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Die Hausse nährt die Hausse am Ölmarkt

24.04.2015  |  Eugen Weinberg
Energie

Man kann für den jüngsten Ölpreisanstieg viele Erklärungen finden: die USD-Schwäche, die Anlegernot infolge niedriger Zinsen, anhaltende Kämpfe im Jemen oder den (geringen) Rückgang der US-Ölproduktion. Auf den zweiten Blick jedoch erweisen sich diese Faktoren letztlich als "weiche Begründungen". Aus Anlegersicht sieht der Preisanstieg dennoch konstruktiv aus. Denn zum einen hat der Preisverlauf selbst einen Informationsgehalt. ("Es muss wohl einen Grund für den Preisanstieg geben.") Zum anderen setzen sich Preistrends häufig fort. ("Der Preis steigt, weil er steigt.")

So einfach ist es jedoch am Ölmarkt nicht und es darf bezweifelt werden, dass ein verbessertes technisches Bild die Leute in Scharen an die Tankstelle lockt oder die Produzenten ihr Angebot zurückhalten lässt. Den gestrigen Preisanstieg bei WTI und Brent führen wir aber vor allem auf genau die Tatsache zurück, dass die Preise neue Hochs seit Dezember erreichten, was die Pessimisten "rausspülen" und neue Optimisten anlocken sollte. Doch wer verkauft eigentlich zur Zeit?

Vermutlich sind dies auch die kleinen finanzschwachen Produzenten, die die von der OPEC initiierte Preisschwäche eigentlich aus dem Markt hätte verdrängen sollen. Denn aktuell zeigt die Terminkurve aus Sicht der Ölproduzenten, die ihre künftige Produktion gegen einen Preisverfall absichern möchten, eine günstige Konstellation, den sog. Contango bzw. eine steigende Terminkurve. Der nächstfällige WTI-Future (Juni 2015) notiert nämlich knapp 5 USD unter dem mit Lieferung im Dezember. Dies könnte den Abbau von Produktionsüberschüssen verzögern.

Auch das Risiko einer "Rückkehr" vom Iran und von Libyen auf den Ölmarkt wird derzeit vom Markt komplett ignoriert. Sollten aber beide Länder ihre jeweiligen Produktionsquoten von vor der Krise wieder erreichen, würde mit einem Anstieg der Produktion um bis zu 2 Mio. Barrel täglich der Nachfrageanstieg für die nächsten zwei Jahre nahezu vollständig ausgeglichen (siehe unseren Artikel in der "Woche in Fokus").

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Edelmetalle

Der Goldpreis hat sich von seinen Verlusten zu Beginn der Woche noch nicht wieder erholt und handelt heute Morgen bei rund 1.190 USD je Feinunze. In Euro gerechnet gab der Preis auch gestern weiter nach, da der US-Dollar gegenüber dem Euro abwertete. Er hält sich nur noch knapp über der Marke von 1.100 EUR je Feinunze.

Die Schweiz hat gemäß Daten der Zollbehörde im März rund 150 Tonnen Gold nach Asien exportiert. Die Ausfuhren nach China waren dabei mit 46,4 Tonnen fast doppelt so hoch wie im Vormonat. Nach Hongkong wurden allerdings "nur" 30 Tonnen exportiert. Dies deutet dennoch auf robuste chinesische Importzahlen hin, die nächste Woche veröffentlicht werden.

Ferner wurden 72,5 Tonnen Gold nach Indien verschifft (nach gut 27 Tonnen im Februar), was wohl mit "Akshaya Tritiya" zusammenhing. Die Schweiz produziert zwar selbst kein Gold, ist aber ein wichtiger Handelsplatz und Verarbeiter des Edelmetalls. Über das Land wird ein Großteil des Goldflusses von West nach Ost abgewickelt. Zur Verarbeitung hat die Schweiz selbst unter anderem 97,2 Tonnen Gold aus Großbritannien importiert, die auch aus ETF-Verkäufen stammen. Die Bestände der von Bloomberg erfassten Gold-ETFs wurden im letzten Monat um 56 Tonnen reduziert.


Industriemetalle

Gestern hat die International Lead and Zinc Study Group (ILZSG) aktualisierte Einschätzungen zur Lage an den globalen Blei- und Zinkmärkten veröffentlicht. Für Blei hat sie ihre Erwartung vom Oktober nahezu unverändert beibehalten und geht für 2015 von einem moderaten Angebotsdefizit von 17 Tsd. Tonnen aus. Sowohl die Nachfrage als auch das Angebot sollen dabei aber im Vorjahresvergleich jeweils nur um 1,1% zulegen.

Ein stärkeres Nachfragewachstum wird demnach durch eine verhaltene Nachfrage in China verhindert, die insbesondere der E-Bike-Industrie geschuldet ist. Durch die Schließung von großen Minen steigt das Angebot an Bleikonzentrat, welches zu Raffinade verarbeitet wird, langsamer als zuvor. Wir erachten den Bleipreis nach wie vor als gut unterstützt.

Für Zink hat die ILZSG ihre bisherige Einschätzung eines hohen Angebotsdefizits deutlich nach unten revidiert. Wegen voraussichtlich geringerer chinesischer Netto-Importe soll das Defizit 2015 „nur“ noch bei 151 Tsd. Tonnen liegen. Dieses wäre zwar weniger als halb so hoch als im letzten Jahr, würde aber dennoch das dritte Defizitjahr in Folge darstellen. Die ILZSG stuft zudem die Folgen der Minenschließungen (z.B. Lisheen in Irland, Century in Australien) nicht so gravierend ein. Ähnlich wie bei Blei sehen wir auch den Zinkpreis gut unterstützt und gehen von leicht höheren Notierungen im Jahresverlauf aus.


Agrarrohstoffe

Das chinesische Agrarministerium hat eine neue Studie zur Handelsentwicklung in China bis 2024 veröffentlicht. Demnach wird China im Jahr 2024 um die 83 Mio. Tonnen Sojabohnen importieren, 15,8% mehr als im Jahr 2014. Bei Reis, Weizen und Mais setzt China weiterhin weitgehend auf Selbstversorgung und wird daher auch 2024 nur kleinere Mengen importieren.

Solange die inländische Produktion von Mais die Nachfrage annähernd decken kann, werden die Importquoten seitens der chinesischen Regierung aufrechterhalten. Das soll dazu führen, dass China auch 2024 nicht mehr als 7,2 Mio. Tonnen Mais importieren wird. Die Importe von Weizen werden laut der Studie sogar um 5,7% auf 2,8 Mio. Tonnen zurückgehen. Die chinesischen Baumwollimporte sollen ebenfalls weiter rückläufig sein und 2024 mit 2,08 Mio. Tonnen 14,8% unter dem Niveau von 2014 liegen.

Gründe für die rückläufigen Importe sind die steigenden Lohnstückkosten in China, die die Textilfabriken dazu bewegen, ihre Produktion ins Ausland zu verlagern. Hinzu kommt eine erhöhte Verwendung von synthetischen Materialien. Einen starken Importanstieg erwartet das Agrarministerium bei Zucker, da die inländische Produktion sinken, die Nachfrage aber weiter steigen soll.

Für 2024 werden die Einfuhren auf 5,83 Mio. Tonnen geschätzt. Dies entspräche einem Anstieg um 45% gegenüber 2014. Derzeit handhabt China seine Zuckerimporte allerdings recht restriktiv, um die inländische Zuckerproduktion vor günstigem ausländischen Zucker zu schützen, da sich die inländischen Zuckerpreise immer noch auf einem sehr hohen Niveau befinden.



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