Gold, eine immer noch ideale Depotabsicherung?
30.03.2006 | Jochen Steffens
"Ich habe Bauchweh, wenn ich mir überlege, vor dem April Goldaktien zu kaufen", so ein Kommentar von einem befreundeten Analysten. So geht es mir auch. Es geht hier um die bekannte und bisher sehr verlässliche Zyklik des Goldes, die ich auch schon seit mehreren Jahren hier immer mal wieder erwähne: In den ersten beiden Quartalen zeigt Gold sich eher schwach, in den zweiten beiden Quartalen des Jahres eher stark.
Fakt ist: Gold ist nicht unter die 535 Dollar gefallen und hat aus diesem Grund dann auch logischerweise nicht die 500er Marke erreicht, sondern ist schnurstracks wieder zum Hoch gelaufen. Ein eher bullishes Zeichen.
Noch, das muss betont werden, noch kann es sein, das Gold nun eine Seitwärtsbewegung vollzieht. Aber, und auch das muss gesagt werden, es spricht im Moment aus charttechnischer Sicht einiges dafür, dass Gold nach oben ausbricht und wieder in eine dynamische Bewegung übergeht.
Verpasste Chancen
Einen Fehler, den insbesondere Anfänger gerne machen, ist, sie wollen immer und überall dabei sein. Gute Chancen gibt es fast immer an den Börsen und Geduld ist eines der wichtigsten Tugenden überhaupt. Es besteht kein Grund zur Eile. Leider ist es für viele Anleger ein der schmerzlichsten Prozesse, davonlaufenden Kursen hinterher zu sehen. Diese Schmerzen sind für viele schlimmer, als reale Verluste. Wäre ich doch eingestiegen, hätte ich doch gekauft ... In der Vorstellung hätte diese eine Aktie einem den nötigen Reichtum verschaffen können. Leider hätte das in der Realität oft genug ganz anders ausgesehen: Zu früh ausgestiegen, zu wenig investiert, nicht nachgekauft, etc, etc.
Verlierermentalität
Bevor Sie überhaupt eine Chance haben, erfolgreich an den Börsen zu traden, müssen Sie diese für die Psysche höchst ungesunde Eigenart aufgeben. Denn es macht aus Ihnen einen Verlierer. Ein "hätte ich doch" ist ein: "Ich habe nicht" und damit ein "Fehler". Zu viele "Hätte", also zu viele Fehler, machen jeden kleinmütig und unsicher.
Mit einem kleinmütigen, unsicheren Charakter haben Sie kaum eine Chance. Dann passiert es Ihnen, dass sie jeder Chance hinter her laufen, nur um nicht wieder "Hätte" sagen zu müssen. Wozu das führt, wenn man nicht gerade eine ausgeprägte Hausse abpasst, muss ich Ihnen sicherlich nicht sagen. Es gibt keine verpassten Chancen, es gibt immer nur neue Chancen.
Gönnen können
Wenn Sie sehen, dass Ihnen eine Aktie davon läuft, könnten Sie auch einmal versuchen, allen Anlegern, die in dieser Aktie investiert sind, ihren Erfolg zu gönnen. Freuen Sie sich mit den Gewinnern. Auf einmal werden Sie zu einem Teil einer Gemeinschaft, die an den Börsen Gewinne macht. Die andere Stimmung kennen vielleicht einige unter Ihnen: Das Gefühl, immer nur die anderen machen Gewinne, das bis hin zu der Überzeugung geht, die Börse sei ein feindliches Etwas.
Der eigentliche Gold-Plan
Ich hatte vor, in Gold einzusteigen, und zwar entweder in den schwachen Sommermonaten oder wenn Gold bei etwas über 500 Dollar notiert. Wenn Gold nun nach oben ausbricht, dann hat mein Tradingplan nicht funktioniert. Aber das ist für mich kein Grund, meinen Plan zu ändern, denn dies ist aus meiner Erfahrung meistens alles andere als erfolgversprechend. Ich habe Geduld, warte, was passiert. Vielleicht ergibt sich doch noch im Sommer eine gute Chance.
