Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Griechenlandrettung: jetzt auch mit der Notenpresse

25.04.2015  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
- Seite 2 -
"Target-2"

Der Druck, die Euro-Geldmenge auszuweiten, um offene Rechnungen zu begleichen, ist jüngst wieder angestiegen, wie sich an den "Target-2-Salden" ablesen lässt.

Seit Ende 2014 ist der Deutsche Positiv-Saldo wieder merklich angestiegen und betrug im März 531,7 Mrd. Euro. Griechenlands Negativ-Saldo ist auf 96,4 Mrd. Euro angeschwollen - der höchste Stand seit Ende 2012. Auch die Negativ-Salden von Frankreich und Italien sind jüngst wieder gestiegen, und zwar auf 64,2 Mrd. beziehungsweise 164,6 Mrd. Euro im Februar 2015.

Die Negativ-Salden zeigen, dass private Investoren nicht mehr bereit sind, Geld in diese Länder zu verleihen, und dass die EZB die "Finanzierungslücke" der Banken mit neu geschaffenen Euro stopft. Die Länder, die einen Positiv-Saldo haben, haben Euro-Forderungen an die jeweilige ausländische Zentralbank - die zu Verlusten werden, wenn das betreffende Land den Euro-Raum verlässt.

Das Anschwellen der Target-2-Salden wurde Mitte 2012 gestoppt, nachdem EZB-Präsident Mario Draghi den Finanzmärkten erklärt hatte, der Euro würde quasi mit allen Mitteln erhalten. Damit zerstreute er die Kreditausfallsorgen der Investoren. Investoren waren wieder bereit, Geld in die Problemregionen zu verleihen, und die Target-2-Salden nahmen ab.

An den Target-2-Salden lässt sich also ablesen, wie groß die Zweifel der Investoren sind, dass Staaten und Banken in einzelnen Euroraum-Ländern zahlungsfähig bleiben werden: Je größer der Negativ-Saldo eines Euroraum-Landes, desto größer auch die Sorge vor einem Zahlungsausfall.

Open in new window
Linker Chart: Quelle: Thomson Financial.
Rechter Chart: Quelle: Euro Crisis Monitor, Universität Osnabrück.


Damit es nicht zu Kapitalflucht aus den kriselnden Ländern kommt und die Target-2-Salden in ungeahnte Höhe anschwellen, muss die EZB die Kreditausfallsorgen ersticken. Und das kann sie nur, wenn sie den Finanzmarktakteuren glaubhaft versichert, dass im "Notfall" die offenen Rechnungen mit neu geschaffenem Geld bezahlt werden.

Das aber ist nichts anderes als eine "Inflationspolitik mit Ansage", die früher oder später auch von den Schuldnern in Anspruch genommen wird, ob nun auf direktem oder - wie es im Falle Griechenlands zu sein scheint - auf indirektem Wege ist für das Endresultat unerheblich.


© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Quelle: Auszug aus dem Marktreport der Degussa Goldhandel GmbH



Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"