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Michael Shedlock: Inflation säen, Deflation ernten

10.02.2015
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Ich bin auch der Meinung, dass Schulden ein Teil staatlicher Schuldverpflichtungen sind und dass jeder Geldschein ein Schuldschein ist. Dennoch lassen sich Schulden zwischen Menschen und Unternehmen tilgen. Keith Weiner sieht das auch so, darüber haben wir uns am Telefon unterhalten.

Kommen wir also noch mal auf folgende Aussage zurück: “Wenn der Zinssatz halbiert wird, wird die Liquidation der Schuld doppelt so viel kosten.“

Beginnen wir bei einen Zinssatz von sagen wir 1%. Es wird also doppelt so teuer, wenn der Zins auf 0,5% sinkt. Noch einmal doppelt so teuer, wenn er auf 0,25% sinkt. Dann noch einmal doppelt so teuer, wenn er auf 0,125% sinkt.

Dieser Zins ließe sich nun noch unendlich oft halbieren und dennoch nie auf 0 sinken. Angeblich würde somit auch die Rückzahlung unendlich teurer werden.

Nehmen wir nun an, die Fed senkt den Zinssatz auf 0%, anstatt ihn zu halbieren. Was würde nun passieren, sollte die Fed den Zins dann wieder anheben?

Dann würde, Feketes Modell zufolge, etwas Interessantes passieren. Es wäre nicht entscheidend, ob die Fed den Zinssatz um 0,1%, 1% oder 100% anheben würde, hier gäbe es plötzlich eine geteilt-durch-null-Situation, jede Anhebung von null ausgehend, würde eine Rückzahlung unendlich kostengünstiger machen.

Vielleicht sollten wir prozentuale Veränderungen bei einer theoretischen Ewig-Anleihe nicht mit realitätsnahen Erfahrungen verwechseln, wo sich die Schuld immerhin zurückzahlen oder refinanzieren lässt und wo man im Grunde (noch) keine Ewig-Anleihe bekommen kann.

In der realen Welt wäre eine drastische Halbierung der Zinssätze von 8% auf 4% in der Tat ein Riesending. Eine Senkung von 0,2% auf 0,1% hingegen bedeutungslos, auch wenn sich damit der Liquidationswert theoretisch verdoppeln würde.

Ein ganz praktischer Aspekt sollte dabei nicht unerwähnt bleiben, und ihm werden, so denke ich, Fekete wie Weiner zustimmen: Je tiefer die Fed die Zinsen drückt, desto mehr Geld landet im System. Die Gesamtverschuldung lässt sich in der Folge immer schwerer zurückzahlen und der Fed fällt es folglich immer schwerer, die Zinssätze wieder anzuheben.

Wir bewegen uns immer schneller auf einen Punkt zu, wo den Zentralbanken eine Zinssatzerhöhung, selbst wenn sie die wollten, unmöglich erscheinen wird. Japan hat diesen Punkt schon erreicht.


Der “Acting Man“ zieht mit

Ich habe meine Antwort auch an Pater Tenebrarum vom Blog Acting Man gesendet. Er steuerte ähnliche Gedanken bei. [Ich habe seine Antworten mit kurzen Gedanken meinerseits versehen, die in Klammern stehen]

“Einige Anleihen sind ‘rückrufbar‘, sie können vor Fälligkeit zum Nennwert zurückgezahlt werden. Ob Anleihen aber aufgrund bis zur Fälligkeit sinkender Zinserträge mit Aufschlag oder aber aufgrund bis zur Fälligkeit steigender Zinserträge mit Abschlag gehandelt werden, ist aus der Sicht eines Unternehmens im Großen und Ganzen ein Artefakt der Buchhaltung. Die Unternehmen werden die Anleihe ganz einfach auslaufen lassen und die fällig werdenden Schulden mit neuen, niedriger verzinsten Schulden ersetzen.

Was meiner Meinung nach aber wichtiger ist und tatsächlich aktiv Kapital zerstört, ist die Tatsache, dass der durch Zentralbanken manipulierte Zins nicht mehr die Zeitpräferenzen innerhalb einer Gesellschaft korrekt wiederspiegelt. Er sendet stattdessen falsche Signale an Unternehmer [wie auch Haushalte und Großunternehmen], dass mehr Ersparnisse verfügbar seien, als tatsächlich verfügbar sind.

Investitionen in langfristige Projekte auf höheren Ebenen der produktiven Struktur werden angeregt, obgleich die Menge des "freien Kapitals" (das echte Finanzierungskapital eines Wirtschaftsraums) nicht ausreichen wird, um diese Projekte zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen. Ein Beispiel jüngeren Datums ist das Fracking. [Die Immobilienblase ist ein klassisches Beispiel, wo die Spekulation, dank der Fed, so stark wurde, dass viele den Eindruck hatten, es gäbe eine Immobilienknappheit!]

Fekete meint im Wesentlichen aber genau dasselbe, eben nur umständlicher oder aber anders formuliert.


Schlussfolgerung:

Diesem Chaos mit mathematischen Formeln zu begegnen, halte ich nicht für zulässig, weil die Berechnungen ziemlich grotesk werden, je näher man der Null kommt.

Praktisch betrachtet, existieren Ewig-Anleihen in diesem Sinne eigentlich nicht. Verbraucher- und Unternehmensschulden lassen sich tilgen und löschen, auch wenn der Dollar an sich eine Schuld ist. Mit Blick auf die immer größer werdenden Blasen bin ich darüber hinaus der Ansicht, dass der Schaden, den die Fed anrichtet, nicht einmal linear ist.

Der wichtige Punkt ist der, dass die Geldpolitik der Fed extrem kontraproduktiv ist. Fekete, Weiner, Tenebrarum und ich sind uns in diesem so wesentlichen Punkt alle einig.


© Michael Shedlock
www.globaleconomicanalysis.blogspot.de


Dieser Artikel wurde am 06.02.2015 auf www.financialsense.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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