Schließlich gilt: Wenn Gold nun tatsächlich aus seiner über Jahre bestehenden Zyklik ausbricht, dann ist es auch nicht mehr garantiert, dass Gold zum Jahresende hin weiter Stärke zeigt. Dass Gold irgendwann aus dieser Zyklik ausbrechen würde, war sicher. Es wird nie ein System geben, das Bestand an der Börse hat. Aber ab diesem Moment, wo Gold seine Zyklik verlässt, ist Gold eigentlich "uninteressant, weil eine wichtige Prognosesicherheit nicht mehr gegeben ist.
Ich rede hier auf kurzfristige Sicht. Langfristig, und das betone ich auch immer wieder, halte ich Gold aufgrund der niedrigen Produktion und des immer stärker werdenden industriellen Bedarfs, sowie des sich für Gold öffnenden chinesischen Marktes für ein ausgezeichnetes Invest.
Gold ist eine zunehmend "gefährlich" werdende Depotabsicherung
Als "Absicherung" für das Depot könnte Gold in Zukunft allerdings auch seine Funktion verlieren, denn immer mehr ist zu beobachten, dass Gold zyklisch mit dem US-Markt läuft. Es kann also sein, dass wenn die US-Märkte doch einbrechen sollten, der Goldpreis schlichtweg mit einbricht.
Das mag sich auf den ersten Blick in den Ohren vieler Anleger völlig absurd anhören, aber folgende Punkte sprechen für diese Möglichkeit:
Natürlich passieren die oben genannten Prozesse nicht über Nacht, aber Sie sollten diese Punkte im Hinterkopf behalten, wenn Sie versuchen mit Gold ihr Depot langfristig abzusichern.
Einige preistreibende Faktoren bleiben bestehen/verstärken sich
Es würden dann noch zwei preistreibende Faktoren bestehen bleiben: Gold als Diversifizierungsmöglichkeit der Zentralbanken und die Anleger, die Gold immer noch in der Hoffnung auf eine Depotabsicherung kaufen. Ob dies nun generell oder als Mittel gegen Inflationsgefahren geschieht, ist dabei unerheblich. Ob diese Käufe dann aber ausreichen, den Goldpreis zu stützen, wenn nach und nach die anderen Faktoren wegfallen, bleibt fraglich.
Ein erster sehr früher Hinweis darauf könnte sein, welche Auswirkung eine Verlangsamung der US-Wirtschaft, wie sie im Statement der Fed am Dienstag zum ersten Mal formuliert wurde, auf den Goldpreis Ende des Jahres haben wird. Ich denke, dass im Moment noch die Inflationsängste und andere Effekt zu stark sind und eventuell den Goldpreis schwächende Faktoren kompensiert werden.
Aber es ist nicht auszuschließen, dass wenn nun der Goldpreis nach oben ausbricht und stark ansteigt, der Goldpreis im dritten oder vierten Quartal entgegen aller Zyklik alle enttäuschen wird.
Das sind die Gründe, warum ich dem Spektakel nun gelassen zuschauen kann. Mein Tradingplan steht, entweder es läuft so, wie ich es mir dachte, oder Gold läuft ohne mich. So einfach ist das.
Amüsant finde ich, dass die eingefleischten Goldbullen nun eigentlich darauf hoffen müssten, dass die US-Wirtschaft weiter boomt und nicht mehr, wie gewohnt, auf eine Schwächung der US-Wirtschaft setzen dürfen. Wie immer alles hübsch antizyklisch ...
© Jochen Steffens
Quelle: Auszug aus dem kostenlosen Newsletters "Investor's Daily"
Fakt ist: Gold ist nicht unter die 535 Dollar gefallen und hat aus diesem Grund dann auch logischerweise nicht die 500er Marke erreicht, sondern ist schnurstracks wieder zum Hoch gelaufen. Ein eher bullishes Zeichen.
Noch, das muss betont werden, noch kann es sein, das Gold nun eine Seitwärtsbewegung vollzieht. Aber, und auch das muss gesagt werden, es spricht im Moment aus charttechnischer Sicht einiges dafür, dass Gold nach oben ausbricht und wieder in eine dynamische Bewegung übergeht.
