Gold-Bullenmärkte!
09.04.2015 | David Chapman
Ok, so sieht kein Bullenmarkt aus. Alles, nur nicht das. Aber daraus wird noch ein Bullenmarkt.
Analysten haben die aktuelle Verlustphase (2011-2015) mit jener der 1970er verglichen (1974-1976). Bislang haben die Verluste (vom September-Hoch 2011 bis zum November-Tief 2014) 41% betragen. Im Dezember 1974 toppte Gold bei 190,50 $ aus und markierte im August 1976 seine Talsohle bei 101,50 $. Das entspricht einem Verlust von ca. 47%.
In mancherlei Hinsicht (und auch argumentativ) gestaltet sich der Vergleich beider Zeiträume als schwierig, da die aktuelle Verlustphase schon länger andauert als in den 1970ern (bislang waren es 42 Monate verglichen mit 20 Monaten in den 1970ern).
Ist es überhaupt gerecht, den Bullenmarkt der 1970er mit der heutigen Situation zu vergleichen? Versucht haben es viele. Der Bullenmarkt der 1970er begann im August 1971, als US-Präsident Richard Nixon den Goldstandard in der Welt aussetzte. Fortan war der US-Dollar nicht mehr zum Wechselkurs von 35 $/ oz in Gold konvertierbar.
Die Konvertierbarkeit des US $ war einer der Schlüsselkomponenten des Bretton-Woods-Systems. Da mit der Aussetzung der Gold-Konvertierbarkeit eine der entscheidenden Komponenten abgeschafft wurde, war damit auch das Bretton-Woods-System praktisch betrachtet am Ende. Es wurde durch ein System der frei schwankenden Fiat-Währungen ersetzt. Auch Gold wurde freigesetzt, um seinen eigenen Marktkurs finden zu können.
Der Bullenmarkt der 1970er erstreckte sich von August 1971 bis Januar 1980 - also insgesamt über einen Zeitraum von 101 Monaten. Im Januar 1980 toppte Gold bei 875 $ aus. Das 1980er-Hoch wurde (nominal) erst 28 Jahre später, im Januar 2008, erreicht und überwunden.
Zum Vergleich: Der Dow Jones Industrials (DJI) markierte im September 1929 bei 386 Punkten sein Hoch. Erst 25 Jahre später - im November 1954 - wurde dieses Niveau wieder erreicht. Echte Bärenmärkte können ausgedehnt und langatmig sein.
Der Bullenmarkt begann im Februar 2001; allerdings war dieses Tief Teil eines Doppeltiefs, dessen erste Hälfte schon im August 1999 markiert wurde.
Für einige endete der Bärenmarkt, der 1980 begann, daher schon 1999, sie betrachten dieses Tief als das finale. Andere nehmen das Februar-Tief von 2001. Auch ich nutze das Februar-Tief des Jahres 2001, schließlich war es das finale Tief, bevor Gold in seinen Bullenmarkt der 2000er startete.
Im September 2011 markierte Gold dann ein Hoch. Vom Februar-Tief 2001 aus betrachtet, dauerte der Bullenmarkt also 127 Monate. Wenn man der Meinung ist, dass die laufende Korrektur Teil des Bullenmarktes ist, dann geht der Bullenmarkt jetzt in seinen 170. Monat. Das wirft natürlich die Frage auf, ob sich Gold weiterhin in einem Bullenmarkt befindet oder tatsächlich in einem Bärenmarkt steckt.
Die beiden Charts oben zeigen die (gleichlangen) Zeiträume von 1964-1983 und von 1996-2015. Man könnte nun meinen, dass sich die Charts gar nichts so stark unterschieden. Muster wiederholen sich.
Schaut man sich die Charts an, könnte man meinen, dass es eine Übereinstimmung zwischen dem 2011er-Hoch mit dem 1980er-Hoch gibt. Es gibt allerdings auch einen wesentlichen Unterschied. Während des Goldbullenmarktes der 1970er betrug der prozentuale Anstieg unglaubliche 2.382% (von 35,40 $ auf 878,50 $). Im Bullenmarkt der 2.000er stieg der Kurs des Metalls nur um 662% (Tief bei 252,10 $, Hoch bei 1.923 $).
Um solche prozentualen Zuwächse auch im aktuellen Bullenmarkt zu erreichen, müsste der Goldkurs bei ca. 6.000 $ austoppen. Aber der Anschein ist wichtiger, als gleiche prozentuale Gewinne. Muster wiederholen sich.
