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Rekordhohe Ölimporte Chinas stützten den Preis im April

08.05.2015  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise können nicht von den robusten chinesischen Importdaten profitieren, sondern setzen ihre am Mittwoch begonnene Korrektur fort. Brent fällt am Morgen auf 65,3 USD je Barrel und hat damit innerhalb von zwei Handelstagen 4,5 USD verloren. Einige US-Ölproduzenten haben angekündigt, bei höheren Ölpreisen ihre Ölbohrungen wieder ausweiten zu wollen. Der kräftige Rückgang der Bohraktivität in den USA war ein wesentlicher Grund für die Preiserholung in den letzten drei Monaten.

Heute Abend veröffentlicht Baker Hughes neue Zahlen zu den aktiven Ölbohrungen. Diese sind 21 Wochen in Folge gefallen und befinden sich auf dem niedrigsten Niveau seit September 2010. Ein Ende des Rückgangs bei den aktiven Ölbohrungen würde die Ölpreise vermutlich stark belasten. Damit ist allerdings in dieser Woche noch nicht zu rechnen. China hat im April rekordhohe Mengen Rohöl importiert. Laut chinesischer Zollbehörde betrugen die Einfuhren von Rohöl 7,4 Mio. Barrel pro Tag, was gut 1 Mio. Barrel pro Tag höher war als im Vormonat und zudem deutlich über dem bisherigen Rekordwert von Dezember 2014 lag.

Die zugrundeliegende Nachfrage wird dadurch wohl überzeichnet. Vielmehr dürfte ein beträchtlicher Teil der Importe in den Lageraufbau gegangen sein. Die Vorräte waren im ersten Quartal vermutlich deutlich gesunken, weil einer steigenden Rohölverarbeitung fallende Rohöllimporte gegenüberstanden. Diese Diskrepanz dürfte nun geschlossen worden sein. Die robusten chinesischen Käufe dürften mit zum kräftigen Ölpreisanstieg im April beigetragen haben.

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Edelmetalle

Der Goldpreis handelt weiterhin deutlich unter 1.200 USD je Feinunze. Gold in Euro steigt dagegen auf 1.060 EUR je Feinunze, wofür ein schwächerer Euro und merklich fallende Anleiherenditen verantwortlich zeichnet. Die Rendite 10-jähriger deutscher Bundesanleihen notiert am Morgen bei 0,55%, nachdem gestern in der Spitze 0,78% erreicht wurden. Zwischen der Renditeentwicklung und dem Goldpreis in Euro bestand in den letzten Tagen ein enger inverser Zusammenhang. Entsprechend dürften die Marktteilnehmer weiter mit Argusaugen die Entwicklung an den Rentenmärkten verfolgen.

Der Fokus dürfte sich heute auch auf die US-Arbeitsmarktdaten richten. Denn diese dürften den Ausschlag darüber geben, ob die US-Notenbank an ihrem Bild einer Sonderfaktoren geschuldeten, temporären Schwäche im ersten Quartal festhält oder nicht. Gerät die optimistische Sichtweise der Fed ins Wanken, dürfte der Zeitpunkt der ersten Zinserhöhung weiter nach hinten verschoben werden, wovon Gold profitierten würde. Enttäuschende Arbeitsmarktdaten könnten Gold daher über die Marke von 1.200 USD je Feinunze steigen lassen.

Unterdessen droht in der südafrikanischen Platinminenindustrie neues Konfliktpotenzial. Der drittgrößte Platinproduzent Lonmin hat angekündigt, 3.500 Stellen streichen zu wollen. Dies könnte zu neuen Arbeitskämpfen führen, da die radikale Gewerkschaft AMCU dem kaum tatenlos zustimmen dürfte. Die Angebotsrisiken bei Platin bleiben damit latent, was dem Platinpreis Unterstützung geben sollte.


Industriemetalle

Der LME-Zinnpreis war in den letzten Monaten sehr schwach und ist zuletzt auf ein Fünfjahrestief gefallen. Neben einem langsameren Nachfragewachstum hat eine starke Ausweitung der Produktion in Myanmar die Preise belastet. Allerdings sollte die Regensaison zwischen Mai und Oktober die Produktion und Exporte Myanmars dämpfen. Auch dürften die Exporte des weltgrößten Zinnexportlandes, Indonesiens, zurückgehen. Diese sind im April auf 5.071 Tonnen bzw. um 27% ggü. März gefallen. Weitere Kürzungen dürften folgen, wobei der größte Produzent Indonesiens, PT Timah, seine Exporte auf 1500 und die restlichen Anbieter ihre auf insgesamt 2500 Tonnen ab Mai reduzieren wollen.

Unterstützung dürfte der Zinnpreis auch von anderen Produzenten bekommen. So hat der weltgrößte Zinnproduzent, Yunnan Tin aus China, Ende April seine Gejiu Schmelze für eine anderthalbmonatige Wartung geschlossen. Der drittgrößte Produzent Chinas, China Tin, hat Mitte April für einen Monat seine Ausmelt-Schmelze geschlossen. Auch von der weltgrößten Zinnmine, San Rafael in Peru, gibt es derzeit Hiobsbotschaften. Die Produktion ist im 1. Quartal ggü. Vorjahr um 31% auf nur 4.776 Tonnen Zinn gefallen.

Die starken Zinnexporte Perus sind auf eine "Lageroptimierung" zurückzuführen. Außerdem liegen die LME-Lagerbestände nach einem Rückgang um 27% seit Jahresbeginn unweit der Tiefstände seit 2008. Aus unserer Sicht begünstigt das sich abzeichnende Angebotsdefizit bei Zinn einen Preisanstieg auf bis zu 20.000 USD je Tonne in diesem Jahr.


Agrarrohstoffe

China hat im April nur 5,31 Mio. Tonnen Sojabohnen importiert, was einem Rückgang um 18,3% im Vergleich zum Vorjahresmonat entspricht. Grund für den Rückgang waren unter anderem Streiks der LKW-Fahrer in Brasilien, wodurch es zu Verzögerungen bei den Exporten gekommen ist. Brasilien ist neben den USA der wichtigste Lieferant von Sojabohnen auf dem Weltmarkt. Es ist daher davon auszugehen, dass die Importe in den kommenden Monaten wieder anziehen werden. Denn gleichzeitig haben chinesische Verarbeiter ihre Produktion zuletzt wieder gesteigert.

China steht für gut 60% der globalen Sojabohnenimporte. Für die Monate Mai bis Juli ist mit einem starken Importanstieg Chinas zwischen 6,5 Mio. Tonnen und 7,5 Mio. Tonnen zu rechnen. Dies wird allerdings auch notwendig sein, damit China wie erwartet in diesem Jahr eine Rekordmenge an Sojabohnen importiert. Denn nach vier Monaten steht ein Rückgang um 4% gegenüber dem Vorjahr zu Buche.

Der europäische Weizenkontrakt vom Mai ist gestern in Paris um fast 5,6% auf 161,50 Euro pro Tonne gefallen. Zwischenzeitlich rutschte der Preis sogar unter die Marke von 160 Euro pro Tonne. Auslöser für den Preisrutsch waren unter anderem der bevorstehende Verfall des Kontraktes am kommenden Montag sowie ein günstigerer Preis am Spot-Markt. Durch diese Konstellation haben sich Verarbeiter aus dem Mai Kontrakt zurückgezogen und deckten sich direkt am Spot-Markt mit europäischem Weizen ein.



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