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Klartext zu Gold, Öl und japanischen Aktien

15.02.2015  |  Manfred Gburek
Zwischen den Nachrichten, die wir täglich von den Medien präsentiert bekommen, und denen, die wir für eine möglichst gewinnbringende Geldanlage benötigen, besteht ein riesiges Missverhältnis. Das ist zwar nicht neu, zeigt sich in diesen Tagen aber besonders deutlich.

Nichts gegen Details zu den Ukraine-Verhandlungen, da steht es wirklich Spitz auf Knopf, und es kann nicht genug darüber berichtet werden. Aber muss denn jeder Politiker aus der zweiten oder dritten Reihe dazu befragt werden? Nichts auch gegen den neuesten Stand im Griechenland-Poker, obwohl insgeheim schon längst an einem Kompromiss gearbeitet wird, der die Griechen begünstigt. Aber ist die neue Kleiderordnung ihres Finanzministers mit offenem Hemd und linker Hand in der Hosentasche wirklich kommentierenswert?

Ein besonderes Erlebnis hatte ich am vergangenen Mittwoch, als der Goldpreis wieder einmal nach unten manipuliert wurde. Berichte zum Hintergrund? Fehlanzeige. Stattdessen die üblichen Floskeln, null Aufklärung. Mein Erlebnis bestand darin, dass ich bis in den späten Mittwochabend Anrufe nervöser Freunde erhielt, die sich wegen des Preisrückgangs Sorgen machten. Zufällig hatte ich am Mittwochmittag einen längeren Gedankenaustausch mit Ralf Borgsmüller, Partner der erfolgreichen Grünwalder Vermögensverwaltung PSM, der mich in meinem Goldoptimismus für die nächsten Jahre bestärkte. Den Optimismus gab ich dann kurzerhand meinen Anrufern weiter.

Die Begründung für den Optimismus ist immer wieder dieselbe: Mit jeder Billion an neuen globalen Schulden wächst das Misstrauen in Papierwährungen und steigt das Vertrauen in Gold. Letzteres kann zwar vorübergehend mies gemacht werden, aber erschüttern lässt es sich nicht. Die Miesmacherei spiegelt sich in kurzfristigen Preisrücksetzern wider, danach sorgen mittel- und langfristig orientierte Goldkäufer für einen Preisschub nach oben.

Zugegeben, diese Volatilität, sprich Schwankung, kann auf die Nerven gehen, doch sie gehört nun mal zur Geldanlage. Genaugenommen hat sie sogar schon die Sparbücher erreicht: Hatte man sich jahrzehntelang an Sparzinsen um 3 Prozent gewöhnt, so stehen sie aktuell nahe null. Und nun wird es für viele Anleger sogar gefährlich: Da die Dividendenrenditen vieler deutscher Aktien sich um 3 Prozent bewegen, soll Sparkapital mit dem Prozent-Argument in Aktien gelockt werden, speziell in Aktienfonds.

Das kann deshalb böse enden, weil Aktienkurse erst recht volatil sind. Man stelle sich nur einen Sparer vor, der sein Geld jahrelang ins Sparbuch mit 3 Prozent Zinsen investierte, danach den Zinsrückgang in Richtung null miterleben musste und jetzt mit einem Dividenden-Aktienfonds konfrontiert wird: Falls dessen Wertentwicklung in diesem Jahr nach unten zeigt, könnte unser Sparer bereits mit dem nächsten Depotauszug ein blaues Wunder erleben und total nervös reagieren.

In seinem Informationsdienst „Der Wellenreiter“ (wellenreiter-invest.de) vom vergangenen Donnerstag hat sich auch Robert Rethfeld des Themas Dividendenfonds angenommen, und zwar anhand eines konkreten Beispiels. Sein Fazit: "Der iShares High Dividend ETF bewegt sich seitwärts, obwohl die Dividende in den ETF investiert wird." Würde nur die Kursentwicklung berücksichtigt, dürfte der Preis des Fonds "deutlich nach unten abknicken". Hier geht es um einen Fonds, der primär in US-Aktien investiert. Pech für seine Anleger: Während die amerikanische Börse sich in den vergangenen Monaten stattlich entwickelt hat, sind die dividendenstarken Aktien des Fonds müde hinterhergehinkt.

