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Stimulus? Wie QE Deflation fördert

09.03.2015  |  James West
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Am obersten Ende der ökonomischen Nahrungskette zahlt niemand aber auch niemand eine ansatzweise proportionale Einkommensteuer, die irgendwie noch mit deren Lebensstil korrespondieren würde. Würde man eine solch höchsthöfliche und wohlbetuchte Konversation im Dreisterne-Restaurant Le Bernardin führen wollen, so wäre man schnell aus der High Society verstoßen und als Kommunist gebrandmarkt.

Die Lebensstandards in Nordamerika und Europa haben sich über Jahrhunderte hinweg auf Grundlage von Ressourcen anderer Ländern entwickelt, die höflich als ‘developing countries‘ bezeichnet werden, obgleich dieser Begriff dadurch zum Widerspruch in sich wird. Denn die besten Früchte dieser Länder wurden längst schon gepflückt und in den Norden gebracht.

Nun schreiben wir das Jahr 2015, und immer noch klammern wir uns an die Illusion, dass das ökonomische Klackern der 2000er in kürzer wieder einsetzen wird.

Das wir aber leider nicht der Fall sein. Was wirklich auf uns wartet (und in Wirklichkeit auch schon da ist), ist eine globale, deflationäre Reaktion auf die kollektive Erkenntnis, dass der Planet Erde an das Maximum dessen gestoßen ist, was er für seine größte Verbraucherspezies - die Menschheit - bereitstellen kann.

Wenn man sich tatsächlich das Ausmaß, dem Umfang und die Dauer des deflationären Ereignisses von 2008 anschaut, das der ‘schlimmsten Finanzkrise seit der Großen Depression‘ vorausging (zu diesem Zeitpunkt lag die Messlatte der globalen Liquidität, sprich die Bilanzen der US Fed, gerade einmal bei 800 Millionen $), dann stellen Sie sich doch bitte einmal vor, wie Ausmaß, Umfang und Dauer wohl aussehen werden, wenn all das um das 5,5-fache verstärkt wurde.

So wie sich eine massive Flutwelle im Vorfeld durch eine unnormal niedrige Ebbe ankündigt, so erleben wir gerade, wie Kapital aus Öl, Metallen und Rohstoffen (und bald auch Immobilien) abfließt. Das ist in der Tat die erste Phase des nächsten großen deflationären Ereignisses und der nächsten Rezession. Dieses Mal würde ich prognostizieren - also wenn ich Orakelkräfte für mich beanspruchen dürfte -, dass dieses Ereignis zur bislang Größten Depression führen wird.


Die Ökonomie unterliegt letztlich den Gesetzen der Physik

Die Vorstellung, dass die Ökonomie im Grunde wie ein biologisches Ökosystem funktioniert, das größtenteils den Selbstregulierungsprinzipien gesunder Ökosysteme gehorcht, ergibt durchaus Sinn.

Ich würde behaupten, dass quantitative Lockerungen - oder genauer gesagt ein Überschuss an Liquidität - die Ursache von Deflation ist. Ich würde zudem behaupten, dass die Verbreitung von Deflation nicht nur der Vorläufer von Inflation sondern auch der Hyperinflation ist. Die deflationäre Phase, die seit 2008 die Weltwirtschaft definiert, wurde ja ursprünglich durch exzessive Liquiditätsmengen im System verursacht.

Grob gesagt, konnte die Immobilienblase in den USA überhaupt erst eine solche Größe erreichen, weil die Zinssätze niedrig waren und weil die Banken Darlehen an weniger kreditwürdige Schuldner vergaben, um den Eigengewinne um jeden Preis zu steigern.

Das anfängliche deflationäre Wundenlecken wurde dann durch das Wunschdenken der Fed ersetzt. Sie ging davon aus, dass sich die fehlende Liquidität durch selbstproduzierte, synthetische Liquidität ersetzen ließe, und dass diese dann irgendwie fundamentale Nachfrage erzeugen könne. Doch alles, was erzeugt wurde, waren größere Kapital-Pools für die Elite, und Rekordhochs an den Aktienmärkten.

Stimuliert wird die allgemeine Wirtschaft nur noch dann, wenn die Eliten ihre Pools gereinigt haben wollen und den Rasen gemäht. Und mit dieser Art von Nachfrage kann man keinem amerikanischen Traum auf die Sprünge helfen.

Denken wir jetzt an das Wesen dieses Finanzsystems, das zu einem fast komplett globalisierten System aus Überweisungen und Handelsbewegungen geworden ist. Per Tastendruck fließt Geld auf elektronischem Wege überallhin. Tatsache ist, dass 98% + der fabrizierten Liquidität (mein Ausdruck für QE) in elektronischer Form existiert und sich elektronisch durchs System bewegt, wobei es automatisch in die verschiedenen Währungen konvertiert wird.

Inflation und Deflation haben jeweils zwei Aspekte, die sich zwar unterscheiden aber dennoch begleiten - normalerweise mit zeitlichem Abstand.

Ganz elementar betrachtet entsteht monetäre Inflation, wenn Zentralbanken mehr Geld schöpfen, als für den Handel in einer Wirtschaft benötigt wird. Preisinflation entsteht dann, wenn überschüssiges Kapital zum Bestandsaufbau um Güter konkurriert - das ist eine der Möglichkeiten, wie durch monetäre Inflation erzeugtes Überschusskapital zum Einsatz gebracht wird. Die Umkehrung dieser beiden Fälle würde dann auf ganz ähnliche Weise Deflation beschreiben.

Wenn der Überschuss an fabriziertem Kapital und Kredit ein solches Ausmaß erreicht, dass sich kein Kapital mehr zum Aufbau von Beständen einsetzen lässt, weil die Aufnahmekapazität erreicht ist, so wird nicht mehr auf Kapital zugegriffen. Die Kapitalumlaufgeschwindigkeit - das Tempo mit dem Geld das Finanzsystem durchfließt - kommt plötzlich zum Stillstand.

Wenn dieser Punkt erreicht wurde, kann das Geld nur noch in festverzinslichen Wertpapieren und Derivatstrategien geparkt werden, wo die Risiken aus Gründen der Kapitalsicherung minimiert wurden. Daraus wird dann ‘Stagflation‘. Kein Wirtschaftswachstum. Keine Preisinflation. Keine Investitionen in die Realwirtschaft.



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