Gold, Sigurjonsson oder Status Quo durch Inflation?
06.04.2015 | Christian Vartian
Die Deflation biss in der Berichtswoche abermals zu, exakt wie angekündigt war die Kurzfristliquidität wieder Orange bis Rot, also sinkend. Bei Edelmetall ergibt sich damit ein Aufwärtsimpuls, aber ohne Anschlusskäufe.
Uns erwartet eine spannende Griechenland-Woche, angeblich soll das Geld ausgehen und somit eine Entscheidung anstehen, ob nun Griechenland auf den Weg der Troika einschwenkt, oder zur Drachme zurückkehrt, oder Mehrwährungslösungen sich durchsetzen.
Die in dieser Reihe seit Jahren angesprochene Wirkung der derzeit “amtierenden” Monetaristischen Variante eines FIAT-Schuldensystems (mit Fractional Reserve Banking), nämlich zur deflatorischen Eigendynamik zu tendieren, ruft Opposition hervor.
Innerhalb des FIAT-Schuldgeldsystems weisen die Keynesianer darauf hin, dass der Monetarismus nicht funktioniert, werden aber links vereinnahmt und wenn überhaupt werden nur Bruchstücke des Keynesianismus angewandt, was nicht funktionieren kann.
Überdies ist das gesamte Gebäude des Keynesianismus auf zollgrenzengeschützte und mit flexiblen Wechselkursen ausgestattete (Golddeckung ist weder erforderlich noch störend) Nationalstaaten ausgerichtet und dies ist mit einer globalisierten Ökonomie nicht kompatibel. Der Keynesianismus erfordert mehr oder weniger eine Identität des geographischen Raumes, in dem Güter und Leistungen hergestellt werden mit dem geographischen Raum, der die Steuerbasis darstellt, also Nationalstaaten.
Meine Sympathie für Edelmetallwarengeld ohne Deckung einer FIAT Währung und als Ergänzung von FIAT-Währungen und FIAT-Währungskörben (ECU) ist bekannt, aber es finden sich keine Nachrichten, dass hier ein Staat so etwas einführen will. Die wichtige Schuldentilgungsfunktion des Warengeldsystems wird ignoriert. Noch gilt die Zusammenfassung von Transaktionsgeld und Wertespeicher in EINEM Geld als Axiom (an welches ich nicht glaube). In der Schweiz gab es Ansätze für den Goldfranken zusätzlich zum CHF, das Konzept fand aber weniger Anhänger als die Goldinitiative der FIAT-Gold- Verkettungs- (= Deckungs-)Fraktion.
Auch die letztere findet zwar viele Vertreter, aber keine Resonanz. Das Problem der starren Wechselkurse haftet dem FIAT-Gold-Verkettungs- (= Deckungs-)System aber genau so an wie dem EUR.
Nun kommt aus dem krisenerprobten Island ein von der Regierung gutgeheißenes Konzept von Sigurjonsson-"Monetary Reform- A better Monetary System for Iceland". Es handelt sich um ein gut geschlossenes Konzept eines Staatsgeldsystems in diplomatischer Verkleidung, diplomatisch deshalb, weil die Staatsgeldschöpfung, also die Schöpfung von EIGENKAPITALgeld (statt Schuldgeld) zwar vollinhaltlich enthalten ist, aber Formen benützt, die vertraut klingen.
So führt ein nach wie vor Zentralbank genanntes Gebilde alle Konten, die Geschäftsbanken gibt es auch noch, sie managen aber die Konten ihrer Kunden nur, sie haben sie nicht, sie reichen Kredite aus, schöpfen dabei aber kein Geld (es gibt kein Fractional Reserve Banking), der Staat kann sich durch Geldschöpfung nach Belieben entschulden, eigentlich sämtliche Steuern aufheben, das Parlament entscheidet darüber, wer neu geschaffenes Geld erhält und eine theoretisch unabhängige Kommission entscheidet, ob neues Geld geschaffen wird.
