Zinsen außer Rand und Band: Die Folgen für Aktien, Lebensversicherungen, Gold und Silber
19.04.2015 | Manfred Gburek
Zwei denkwürdige Ereignisse: Am vergangenen Donnerstag gelang es ausgerechnet dem wirtschaftlich angeschlagenen Frankreich, eine fünfjährige Schuldverschreibung mit negativer Rendite zu platzieren. Am Freitag erreichte die Rendite zehnjähriger deutscher Bundesanleihen mit 0,061 Prozent ein neues Tief. Negative Zinsen sind in aller Munde, und KfW-Chef Ulrich Schröder konnte sich aus Anlass seiner Pressekonferenz nicht verkneifen, weitere obskure Beispiele aufzuführen. Der ganze Komplex von niedrigen und negativen Zinsen hat erhebliche Auswirkungen: auf Aktien, Lebensversicherungen und Edelmetalle, gegenseitige Ansteckung inbegriffen.
Ich weiß mittlerweile nicht mehr, wo ich anfangen und wo aufhören soll, um auf die zum Teil positiven, zum Teil ungeheuerlichen Folgen der Niedrigzinspolitik hinzuweisen. Wobei aus positiv schnell negativ werden kann. Aktuelles Beispiel: Die deutschen Aktienkurse sind gestiegen und gestiegen, nun fallen sie zur Abwechslung nach langer Zeit wieder mal. Das ist normal, weil Groß- und Kleinanleger die hohen Kurse zu Verkäufen nutzen.
Schlimm wird es allerdings, sobald die Ursachenforschung beginnt und sich in den Medien entlädt. Sehen und hören Sie dann einfach weg und machen Sie sich lieber eigene Gedanken. Tipp: Klicken Sie im Internet bei einer der Direktbanken an der passenden Stelle zur Kurssuche den VDax an. Er steht für Volatilität, also für Kursschwankungen. Erst wenn er weit über 30 Punkte hinaus steigt, kommt es erfahrungsgemäß zu einem größeren Kurseinbruch deutscher Aktien.
Dann sollten Sie mit Käufen so lange warten, bis er zu fallen beginnt. Das bedeutet, dass er vorher über 40 Punkte erreicht haben sollte, entsprechend einem Rückgang der Aktienkurse zwischen 20 und 30 Prozent. Ist er vorher über 50 Punkte geklettert, dürfte das einem Kursrückgang von 30 bis 40 Prozent entsprechen. Verharrt der VDax dagegen unter Schwankungen auf dem aktuellen Niveau zwischen 20 und 25 Punkten, warten Sie die weitere Entwicklung einfach seelenruhig ab.
Die durchschnittlichen Zinsen für Baukredite mit zehnjähriger Zinsbindung haben zuletzt die Marke von effektiv 1,3 Prozent unterschritten. Klar, dass da sogar schon biedere Familienväter und -mütter beginnen, mit Immobilien zu spekulieren. Begehen Sie jetzt nicht den Fehler, indem Sie etwa an der Spekulation mit vermieteten oder zu vermietenden Immobilien teilnehmen, Sie würden es später bereuen. Von dieser Warnung ausgenommen sind natürlich selbst genutzte Eigenheime und Eigentumswohnungen, falls Sie über genug Geld verfügen und es zusätzlich auch anderswo anlegen.
Noch ein Tipp zur Zinsbindung, falls Sie Ihr Haus oder Ihre Wohnung wegen des extrem niedrigen Zinsniveaus mit einem Baukredit zu finanzieren gedenken: je nach Ihrer persönlichen Finanzplanung entweder kurzfristig bis zu fünf Jahren, auch variabel nicht zu verachten, oder 15 und mehr Jahre. Warum nicht zehn, wie oft propagiert? Weil Sie Ihren Kreditvertrag trotz längerer als zehnjähriger Zinsbindung schon nach zehn Jahren von sich aus kündigen dürfen. So steht es in § 489 BGB. Ihr Financier darf das nicht.
