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Peter Schiff: Investments & Schutz für harte Zeiten

28.04.2015
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Griechenland tut mir tatsächlich leid, weil es im Grunde ein staatlich erzeugter “Moral Hazard“ war, der es der griechischen Regierung erst erlaubte, sich derart zu verschulden. Hier in den USA haben wir das auch gemacht. Wir haben dasselbe gemacht. Denken Sie nur an all die Schulden, die Puerto Rico hat - an die Schuldenkrise im Land. Warum hat Puerto Rico so hohe Schulden und warum war das Land überhaupt erst in der Lage, sich so viel Geld leihen zu können? Weil die US-Regierung puerto-ricanische Schulden in allen 50 Bundesländern steuerfrei machte und die Fonds für Kommunalanleihen nur allzu gerne zugriffen.

Zudem waren die Zinssätze so niedrig, dass jeder auf Renditejagd war, und die Renditen fanden sie in Puerto Rico. Die Politiker Puerto Ricos nutzten diese Nachfrage wiederum aus, um Kredite zu künstlich niedrigen Zinssätzen aufzunehmen und diese zum Wählerstimmenkauf einzusetzen.

Jetzt haben sie ein großes Problem, allerdings wären sie ohne unsere Steuergesetze und die FED nicht in einer solchen Schuldenkrise. Politiker machen, was Politiker eben immer machen. Sie wollen mehr staatliche Förderungen. So bekommen sie ihre Wählerstimmen. Sie versprechen etwas ohne Gegenleistung und das billige Geld gibt ihnen die Möglichkeit diesen Versprechen so lange nachzukommen, bis die Rechnung ins Haus flattert. Und die Rechnung kommt immer - ob nun in Griechenland oder in den Vereinigten Staaten.

Wir feiern diese Party allerdings schon viel länger und sind daher in einem viel schlimmeren Zustand. Wenn die Zinssätze steigen, wird sich die wahre griechische Tragödie in Amerika abspielen.


Daily Bell: Steht China kurz vor der Rezession?

Peter Schiff: Ich weiß nicht, ob wir dort eine Rezession haben, wenn sich die Wirtschaft abkühlt. Für China ist es vielleicht eine Rezession, wenn die Wachstumsraten von 9% auf 7% sinken. Ich glaube aber nicht, dass China eine Rezession nach unseren Maßstäben haben wird.

Ich denke schon, dass es in der chinesischen Wirtschaft Fehlallokationen gibt, welche das Ergebnis einer zu laxen Geldpolitik und zu niedriger Zinssätze sind. Sie haben zu viel Geld gedruckt, damit sollte aber unsere Wirtschaft und der US-Dollar gestützt werden. Ich denke, dass China versucht hat, die US-Wirtschaft am Laufen zu halten, obwohl das die eigene Binnenwirtschaft unterminierte.

China muss aufhören, US-Staatsanleihen zu kaufen, es muss die eigene Währung steigen lassen, damit das eigene Volk mehr von dem konsumieren kann, was es produziert. Es darf den Amerikanern kein Geld mehr leihen, damit die sich Dinge kaufen, die sich die Chinesen selbst nicht leisten können.


Daily Bell: Noch ein paar Fragen zum Thema Investitionen. Warum sollte Nordamerika international investieren?

Peter Schiff: Auch einer ganzen Reihe von Gründen. Erstens um aus dem US-Dollar aussteigen zu können, der meiner Meinung nach dem Untergang geweiht ist. Zudem gibt es politische Probleme hierzulande, die Investitionen sehr riskant machen. Die Chancen, dass unsere schon sehr hohen Unternehmenssteuern signifikant weiter steigen werden, stehen recht hoch. Der Staat könnte sogar noch viel konfiskatorischer vorgehen, abhängig vom jeweiligen politischen Regime, das an der Macht ist.

Wenn es eine echte Krise gibt, könnte der Staat dann Unternehmen oder Gewinne in die Verantwortung ziehen, er könnte versuchen, diese Gewinne zu verstaatlichen durch Besteuerung außerordentlicher Unternehmensgewinne oder Ähnliches. Das steuerliche Klima könnte, denke ich, noch viel feindseliger werden, wenn der Klassenkampf hochkocht. Diese Risiken gibt es.