Mein Geschmack ist so ein System nicht direkt, es trägt sympathische Züge aber das Missbrauchspotenzial ist enorm, das Damoklesschwert Hyperinflation bleibt. Was es ist: Ein probates Mittel zur Rettung des Nationalstaates, also ein funktionierendes politisches Konzept. Unbestritten sind die Einlagen nominell sicher, systemrelevante Banken gäbe es nicht mehr und das Problem der nominellen Staatsverschuldung wäre gelöst. Man könnte direkt von gewählten Organen in die Geldallokation eingreifen.
Im Grunde finden wir hier Keynesianisch-Zentristische Ziele mit neuen Wegen wieder.
Mein Gedanke dazu ist, auch weil China ja ein neues Wertespeichersystem sucht und den alten Index (Korb) Sonderziehungsrechte forciert, wozu der Aufwand?
Es ist schon bemerkenswert, was alles erfunden wird, nur damit das Warengeld nicht zurückkehrt, um ein Fractional Reserve FIAT-Geldsystem mit ausreichend Inflation zu ergänzen (Gold dabei der Wertespeicher, FIAT Money das Transaktionsgeld). Gold darf es offenbar nicht sein, wenngleich es als Warengeld die Lösung ist und das bestehende FIAT-Geld darf nicht, mit allen seinen Fehlern, wenigstens inflationieren, was seine Fehler abmildert. Denn, ob ich Schulden weginflationiere oder mich durch Staatsgeldausgabe entschulde, ist letztlich das Selbe.
Womit sich abschließend der Gedanke aufdrängt, dass eine nicht ausreichende Geldmenge politisch gewünscht ist. Selbst der Golddeckungsstandard brächte 2% Inflation pro Jahr, wir haben ein Zehntel davon. Ein Staatsgeldsystem kann 2% Inflation herstellen, wenn man das will, oder 5% ... Die Frage bleibt aber, da ein FIAT- Geldsystem das auch kann, wenn man nicht Deflationsimpulse hintereinander setzt, um die Staatsverschuldung zur Explosion zu bringen, warum man die Staatsverschuldung zur Explosion bringen will. Denn es lässt sich herausdestillieren, dass man das will.
© Mag. Christian Vartian
www.gip-ag.ch
Das hier Geschriebene ist keinerlei Veranlagungsempfehlung und es wird jede Haftung für daraus abgeleitete Handlungen des Lesers ausgeschlossen. Es dient der ausschließlichen Information des Lesers.
Uns erwartet eine spannende Griechenland-Woche, angeblich soll das Geld ausgehen und somit eine Entscheidung anstehen, ob nun Griechenland auf den Weg der Troika einschwenkt, oder zur Drachme zurückkehrt, oder Mehrwährungslösungen sich durchsetzen.
Die in dieser Reihe seit Jahren angesprochene Wirkung der derzeit “amtierenden” Monetaristischen Variante eines FIAT-Schuldensystems (mit Fractional Reserve Banking), nämlich zur deflatorischen Eigendynamik zu tendieren, ruft Opposition hervor.
Innerhalb des FIAT-Schuldgeldsystems weisen die Keynesianer darauf hin, dass der Monetarismus nicht funktioniert, werden aber links vereinnahmt und wenn überhaupt werden nur Bruchstücke des Keynesianismus angewandt, was nicht funktionieren kann.
Überdies ist das gesamte Gebäude des Keynesianismus auf zollgrenzengeschützte und mit flexiblen Wechselkursen ausgestattete (Golddeckung ist weder erforderlich noch störend) Nationalstaaten ausgerichtet und dies ist mit einer globalisierten Ökonomie nicht kompatibel. Der Keynesianismus erfordert mehr oder weniger eine Identität des geographischen Raumes, in dem Güter und Leistungen hergestellt werden mit dem geographischen Raum, der die Steuerbasis darstellt, also Nationalstaaten.
Meine Sympathie für Edelmetallwarengeld ohne Deckung einer FIAT Währung und als Ergänzung von FIAT-Währungen und FIAT-Währungskörben (ECU) ist bekannt, aber es finden sich keine Nachrichten, dass hier ein Staat so etwas einführen will. Die wichtige Schuldentilgungsfunktion des Warengeldsystems wird ignoriert. Noch gilt die Zusammenfassung von Transaktionsgeld und Wertespeicher in EINEM Geld als Axiom (an welches ich nicht glaube). In der Schweiz gab es Ansätze für den Goldfranken zusätzlich zum CHF, das Konzept fand aber weniger Anhänger als die Goldinitiative der FIAT-Gold- Verkettungs- (= Deckungs-)Fraktion.