Ganz übel wird es solchen Anlegern ergehen, die ihr Geld während der vergangenen Jahre in kapitalgedeckte Lebensversicherungen investiert haben. Sogar der Internationale Währungsfonds hat dieses Thema jetzt für sich entdeckt und warnt, von daher könne es sogar zur Destabilisierung des ganzen Finanzsystems kommen. Anlegern dürfte indes viel wichtiger sein, inwieweit die Versicherer ihre Versprechen einhalten können, wenn die Zinsen noch lange unten bleiben. Und da sieht es überhaupt nicht gut aus: Fließt das Geld in Anleihen erster Qualität, tendiert der Ertrag gegen Null. Fließt es dagegen in weniger sichere Anleihen, ist der Ertrag zwar höher, aber auf Kosten der Sicherheit.
Das Problem ist deshalb so groß, weil vor allem deutsche Lebensversicherer nicht im Traum daran denken, vom extrem hohen Anteil an festverzinslichen Schuldtiteln aller Art abzurücken: je nach Versicherer zwischen 80 und 90 Prozent. Da wirkt es wie der sprichwörtliche Tropfen auf den heißen Stein, wenn sie nun teilweise zur Finanzierung von Infrastrukturprojekten übergehen: viele Worte, wenige Taten. Und Aktien scheinen weiterhin tabu zu sein; ihr jetziger Kursrückgang dürfte demnächst sogar als Rechtfertigung dafür herhalten, dass die Versicherer nicht bei niedrigeren Kursen vor zwei bis drei Jahren zugegriffen haben.
Wahrscheinlich fragen Sie sich schon seit längerer Zeit, warum nicht die Preise von Gold und Silber gestiegen sind, da doch Null- und Negativzinsen den idealen Boden dafür bieten. Erste Antwort: Weil Aktien und zum Teil auch Immobilien den Managern großer Vermögen wegen der Erträge aus Dividenden bzw. Mieten lukrativer erschienen. Gold als reines Edelmetall und erst recht Silber als Edel- wie auch Industriemetall bringen dagegen keine laufenden Erträge. Zweite Antwort: Die meisten Vermögensverwalter und Fondsmanager lassen sich mit dem Umschwung in Richtung Edelmetalle Zeit, weil sie glauben, immer noch rechtzeitig auf den fahrenden Zug springen zu können.
Wenn sie sich da mal nicht täuschen. Kommen wir wieder auf die eingangs erwähnte aktuelle Rendite zehnjähriger Bundesanleihen zurück: 0,061 Prozent, also fasst nichts, und das bei einer deutschen Inflationsrate von aktuell 0,3 Prozent. Das ergibt eine negative reale "Rendite" von rund 0,24 Prozent. Natürlich suchen Anlageprofis längst nach Alternativen, um doch noch etwas Positives herauszuquetschen. Das sind dann neben Dividenden aus Aktien und Mieten aus Immobilien Erträge aus so komplexen Finanzprodukten wie Absolute Return-Fonds oder Multi-Asset-Anlagen, die beispielsweise Feri EuroRating vorschlägt.
Ich bin sicher: Wer als erster Großanleger den Mut hat, massiv in Richtung Edelmetalle umzuschwenken, wird wahrscheinlich schon in diesem Jahr belohnt, und zwar mit Erträgen, die aus Preissteigerungen von Gold und Silber stammen. Beide Preise schwanken ja seit einiger Zeit mehr oder weniger munter hin und her. Im Gegensatz zu den Aktienkursen während der vergangenen Monate vermitteln sie scheinbar einen langweiligen Eindruck.
Davon sollte man sich nicht täuschen lassen. Denn dass mehr Dynamik in die Preise kommen wird, ergibt sich allein schon daraus, dass die realen Renditen in einem Land nach dem anderen negativ sein werden. Die Zentralbanken mit ihrem Ziel von 2 Prozent Inflation wollen das ja so. Also wird es dazu kommen. Was Sie als Anleger in Gold und Silber jetzt brauchen, ist nur noch ein wenig Geduld.