Zudem sind US-Aktien teuer im Vergleich zu ausländischen Aktien. Ich sehe an ausländischen Märkten viel mehr Wertpotential, bessere Gewinne und günstigere steuerliche Behandlung.

Es gibt bestimmte Länder, die, so denke ich, nach einem Zusammenbruch der US-Wirtschaft prosperieren werden. Ich bin tatsächlich der Meinung, dass so manche die Rolle Amerikas in der Weltwirtschaft falsch verstehen. Man sieht uns als den Triebwagen, während ich mein Land eher als das Bordrestaurant betrachte - dahingehend, dass die Welt nicht produziert, weil wir konsumieren.

Wir konsumieren, weil die Welt produziert, wir tun der Welt aber keinen Gefallen, wenn wir deren Produktion konsumieren. Wir zahlen nicht für das, was wir vermeintlich kaufen. Wir konsumieren nur ohne zu produzieren, wir tauschen wertlose Schuldscheine gegen reale Güter. Wir leihen, sparen aber nicht. Die Welt macht die Schwerstarbeit und wir werden nur durch die Gegend getragen.

Wenn der Dollar einbricht und die Amerikaner quasi von der Bildfläche verschwinden, werden wir hinsichtlich Konsum und Kreditaufnahme tatsächlich eine Freisetzung von Ressourcen, Produktion und Ersparnissen zugunsten aller anderen erleben. Weltweit werden sich Menschen - die sich bislang kaum Sachen leisten konnten, weil diese von den Amerikanern gekauft wurden - ganz plötzlich Dinge leisten können.

In anderen Regionen der Welt werden starke Anstiege der Lebensstandards zu verzeichnen sein. Dort werden die Vermögenspreise - im Einklang mit steigenden Vermögen und Lebensstandards - kräftig steigen. Deswegen bin ich der Meinung, dass man in Vermögensanlagen der Länder investieren sollte, die wohlhabender werden - ich meine damit auch Unternehmen, Betriebsausrüstung und Firmen.

Man muss es sich wie Investitionen in die Vereinigten Staaten im 19 Jh. vorstellen oder in Großbritannien im 18. Jh.. Man sollte mit seinen Investitionen eher dorthin gehen, wo Vermögen akkumuliert wird. Auslandsinvestitionen sind also eine gute Gelegenheit - speziell in einigen Schwellenländern, China oder ähnliche Länder.

Natürlich sind auch in China viele Fehler gemacht worden, allerdings wird dieses Land das 21. Jahrhundert dominieren. Das ist einfach mal so und deshalb werden dort auch Vermögen gemacht. Wer dort investiert ist, wird viel Geld verdienen - dort oder in anderen Teilen der Welt, wo man von den genannten Veränderungen profitieren wird.

Gut, auch das könnte sich ändern, wenn der neue Präsident Rand Paul heißen würde oder wenn wir einen wohlgesinnten US-Kongress bekämen - und wenn wir das Richtige tun würden. Nichts ist todsicher. Amerika könnte wieder zur Spitze aufsteigen, allerdings bräuchte es dazu einen gewaltigen Paradigmenwechsel bezüglich unseres Staatsdenkens und unserer Einstellungen. Denn Wachstums gedeiht in der Abwesenheit des Staates. Freiheit schafft Prosperität und Vermögen; die haben wir aber nicht mehr. Wir haben staatliche Instanzen, Regulierungen, Besteuerung, Subventionen und viele andere Dinge, die sich ändern müssen.

Wird der Wechsel kommen? Ich hoffe es, auch wenn ich aktuell nicht darauf wetten würde. Ich setze hingegen auf Länder, die schon jetzt in diese Richtung streben, weil das Pendel wahrscheinlich weiter in diese Richtung schwingen wird. Es ist heute gar nicht so leicht, sich ein Amerika vorzustellen, das auf der Stelle kehrt macht, eine 180°-Wende hinlegt. Der Schwung geht aktuell noch in die andere Richtung. Und dagegen ist schwer anzukommen.


Daily Bell: Aufbauend auf diesen Aussagen - das man für schwierige Zeiten positioniert sein sollte - will ich zwei Fragen in einer stellen. Erstens, wie sollte ich international agieren, wenn SICHERHEIT meine Hauptsorge ist und zweitens, wie sollte ich international agieren, wenn GEWINN meine Hauptsorge ist?



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