Verpasste Chancen
Einen Fehler, den insbesondere Anfänger gerne machen, ist, sie wollen immer und überall dabei sein. Gute Chancen gibt es fast immer an den Börsen und Geduld ist eines der wichtigsten Tugenden überhaupt. Es besteht kein Grund zur Eile. Leider ist es für viele Anleger ein der schmerzlichsten Prozesse, davonlaufenden Kursen hinterher zu sehen. Diese Schmerzen sind für viele schlimmer, als reale Verluste. Wäre ich doch eingestiegen, hätte ich doch gekauft ... In der Vorstellung hätte diese eine Aktie einem den nötigen Reichtum verschaffen können. Leider hätte das in der Realität oft genug ganz anders ausgesehen: Zu früh ausgestiegen, zu wenig investiert, nicht nachgekauft, etc, etc.
Verlierermentalität
Bevor Sie überhaupt eine Chance haben, erfolgreich an den Börsen zu traden, müssen Sie diese für die Psysche höchst ungesunde Eigenart aufgeben. Denn es macht aus Ihnen einen Verlierer. Ein "hätte ich doch" ist ein: "Ich habe nicht" und damit ein "Fehler". Zu viele "Hätte", also zu viele Fehler, machen jeden kleinmütig und unsicher.
Mit einem kleinmütigen, unsicheren Charakter haben Sie kaum eine Chance. Dann passiert es Ihnen, dass sie jeder Chance hinter her laufen, nur um nicht wieder "Hätte" sagen zu müssen. Wozu das führt, wenn man nicht gerade eine ausgeprägte Hausse abpasst, muss ich Ihnen sicherlich nicht sagen. Es gibt keine verpassten Chancen, es gibt immer nur neue Chancen.
Gönnen können
Wenn Sie sehen, dass Ihnen eine Aktie davon läuft, könnten Sie auch einmal versuchen, allen Anlegern, die in dieser Aktie investiert sind, ihren Erfolg zu gönnen. Freuen Sie sich mit den Gewinnern. Auf einmal werden Sie zu einem Teil einer Gemeinschaft, die an den Börsen Gewinne macht. Die andere Stimmung kennen vielleicht einige unter Ihnen: Das Gefühl, immer nur die anderen machen Gewinne, das bis hin zu der Überzeugung geht, die Börse sei ein feindliches Etwas.
Der eigentliche Gold-Plan
Ich hatte vor, in Gold einzusteigen, und zwar entweder in den schwachen Sommermonaten oder wenn Gold bei etwas über 500 Dollar notiert. Wenn Gold nun nach oben ausbricht, dann hat mein Tradingplan nicht funktioniert. Aber das ist für mich kein Grund, meinen Plan zu ändern, denn dies ist aus meiner Erfahrung meistens alles andere als erfolgversprechend. Ich habe Geduld, warte, was passiert. Vielleicht ergibt sich doch noch im Sommer eine gute Chance.
Schließlich gilt: Wenn Gold nun tatsächlich aus seiner über Jahre bestehenden Zyklik ausbricht, dann ist es auch nicht mehr garantiert, dass Gold zum Jahresende hin weiter Stärke zeigt. Dass Gold irgendwann aus dieser Zyklik ausbrechen würde, war sicher. Es wird nie ein System geben, das Bestand an der Börse hat. Aber ab diesem Moment, wo Gold seine Zyklik verlässt, ist Gold eigentlich "uninteressant, weil eine wichtige Prognosesicherheit nicht mehr gegeben ist.
Ich rede hier auf kurzfristige Sicht. Langfristig, und das betone ich auch immer wieder, halte ich Gold aufgrund der niedrigen Produktion und des immer stärker werdenden industriellen Bedarfs, sowie des sich für Gold öffnenden chinesischen Marktes für ein ausgezeichnetes Invest.