Ein zeitlicher und grafischer Vergleich beider Charts könnte nahelegen, dass wir uns aktuell dort befinden, wo sich der Goldmarkt im August 1983 befand. Damals stand Gold immer noch 1.080% über seinem Tief von 35,40 $. Gold liegt aktuell nur 378% über seinem Tief von 252,10 $. Um dieselbe prozentuale Entwicklung zu erreichen, müsste Gold auf 2.700 $ steigen.
Der Unterschied ist nur, dass Gold im Jahr 1983 eine Phase erreicht hatte, die sich rückblickend als langfristiger Bärenmarkt herausstellen sollte. Das erst handfeste Tief wurde dann 1985 bei knapp 280 $ markiert. Dann setzte eine Erholung ein, die den Goldkurs schließlich wieder auf knapp über 500 $ steigen ließ. Die Stände von 1980 wurden aber, wie erwähnt, nicht vor 2008 wiedererreicht.
Also: Steckt Gold in einem Bärenmarkt? Oder befindet es sich nach wie vor in einem Bullenmarkt?
Ein direkter Vergleich des 1970er Bullenmarktes mit der heutigen Marktsituation ist unter anderem deshalb problematisch, weil es vor 1971 keinen freien Markt für den Goldhandel gegeben hatte. Erst ab 1974 sollte es einen Goldterminmarkt geben. Für einen Vergleich muss also auf eine teilweise unzureichende Markthistorie zurückgegriffen werden, die das Schlüsse ziehen sehr erschwert. Beiden Phasen weisen deutliche Unterschiede auf.
Vielleicht sollte man sich eher die Frage stellen, wo wir uns aktuell im übergeordneten, langfristigen Rohstoffzyklus befinden. Einige meinen, der Rohstoffzyklus sei vorbei. In den letzten Jahren brachen die Rohstoffkurse ein. Aber ist das gleich das Ende des Rohstoffzyklus oder bloß eine Korrektur im Rahmen einer langfristigen Aufwärtsphase des Rohstoffzyklus?
Quelle: www.sharelynx.com
Analysten haben die aktuelle Verlustphase (2011-2015) mit jener der 1970er verglichen (1974-1976). Bislang haben die Verluste (vom September-Hoch 2011 bis zum November-Tief 2014) 41% betragen. Im Dezember 1974 toppte Gold bei 190,50 $ aus und markierte im August 1976 seine Talsohle bei 101,50 $. Das entspricht einem Verlust von ca. 47%.
In mancherlei Hinsicht (und auch argumentativ) gestaltet sich der Vergleich beider Zeiträume als schwierig, da die aktuelle Verlustphase schon länger andauert als in den 1970ern (bislang waren es 42 Monate verglichen mit 20 Monaten in den 1970ern).
Ist es überhaupt gerecht, den Bullenmarkt der 1970er mit der heutigen Situation zu vergleichen? Versucht haben es viele. Der Bullenmarkt der 1970er begann im August 1971, als US-Präsident Richard Nixon den Goldstandard in der Welt aussetzte. Fortan war der US-Dollar nicht mehr zum Wechselkurs von 35 $/ oz in Gold konvertierbar.
Die Konvertierbarkeit des US $ war einer der Schlüsselkomponenten des Bretton-Woods-Systems. Da mit der Aussetzung der Gold-Konvertierbarkeit eine der entscheidenden Komponenten abgeschafft wurde, war damit auch das Bretton-Woods-System praktisch betrachtet am Ende. Es wurde durch ein System der frei schwankenden Fiat-Währungen ersetzt. Auch Gold wurde freigesetzt, um seinen eigenen Marktkurs finden zu können.
Der Bullenmarkt der 1970er erstreckte sich von August 1971 bis Januar 1980 - also insgesamt über einen Zeitraum von 101 Monaten. Im Januar 1980 toppte Gold bei 875 $ aus. Das 1980er-Hoch wurde (nominal) erst 28 Jahre später, im Januar 2008, erreicht und überwunden.
Zum Vergleich: Der Dow Jones Industrials (DJI) markierte im September 1929 bei 386 Punkten sein Hoch. Erst 25 Jahre später - im November 1954 - wurde dieses Niveau wieder erreicht. Echte Bärenmärkte können ausgedehnt und langatmig sein.
