Silber auf der Startrampe
26.03.2015 | Adam Hamilton
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Mit jedem Verkauf eines Terminkontrakts steigt praktisch das Silberangebot im Gesamtmarkt. Die Trader leihen sich tatsächlich Silber, das sie nicht besitzen, sie verkaufen es sofort und hoffen, dass sie es später zu niedrigeren Kursen wieder zurückkaufen können, um ihre Schulden zu bezahlen. Da jeder Silber-Futures-Kontrakt gleich 5.000 Unzen Silber dirigiert, flutete diese 37.000 Kontrakte schwere Short-Orgie den Markt mit epischen 185 Millionen Unzen - und das innerhalb von nur 8 Wochen! Das müsste eigentlich alles erklären.Der einzige Grund, warum der Silberkurs während der letzten großen SLV-Bestandsaufstockung um 13, 8% sank, war folgender: Jene 28 Mio. oz, die die US-Börsenhändler kauften, wurden von jenen 185 Mio. oz, die die US-Terminmarktspekulanten verkauften, einfach nur komplett in den Schatten gestellt. Diese extremen Leerverkäufe katapultierten die Gesamtzahl der Short-Kontrakte auf schwindelerregende 69.900 Kontrakte. Das war der höchste Stand seit mindestens 1999, und wahrscheinlich der höchste überhaupt.
Das Shorten von Terminkontrakten ist die BESTE TYP VON VERKÄUFEN, der einem Markt passieren kann, da diese stark gehebelten Positionen relativ bald wieder aufgelöst werden müssen. Und dann VERKEHREN sich diese Verkäufe in erneute Käufe. Die Shorts müssen zwar per Gesetz ihre Schuldenrückzahlung absichern, allerdings würden die Märkte diese Rückkäufe ohnehin erzwingen. Diese Woche mussten Trader für einen einzigen 5.000-Unzen-Silberkontrakt nur 7.700 $ als Deckung auf ihr Konto einschießen.
Doch selbst zu spottbilligen Silberkursen von 16 $ kontrolliert man mit dieser kleinen Summe von 7.700 $ Silber im Gegenwert von 80.000 $! Das entspricht einem 10-fachen Hebel, was weitaus mehr ist als das jahrzehntealte 2-fach-Hebel-Limit für die Aktienmärkte. Liegen die Silberterminhändler also nur um 10% daneben (d.h. der Silberkurs steigt um diesen Prozentsatz), so blicken sie einem Totalverlust ihres eingesetzten Risikokapitals entgegen - falls sie nur die minimale Hinterlegungssumme abgebracht haben. In der Praxis steigen diese Trader aber schon lange vor einem Totalverlust aus ihren Short-Positionen aus.
Also: Selbst eine für Silberverhältnisse kleine Rally - nur einige Prozent - treibt die hebelnden Spekulanten schlagartig aus ihren Positionen. Sie können diese Short-Kontrakte aber nur verlassen, wenn diese durch den Kauf von Long-Kontrakten glattstellt werden, und das lässt den Silberkurs steigen. Dieser Prozess der Short-Glattstellung wird schnell ein selbsttragender, wobei steigende Silberkurse immer mehr Spekulanten zur Glattstellung zwingen, was die Silberkurse noch weiter in die Höhe treibt. Short-Glattstellung ist ÜBERAUS BULLISCH.
In den vergangenen Jahren galt Folgendes: Jeder drastische Anstieg bei den Short-Positionen zog kurz darauf Kontraktkäufe zu Glattstellungszwecken nach sich, so dass die Gesamt-Short-Positionierung in kürzester Zeit wieder in Richtung der Unterstützung bei ca. 27.000 Kontrakten sacken konnte. Nach Stand der letzten COT-Woche (Stichtag: Dienstag, 10. März) lag die Menge Short-Terminkontrakte amerikanischer Spekulanten mit insgesamt 46.500 !!! wieder deutlich über dieser Menge. Das wären in jeder Hinsicht wieder Extremstände, gäbe es die vergangenen Jahre nicht.