Volatilität zeigt sich in kurzen und langen Wellen. Die kurzen werden mit mehr oder weniger Erfolg von Tradern genutzt. Sie sind hier nicht mein Thema, sondern die langen, die man antizyklisch in Angriff nehmen sollte. Dafür gibt es zwar kein Patentrezept, aber konkrete Beispiele zeigen, wie es geht; außerdem gehört etwas Geduld dazu, siehe das Beispiel vom Gold. Ein anderes Beispiel liefert das Öl, dessen Preis im vergangenen Jahr regelrecht abgestürzt ist.

Über die positiven Folgen des Ölpreisrückgangs für den Konsum wird zwar viel diskutiert, aber eine ganz andere, aus Anlegersicht viel wichtigere Folge bleibt in den Mainstream-Medien weitgehend ausgeklammert. Umso spannender ist das, was Investmentlegende Marc Faber neulich in der "Wirtschaftswoche" preisgegeben hat:

"Die in Staatsfonds geparkten Mittel stiegen zwischen 2007 und September 2014 von 3,2 Billionen Dollar auf 6,8 Billionen. 59 Prozent dieses Anstiegs stammten aus Erdöl-, Erdgas- und damit verbundenen Einnahmen. Was wird im Zuge des Ölpreisverfalls aus den Staatsfonds, die bisher weltweit immer mehr Geld in Finanzwerte investierten? Die Mittelzuflüsse werden verdunsten, und sie werden Vermögenswerte verkaufen müssen." Man sollte diese Entwicklung, die gegen bestimmte Aktien spricht, im Auge behalten. Es ist ja nicht von der Hand zu weisen, dass Aktienverkäufe der Staatsfonds, etwa aus Norwegen oder Katar, ganze Börsen herunterreißen können. Am Ende einer solchen Entwicklung dürften Aktien zu Schnäppchenkursen zu haben sein.

Ein weiteres Beispiel aus der zitierten "Wirtschaftswoche", dieses Mal ein positives: Frank Herro, erfolgreicher Manager internationaler Aktienfonds, hält große Stücke auf japanische Aktien. Seine Begründung: "Japans staatlicher Pensionsfonds ändert seine Anlagepolitik massiv. Die bisher zu 100 Prozent in japanische Staatsanleihen investierten Gelder werden jetzt zu 50 Prozent in Aktien umgeschichtet. Diese Maßnahme gilt als Rammbock gegen die Trägheit im japanischen Unternehmenssektor und soll Produktivitäts- und Rentabilitätssteigerungen bringen. Das ist ein gutes Zeichen." Die Kurse japanischer Aktien sind zwar schon kräftig gestiegen, aber offenbar gibt es noch viel weiteren Kursspielraum nach oben.

Von Überlegungen, wie sie Faber und Herro angestellt haben, sollten Sie sich zwar anregen lassen, aber sie dürfen Sie nicht verführen, auf eigene Recherchen zu verzichten. Diese beginnen mit dem Blick in deutsche und ausländische Geschäftsberichte einschließlich Internetseiten der Unternehmen, damit Sie erfahren, welche Staatsfonds zu den Großaktionären gehören. Und sie enden eigentlich nie, denn den ersten Recherchen sollte eine längere Phase folgen, in der Sie die Kursentwicklung und die fundamentalen Daten verfolgen, bevor Sie Aktien kaufen.

Geht es um japanische Aktien, werfen Sie am besten zuerst einen Blick auf das Tableau mit den 225 Aktien aus dem Nikkei-Index (auf Internetseiten von Direktbanken zu finden). Dann werden Sie feststellen, dass die Umsätze der meisten japanischen Aktien an deutschen Börsen gering sind. Konzentrieren Sie sich also auf solche mit regelmäßigen Umsätzen, oder besser noch, nehmen Sie die zusätzlichen Kosten für die Abwicklung an der Tokioter Börse in Kauf. Als Alternative bieten sich Indexfonds an.

Ich hoffe, Ihnen heute ein paar Anregungen auch über Gold hinaus gegeben zu haben. Und denken Sie immer daran: Jede noch so gute Anregung ersetzt nicht das eigene Nachforschen und das ständige Beobachten der Kurse. Das gilt gerade jetzt, da exogene Faktoren wie die Ukraine-Krise und das Pokern um Griechenland die Kursentwicklung mitbestimmen.


© Manfred Gburek
www.gburek.eu

Herr Gburek ist Fachjournalist und Buchautor. Seine letzten Werke waren: Außer diversen Börsenbüchern schrieb er: "Das Goldbuch", das Wörterbuch "Geld und Gold klipp und klar von A bis Z", "Die 382 dümmsten Sprüche der Banker" und zuletzt das Ebook "Ach du liebes Geld!".



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