Ölpreise mit stärkstem Monatsanstieg seit sechs Jahren
04.05.2015 | Eugen Weinberg
Energie
Die Ölpreise handeln zu Beginn der neuen Handelswoche nur knapp unter den Ende letzter Woche verzeichneten mehrmonatigen Höchstständen. Brent stieg am Freitag bis auf knapp 67 USD je Barrel, WTI auf knapp 60 USD je Barrel. Beides entspricht dem jeweils höchsten Niveau seit knapp fünf Monaten. Allein im letzten Monat haben sich Brent um 21% und WTI um 25% verteuert, was jeweils den stärksten Monatsanstieg seit Mai 2009 bedeutet.
Der Ölpreisanstieg der letzten Wochen ist fundamental nicht gerechtfertigt, sondern in erster Linie auf die Spekulation eines geringeren Angebots in der zweiten Jahreshälfte zurückzuführen. Diese Spekulation basiert auf der weiter fallenden Zahl der aktiven Ölbohrungen in den USA, welche laut Baker Hughes in der letzten Woche zum 21. Mal in Folge gefallen sind und inzwischen auf dem niedrigsten Niveau seit September 2010 liegen. Ein nennenswerter Rückgang der US-Ölproduktion ließ bis zuletzt aber auf sich warten.
Dagegen hat die OPEC ihre Ölproduktion im April laut einer Reuters-Umfrage auf gut 31 Mio. Barrel pro Tag und damit das höchste Niveau seit Ende 2012 gesteigert. Der Ölmarkt bleibt damit erheblich überversorgt, da der Bedarf an OPEC-Öl in diesem Jahr von der Internationalen Energieagentur lediglich auf 29,5 Mio. Barrel pro Tag geschätzt wird.
Saudi-Arabien produzierte mit gut 10 Mio. Barrel pro Tag nur etwas weniger als im Vormonat, welcher ein Rekordniveau darstellte. Zusätzliches Angebot kam außerdem aus Libyen, Nigeria und dem Irak. Letzterer exportierte im April nach Angaben des irakischen Ölministeriums erstmals mehr als 3 Mio. Barrel pro Tag.
Edelmetalle
Gold handelt nur knapp über dem letzte Woche verzeichneten 6-Wochentief bei gut 1.180 USD je Feinunze. Gold konnte somit nicht von der deutlichen Abwertung des US-Dollar in der vergangenen Woche profitieren. In Euro gerechnet fiel Gold daraufhin am Freitag auf 1.040 EUR je Feinunze, den tiefsten Stand seit Mitte Januar. Plausible Gründe für die Preisschwäche zu finden, fällt schwer. Zu nennen ist der deutliche Anstieg der Anleiherenditen in den USA und Deutschland, wodurch sich die Opportunitätskosten der Goldhaltung erhöhen.
Der Zinsanstieg war allerdings nicht auf Zinserhöhungsspekulationen oder einen Anstieg des Risikoappetits zurückzuführen, sondern auf Positionsglattstellungen. Denn es gab keine starken Konjunkturdaten und die Aktienmärkte fielen in der letzten Woche deutlich. Wahrscheinlich aus diesem Grund kam es zu kontinuierlichen Zuflüssen in die Gold-ETFs. Diese summierten sich in den letzten vier Handelstagen auf 4 Tonnen.
Am Freitag verzeichnete allein der weltgrößte Gold-ETF, SPDR Gold Trust, Zuflüsse von 2,4 Tonnen. Vermutlich dürften spekulative Finanzanleger den Preisrückgang ausgelöst haben. Die am Freitag veröffentlichten CFTC-Daten zeigten dies noch nicht, da der Preisrutsch erst nach dem Stichtag der Erhebung erfolgte. Die physische Nachfrage in Asien scheint bei den gegenwärtig niedrigeren Preisen wieder anzuziehen. Händler in Shanghai berichten von physischen Prämien von 3-4 USD je Feinunze, verglichen mit 2 USD in der letzten Woche.
Industriemetalle
"Gute Zahlen sind schlecht, schlechte Zahlen sind gut". Was sich nach Orwell anhört, ist die aktuelle Logik des chinesischen Marktes, der die schwächeren Zahlen feiert, weil diese Stützungsmaßnahmen der Regierung und der Zentralbank wahrscheinlicher machen. Während der offizielle April-Einkaufsmanagerindex (PMI) für das Verarbeitende Gewerbe in China mit 50,1 über der wichtigen Schwelle von 50 und etwas über dem Konsens lag, hat der heute veröffentlichte HSBC-PMI mit 48,9 deutlich die Erwartungen verfehlt. Das hat sowohl den Aktien- als auch den Metallmarkt in China heute beflügelt, wobei der SHFE-Kupferpreis mit knapp 46.000 CNY den höchsten Stand seit Jahresbeginn markiert hat.