Auch diese Woche konnte man im Rahmen des Fed-Treffens wieder eines zu beobachten: Steil steigende Goldkurse zwingen die Spekulanten zur Glattstellung ihrer Silber-Short-Position. Und diese schlagen sich in deutlichen Kursgewinnen nieder. Wenn Gold in Kürze energische Fortschritte macht - während der fürchterlich überpopulären Long-Positionierung für US-Aktienmarkt/ US-Dollar die Luft ausgeht - werden wir erleben, wie die Silber-Short-Terminspekulanten ganz schnell Kontrakte kaufen gehen. Setzt die Short-Glattstellung dann ein, kommen die Verstärkungseffekte ins Spiel und treten eine schnelle Glattstellungswelle los.
Übrigens verliefen alle Short-Glattstellungsphasen der letzten Jahre sehr schnell, siehe oben. Wir sprechen hier normalerweise von Wochen, und allerhöchstens wenigen Monaten. All diese ekstatischen Short-Glattstellungswellen enden dann aber in der Nähe der großen 27.000-Kontrakte-Unterstützungslinie. Wenn Gold demnächst entschlossenen anzieht und starke Silberkäufe auslöst, gibt es keinen Grund, keine solche Glattstellungswelle zu warten. Die Shorts würden gewaltig unter Druck geraten.
Aktuell sind die Short-Positionen der amerikanischen Terminmarktspekulanten zwar noch weit von den epische Rekordextremen des letzten Jahres entfernt, trotzdem bleiben immer noch 19.500 Kontrakte, die sie glattstellen müssten, um die eigene Silberpositionierung wieder auf Unterstützungsstände zurückzuschrauben. Und das entspricht eben riesigen 98 Mio. Unzen Silber! Das sind fast vier Zehntel der gesamten globalen Silberinvestitionsnachfrage des Jahres 2013 - von nur einer Trader-Gruppe, und das innerhalb weniger Monate oder noch kürzerer Zeit. Das ist unglaublich bullisch!
Aber wie heißt es doch in Verkaufssendungen so schön: "Warten Sie, das ist längst noch nicht alles!". Schließlich gibt es ja noch eine Gruppe amerikanischer Spekulanten, die am Silberterminmarkt LONG sind. Wie die Börsenhändler kaufen auch diese Antizykliker seit einigen Jahren im Stillen Silber. Das zeigt sich am grünen Aufwärtstrend für die Gesamtzahl der Long-Kontrakte, die von Silberterminmarktspekulanten gehalten werden. Heute sind auch diese fast wieder auf Unterstützungsständen angekommen.
Wenn die Short-Trader von der Gegenseite mit Nachdruck glattstellen, werden zweifellos auch Long-Spekulanten in den Markt drängen, um einerseits von den steigenden Silbernotierungen zu profitieren, aber auch, um die flüchtenden Shorts auszuquetschen. Wenn diese Seite so viel kauft, dass die Long-Gesamtposition der Terminspekulanten wieder hoch zum Widerstand ihres Aufwärtstrendkanals steigt, dann reden wir hier von zusätzlichen 7.000 Kontrakten aus kurzfristigen Käufen. Das sind weitere 35 Mio. Unzen Silber allein aus dieser Gruppe!
Zählt man allein diese drei großen Quellen für kräftige Silberkäufe zusammen, bekommt man einen Eindruck davon, wie groß das kurz- bis mittelfristige Aufwärtspotential beim Silber ist. Die amerikanischen Börsenhändler könnten 25 Mio. Unzen kaufen - das würde die SLV-Bestände lediglich wieder auf die mehrjährige Widerstandslinie des Aufwärtstrends drücken. Die amerikanischen Terminmarktspekulanten könnten zusätzliche 100 Millionen Unzen ALLEIN ZUR GLATTSTELLUNG VON SHORT-POSITIONEN kaufen, so dass deren Negativkurswetten wieder zurück auf die wichtige Unterstützung sinken. Das macht dann 125 Mio. Unzen.