Die Ukraine, das Sarajewo unserer Zeit und die Konsequenzen für die Finanzmärkte
13.03.2015 | Rolf Nef
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Grafik 30 zeigt Gold in Schweizer Franken. Hier ist der neue Bulltrend auch gestartet, hat aber die obere, flache Trendlinie noch nicht durchbrochen.Aber jetzt zur Silber-Geschichte, der verrücktesten aller Finanzgeschichten.
Grafik 25: Chinesische Goldnachfrage
Grafik 26: Gold in ETFs gehalten
Grafik 27: Gold und Open Interest im Comex
Grafik 28: Gold in Euro
Grafik 29: Euro-US$ seit 1980
Grafik 30: Gold in Schweizer Franken
4. Silber
Die Geschichte des Silbers ist sehr anders als die des Goldes, obwohl es die gleiche Funktion hat als physisches Tauschmittel. Die Story startet mit der Gründung der Bank von England 1694, die mit ähnlichen Schummeleien zustande kam das Fed 1913 und wahrscheinlich andere Notenbanken.
1774 limitierte in England ein Gesetz Silber als gesetzliches Zahlungsmittel nur bis 25 £.
1816 nach den Napoleonischen Kriegen wurde Silber gänzlich aus dem englischen Geldsystem geworfen.
1873, nachdem Frankreich den Krieg 1870/71 gegen Preussen verlor und 5 Milliarden Französische Franken in Gold Reparation leistete, die durch die Verhandlungen Bleichröders, des Finanzberaters Bismarcks zustande kamen, verkaufte Deutschland - wahrscheinlich wiederum mit dem Rat Bleichröders - alle seine Silberbestände. Bleichröder mit seinen Beziehungen zu den Rothschilds in London war auch der Mann, der Bismarck die Kriegfinanzierungen organisierte (siehe Geopolitik). Von hier an begann das Gold-Silber-Verhältnis zu steigen (Grafik 31) und vor allem kamen alle andern Länder mit einem fixen Gold-Silber Verhältnis unter Druck, dieses Aufzulösen, was den Druck auf den Silberpreis noch mehr erhöhte.
1874 limitierte ein Gesetz in USA Silber als gesetzliches Zahlungsmittel nur bis 5 $US, was damals schon verfassugswidrig war.
So schloss ein Land nach dem andern Silber aus dem Geldsystem aus. Am Schluss folgte dann noch die Lateinische Münzunion, die in den 1920er Jahren aufgelöst wurde. Silber wurde Ware und nicht mehr Zahlungsmittel. Somit sank sein Wert und der Bedarf. Es wurde weniger gefördert und in der industriellen Anwendung mehr und mehr verbraucht. Von den je geförderten ca. 1,5 Mio. (Grafik 32) Tonnen sind vielleicht noch 45.000 ( 1,5 Mrd. Unzen) Tonnen in Münz- und Barrenform vorhanden.
Machen wir die gleiche Rechnung wie mit dem Gold und den weltweiten Schulden von 200.000 Milliarden US$. Diese 1,5 Mrd. Unzen zu 16 $US haben einen Wert von 24 Mrd. $US. In % dieser 200.000 sind das noch 0,012%. Der flüssige Teil des Goldes war 0,64%. Der Silberwert ist also 53 mal kleiner. Ich darf mich um den Faktor 50 irren, und der Silberwert wäre immer noch klein. Aber es hat nicht für 1,1 Mio. $ Silber auf dieser Welt, wenn nachweisbar seit 1950 (Grafik 33) ein Defizit von mehreren Tausend Tonnen pro Jahr besteht.
Das ist der Treibsatz hinter dem Silberpreis und der Kernpunkt der Silberstory.
Grafik 34 zeigt die Silberbestände in ETFs und Lagerstätten. Trotz des Preisrückgangs sind die Bestände gestiegen, was beim Gold umgekehrt ist. Grafik 35 zeigt die hohe Anzahl offener Verträge (OI) im Comex ausgedrückt in Mio. Unzen. Mit über 800 Mio. Unzen ist das mehr als eine Jahresproduktion von ca. 750 Mio. Unzen. Teilweise können das sicher Absicherungspositionen von Haltern physischer Bestände sein. Über den Comex laufen aber auch die Interventionen, weil die Notenbanken kein Silber mehr haben. Short-Positionen führen zu Eindeckungen mit Preisexzessen, wie das sehr deutlich 1979 zu sehen ist, als das ÖI massiv fiel, weil die shorts eindeckten und gleichzeitig stieg der Preis massiv. Ähnliches ist vor 2011 zu sehen, nur weniger exzessiv.
Während Gold die Kaufkraft für Konsumgüter gehalten hat, hat Silber über 70% an Kaufkraft (Grafik 36) verloren. Die Demonetisierung des Silbers ist bis heute gelungen. Die Remonetisierung wird auch gelingen, aber viel schneller.
Silber weist die gleiche "running correction" von 2006 bis 2014 auf wie Gold (Grafik 37) und hat die neue Bullphase wahrscheinlich am 1. Dezember 2014 schon begonnen (Grafik 38).
Grafik 39 bestätigt die extreme fundamentale Situation aus technischer Sicht. Die obere Trendlinie verläuft bei ca. 700 $US. Ein Überschießen beim Silber ist historisch noch normaler wie beim Gold. Nimmt man ein Überschießen des Goldes auf 15.000 $ an und unerstellt ein Gold-Silber Verhältnis von 1:10, was historisch nicht aus dem Rahmen fällt, so kommt man auf einen Silberpreis von 1.500 $US pro Unze. Der Preis in $ würde sich fast ver-100-fachen. Es tönt absurd, aber so ist die Logik. Aber man beachte, dass das erst die zweite Bullphase seit 1932 ist. Es muss dann eine sehr brutale Korrektur einsetzen.
In Grafik 39 sieht man auch sehr deutlich, dass die Bullphasen stets Lucas-Zahlen waren und die Bearphasen Fibonacci-Zahlen oder Kombinationen davon und zwar bis jetzt ohne Ausnahmen. 2014 wäre ein solches Top-Jahr in dieser Reihe gewesen, ist es aber nicht. Das nächste Soll-Jahr ist erst 2021 (2003 + 18). Panik während Jahren? Das scheint sehr unwahrscheinlich. Vielleicht ist das die erste Abweichung seit 1814.