Ebenfalls stark waren auch die Preise für Blei und Zink, wobei Letzterer aktuell nur geringfügig unter einem 4-Jahreshoch liegt. Die Dynamik der Lagerbestände an der LME und SHFE unterstützt diese Entwicklungen. So sind zwar die verfügbaren Zinklagerbestände in Shanghai seit Januar am Steigen. An der LME sind diese seit dem Jahresbeginn jedoch um über 220 Tsd. Tonnen bzw. rund ein Drittel seit dem Jahresbeginn gefallen und liegen aktuell auf dem niedrigsten Stand seit 2009.
Bei Blei sind sowohl die SHFE-Bestände auf den niedrigsten Stand seit November 2012 gefallen als auch haben die LME-Bestände jüngst ein Fünfjahrestief markiert. Der Rückgang der Bestände deutet auf eine Einengung des Angebots hin und unterstützt die "positive" Preisdynamik bei Blei und Zink. Die ersten Hinweise auf die aktuelle Nachfrage Chinas erwarten wir am Freitag von der vorläufigen Handelsstatistik.
Agrarrohstoffe
Der Maispreis in Chicago bleibt weiter unter Druck. Die gute Witterung erlaubt derzeit einen raschen Aussaatfortschritt in den Anbaugebieten der USA. Am Markt wird erwartet, dass heute Daten des US-Landwirtschaftsministeriums eine bereits zur Hälfte abgeschlossene Aussaat dokumentieren. Hinzu kommt, dass der US-Dollar nach zwei Wochen des Rückzuges wieder an Wert gewinnt.
Auch die kurzfristig orientierten Marktteilnehmer dürften zur Schwäche der Maispreise ihren Beitrag geleistet haben: In der letzten Berichtswoche haben sie ihre Netto-Short-Positionen um 40% erhöht. Höher als die zuletzt gemeldeten 112 Tsd. Kontrakte waren sie nur im November 2013 gewesen. Sinkende Preise erhöhen zwar die Attraktivität von US-Ware auf dem Weltmarkt, doch gibt es keinen Automatismus.
Beispiel China: Bei der großen Diskrepanz zwischen hohen Inlands- und niedrigen Weltmarktpreisen können sich zwar Importe auch außerhalb der zollreduzierten Importquoten lohnen. Gleichzeitig versucht China aber, seine sehr hohen Lagerbestände an Mais abzubauen. Werden über Auktionen größere Mengen Mais zu günstigen Preisen abgegeben, dann sinkt der Maispreis im Land. Die Preisdifferenz könnte dann zur Abdeckung der Zollzahlung nicht mehr reichen und die Importeure Verluste machen. Hinzu kommt bei US-Ware das Risiko mit genveränderten Organsimen verunreinigter Lieferungen, denen bereits wiederholt die Einfuhr versagt worden war.
Die Ölpreise handeln zu Beginn der neuen Handelswoche nur knapp unter den Ende letzter Woche verzeichneten mehrmonatigen Höchstständen. Brent stieg am Freitag bis auf knapp 67 USD je Barrel, WTI auf knapp 60 USD je Barrel. Beides entspricht dem jeweils höchsten Niveau seit knapp fünf Monaten. Allein im letzten Monat haben sich Brent um 21% und WTI um 25% verteuert, was jeweils den stärksten Monatsanstieg seit Mai 2009 bedeutet.
Der Ölpreisanstieg der letzten Wochen ist fundamental nicht gerechtfertigt, sondern in erster Linie auf die Spekulation eines geringeren Angebots in der zweiten Jahreshälfte zurückzuführen. Diese Spekulation basiert auf der weiter fallenden Zahl der aktiven Ölbohrungen in den USA, welche laut Baker Hughes in der letzten Woche zum 21. Mal in Folge gefallen sind und inzwischen auf dem niedrigsten Niveau seit September 2010 liegen. Ein nennenswerter Rückgang der US-Ölproduktion ließ bis zuletzt aber auf sich warten.
Dagegen hat die OPEC ihre Ölproduktion im April laut einer Reuters-Umfrage auf gut 31 Mio. Barrel pro Tag und damit das höchste Niveau seit Ende 2012 gesteigert. Der Ölmarkt bleibt damit erheblich überversorgt, da der Bedarf an OPEC-Öl in diesem Jahr von der Internationalen Energieagentur lediglich auf 29,5 Mio. Barrel pro Tag geschätzt wird.
Saudi-Arabien produzierte mit gut 10 Mio. Barrel pro Tag nur etwas weniger als im Vormonat, welcher ein Rekordniveau darstellte. Zusätzliches Angebot kam außerdem aus Libyen, Nigeria und dem Irak. Letzterer exportierte im April nach Angaben des irakischen Ölministeriums erstmals mehr als 3 Mio. Barrel pro Tag.
Edelmetalle
Gold handelt nur knapp über dem letzte Woche verzeichneten 6-Wochentief bei gut 1.180 USD je Feinunze. Gold konnte somit nicht von der deutlichen Abwertung des US-Dollar in der vergangenen Woche profitieren. In Euro gerechnet fiel Gold daraufhin am Freitag auf 1.040 EUR je Feinunze, den tiefsten Stand seit Mitte Januar. Plausible Gründe für die Preisschwäche zu finden, fällt schwer. Zu nennen ist der deutliche Anstieg der Anleiherenditen in den USA und Deutschland, wodurch sich die Opportunitätskosten der Goldhaltung erhöhen.
