Gold steigt wieder über 1.200 USD bzw. 1.100 EUR
28.04.2015 | Eugen Weinberg
Energie
Wie vermutet haben die ICE-Daten bestätigt, dass die aktuelle Positionierung der Finanzanleger bei Brent so optimistisch wie nie zuvor seit Beginn der Datenerhebung im Jahr 2011 ist. Es fällt auf, dass ähnlich wie bei WTI vor allem eine massive Liquidation der Leerverkäufe dafür verantwortlich war. Der jüngste Preisanstieg hat also in erster Linie die Pessimisten aus dem Markt gedrängt.
Aber auch das gesamte Interesse am ICE Brent-Kontrakt nimmt weiter zu, vermutlich vor allem seitens der "physischen" Marktteilnehmer, die ihre Terminverkäufe stark intensiviert haben. Die Anzahl ausstehender Brent-Kontrakte ist erstmals über 2 Mio. Stück à 1.000 Barrel Rohöl hinaus gestiegen. ICE Brent löst damit WTI als den liquidesten börsennotierten Rohöl-Kontrakt ab (Grafik des Tages).
Paradoxerweise könnte sich der jüngste WTI-Preisanstieg für die (Schieferöl-)Produzenten in Nord-Dakota als kontraproduktiv erweisen, weil die erwarteten starken Steuerentlastungen ausbleiben. Während die kurzfristigen Anreize für neue Quellen bereits seit Februar gelten, hängt eine massive langfristige Steuerentlastung (über 24 Monate) für bestehende und neue Produktion davon ab, ob der WTI-Durchschnitt in fünf aufeinander folgenden Monaten unter 55,09 USD je Barrel bleibt.
In den ersten vier Monaten des Jahres dürfte das der Fall sein, vorausgesetzt der WTI-Ölpreis steigt in den nächsten drei Tagen nicht um über 10%. Bleibt aber der WTI-Ölpreis im Mai auf dem gegenwärtigen Niveau von über 56 USD je Barrel, wird die langfristige Entlastung von schätzungsweise 2,5-3 USD je Barrel nicht eintreten. Wir sind allerdings davon überzeugt, dass sich der jüngste Preisanstieg als nicht nachhaltig erweisen und es schon kurzfristig zu einer Preiskorrektur kommen wird.
Edelmetalle
Im Edelmetallsektor gab es gestern Nachmittag deutliche Preisanstiege. So handelt Gold sowohl in US-Dollar als auch in Euro gerechnet wieder über den psychologisch wichtigen Marken von 1.200 USD bzw. 1.100 EUR je Feinunze. Deutlich stärker legte Silber zu (+4,3%), welches wieder klar über der Marke von 16 USD je Feinunze notiert.
Gemäß Daten des Internationalen Währungsfonds haben die Zentralbanken im März netto rund 33 Tonnen Gold gekauft. Der größte Käufer war dabei die russische Zentralbank, die ihre Goldreserven um 31 Tonnen aufgestockt hat (siehe hierzu TagesInfo Rohstoffe vom 21. April). Zu den weiteren Käufern zählten Weißrussland, die Türkei, Kasachstan und Malaysia. Die kasachische Zentralbank hat den 30. Monat in Folge Gold gekauft und ihre Goldreserven mittlerweile auf 198,4 Tonnen ausgeweitet. Verkäufer von Gold waren Tadschikistan und El Salvador (5,4 Tonnen).
Die Zentralbank des mittelamerikanischen Landes hat im letzten Monat damit fast 80% ihrer Goldreserven veräußert. Die Begründung der Zentralbank ist für uns allerdings nicht ganz nachvollziehbar. Denn mit dieser Transaktion sollten zum einen die Risiken diversifiziert und zum anderen aus der Aufwertung von Gold Profit geschlagen werden. Die offizielle Landeswährung ist allerdings der US-Dollar, in welcher der Goldpreis weit von seinen Höchstständen entfernt ist.
In einer anderen Transaktion hat lokalen Medienberichten zufolge Venezuela letzte Woche mit einer US-Investmentbank Gold im Wert von mindestens 1 Mrd. USD in liquide Mittel getauscht.
Industriemetalle
Die anfänglich zu beobachtende Stärke der Industriemetalle setzte sich gestern den Tagesverlauf über fort. Unterstützt wurden die Preise dabei von festen Aktienmärkten, die zugleich auf einen höheren Risikoappetit der Marktteilnehmer hindeuteten.
Kupfer stieg im Zuge dessen vorübergehend auf gut 6.100 USD je Tonne. Nickel, Zink und Zinn verteuerten sich jeweils um etwa 2,5%. Heute Morgen legen die Preise eine Verschnaufpause ein und geben in der Breite moderat nach. Eine Ausnahme stellt Nickel dar, das etwa 1,5% verliert. Gewerkschaftsangaben zufolge könnte der Streik in der „Cerro Matoso“-Mine in Kolumbien in Kürze beendet werden. Damit würde wieder mehr Material an den globalen Nickelmarkt kommen.