Auch die letztere findet zwar viele Vertreter, aber keine Resonanz. Das Problem der starren Wechselkurse haftet dem FIAT-Gold-Verkettungs- (= Deckungs-)System aber genau so an wie dem EUR.
Nun kommt aus dem krisenerprobten Island ein von der Regierung gutgeheißenes Konzept von Sigurjonsson-"Monetary Reform- A better Monetary System for Iceland". Es handelt sich um ein gut geschlossenes Konzept eines Staatsgeldsystems in diplomatischer Verkleidung, diplomatisch deshalb, weil die Staatsgeldschöpfung, also die Schöpfung von EIGENKAPITALgeld (statt Schuldgeld) zwar vollinhaltlich enthalten ist, aber Formen benützt, die vertraut klingen.
So führt ein nach wie vor Zentralbank genanntes Gebilde alle Konten, die Geschäftsbanken gibt es auch noch, sie managen aber die Konten ihrer Kunden nur, sie haben sie nicht, sie reichen Kredite aus, schöpfen dabei aber kein Geld (es gibt kein Fractional Reserve Banking), der Staat kann sich durch Geldschöpfung nach Belieben entschulden, eigentlich sämtliche Steuern aufheben, das Parlament entscheidet darüber, wer neu geschaffenes Geld erhält und eine theoretisch unabhängige Kommission entscheidet, ob neues Geld geschaffen wird.
Mein Geschmack ist so ein System nicht direkt, es trägt sympathische Züge aber das Missbrauchspotenzial ist enorm, das Damoklesschwert Hyperinflation bleibt. Was es ist: Ein probates Mittel zur Rettung des Nationalstaates, also ein funktionierendes politisches Konzept. Unbestritten sind die Einlagen nominell sicher, systemrelevante Banken gäbe es nicht mehr und das Problem der nominellen Staatsverschuldung wäre gelöst. Man könnte direkt von gewählten Organen in die Geldallokation eingreifen.
Im Grunde finden wir hier Keynesianisch-Zentristische Ziele mit neuen Wegen wieder.
Mein Gedanke dazu ist, auch weil China ja ein neues Wertespeichersystem sucht und den alten Index (Korb) Sonderziehungsrechte forciert, wozu der Aufwand?
Es ist schon bemerkenswert, was alles erfunden wird, nur damit das Warengeld nicht zurückkehrt, um ein Fractional Reserve FIAT-Geldsystem mit ausreichend Inflation zu ergänzen (Gold dabei der Wertespeicher, FIAT Money das Transaktionsgeld). Gold darf es offenbar nicht sein, wenngleich es als Warengeld die Lösung ist und das bestehende FIAT-Geld darf nicht, mit allen seinen Fehlern, wenigstens inflationieren, was seine Fehler abmildert. Denn, ob ich Schulden weginflationiere oder mich durch Staatsgeldausgabe entschulde, ist letztlich das Selbe.
Womit sich abschließend der Gedanke aufdrängt, dass eine nicht ausreichende Geldmenge politisch gewünscht ist. Selbst der Golddeckungsstandard brächte 2% Inflation pro Jahr, wir haben ein Zehntel davon. Ein Staatsgeldsystem kann 2% Inflation herstellen, wenn man das will, oder 5% ... Die Frage bleibt aber, da ein FIAT- Geldsystem das auch kann, wenn man nicht Deflationsimpulse hintereinander setzt, um die Staatsverschuldung zur Explosion zu bringen, warum man die Staatsverschuldung zur Explosion bringen will. Denn es lässt sich herausdestillieren, dass man das will.
© Mag. Christian Vartian
www.gip-ag.ch
Das hier Geschriebene ist keinerlei Veranlagungsempfehlung und es wird jede Haftung für daraus abgeleitete Handlungen des Lesers ausgeschlossen. Es dient der ausschließlichen Information des Lesers.