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OPEC gibt Spekulation Mitschuld am Ölpreisrückgang

05.05.2015  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Preisrallye am Ölmarkt scheint eine kurze Verschnaufpause einzulegen. Brent ist in der Nacht auf 66,3 USD je Barrel gefallen, nachdem gestern bei gut 67 USD ein 5-Monatshoch erreicht wurde. WTI scheiterte gestern beim Versuch, die Marke von 60 USD je Barrel zu überwinden und handelt am Morgen unter 59 USD. Es ist allerdings noch zu früh, damit das Ende der seit Anfang April andauernden Aufwärtsbewegung auszurufen. Bis zuletzt wurde jeder Preisrückgang von den Marktteilnehmern als Kaufgelegenheit erachtet.

Ein erneuter Rückgang der Rohöllagerbestände in Cushing oder ein nur noch geringer Anstieg der gesamten US-Rohölvorräte könnte von Spekulanten als Anzeichen einer einsetzenden Markteinengung interpretiert werden und neuerliche Käufe auslösen.

Das API veröffentlicht die Lagerdaten heute Abend nach Handelsschluss, das US-Energieministerium morgen Nachmittag. Dass der Preisanstieg bei Brent in den letzten Wochen stark spekulativ getrieben war, verdeutlichen die ICE-Daten zur Marktpositionierung der spekulativen Finanzanleger. Diese haben ihre Netto-Long-Positionen in der Woche zum 28. April die 7. Woche in Folge ausgeweitet, womit sie auf dem höchsten Niveau seit Beginn der Datenreihe Anfang 2011 liegen.

Die OPEC macht dagegen die Spekulanten für den Preisrückgang in der zweiten Jahreshälfte 2014 mitverantwortlich. Ein Blick auf die Positionierungsdaten widerlegt diese Argumentation. So erreichten die spekulativen Netto-Long-Positionen bei Brent bereits im Oktober ihren Tiefpunkt. Der Preisrückgang gewann erst mit der OPEC-Sitzung im November an Dynamik. Zu dieser Zeit bauten die spekulativen Finanzanleger ihre Netto-Long-Positionen sogar wieder auf, weil sie auf eine Preiserholung setzten.

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Edelmetalle

China hat im ersten Quartal deutlich weniger Gold nachgefragt und damit maßgeblich zu einem Rückgang der globalen Goldnachfrage beigetragen. Laut dem auf Edelmetalle spezialisierten Researchunternehmen Thomson/Reuters GFMS lag die Schmucknachfrage in China in den ersten drei Monaten des Jahres 12% niedriger als im Vorjahr, die Nachfrage nach Münzen und Barren war gut 10% niedriger. GFMS macht dafür die starke Entwicklung der chinesischen Aktienmärkte verantwortlich, wodurch das Interesse an Gold gedämpft wurde.

In Indien stand einem geringen Anstieg der Schmucknachfrage um 2% ein Einbruch der Investmentnachfrage um 31% auf das niedrigste Niveau seit dem Jahr 2009 gegenüber. In den USA fiel die physische Nachfrage sogar auf das niedrigste Niveau seit Anfang 2007, was angesichts der schwachen US-Münzabsätze keine große Überraschung darstellt. Die weltweite physische Goldnachfrage ging um 9% im Vergleich zum Vorjahr auf 990 Tonnen zurück, wofür in erster Linie ein Rückgang der Nachfrage nach Münzen und Barren um 17% verantwortlich zeichnete.

Angesichts dieser Zahlen ist die relative Stärke des Goldpreises im ersten Quartal beachtlich. Gegenüber dem aufwertenden US-Dollar blieb Gold im Quartalsvergleich unverändert, gegenüber dem Euro legte es um 12% zu. Der World Gold Council veröffentlicht seinen Quartalsbericht zu den Nachfragetrends in der kommenden Woche.


Industriemetalle

Der Nickelpreis an der SHFE ist heute auf bis zu 109.200 CNY bzw. 17.600 USD pro Tonne gestiegen, den höchsten Stand seit der Einführung des Kontrakts im März. Eine Angebotseinengung von Jinchuan sowie geringere Importe haben den Preisanstieg begünstigt. Auch ist die Produktion von Nickelgußeisen (NPI) wegen aktuell fehlender Profitabilität kürzlich stark gefallen. Denn bei den gegenwärtigen Preisen dürften laut SMM nur noch moderne RKEF-Produzenten in Shandong und Fujian positive Margen aufweisen, während die große Mehrheit der NPI-Produzenten hohe Verluste einfährt. Dafür sind auch die aktuell hohen Preisabschläge von NPI ggü. Raffinade verantwortlich.

Wir halten den derzeitigen Nickelpreis für mittel- bis langfristig sehr attraktiv. Dieser liegt sogar knapp unter dem Niveau vor der Einführung des indonesischen Exportverbots für unbehandelte Erze, das den Nickelmarkt langfristig in ein strukturelles Defizit "stürzen" dürfte. Dafür sprechen sowohl fehlende neue Großprojekte als auch ein erwarteter Rückgang der NPI-Produktion in China wegen geringerer Verfügbarkeit von Erzen - die Lateritenbestände an den Häfen in China sind laut SMM zuletzt stark gefallen und liegen mit 10,45 Mio. Tonnen auf dem niedrigsten Stand seit Oktober 2011 - gepaart mit einer robusten Nachfrage auf der anderen Seite.

Einem nachhaltigen Preisanstieg stehen derzeit jedoch weiterhin die gigantischen LME-Lagerbestände von 444 Tsd. Tonnen entgegen, die allein ausreichen würden, für rund 3 Monate die weltweite Nickelnachfrage zu decken.


Agrarrohstoffe

Im Zusammenhang mit dem Auslaufen des Mai-Kontrakts für Raps an der Börse in Paris - dem letzten Kontrakt, der die Ernte 2014/15 abbildete - war es am letzten Donnerstag zu einer kräftigen Verwerfung bei den Rapspreisen gekommen. Sowohl der Preis für den Mai- als auch der für den August-Kontrakt sackten kräftig ab. Ein etwas stärkerer Euro und leicht nachgebende Sojanotierungen in den USA wurden als Begründungen genannt, konnten angesichts der Stärke des Preisrückgangs von 5,7% bzw. 3,6% aber nicht allein dafür herhalten.

In den letzten Wochen hatte sich der Rapspreis aufgrund des zu erwartenden kräftigen Produktionsrückgangs in der EU und einem wohl bevorstehenden Defizit am globalen Rapsmarkt 2015/16 deutlich besser als der Sojabohnenpreis gehalten, der von der weiterhin sehr üppigen internationalen Versorgungslage gedrückt wird. Für die heftige Preisreaktion bei Raps könnte daher ein möglicher Stimmungsumschwung bei den Marktteilnehmern verantwortlich zeichnen, der den Rapspreis wieder näher an die Entwicklung des Sojabohnenpreises führt.

Die kräftige Preiserholung im gestrigen Handel, die den europäischen Rapspreis wieder in Reichweite des Niveaus zu Handelsbeginn am Donnerstag katapultierte, spricht aber gegen eine grundsätzliche Neubewertung. Zudem haben die Canola-Preise in Kanada die Preisbewegung in Paris nicht nachvollzogen. Offensichtlich waren es vor allem technische Gründe, die für die kurzfristig heftige Preisbewegung verantwortlich waren.



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