higher it goes, the greater will be the tradeoff cost of bringing inflation back..."
Er gibt eine Einschätzung eines angemessenen Preises. Zudem zieht er die Verbindung zwischen Inflation und Gold.
Wir sollten keine zu weitreichenden Schlüsse aus den FED-Protokollen ziehen. Sie geben uns keine Informationen, wer die Goldpreisdrückung wie organisiert. Das erste der Treffen fand statt, bevor die Drückung begann. Zudem sind die Treffen nicht der Ort, an dem sie organisiert wird. Ferner wird der letztendliche Anlaß, mit der Drückung zu beginnen, nicht erwähnt. Dabei handelt es sich mutmaßlich um Probleme auf Seiten der Short-Seller nach dem zuvorigen Goldpreisanstieg. Anscheinend war es das anfängliche Ziel, den Goldpreis unter der psychologisch wichtigen runden Dezimalzahl 400 zu halten.
Abbildung 2: Goldpreisentwicklung von 1992-1996
Was wir aber sehen können sind die Gedanken, die am Vorabend der Goldpreisdrückung in Kreisen der FED aufkamen, ein erstes, noch grobes Bild von der Geburt der Goldpreisdrückung.
© Dimitri Speck
Quelle: Englische Version von Dimitri Speck auf www.gold-eagle.com
Das Treffen des Federal Reserve's Open Market Committee fand am 6./7. Juli 1993 statt, nur wenige Wochen bevor die Goldpreisdrückung am 5. August 1993 begann (www.gold-eagle.com). Das Protokoll enthält Aussagen über die Marktsituation nach dem zwanzig prozentigen Goldpreisanstieg zuvor, über den Wunsch nach einem niedrigen Goldkurs, und wie ein solcher erreicht werden kann.
Einleitend hatte FED Gouverneur Wayne Angell, der etwa ein Jahr später sein Amt niederlegte, den Brief eines Sparers erwähnt, der Inflation fürchtete. Dann fuhr Angell fort, über Gold zu reden, und (am Ende des Ausschnitts) auch darüber, dessen Preis zu "halten".
(Seite 40 bwz. in der PDF-Datei Seite 43 www.federalreserve.gov):
Abbildung 1: Ausschnitt aus dem FED-Meeting-Protokoll vom 6.7.1993
Diese Gedanken äußerte Angell unmittelbar bevor die Goldpreisdrückung begann. Zu diesem Zeitpunkt war sie wohl noch nicht im Detail entwikelt. Wir wollen einige Textstellen herausgreifen:
1.) "...The price of gold is pretty well determined by us. ... long-term interest rates can have a significant impact."
Angell sieht eine Verbindung zwischen dem Langfristzins und dem Goldpreis.
2.) "But the major impact upon the price of gold is the opportunity cost of holding the U.S. dollar. No other currency has a reserve base that causes someone to be able to say: 'Well, I don't like holding my own currency'. If you don't like holding your own currency, you always have the option of holding dollars instead."
Gold und Dollar stehen miteinander im Wettbewerb. Der Wettbewerber für andere Währungen ist hingegen primär der Dollar.
3.) "... We've had a 20 percent increase in price of gold since last February's Humphrey-Hawkins meeting. Now, (yearly) world production of gold only runs 2.3 percent of world stocks."
Die gelagerte Goldmenge übersteigt die jährliche Produktion um ein großes Vielfaches.
4.) "... the value of the world's stock of gold is a measly $1.4 trillion. Now, a lot of that is held by central banks. But we were at one time in a restraining mode, making it unprofitable for central banks to hold gold."
Er legt sein Augenmerk auf den Besitz der Zentralbanken.
5.) " ... this year those who have held gold have said they've got the best deal going as the (value of the) world's gold stock has appreciated $234 billion since our February meeting. We can hold the price of gold very easily;"
Was für ein Satz! - Gold war ein gutes Investment. Aber Angell ist darüber nicht glücklich, er denkt daran, den Goldpreis zu "halten".
6.) "all we have to do is to cause the opportunity cost in terms of interest rates and U.S. Treasury bills to make it unprofitable to own gold."
Als Mittel der Goldpreisdrückung schlägt er den Zinssatz vor.
Inflationsfurcht hatte Angell veranlaßt, über Gold zu sprechen. Der Langfristzins hat einen Einfluß auf den Goldpreis (1.). Gold steht im Wettbewerb mit dem Dollar, der Dollar mit anderen Währungen (2.). Ein niedriger Goldpreis macht es unrentabel für Zentralbanken, Gold zu halten (4.). Soweit beschreibt er die Situation.
