Enttäuschende chinesische Goldnachfrage
29.04.2015 | Eugen Weinberg
Energie
Der Ölmarkt bleibt zwar grundsätzlich schwankungsfreudig und anfällig für Übertreibungen. Heute jedoch reagiert der Markt erstaunlich gelassen auf die Regierungsumbildung in Saudi-Arabien, die wohl auch dem schwierigen Umfeld des Landes geschuldet ist. Unter anderem hat der saudische König Salman mit der Berufung von Khalid Al-Falih zum Gesundheitsminister und zum Aufsichtsratsvorsitzenden der staatlichen Ölgesellschaft Saudi-Aramco ein wichtiges Signal für die künftige Nachfolge des 79-jährigen Ölministers Al-Naimi gegeben.
Al-Falih, der bislang Vorstandsvorsitzender von Saudi-Aramco gewesen ist, folgt damit Al-Naimi in das Amt des Aufsichtratsvorsitzenden. Al-Naimi bleibt jedoch im Amt des Ölministers und vertritt damit das Land auch in der OPEC. Der Kurs der saudischen Ölpolitik dürfte also vorerst der Gleiche bleiben, zumal auch Al-Falih in einem Interview im Januar die einseitige Produktionskürzung zum Ausgleich des Marktes ausgeschlossen hat.
Im Gegensatz zum steigenden US-Ölpreis ist der US-Gaspreis (Henry Hub) zuletzt sogar auf den niedrigsten Stand seit Juni 2012 gefallen. Neben dem stärkeren Lageraufbau und den höheren Termperaturen haben die spekulativen Anleger den Trend verstärkt. Selten zuvor - zuletzt Ende 2011 - waren die Anleger bei US-Erdgas so pessimistisch gestimmt wie jetzt. Auch hier ist damit das Risiko hoch, dass sich die Anleger zu sehr auf einer Seite positionieren, was die Ausschläge auf der Gegenseite erhöht.
Die Tatsache, dass die Anzahl der Gasbohrungen in den USA jüngst gestiegen ist, wird dadurch relativiert, dass sie davor auf den niedrigsten Stand seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1987 gefallen war.
Edelmetalle
Dem Goldpreis ist es noch nicht gelungen, sich klar von der Marke von 1.200 USD je Feinunze abzusetzen. Auch in Euro gerechnet handelt er weiter um das Niveau von 1.100 EUR je Feinunze. Die Teilnehmer am Goldmarkt werden wohl mit großem Interesse die Sitzung der US-Notenbank Fed verfolgen, die heute Abend stattfindet. Sie erhoffen sich Hinweise darauf, wann die Fed mit Zinserhöhungen beginnt.
China hat im März gemäß Daten der Hongkonger Statistikbehörde auf Netto-Basis nur 66,4 Tonnen Gold aus Hongkong importiert. Dies waren die geringsten Netto-Goldimporte seit sieben Monaten. Sie waren zudem bereits den zweiten Monat in Folge rückläufig, trotz des Endes der Neujahrsfeierlichkeiten, während dem im Februar die Wirtschaftsaktivitäten im Land eine Woche lang ruhten. Im ersten Quartal summierten sich die Netto-Importe auf 210 Tonnen, 27% weniger als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum.
Laut Aussagen des chinesischen Goldverbandes ist die Goldnachfrage in China im ersten Quartal im Vergleich zum Vorjahr lediglich um 1,1% auf 327 Tonnen gestiegen. Die Goldproduktion wurde dagegen um 14,7% auf 111 Tonnen ausgeweitet.
Laut Einschätzung von Thomson Reuters GFMS war China hauptverantwortlich dafür, dass die globale physische Goldnachfrage im ersten Quartal im Vergleich zum Vorjahr um 9% auf 990 Tonnen gefallen ist. Demnach sank in China die Schmucknachfrage in den ersten drei Monaten um 12% und die Nachfrage nach Münzen und Barren ging um 10% zurück.
Industriemetalle
Gemäß Daten des International Stainless Steel Forum (ISSF) ist die weltweite Edelstahlproduktion im letzten Jahr im Vergleich zum Vorjahr um 8,3% auf ein Rekordhoch von 41,69 Mio. Tonnen gestiegen. Die letztjährige Wachstumsrate war damit höher als die im Jahr 2013 (+7,2%). Hauptverantwortlich hierfür war China, wo die Produktion um 14,3% auf 21,69 Mio. Tonnen ausgeweitet wurde. China stand damit 2014 für 52% der globalen Edelstahlherstellung.
Da das Land aber weiter deutlich über Bedarf produziert, exportiert es nach wie vor große Mengen Edelstahl und trägt somit zur Überversorgung des Marktes bei. Die Netto-Exporte summierten sich 2014 Daten der Zollbehörde zufolge auf rekordhohe 2,4 Mio. Tonnen, 64% mehr als im Vorjahr. Die hohe Edelstahlproduktion trägt allerdings auch dazu bei, dass die Nickelnachfrage robust bleibt. Denn die Edelstahlindustrie ist der mit Abstand größte Verbraucher von Nickel.