Der Zinsanstieg war allerdings nicht auf Zinserhöhungsspekulationen oder einen Anstieg des Risikoappetits zurückzuführen, sondern auf Positionsglattstellungen. Denn es gab keine starken Konjunkturdaten und die Aktienmärkte fielen in der letzten Woche deutlich. Wahrscheinlich aus diesem Grund kam es zu kontinuierlichen Zuflüssen in die Gold-ETFs. Diese summierten sich in den letzten vier Handelstagen auf 4 Tonnen.
Am Freitag verzeichnete allein der weltgrößte Gold-ETF, SPDR Gold Trust, Zuflüsse von 2,4 Tonnen. Vermutlich dürften spekulative Finanzanleger den Preisrückgang ausgelöst haben. Die am Freitag veröffentlichten CFTC-Daten zeigten dies noch nicht, da der Preisrutsch erst nach dem Stichtag der Erhebung erfolgte. Die physische Nachfrage in Asien scheint bei den gegenwärtig niedrigeren Preisen wieder anzuziehen. Händler in Shanghai berichten von physischen Prämien von 3-4 USD je Feinunze, verglichen mit 2 USD in der letzten Woche.
Industriemetalle
"Gute Zahlen sind schlecht, schlechte Zahlen sind gut". Was sich nach Orwell anhört, ist die aktuelle Logik des chinesischen Marktes, der die schwächeren Zahlen feiert, weil diese Stützungsmaßnahmen der Regierung und der Zentralbank wahrscheinlicher machen. Während der offizielle April-Einkaufsmanagerindex (PMI) für das Verarbeitende Gewerbe in China mit 50,1 über der wichtigen Schwelle von 50 und etwas über dem Konsens lag, hat der heute veröffentlichte HSBC-PMI mit 48,9 deutlich die Erwartungen verfehlt. Das hat sowohl den Aktien- als auch den Metallmarkt in China heute beflügelt, wobei der SHFE-Kupferpreis mit knapp 46.000 CNY den höchsten Stand seit Jahresbeginn markiert hat.
Ebenfalls stark waren auch die Preise für Blei und Zink, wobei Letzterer aktuell nur geringfügig unter einem 4-Jahreshoch liegt. Die Dynamik der Lagerbestände an der LME und SHFE unterstützt diese Entwicklungen. So sind zwar die verfügbaren Zinklagerbestände in Shanghai seit Januar am Steigen. An der LME sind diese seit dem Jahresbeginn jedoch um über 220 Tsd. Tonnen bzw. rund ein Drittel seit dem Jahresbeginn gefallen und liegen aktuell auf dem niedrigsten Stand seit 2009.
Bei Blei sind sowohl die SHFE-Bestände auf den niedrigsten Stand seit November 2012 gefallen als auch haben die LME-Bestände jüngst ein Fünfjahrestief markiert. Der Rückgang der Bestände deutet auf eine Einengung des Angebots hin und unterstützt die "positive" Preisdynamik bei Blei und Zink. Die ersten Hinweise auf die aktuelle Nachfrage Chinas erwarten wir am Freitag von der vorläufigen Handelsstatistik.
Agrarrohstoffe
Der Maispreis in Chicago bleibt weiter unter Druck. Die gute Witterung erlaubt derzeit einen raschen Aussaatfortschritt in den Anbaugebieten der USA. Am Markt wird erwartet, dass heute Daten des US-Landwirtschaftsministeriums eine bereits zur Hälfte abgeschlossene Aussaat dokumentieren. Hinzu kommt, dass der US-Dollar nach zwei Wochen des Rückzuges wieder an Wert gewinnt.
Auch die kurzfristig orientierten Marktteilnehmer dürften zur Schwäche der Maispreise ihren Beitrag geleistet haben: In der letzten Berichtswoche haben sie ihre Netto-Short-Positionen um 40% erhöht. Höher als die zuletzt gemeldeten 112 Tsd. Kontrakte waren sie nur im November 2013 gewesen. Sinkende Preise erhöhen zwar die Attraktivität von US-Ware auf dem Weltmarkt, doch gibt es keinen Automatismus.
Beispiel China: Bei der großen Diskrepanz zwischen hohen Inlands- und niedrigen Weltmarktpreisen können sich zwar Importe auch außerhalb der zollreduzierten Importquoten lohnen. Gleichzeitig versucht China aber, seine sehr hohen Lagerbestände an Mais abzubauen. Werden über Auktionen größere Mengen Mais zu günstigen Preisen abgegeben, dann sinkt der Maispreis im Land. Die Preisdifferenz könnte dann zur Abdeckung der Zollzahlung nicht mehr reichen und die Importeure Verluste machen. Hinzu kommt bei US-Ware das Risiko mit genveränderten Organsimen verunreinigter Lieferungen, denen bereits wiederholt die Einfuhr versagt worden war.