Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Griechenland: Es ist ernst

21.04.2015  |  Carsten Klude
- Seite 2 -
Der möglicherweise stärkste Druck lastet derzeit auf dem griechischen Bankensektor, der praktisch von allen Seiten unter Feuer geraten ist: Immer mehr Kredite erweisen sich als faul, der von der Regierung angekündigte Schutz von Hausbesitzern droht das Zahlungsverhalten der Schuldner zu untergraben und die Einleger ziehen Monat für Monat mehr Spareinlagen ab.

Im Ergebnis sind die Kurse für die Aktien der griechischen Banken weiter dramatisch gefallen (seit Jahresbeginn per Tagesschlusskurs gestern: National Bank of Greece: -26,5%, Alpha Bank: -51,1%, Bank of Piraeus: -70,3%, Eurobank Ergasias: -52,6%), drei der vier größten börsennotierten Banken haben mittlerweile Kurse von unter 30 Cent je Aktie.

Da im Bankensektor unmittelbar das größte Ungemach droht, lohnt ein Blick auf die einzelnen Negativfaktoren, die dort derzeit wirken. Im dritten Quartal 2014 lag der Anteil fauler Kredite in den Büchern griechischer Banken bei rund 34% aller Kredite (Dezember 2013: rund 32%). Vereinzelt liegen auch schon neuere Zahlen vor, die nicht darauf hindeuten, dass sich die Lage verbessert hat. So berichtete etwas die Bank of Piraeus, dass der Anteil der faulen Kredite in ihren Büchern im vierten Quartal 2014 bei 38,8% lag und damit nur knapp unter dem Vorquartalswert von 39,1%.

Open in new window

Diese ohnehin schon bemerkenswert angespannte Situation könnte sich weiter verschlechtern, wenn die griechische Regierung mit einem neuen Gesetzesentwurf ernst macht, nach dem Hausbesitzer stärker vor einer Zwangsvollstreckung geschützt werden sollen. Der Entwurf sieht in Grundzügen vor, dass Immobilien bis zu einem Wert von 300.000 Euro nicht mehr zwangsvollstreckt werden können, wenn das Gesamtvermögen des Besitzers weniger als eine halbe Millionen Euro beträgt oder das Jahreseinkommen bei weniger als 50.000 Euro liegt.

Diese relativ hohen Hürden für eine Vollstreckung sieht nicht nur die Europäische Zentralbank kritisch, die vermehrt strategisches Fehlverhalten der Schuldner befürchtet. Auch wir fürchten, dass der Bereich der Immobilienkredite nochmals stärker unter Druck geraten könnte, der immerhin rund 30% des gesamten Kreditvolumens der griechischen Institute ausmacht. Im September 2014 lag der Anteil fauler Kredite im Immobiliensektor bei rund 28%.

Zeitgleich gehen immer mehr Griechen auf Nummer sicher und ziehen ihre Einlagen bei den heimischen Banken ab: Allein im Februar wurden Kundengelder in einer Größenordnung von mehr als 7,5 Milliarden Euro abgehoben, in den letzten drei Monaten summierten sich die Abflüsse auf fast 24 Milliarden Euro. Dieser Trend ist nicht neu, und Anleger ziehen bereits seit mehreren Jahren Einlagen aus dem griechischen Bankensystem ab.

So haben die Einlagen seit Anfang 2010 um fast 100 Milliarden Euro abgenommen. Allerdings sind über diesen Zeitraum noch nie so schnell Einlagen abgezogen worden wie in den letzten Monaten. Wir rechnen fest damit, dass dieses Geld zunächst nicht zurück zu griechischen Finanzinstituten gebracht werden wird.

Griechische Haushalte und Unternehmen, die als Vorsichtsmaßnahme Gelder abgehoben haben, werden diesen Entschluss nur dann revidieren, wenn klar ist, dass die Gefahr einer weiteren Staatspleite mittelfristig gebannt bleibt. Eine temporäre Entspannung, wie zum Beispiel eine weitere Zahlung von Hilfsgeldern, dürfte dagegen keine entscheidende Besserung bringen.

Open in new window



Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"