Gold ist eine zunehmend "gefährlich" werdende Depotabsicherung
Als "Absicherung" für das Depot könnte Gold in Zukunft allerdings auch seine Funktion verlieren, denn immer mehr ist zu beobachten, dass Gold zyklisch mit dem US-Markt läuft. Es kann also sein, dass wenn die US-Märkte doch einbrechen sollten, der Goldpreis schlichtweg mit einbricht.
Das mag sich auf den ersten Blick in den Ohren vieler Anleger völlig absurd anhören, aber folgende Punkte sprechen für diese Möglichkeit:
- 1. Gold wird als Rohstoff für die Industrie immer wichtiger. Wenn die US-Wirtschaft tatsächlich ins Schwächeln kommt, wird dieser preistreibende Faktor wegfallen.
- 2. Die boomende US-Wirtschaft ist Motor für den Wirtschaftsboom in China und Indien. Wenn also der US-Wirtschaft als Lokomotive der Weltwirtschaft der Dampf ausgeht, dann wird es auch in China und Indien zu drastischen wirtschaftlichen Einbrüchen kommen. Da ein großer Teil der nicht "verbrauchenden" Nachfrage (Schmuckindustrie) aus Indien und in letzter Zeit auch aus China kommt, würde auch dieser preistreibende Faktor wegfallen. Wer hat schon das Geld für Schmuck, wenn nichts mehr verdient wird?
- 3. Ein weiterer Aspekt, der den Goldpreis treibt, ist, dass die Produktion aufgrund der hohen Energie und Stahlpreise so teuer geworden ist, dass sich das auf der einen Seite auf den Goldpreis durchschlagen muss, auf der anderen Seite aber auch einige Minen nicht mehr wirtschaftlich zu betreiben gewesen sind. Wenn also die US-Wirtschaft einknickt und damit die Weltwirtschaft, dann würden auch die Energiepreise und die Stahlpreise vielleicht wieder stark zurückkommen. Das wiederum würde bei hohem Goldpreis bestimmte Minen wieder wirtschaftlich machen und somit die Goldproduktion wieder anheizen. So verquer sich das anhört.
Natürlich passieren die oben genannten Prozesse nicht über Nacht, aber Sie sollten diese Punkte im Hinterkopf behalten, wenn Sie versuchen mit Gold ihr Depot langfristig abzusichern.
Einige preistreibende Faktoren bleiben bestehen/verstärken sich
Es würden dann noch zwei preistreibende Faktoren bestehen bleiben: Gold als Diversifizierungsmöglichkeit der Zentralbanken und die Anleger, die Gold immer noch in der Hoffnung auf eine Depotabsicherung kaufen. Ob dies nun generell oder als Mittel gegen Inflationsgefahren geschieht, ist dabei unerheblich. Ob diese Käufe dann aber ausreichen, den Goldpreis zu stützen, wenn nach und nach die anderen Faktoren wegfallen, bleibt fraglich.
Ein erster sehr früher Hinweis darauf könnte sein, welche Auswirkung eine Verlangsamung der US-Wirtschaft, wie sie im Statement der Fed am Dienstag zum ersten Mal formuliert wurde, auf den Goldpreis Ende des Jahres haben wird. Ich denke, dass im Moment noch die Inflationsängste und andere Effekt zu stark sind und eventuell den Goldpreis schwächende Faktoren kompensiert werden.
Aber es ist nicht auszuschließen, dass wenn nun der Goldpreis nach oben ausbricht und stark ansteigt, der Goldpreis im dritten oder vierten Quartal entgegen aller Zyklik alle enttäuschen wird.
Das sind die Gründe, warum ich dem Spektakel nun gelassen zuschauen kann. Mein Tradingplan steht, entweder es läuft so, wie ich es mir dachte, oder Gold läuft ohne mich. So einfach ist das.
Amüsant finde ich, dass die eingefleischten Goldbullen nun eigentlich darauf hoffen müssten, dass die US-Wirtschaft weiter boomt und nicht mehr, wie gewohnt, auf eine Schwächung der US-Wirtschaft setzen dürfen. Wie immer alles hübsch antizyklisch ...
© Jochen Steffens
Quelle: Auszug aus dem kostenlosen Newsletters "Investor's Daily"