Rück- und Ausblicke: Gold und Silber 2015
05.02.2015 | Mark J. Lundeen
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Einst verfügte das US-Finanzministerium über physische Silberlagerbestände in Höhe von mehreren Milliarden Unzen, da man Silber seit der Kolonialzeit bis 1965 zur Münzprägung eingesetzt hatte. Das galt übrigens für viele, wenn nichts sogar den überwiegenden Teil der nationalen Schatzämter im 20. Jahrhundert.
In den frühen 1960ern wurde Silber dann aber demonetisiert; in der Weltwirtschaft begannen nun Münzen aus Basismetallen zu zirkulieren. Heute sind die Silberbestände der staatlichen Einrichtungen schon lange verschwunden, sie wurden an den offenen Märkten verkauft und anschließend verbraucht, nicht recycelt. Heute existiert auf der Welt weniger gefördertes Silber als Gold, dennoch bekommt man für eine Unze Gold 74 Unzen Silber, wie man im Chart unten sehen kann. Physisches Silber ist heutzutage das logischste Investment, das Privatinvestoren zur Auswahl steht.
Für große Fonds, die im Auftrag zwei- oder dreistellige Milliarden-$-Beträge managen, trifft das allerdings nicht zu. Der Grund ist simpel: Der physische Silbermarkt ist als Schwimmbecken einfach zu klein für Wale.
Werfen wir jetzt einen Blick auf die Stufensummen für Gold und Silber seit 1969. Doch zuerst die Frage: Was ist eigentlich eine Stufensumme? Eine Stufensumme ist eine Advance-Decline-Linie für ein einzelnes Betrachtungsobjekt, basierend auf den Kursständen zu Handelsschluss. Daraus werden Serien gebildet. Die Stufensumme gewährt einen einzigartigen Einblick in die Marktstimmung derjenigen, auf die es WIRKLICH ANKOMMT - all jene, die aktiv jeden Tag kaufen und verkaufen.
In Bullenmärkten wie in Bärenmärkten ist die Zahl der Tage an dem der Kurs steigt in etwa genauso hoch wie die Anzahl der Tage, an denen er fällt. In Bullenmärkten ist dennoch eine leichte Tendenz zu einer erhöhten Anzahl von Tagen mit steigenden Kursen zu beobachten (in Bärenmärkten gilt das für Tage mit sinkenden Kursen), aber auch das muss nicht immer der Fall sein, wie wir noch später sehen werden.
Oben sehen wir nun die letzten 11.575 Handelstage für Gold und Silber, beginnend im Januar 1969. Im Verlauf dieser Stufensummen für Gold und Silber zeigen sich nun graphisch die Advances-Declines, die es während dieser 11.575 Handelstage gegeben hatte. Für Gold (blaue Kurve) zählen wir hier 256 mehr Aufwärtstage als Abwärtstage seit 1969; beim Silber (in rot) sind es hingegen 466 mehr Aufwärtstage als Abwärtstage.
Unten sehen wir nun den Gold-Stufensummenchart von 1998 bis heute. Von Januar 1998 bis Anfang 2001 lief der Goldkurs in einer Handelsspanne zwischen 250 $ und 325 $, da der Bärenmarkt (1980-2001) zu Ende ging. Schauen Sie, was mit der Stufensumme passierte: SIE BRACH EIN, und war damit Ausdruck einer grottenschlechten Stimmung am Goldmarkt.
Das damalige Investmentuniversum war noch voll und ganz auf ein neues High-Tech-Jahrhundert fixiert - auf eine Zukunft, in der Gold - da stimmte jeder mit Alan Greenspan überein - neben Silikon-Chips und Software keinen Platz mehr haben würde. Interessant ist aber, dass der Goldpreis zwischen 1998-2001, als der Markt deutlich mehr Ab- als Aufwärtstage hatte, sich hartnäckig weigerte, unter die Marke von 250 $ zu fallen.