Aber dann schließt er mit der Idee "den Goldpreis zu halten". Veranlaßt ist sie durch den Goldpreisanstieg in der ersten Hälfte 1993. Den expliziten Grund für diesen Wunsch äußert er nicht. Aber wir können Vermutungen anstellen, indem wir die Argumentationskette rückwärts gehen.
In Umkehrung der Schlußfolge ist ein Ergebnis des "Haltens" des Goldpreises, daß es unprofitabel ist Gold zu besitzen (5. + 6.). Dies kann sich insbesondere auf den Besitz von anderen Zentralbanken beziehen (er benutzt beidemale den Ausdruck 'unprofitable'; 4. + 6.). Wenn Investoren nicht am gedrückten Gold interessiert sind, investieren sie in anderen Anlagen, insbesondere im U.S. Dollar (2.) und in den Bonds (1.).
Dem Text (einschließlich Einleitung) folgend konnte er (oder irgendjemand anderer) folgende Vorteile einer Goldpreisdrükung gesehen haben:
- Ein höherer Dollar
- Niedrigere Langfristzinsen
- Besserer Absatz von Treasuries, insbesondere bei Notenbanken
- Niedrigere Inflation
- Niedrigere Inflationsserwartung.
Aber wie möchte Angell den "den Goldkurs halten"? Als Mittel erwägt er die Fed-Funds-Rate. Das ist das gängige Instrument der Zentralbanker. Er spricht nicht von direkten Interventionen.
Dennoch weist er schon die Richtung. Gold wird in einer Menge gelagert, die die jährliche Produktion und den jährlichen Verbrauch um ein großes Vielfaches übersteigt (3.). Damit erkennt Angell einen grundsätzlichen Unterschied zwischen Gold und allen anderen Waren.
Die großen Goldlager sind die Voraussetzung dafür, den Goldkurs für längere Zeit durch Interventionen drücken zu können. Als Angell im Juli 1993 über das "Halten" des Goldkurses redete, dachte er anscheinend nicht an direkte Interventionen, erkannte aber deren Voraussetzung. Es brauchte nur noch jemand die Puzzlestückchen zusammenfügen.
Das Mittel, das Angell vorschlägt, um den Preis des Goldes zu "halten", die Fed-Funds-Rate, hat den Nachteil, daß die Fed-Funds-Rate stark vom Goldpreis abhängig wäre. Würde man den Goldpreis mit anderen Mitteln wie direkten Interventionen drücken, würde dies der FED eine diesbezüglich unabhängige Fed-Funds-Politik ermöglichen. Es lag nahe, den Goldpreis mit Hilfe der großen Goldlager (3.) zu drücken, durch Interventionen über Verkäufe oder Verleihungen.
Wir werfen noch einen Blick auf nachfolgende FED-Treffen. Beim nächsten, das am 17. August 1993 stattfand und somit zwölf Tage nachdem die Goldpreisdrückung begann, sagte Angell (Seite 41 bzw. PDF-Datei Seite 44 www.federalreserve.gov):
"I recognize that the price of gold has come down from $400 to $371 and that really is a factor that parallels the move that took place in the bond market; and that has worked very, very well."
Erneut zieht er eine Verbindung zwischen dem Langfristzins und dem Goldkurs.
Einige Monate später, am 21. Dezember, sagte er (Seite 21 bzw. PDF-Datei Seite 24 www.federalreserve.gov):
"... So I would prefer to say the price of gold at $389 an ounce is too high. ... But if you leave policy alone the opportunity cost of (holding) gold will be conducive to the price of gold going above $400. And the longer you let it go and the higher it goes, the greater will be the tradeoff cost of bringing inflation back..."
Er gibt eine Einschätzung eines angemessenen Preises. Zudem zieht er die Verbindung zwischen Inflation und Gold.
Wir sollten keine zu weitreichenden Schlüsse aus den FED-Protokollen ziehen. Sie geben uns keine Informationen, wer die Goldpreisdrückung wie organisiert. Das erste der Treffen fand statt, bevor die Drückung begann. Zudem sind die Treffen nicht der Ort, an dem sie organisiert wird. Ferner wird der letztendliche Anlaß, mit der Drückung zu beginnen, nicht erwähnt. Dabei handelt es sich mutmaßlich um Probleme auf Seiten der Short-Seller nach dem zuvorigen Goldpreisanstieg. Anscheinend war es das anfängliche Ziel, den Goldpreis unter der psychologisch wichtigen runden Dezimalzahl 400 zu halten.
Abbildung 2: Goldpreisentwicklung von 1992-1996
Was wir aber sehen können sind die Gedanken, die am Vorabend der Goldpreisdrückung in Kreisen der FED aufkamen, ein erstes, noch grobes Bild von der Geburt der Goldpreisdrückung.
© Dimitri Speck
Quelle: Englische Version von Dimitri Speck auf www.gold-eagle.com