Charts wurden mit Omega TradeStation 2000i erstellt. Chart-Daten stammen von Dial Data.
Charts wurden mit Omega TradeStation 2000i erstellt. Chart-Daten stammen von Dial Data.
Der Bullenmarkt begann im Februar 2001; allerdings war dieses Tief Teil eines Doppeltiefs, dessen erste Hälfte schon im August 1999 markiert wurde.
Für einige endete der Bärenmarkt, der 1980 begann, daher schon 1999, sie betrachten dieses Tief als das finale. Andere nehmen das Februar-Tief von 2001. Auch ich nutze das Februar-Tief des Jahres 2001, schließlich war es das finale Tief, bevor Gold in seinen Bullenmarkt der 2000er startete.
Im September 2011 markierte Gold dann ein Hoch. Vom Februar-Tief 2001 aus betrachtet, dauerte der Bullenmarkt also 127 Monate. Wenn man der Meinung ist, dass die laufende Korrektur Teil des Bullenmarktes ist, dann geht der Bullenmarkt jetzt in seinen 170. Monat. Das wirft natürlich die Frage auf, ob sich Gold weiterhin in einem Bullenmarkt befindet oder tatsächlich in einem Bärenmarkt steckt.
Die beiden Charts oben zeigen die (gleichlangen) Zeiträume von 1964-1983 und von 1996-2015. Man könnte nun meinen, dass sich die Charts gar nichts so stark unterschieden. Muster wiederholen sich.
Schaut man sich die Charts an, könnte man meinen, dass es eine Übereinstimmung zwischen dem 2011er-Hoch mit dem 1980er-Hoch gibt. Es gibt allerdings auch einen wesentlichen Unterschied. Während des Goldbullenmarktes der 1970er betrug der prozentuale Anstieg unglaubliche 2.382% (von 35,40 $ auf 878,50 $). Im Bullenmarkt der 2.000er stieg der Kurs des Metalls nur um 662% (Tief bei 252,10 $, Hoch bei 1.923 $).
Um solche prozentualen Zuwächse auch im aktuellen Bullenmarkt zu erreichen, müsste der Goldkurs bei ca. 6.000 $ austoppen. Aber der Anschein ist wichtiger, als gleiche prozentuale Gewinne. Muster wiederholen sich.
Ein zeitlicher und grafischer Vergleich beider Charts könnte nahelegen, dass wir uns aktuell dort befinden, wo sich der Goldmarkt im August 1983 befand. Damals stand Gold immer noch 1.080% über seinem Tief von 35,40 $. Gold liegt aktuell nur 378% über seinem Tief von 252,10 $. Um dieselbe prozentuale Entwicklung zu erreichen, müsste Gold auf 2.700 $ steigen.
Der Unterschied ist nur, dass Gold im Jahr 1983 eine Phase erreicht hatte, die sich rückblickend als langfristiger Bärenmarkt herausstellen sollte. Das erst handfeste Tief wurde dann 1985 bei knapp 280 $ markiert. Dann setzte eine Erholung ein, die den Goldkurs schließlich wieder auf knapp über 500 $ steigen ließ. Die Stände von 1980 wurden aber, wie erwähnt, nicht vor 2008 wiedererreicht.
Also: Steckt Gold in einem Bärenmarkt? Oder befindet es sich nach wie vor in einem Bullenmarkt?
Ein direkter Vergleich des 1970er Bullenmarktes mit der heutigen Marktsituation ist unter anderem deshalb problematisch, weil es vor 1971 keinen freien Markt für den Goldhandel gegeben hatte. Erst ab 1974 sollte es einen Goldterminmarkt geben. Für einen Vergleich muss also auf eine teilweise unzureichende Markthistorie zurückgegriffen werden, die das Schlüsse ziehen sehr erschwert. Beiden Phasen weisen deutliche Unterschiede auf.
Vielleicht sollte man sich eher die Frage stellen, wo wir uns aktuell im übergeordneten, langfristigen Rohstoffzyklus befinden. Einige meinen, der Rohstoffzyklus sei vorbei. In den letzten Jahren brachen die Rohstoffkurse ein. Aber ist das gleich das Ende des Rohstoffzyklus oder bloß eine Korrektur im Rahmen einer langfristigen Aufwärtsphase des Rohstoffzyklus?