© Manfred Gburek
www.gburek.eu
Herr Gburek ist Fachjournalist und Buchautor. Seine letzten Werke waren: Außer diversen Börsenbüchern schrieb er: "Das Goldbuch", das Wörterbuch "Geld und Gold klipp und klar von A bis Z", "Die 382 dümmsten Sprüche der Banker" und zuletzt das Ebook "Ach du liebes Geld!".
Ich weiß mittlerweile nicht mehr, wo ich anfangen und wo aufhören soll, um auf die zum Teil positiven, zum Teil ungeheuerlichen Folgen der Niedrigzinspolitik hinzuweisen. Wobei aus positiv schnell negativ werden kann. Aktuelles Beispiel: Die deutschen Aktienkurse sind gestiegen und gestiegen, nun fallen sie zur Abwechslung nach langer Zeit wieder mal. Das ist normal, weil Groß- und Kleinanleger die hohen Kurse zu Verkäufen nutzen.
Schlimm wird es allerdings, sobald die Ursachenforschung beginnt und sich in den Medien entlädt. Sehen und hören Sie dann einfach weg und machen Sie sich lieber eigene Gedanken. Tipp: Klicken Sie im Internet bei einer der Direktbanken an der passenden Stelle zur Kurssuche den VDax an. Er steht für Volatilität, also für Kursschwankungen. Erst wenn er weit über 30 Punkte hinaus steigt, kommt es erfahrungsgemäß zu einem größeren Kurseinbruch deutscher Aktien.
Dann sollten Sie mit Käufen so lange warten, bis er zu fallen beginnt. Das bedeutet, dass er vorher über 40 Punkte erreicht haben sollte, entsprechend einem Rückgang der Aktienkurse zwischen 20 und 30 Prozent. Ist er vorher über 50 Punkte geklettert, dürfte das einem Kursrückgang von 30 bis 40 Prozent entsprechen. Verharrt der VDax dagegen unter Schwankungen auf dem aktuellen Niveau zwischen 20 und 25 Punkten, warten Sie die weitere Entwicklung einfach seelenruhig ab.
Die durchschnittlichen Zinsen für Baukredite mit zehnjähriger Zinsbindung haben zuletzt die Marke von effektiv 1,3 Prozent unterschritten. Klar, dass da sogar schon biedere Familienväter und -mütter beginnen, mit Immobilien zu spekulieren. Begehen Sie jetzt nicht den Fehler, indem Sie etwa an der Spekulation mit vermieteten oder zu vermietenden Immobilien teilnehmen, Sie würden es später bereuen. Von dieser Warnung ausgenommen sind natürlich selbst genutzte Eigenheime und Eigentumswohnungen, falls Sie über genug Geld verfügen und es zusätzlich auch anderswo anlegen.
Noch ein Tipp zur Zinsbindung, falls Sie Ihr Haus oder Ihre Wohnung wegen des extrem niedrigen Zinsniveaus mit einem Baukredit zu finanzieren gedenken: je nach Ihrer persönlichen Finanzplanung entweder kurzfristig bis zu fünf Jahren, auch variabel nicht zu verachten, oder 15 und mehr Jahre. Warum nicht zehn, wie oft propagiert? Weil Sie Ihren Kreditvertrag trotz längerer als zehnjähriger Zinsbindung schon nach zehn Jahren von sich aus kündigen dürfen. So steht es in § 489 BGB. Ihr Financier darf das nicht.
Ganz übel wird es solchen Anlegern ergehen, die ihr Geld während der vergangenen Jahre in kapitalgedeckte Lebensversicherungen investiert haben. Sogar der Internationale Währungsfonds hat dieses Thema jetzt für sich entdeckt und warnt, von daher könne es sogar zur Destabilisierung des ganzen Finanzsystems kommen. Anlegern dürfte indes viel wichtiger sein, inwieweit die Versicherer ihre Versprechen einhalten können, wenn die Zinsen noch lange unten bleiben. Und da sieht es überhaupt nicht gut aus: Fließt das Geld in Anleihen erster Qualität, tendiert der Ertrag gegen Null. Fließt es dagegen in weniger sichere Anleihen, ist der Ertrag zwar höher, aber auf Kosten der Sicherheit.