Die Londoner Metallbörse hat gestern ihre Marktteilnehmer darüber informiert, dass zukünftig Material aus ihren Lagerhäusern doppelt so schnell wie bisher ausgeliefert werden muss. Hierzu erhöht sie einen Faktor (Engl.: decay factor), der die Geschwindigkeit zur Auslieferung vorgibt. Die Regel soll ab August in Kraft treten und betrifft die Lagerhäuser mit den längsten Wartezeiten.
Die Auslieferungszeit für Aluminium in Detroit betrug Ende März zum Beispiel 436 Tage, in Vlissingen lag sie bei 510 Tagen. Bislang müssen Lagerhäuser, bei denen die Wartezeit mehr als 50 Tage beträgt, täglich mehr Material ausliefern als sie hereinnehmen. Im Falle von Aluminium dürfte dies die physischen Prämien weiter sinken lassen.
Agrarrohstoffe
Dass die Asiatische Kakaovereinigung einen Einbruch der Verarbeitung im ersten Quartal um 9,3% gegenüber dem Vorjahr meldete, hielt den Kakaopreis nicht davon ab, weiter zu steigen. Zum einen war der Rückgang etwas geringer ausgefallen als in Umfragen erwartet worden war und es das bereits vorher veröffentlichte Minus von 28% in Malaysia hatte befürchten lassen.
Vor allem aber ist es die Sorge um das Angebot aus dem zweitgrößten Produzentenland Ghana, das die Preisentwicklung derzeit maßgeblich bestimmt. Dort sieht es so aus, als könnte die offizielle Regierungsschätzung von 850 Tsd. Tonnen Kakao wegen der Trockenheit und eines reduzierten Düngemitteleinsatzes möglicherweise um 100 Tsd. Tonnen verfehlt werden. Die Internationale Kakaoorganisation hat derzeit 810 Tsd. Tonnen eingestellt, den niedrigsten Wert seit 5 Jahren. Im Vorjahr hatte Ghana 900 Tsd. Tonnen produziert.
Laut dem indischen Agrarminister könnte die Weizenernte knapp 5% schwächer ausfallen als gedacht. Im Januar hatte er noch eine Rekordernte von etwa 96 Mio. Tonnen vorausgesagt. Nun machten aber Starkregen und Hagelstürme in einigen Regionen die Ernte zunichte. Die weiteren Prognosen für die indische Agrarproduktion könnten durch das Auftreten eines El-Nino-Phänomens beeinträchtigt werden. Es wird geschätzt, dass dieses dazu beiträgt, dass in der Monsunzeit zwischen Juni und September nur 93% der normalen Niederschläge fallen.
Wie vermutet haben die ICE-Daten bestätigt, dass die aktuelle Positionierung der Finanzanleger bei Brent so optimistisch wie nie zuvor seit Beginn der Datenerhebung im Jahr 2011 ist. Es fällt auf, dass ähnlich wie bei WTI vor allem eine massive Liquidation der Leerverkäufe dafür verantwortlich war. Der jüngste Preisanstieg hat also in erster Linie die Pessimisten aus dem Markt gedrängt.
Aber auch das gesamte Interesse am ICE Brent-Kontrakt nimmt weiter zu, vermutlich vor allem seitens der "physischen" Marktteilnehmer, die ihre Terminverkäufe stark intensiviert haben. Die Anzahl ausstehender Brent-Kontrakte ist erstmals über 2 Mio. Stück à 1.000 Barrel Rohöl hinaus gestiegen. ICE Brent löst damit WTI als den liquidesten börsennotierten Rohöl-Kontrakt ab (Grafik des Tages).
Paradoxerweise könnte sich der jüngste WTI-Preisanstieg für die (Schieferöl-)Produzenten in Nord-Dakota als kontraproduktiv erweisen, weil die erwarteten starken Steuerentlastungen ausbleiben. Während die kurzfristigen Anreize für neue Quellen bereits seit Februar gelten, hängt eine massive langfristige Steuerentlastung (über 24 Monate) für bestehende und neue Produktion davon ab, ob der WTI-Durchschnitt in fünf aufeinander folgenden Monaten unter 55,09 USD je Barrel bleibt.
In den ersten vier Monaten des Jahres dürfte das der Fall sein, vorausgesetzt der WTI-Ölpreis steigt in den nächsten drei Tagen nicht um über 10%. Bleibt aber der WTI-Ölpreis im Mai auf dem gegenwärtigen Niveau von über 56 USD je Barrel, wird die langfristige Entlastung von schätzungsweise 2,5-3 USD je Barrel nicht eintreten. Wir sind allerdings davon überzeugt, dass sich der jüngste Preisanstieg als nicht nachhaltig erweisen und es schon kurzfristig zu einer Preiskorrektur kommen wird.
Edelmetalle
Im Edelmetallsektor gab es gestern Nachmittag deutliche Preisanstiege. So handelt Gold sowohl in US-Dollar als auch in Euro gerechnet wieder über den psychologisch wichtigen Marken von 1.200 USD bzw. 1.100 EUR je Feinunze. Deutlich stärker legte Silber zu (+4,3%), welches wieder klar über der Marke von 16 USD je Feinunze notiert.