Wie die LME-Statistik zur Positionierung der spekulativen Marktteilnehmer zeigt, wurden bei Zink und Blei die Netto-Long-Positionen in der letzten Woche weiter ausgeweitet. Im Falle von Zink sind sie die fünfte Woche in Folge gestiegen, bei Blei kam es die bereits die achte Woche in Folge zu einem Aufbau der Netto-Long-Positionen. Die starken Preisanstiege von Zink und Blei in den letzten Wochen waren somit zum Teil spekulativ getrieben und stehen unseres Erachtens daher auf tönernen Füßen.
Agrarrohstoffe
In Kanada hat ein Regierungsbericht zu den Anbauplänen der Landwirte für Überraschung gesorgt. Nach der negativen Preisentwicklung bei Getreide wurde damit gerechnet, dass die kanadischen Landwirte ihre Weizenfläche einschränken, die Ölsaatenfläche aber ausdehnen würden. Nun soll es genau umgekehrt kommen: Die Weizenfläche - in Kanada weitgehend Sommerweizen - soll um 3,9% ausgedehnt, die Raps- und Sojabohnenfläche dagegen um 4,5% bzw. 3,4% reduziert werden.
Damit könnte die Vorhersage der Regierung von Mitte April einer um 5% steigenden Ölsaatenernte Makulatur sein. Dagegen könnte die Weizenernte stärker als die prognostizierten 0,7% steigen. Im Vorjahr hatten Überflutungen die Weizenernte beeinträchtigt und knapp unter die Marke von 30 Mio. Tonnen gedrückt. Erst der nächste Bericht zu den tatsächlich bebauten Flächen wird mehr Klarheit bringen können.
Dies gilt auch für die Flächenverteilung in den USA zwischen Mais und Sojabohnen. Die guten Aussaatbedingungen für Mais in den USA schüren allerdings die Erwartung, dass nur wenig geplante Maisfläche auf Sojabohnen umgewidmet werden muss, die später gepflanzt werden können und eine kürzere Vegetationsperiode haben. So hält sich der Sojabohnenpreis auch weiterhin im Band der beiden letzten Wochen, obwohl sowohl der Internationale Getreiderat als auch Oil World ihre Prognosen für die globale Sojabohnenernte 2014/15 nochmals um jeweils 3 Mio. Tonnen angehoben hatten.
Der Ölmarkt bleibt zwar grundsätzlich schwankungsfreudig und anfällig für Übertreibungen. Heute jedoch reagiert der Markt erstaunlich gelassen auf die Regierungsumbildung in Saudi-Arabien, die wohl auch dem schwierigen Umfeld des Landes geschuldet ist. Unter anderem hat der saudische König Salman mit der Berufung von Khalid Al-Falih zum Gesundheitsminister und zum Aufsichtsratsvorsitzenden der staatlichen Ölgesellschaft Saudi-Aramco ein wichtiges Signal für die künftige Nachfolge des 79-jährigen Ölministers Al-Naimi gegeben.
Al-Falih, der bislang Vorstandsvorsitzender von Saudi-Aramco gewesen ist, folgt damit Al-Naimi in das Amt des Aufsichtratsvorsitzenden. Al-Naimi bleibt jedoch im Amt des Ölministers und vertritt damit das Land auch in der OPEC. Der Kurs der saudischen Ölpolitik dürfte also vorerst der Gleiche bleiben, zumal auch Al-Falih in einem Interview im Januar die einseitige Produktionskürzung zum Ausgleich des Marktes ausgeschlossen hat.
Im Gegensatz zum steigenden US-Ölpreis ist der US-Gaspreis (Henry Hub) zuletzt sogar auf den niedrigsten Stand seit Juni 2012 gefallen. Neben dem stärkeren Lageraufbau und den höheren Termperaturen haben die spekulativen Anleger den Trend verstärkt. Selten zuvor - zuletzt Ende 2011 - waren die Anleger bei US-Erdgas so pessimistisch gestimmt wie jetzt. Auch hier ist damit das Risiko hoch, dass sich die Anleger zu sehr auf einer Seite positionieren, was die Ausschläge auf der Gegenseite erhöht.
Die Tatsache, dass die Anzahl der Gasbohrungen in den USA jüngst gestiegen ist, wird dadurch relativiert, dass sie davor auf den niedrigsten Stand seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1987 gefallen war.
Edelmetalle
Dem Goldpreis ist es noch nicht gelungen, sich klar von der Marke von 1.200 USD je Feinunze abzusetzen. Auch in Euro gerechnet handelt er weiter um das Niveau von 1.100 EUR je Feinunze. Die Teilnehmer am Goldmarkt werden wohl mit großem Interesse die Sitzung der US-Notenbank Fed verfolgen, die heute Abend stattfindet. Sie erhoffen sich Hinweise darauf, wann die Fed mit Zinserhöhungen beginnt.
