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Erster Abbau der US-Rohölvorräte seit Jahresbeginn

07.05.2015  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise sind gestern auf neue 5-Monatshochs gestiegen. Brent erreichte in der Spitze 69,6 USD je Barrel, WTI 62,6 USD je Barrel. Danach setzten allerdings Gewinnmitnahmen ein, welche die Preise über Nacht um ca. 2 USD fallen ließen. Offensichtlich handelten viele Marktteilnehmer getreu dem Motto: "Buy the rumor, sell the fact". Denn der Preisrückgang begann, kurz nachdem das US-Energieministerium einen überraschenden Rückgang der US-Rohöllagerbestände in der letzten Woche um 3,9 Mio. Barrel berichtete, was zugleich dem ersten Lagerabbau seit Anfang Januar entsprach.

Möglicherweise bestehen unter den Marktteilnehmern auch Zweifel, dass der Lagerabbau in den kommenden Wochen Bestand haben wird. Hauptverantwortlich hierfür war nämlich ein deutlicher Rückgang der Importe. Diese allein drückten die Lagerbestände in der letzten Woche um gut 6,3 Mio. Barrel, d.h. ohne diesen Einflussfaktor wären die Lagerbestände weiter gestiegen. Das Niveau der Importe ist mit 6,5 Mio. Barrel pro Tag mittlerweile extrem niedrig. In den letzten 18 Jahren waren sie nur in einer Woche noch niedriger, nämlich im Juni 2014. Damals kam es in der darauffolgenden Woche zu einer kräftigen Gegenbewegung.

Auch Anfang März waren die Importe schon einmal deutlich unter 7 Mio. Barrel pro Tag gefallen, was ebenfalls in der Folgewoche wieder korrigiert wurde. Wiederholt sich dieses Muster, ist für diese Woche wieder mit einem Lageraufbau zu rechnen, sofern die Rohölverarbeitung nicht weiter steigt. Diese liegt bereits deutlich höher als zu dieser Jahreszeit üblich und zudem nicht mehr weit von den normalerweise zu Spitzenzeiten im Sommer verzeichneten Niveaus entfernt.


Edelmetalle

Die Preisentwicklung von Gold gibt derzeit Rätsel auf. Trotz einer kräftigen Abwertung des US-Dollar in den vergangenen Tagen ist es Gold nicht gelungen, die Marke von 1.200 USD je Feinunze zu überwinden. Am Morgen steht Gold sogar unter Druck und fällt in Richtung 1.180 USD je Feinunze. Gold in Euro verlor gestern kräftig und handelt nur noch knapp über dem in der letzten Woche bei 1.040 EUR je Feinunze verzeichneten 3½-Monatstief. Weiter steigende Anleiherenditen diesseits und jenseits des Atlantiks bleiben aktuell ein schwerer Belastungsfaktor für Gold.

Die Rendite für 10-jährige Bundesanleihen hat sich seit Ende April vervierfacht und liegt mit 0,63% inzwischen auf dem höchsten Niveau seit fünf Monaten. Die Rendite für 10-jährige US-Staatsanleihen blieb gestern mit 2,25% nur haarscharf unter dem Hoch von Anfang März. Ende April lag sie noch unter 2%. Steigende Zinsen erhöhen die Opportunitätskosten der Goldhaltung, da Gold selbst keine Zinsen abwirft.

Solange die Korrektur an den Rentenmärkten anhält, sollte Gold folglich unter Druck bleiben. Schwache US-Arbeitsmarktdaten könnten dieser Korrektur morgen ein Ende setzen, weil dann das optimistische Konjunkturbild der Fed Kratzer bekommen würde und damit der Zeitpunkt der ersten Zinserhöhung weiter nach hinten rücken könnte. Die gestrigen ADP-Daten deuteten bereits einen geringer als erwarteten Stellenaufbau an.

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Industriemetalle

Die jüngsten LME-Positionierungsdaten zeigten für die Vorwoche eine deutliche Stimmungsaufhellung bei Metallen unter den Finanzanlegern. Bei Kupfer liegen die spekulativen Netto-Long-Positionen aktuell mit 62.720 Kontrakten auf dem höchsten Stand seit dem Beginn der Erhebung dieser Daten im August. Auch hat sich die Stimmung bei Zink und Blei weiter stark verbessert.

Für die Stimmungsaufhellung und den jüngsten Preisanstieg halten wir die USD-Schwäche und die Spekulationen auf weitere Stützungsmaßnahmen in China verantwortlich. Der jüngste Rückgang am chinesischen Aktienmarkt, der CSI 300 Aktienindex ist innerhalb von drei Tagen um fast 7% gefallen, könnte jedoch die Stimmung unter den Metallhändlern schon wieder eintrüben. Man darf außerdem gespannt sein, ob die vorläufigen chinesischen Handelsdaten, die morgen veröffentlicht werden, eine bessere physische Nachfrage bestätigen werden.

Die Eisenerzpreise sind laut Steel Index (62% CFR China) zwar wieder über die wichtige Marke von 60 USD je Tonne gestiegen. Neben einer kurzfristigen Aufwertung des Australischen Dollar und des Brasilianischen Real ist auch die Erwartung einer Angebotseinengung dafür verantwortlich, nachdem BHP Billiton und Vale ihre Angebotsziele reduziert hatten. Der weltweit zweitgrößte Eisenerzproduzent Rio Tinto dürfte diese Hoffnungen jedoch heute schon wieder zerschlagen haben, da man an Lieferungen von 350 Mio. Tonnen in diesem Jahr festhalten will.


Agrarrohstoffe

Der russische Agrarminister hat angekündigt, die im Februar eingeführte Exportsteuer auf Weizen schon Mitte Mai aussetzen zu wollen. Ursprünglich sollte diese erst Ende Juni auslaufen. Neuesten Meldungen zufolge soll es ab dem 1. Juli eine neue Exportsteuer geben. Aus Regierungskreisen ist allerdings zu hören, dass diese "minimal" ausfallen wird.

Eingeführt wurde die Exportsteuer auf Weizen, um die inländischen Lebensmittelpreise zu begrenzen und damit einem weiteren Anstieg der Inflation entgegenzuwirken. Nach den gestern veröffentlichten Zahlen leidet Russland zwar immer noch unter einer hohen Inflation. Allerdings scheint diese im März ihren Hochpunkt erreicht zu haben, nachdem auch der Rubel seit zwei Monaten wieder kräftig aufwertet.

Gestern hat die Europäische Kommission ihre Schätzungen für die EU-Weichweizenernte 2015/16 aufgrund der guten Anbaubedingungen um 500 Tsd. Tonnen nach oben revidiert. Trotz der Aufwärtsrevision soll die Ernte nur bei 141,6 Mio. Tonnen liegen und damit weit hinter der Rekordernte 2014 von 148,2 Mio. Tonnen zurückbleiben. Gleichzeitig wurden die erwarteten Jahresendbestände 2015/16 für Weichweizen trotz der erhöhten Ernteschätzung von 16,2 Mio. auf 15 Mio. Tonnen reduziert. Hauptgrund hierfür ist ein Anstieg der Verwendung von Weizen für die Tierfütterung um 1,5 Mio. Tonnen.



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