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Aktien sind die neuen Bonds, Dividenden die neuen Zinsen

18.02.2015  |  Sascha Opel
Aktien sind die neuen Bonds. Dividenden die neuen Zinsen. Und wann die Zeit von Gold (wieder) kommt!

In der Sicheres-Vermoegen.de-Ausgabe vom 5.2.2015 hatten wir darauf hingewiesen, dass bereits Euro-Anleihen der Länder Finnlands, der Niederlande, Belgiens, Frankreichs, Österreich und Deutschland im Wert von 1,3 Billionen Euro im negativen Zinsbereich rentieren. Dieser Wert ist gut eine Woche später bereits auf knapp 2 Billionen gestiegen! Der Anleihenmarkt preist also weiterhin eine Aufteilung in Nord- und Südeuro ein, welcher von der Politik und EZB zwanghaft verhindert wird. Dies ist eine Traumkonstellation für  Aktien und insbesondere den DAX. Der Negativzins frisst sich in den Aktienmarkt!

Die Erkenntnis lautet: Aktien sind neuen Bonds. Dividenden die neuen Zinsen.

Die fortgesetzte Konkursverschleppung Griechenlands ist ein Treibsatz für die Aktienmärkte Nordeuropas. Während der für Griechenland viel zu starke Euro dem griechischen Patienten weiterhin hohen Schaden zufügen wird, ist er für Deutschland viel zu schwach. An einer Heilung der Zustände, nämlich Griechenland aus der Euro-Fessel zu befreien und eine eigene Währung einzuführen, ist niemand ernsthaft interessiert, da wir anscheinend an einem Punkt angelangt sind, an dem zu viele Milliarden an Steuergeldern bei einem Grexit verloren wären. Dies wäre dem europäischen Steuerzahler und Wähler nicht zuzumuten.

Für den Euro bedeutet dies, dass er mit Griechenland im Schlepptau noch lange Zeit schwach bleiben wird. Dauerhaft zur Weichwährung dürfte er jedoch nur dann werden, wenn eines Tages die Deutsche Exportmaschine wegen einer globalen Konjunkturflaute ins Stocken gerät. Der Deutsche Handelsbilanzüberschuss betrug 2014 gigantische 217 Milliarden Euro und lag weltweit am höchsten - übrigens noch weit vor China mit circa 150 Milliarden Euro.

Deutsche Exportchampions wird es daher freuen, wenn die Griechen weiter im Euro bleiben und somit Draghi seine Weichwährungspolitik fortsetzen muss. Die Gesellschaften der DAX-Familien würden auch bei 1,40 im EUR/USD gutes Geld verdienen. Bei 1,13 oder gar einer Parität dürften die Gewinne weiter stark steigen. Dies befördert die temporäre Abkoppelung von der Wall Street, wo der starke USD zuletzt einige Gewinnerwartungen zunichte machte. Der DAX könnte "dank" der Eurorettung, die eine "Lirarisierung" des Euro ("Liro“) nach sich zieht, weitaus stärker steigen, als selbst wir dies bisher für möglich gehalten haben.

Deshalb dürfte die FED in 2015 ihre Zinserhöhungspläne nach hinten verschieben oder gar aufgeben. Ein globaler Währungsabwertungskampf würde auch zu diversen Favoritenwechseln an den Börsen führen. Neben Deutschen Aktien, die 2015 zu unseren Favoriten gehören, sollten auch japanische Aktien und Dollarunabhängige US-Werte - schon alleine wegen möglicher Währungsgewinne - im Depot nicht fehlen.

DAX-Ziele der Banken für 2015 lagen bei 10.640 Punkten - unser Ziel bei 11.500 bis 12.000. Dies könnte zu konservativ sein!

In unserer Jahresprognose Anfang Januar fragten wir, ob die DAX-Ziele der 21 Banken, die im Schnitt einen DAX von  10.640 Punkten erwarteten, nicht zu konservativ seien.

Wir schrieben: "Für den Aktienmarkt (insbe­son­dere bei Deutschen Aktien) könnte der Ölpreis in Kombination mit Nullzinsen für deutlich stärkere Kursgewinne sorgen. Wir sind in diesem Jahr deshalb für Europa und Deutschland optimistischer als für die USA, die wohl bald das Fracking-Problem (und den starken USD) zu spüren bekommen. Uns würde auch ein DAX im Bereich 11.500 bis 12.000 in 2015 nicht wundern!

Betrachtet man die Verfassung des Marktes, dann könnte selbst diese optimistische Zone überschritten werden. Denn: Das Angebot an Aktien, die noch eine gute Dividendenrendite bieten, ist für das Geld, welches aus den Nullzins-Anleihen rüberschwappt, viel zu gering!

Wer heute als Anleger, Pensionsfonds oder Versicherung einen gut rentierenden Dividendentitel wie BASF, Nestle oder Münchner Rück besitzt (um nur ein paar exemplarisch zu nennen), warum soll er gleich wieder verkaufen, nur weil diese 20 oder 30% schnell gestiegen sind?

Aktien steigen heute, weil immer weniger Anleger verkaufen! Es fehlen schlicht die Alternativen. Diese Konstellation ist historisch einmalig und auf den fehlenden Zins zurückzuführen, der den Anlagenotstand begründet.

Seit wenigen Tagen gelten auch in Schweden Negativzinsen. Die Schwedische Reichsbank (so heißt dort die Notenbank) reduzierte den Leitzins von 0% auf -0,1%. Grund sind die negativen Teuerungsraten von 0,3% bei den Konsumentenpreisen.

Zudem beginnt die Reichsbank ebenfalls mit Gelddrucken! Wie die Schweden mitteilten, werde man eigene Staatsanleihen im Wert von 10 Milliarden Schwedenkronen bei den Laufzeiten von 1 bis 5 Jahren aufkaufen. Schweden ist nicht Teil der Euro-Zone, aber als EU-Mitglied wirtschaftlich ähnlich eng mit der Währungsunion verflochten, wie das Nicht-EU-Mitglied Schweiz. 

Fazit: Null- und Negativzinsen rund um den Globus machen aus Aktien mit soliden Dividenden nach und nach die neuen Bonds!  Man kann nur hoffen, dass die Kurse nicht zu schnell zu hoch steigen. Bedenken Sie: Bei einer Verdoppelung der Deutschen Aktienkurse (also DAX über 20.000) läge die Dividendenrendite bei 1,5% (ohne höhere Ausschüttungen in den kommenden Jahren).

In einer Kaufpanik halten wir selbst dieses "Crash-nach-oben“-Szenario nicht mehr für ausgeschlossen! Dass neben Aktien jedoch auch Gold zum wichtigen Anker einer langfristigen Vermögenssicherung gehört, brauchen wir treuen Lesern nicht zu erzählen. Die Zeit, in der die goldene Stunde schlägt, dürfte jedoch erst am Ende des nun absehbaren Aktienhypes anbrechen.


© Sicheres-Vermoegen.de
Auszug aus dem Börsenbrief Sicheres-Vermoegen.de



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