Gemäß Daten des Internationalen Währungsfonds haben die Zentralbanken im März netto rund 33 Tonnen Gold gekauft. Der größte Käufer war dabei die russische Zentralbank, die ihre Goldreserven um 31 Tonnen aufgestockt hat (siehe hierzu TagesInfo Rohstoffe vom 21. April). Zu den weiteren Käufern zählten Weißrussland, die Türkei, Kasachstan und Malaysia. Die kasachische Zentralbank hat den 30. Monat in Folge Gold gekauft und ihre Goldreserven mittlerweile auf 198,4 Tonnen ausgeweitet. Verkäufer von Gold waren Tadschikistan und El Salvador (5,4 Tonnen).
Die Zentralbank des mittelamerikanischen Landes hat im letzten Monat damit fast 80% ihrer Goldreserven veräußert. Die Begründung der Zentralbank ist für uns allerdings nicht ganz nachvollziehbar. Denn mit dieser Transaktion sollten zum einen die Risiken diversifiziert und zum anderen aus der Aufwertung von Gold Profit geschlagen werden. Die offizielle Landeswährung ist allerdings der US-Dollar, in welcher der Goldpreis weit von seinen Höchstständen entfernt ist.
In einer anderen Transaktion hat lokalen Medienberichten zufolge Venezuela letzte Woche mit einer US-Investmentbank Gold im Wert von mindestens 1 Mrd. USD in liquide Mittel getauscht.
Industriemetalle
Die anfänglich zu beobachtende Stärke der Industriemetalle setzte sich gestern den Tagesverlauf über fort. Unterstützt wurden die Preise dabei von festen Aktienmärkten, die zugleich auf einen höheren Risikoappetit der Marktteilnehmer hindeuteten.
Kupfer stieg im Zuge dessen vorübergehend auf gut 6.100 USD je Tonne. Nickel, Zink und Zinn verteuerten sich jeweils um etwa 2,5%. Heute Morgen legen die Preise eine Verschnaufpause ein und geben in der Breite moderat nach. Eine Ausnahme stellt Nickel dar, das etwa 1,5% verliert. Gewerkschaftsangaben zufolge könnte der Streik in der „Cerro Matoso“-Mine in Kolumbien in Kürze beendet werden. Damit würde wieder mehr Material an den globalen Nickelmarkt kommen.
Die Londoner Metallbörse hat gestern ihre Marktteilnehmer darüber informiert, dass zukünftig Material aus ihren Lagerhäusern doppelt so schnell wie bisher ausgeliefert werden muss. Hierzu erhöht sie einen Faktor (Engl.: decay factor), der die Geschwindigkeit zur Auslieferung vorgibt. Die Regel soll ab August in Kraft treten und betrifft die Lagerhäuser mit den längsten Wartezeiten.
Die Auslieferungszeit für Aluminium in Detroit betrug Ende März zum Beispiel 436 Tage, in Vlissingen lag sie bei 510 Tagen. Bislang müssen Lagerhäuser, bei denen die Wartezeit mehr als 50 Tage beträgt, täglich mehr Material ausliefern als sie hereinnehmen. Im Falle von Aluminium dürfte dies die physischen Prämien weiter sinken lassen.
Agrarrohstoffe
Dass die Asiatische Kakaovereinigung einen Einbruch der Verarbeitung im ersten Quartal um 9,3% gegenüber dem Vorjahr meldete, hielt den Kakaopreis nicht davon ab, weiter zu steigen. Zum einen war der Rückgang etwas geringer ausgefallen als in Umfragen erwartet worden war und es das bereits vorher veröffentlichte Minus von 28% in Malaysia hatte befürchten lassen.
Vor allem aber ist es die Sorge um das Angebot aus dem zweitgrößten Produzentenland Ghana, das die Preisentwicklung derzeit maßgeblich bestimmt. Dort sieht es so aus, als könnte die offizielle Regierungsschätzung von 850 Tsd. Tonnen Kakao wegen der Trockenheit und eines reduzierten Düngemitteleinsatzes möglicherweise um 100 Tsd. Tonnen verfehlt werden. Die Internationale Kakaoorganisation hat derzeit 810 Tsd. Tonnen eingestellt, den niedrigsten Wert seit 5 Jahren. Im Vorjahr hatte Ghana 900 Tsd. Tonnen produziert.
Laut dem indischen Agrarminister könnte die Weizenernte knapp 5% schwächer ausfallen als gedacht. Im Januar hatte er noch eine Rekordernte von etwa 96 Mio. Tonnen vorausgesagt. Nun machten aber Starkregen und Hagelstürme in einigen Regionen die Ernte zunichte. Die weiteren Prognosen für die indische Agrarproduktion könnten durch das Auftreten eines El-Nino-Phänomens beeinträchtigt werden. Es wird geschätzt, dass dieses dazu beiträgt, dass in der Monsunzeit zwischen Juni und September nur 93% der normalen Niederschläge fallen.