Das Problem ist deshalb so groß, weil vor allem deutsche Lebensversicherer nicht im Traum daran denken, vom extrem hohen Anteil an festverzinslichen Schuldtiteln aller Art abzurücken: je nach Versicherer zwischen 80 und 90 Prozent. Da wirkt es wie der sprichwörtliche Tropfen auf den heißen Stein, wenn sie nun teilweise zur Finanzierung von Infrastrukturprojekten übergehen: viele Worte, wenige Taten. Und Aktien scheinen weiterhin tabu zu sein; ihr jetziger Kursrückgang dürfte demnächst sogar als Rechtfertigung dafür herhalten, dass die Versicherer nicht bei niedrigeren Kursen vor zwei bis drei Jahren zugegriffen haben.
Wahrscheinlich fragen Sie sich schon seit längerer Zeit, warum nicht die Preise von Gold und Silber gestiegen sind, da doch Null- und Negativzinsen den idealen Boden dafür bieten. Erste Antwort: Weil Aktien und zum Teil auch Immobilien den Managern großer Vermögen wegen der Erträge aus Dividenden bzw. Mieten lukrativer erschienen. Gold als reines Edelmetall und erst recht Silber als Edel- wie auch Industriemetall bringen dagegen keine laufenden Erträge. Zweite Antwort: Die meisten Vermögensverwalter und Fondsmanager lassen sich mit dem Umschwung in Richtung Edelmetalle Zeit, weil sie glauben, immer noch rechtzeitig auf den fahrenden Zug springen zu können.
Wenn sie sich da mal nicht täuschen. Kommen wir wieder auf die eingangs erwähnte aktuelle Rendite zehnjähriger Bundesanleihen zurück: 0,061 Prozent, also fasst nichts, und das bei einer deutschen Inflationsrate von aktuell 0,3 Prozent. Das ergibt eine negative reale "Rendite" von rund 0,24 Prozent. Natürlich suchen Anlageprofis längst nach Alternativen, um doch noch etwas Positives herauszuquetschen. Das sind dann neben Dividenden aus Aktien und Mieten aus Immobilien Erträge aus so komplexen Finanzprodukten wie Absolute Return-Fonds oder Multi-Asset-Anlagen, die beispielsweise Feri EuroRating vorschlägt.
Ich bin sicher: Wer als erster Großanleger den Mut hat, massiv in Richtung Edelmetalle umzuschwenken, wird wahrscheinlich schon in diesem Jahr belohnt, und zwar mit Erträgen, die aus Preissteigerungen von Gold und Silber stammen. Beide Preise schwanken ja seit einiger Zeit mehr oder weniger munter hin und her. Im Gegensatz zu den Aktienkursen während der vergangenen Monate vermitteln sie scheinbar einen langweiligen Eindruck.
Davon sollte man sich nicht täuschen lassen. Denn dass mehr Dynamik in die Preise kommen wird, ergibt sich allein schon daraus, dass die realen Renditen in einem Land nach dem anderen negativ sein werden. Die Zentralbanken mit ihrem Ziel von 2 Prozent Inflation wollen das ja so. Also wird es dazu kommen. Was Sie als Anleger in Gold und Silber jetzt brauchen, ist nur noch ein wenig Geduld.
© Manfred Gburek
www.gburek.eu
Herr Gburek ist Fachjournalist und Buchautor. Seine letzten Werke waren: Außer diversen Börsenbüchern schrieb er: "Das Goldbuch", das Wörterbuch "Geld und Gold klipp und klar von A bis Z", "Die 382 dümmsten Sprüche der Banker" und zuletzt das Ebook "Ach du liebes Geld!".