China hat im März gemäß Daten der Hongkonger Statistikbehörde auf Netto-Basis nur 66,4 Tonnen Gold aus Hongkong importiert. Dies waren die geringsten Netto-Goldimporte seit sieben Monaten. Sie waren zudem bereits den zweiten Monat in Folge rückläufig, trotz des Endes der Neujahrsfeierlichkeiten, während dem im Februar die Wirtschaftsaktivitäten im Land eine Woche lang ruhten. Im ersten Quartal summierten sich die Netto-Importe auf 210 Tonnen, 27% weniger als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum.
Laut Aussagen des chinesischen Goldverbandes ist die Goldnachfrage in China im ersten Quartal im Vergleich zum Vorjahr lediglich um 1,1% auf 327 Tonnen gestiegen. Die Goldproduktion wurde dagegen um 14,7% auf 111 Tonnen ausgeweitet.
Laut Einschätzung von Thomson Reuters GFMS war China hauptverantwortlich dafür, dass die globale physische Goldnachfrage im ersten Quartal im Vergleich zum Vorjahr um 9% auf 990 Tonnen gefallen ist. Demnach sank in China die Schmucknachfrage in den ersten drei Monaten um 12% und die Nachfrage nach Münzen und Barren ging um 10% zurück.
Industriemetalle
Gemäß Daten des International Stainless Steel Forum (ISSF) ist die weltweite Edelstahlproduktion im letzten Jahr im Vergleich zum Vorjahr um 8,3% auf ein Rekordhoch von 41,69 Mio. Tonnen gestiegen. Die letztjährige Wachstumsrate war damit höher als die im Jahr 2013 (+7,2%). Hauptverantwortlich hierfür war China, wo die Produktion um 14,3% auf 21,69 Mio. Tonnen ausgeweitet wurde. China stand damit 2014 für 52% der globalen Edelstahlherstellung.
Da das Land aber weiter deutlich über Bedarf produziert, exportiert es nach wie vor große Mengen Edelstahl und trägt somit zur Überversorgung des Marktes bei. Die Netto-Exporte summierten sich 2014 Daten der Zollbehörde zufolge auf rekordhohe 2,4 Mio. Tonnen, 64% mehr als im Vorjahr. Die hohe Edelstahlproduktion trägt allerdings auch dazu bei, dass die Nickelnachfrage robust bleibt. Denn die Edelstahlindustrie ist der mit Abstand größte Verbraucher von Nickel.
Wie die LME-Statistik zur Positionierung der spekulativen Marktteilnehmer zeigt, wurden bei Zink und Blei die Netto-Long-Positionen in der letzten Woche weiter ausgeweitet. Im Falle von Zink sind sie die fünfte Woche in Folge gestiegen, bei Blei kam es die bereits die achte Woche in Folge zu einem Aufbau der Netto-Long-Positionen. Die starken Preisanstiege von Zink und Blei in den letzten Wochen waren somit zum Teil spekulativ getrieben und stehen unseres Erachtens daher auf tönernen Füßen.
Agrarrohstoffe
In Kanada hat ein Regierungsbericht zu den Anbauplänen der Landwirte für Überraschung gesorgt. Nach der negativen Preisentwicklung bei Getreide wurde damit gerechnet, dass die kanadischen Landwirte ihre Weizenfläche einschränken, die Ölsaatenfläche aber ausdehnen würden. Nun soll es genau umgekehrt kommen: Die Weizenfläche - in Kanada weitgehend Sommerweizen - soll um 3,9% ausgedehnt, die Raps- und Sojabohnenfläche dagegen um 4,5% bzw. 3,4% reduziert werden.
Damit könnte die Vorhersage der Regierung von Mitte April einer um 5% steigenden Ölsaatenernte Makulatur sein. Dagegen könnte die Weizenernte stärker als die prognostizierten 0,7% steigen. Im Vorjahr hatten Überflutungen die Weizenernte beeinträchtigt und knapp unter die Marke von 30 Mio. Tonnen gedrückt. Erst der nächste Bericht zu den tatsächlich bebauten Flächen wird mehr Klarheit bringen können.
Dies gilt auch für die Flächenverteilung in den USA zwischen Mais und Sojabohnen. Die guten Aussaatbedingungen für Mais in den USA schüren allerdings die Erwartung, dass nur wenig geplante Maisfläche auf Sojabohnen umgewidmet werden muss, die später gepflanzt werden können und eine kürzere Vegetationsperiode haben. So hält sich der Sojabohnenpreis auch weiterhin im Band der beiden letzten Wochen, obwohl sowohl der Internationale Getreiderat als auch Oil World ihre Prognosen für die globale Sojabohnenernte 2014/15 nochmals um jeweils 3 Mio. Tonnen angehoben hatten.