Die größte Silberbeute der Geschichte
15.05.2015 | Theodore Butler
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Die Bank wiederholte diesen Prozess dann bis Herbst 2010 am COMEX-Silbermarkt. Dann begann Silber aufgrund einer sich abzeichnenden physischen Silberknappheit ernsthaft zu steigen. Ende April 2011 erreichte der Silberkurs dann fast 50 $. Auf den Kurssprint nach oben muss JP Morgan klar geworden sein, dass sich hier eine physische Silberknappheit abzeichnete und dass es nutzlos wäre, mit zusätzlichen Papierleerverkäufen dagegenzuhalten. Also wurden zwei Entscheidungen getroffen:
Erstens war es notwendig, die Silberpreise so kraftvoll niederzuschmettern, dass die Marktdynamik steigender Silberpreise durchbrochen wurde. Zweitens hatte die physische Knappheit beim Silber gezeigt, dass der Silberpreis mit der Zeit explodieren werde, und dass JP Morgan sich dementsprechend positionieren sollte. Die große Preiszäsur begann am 1. Mai 2011 und sie brach dem Silberpreis das Rückgrat. Weniger offensichtlich sind die Indizien dafür, dass JPMorgan den größten physischen Silbervorrat der Geschichte anzulegen begann.
1. In etwas mehr als einem Monat (als Resultat des großen Kursschlags beim Silber beginnend am 1.Mai 2011) wurden ungefähr 60 Millionen Unzen im großen Silber-ETF (SLV) liquidiert. Verantwortlich dafür waren stinknormale Verkäufe durch Investoren, die in Reaktion auf sinkende Preise ihre Anteile abstießen. Wenn es im SLV zu Netto-Verkäufen kommt, löst der Trust automatisch Metall aus den Beständen aus. Die Anteile wurden verkauft und das Metall wurde aus dem Trust entnommen, wie es der Prospekt vorschreibt.
Das heißt aber nicht, dass das Metall auf die Straßen von London gekippt wurde oder plötzlich nicht mehr existierte. Das Metall ging in das Eigentum von irgendjemand über. Und der wahrscheinlichste Kandidat dafür war jene Körperschaft, die diesen Selloff ursprünglich arrangiert hatte. Die Partei, die am meisten von diesem Kurssturz profitieren konnte, war JPMorgan. Die Bank holte sich ihre ersten 50-60 Millionen Unzen als Resultat des Silberpreisschlags von Mai 2011 ab.
2. Da JPMorgan dringend Lagerplatz für die geplante Silberaufnahme benötigte, öffnete die Bank dann im April 2011 ihre eigene COMEX-Lagereinrichtung. Mit Startlagerbeständen von null Unzen wuchs sich diese Einrichtung dann zur größten COMEX-Silber-Lagereinrichtung überhaupt aus - mit Beständen von nahezu 55 Millionen Unzen. Der Starttermin belegt die Absicht der Bank, Silber zu akquirieren.
3. 2012 transferierte JPMorgan aus der eigenen treuhänderischen Lagereinrichtung für den SLV 100 Millionen Unzen Silber in die Lagereinrichtung von Brinks in London. Dadurch wurde im ehemaligen SLV-Lagerhaus ordentlich Platz für 100 bis 200 Millionen Unzen Silber geschaffen, die in das Eigentum von JPMorgan gelangen sollten, ohne dass darüber jemals öffentlich Rechenschaft abgelegt werden müsste. Das ist die plausibelste Erklärung dafür, warum JPMorgan überhaupt Silber in ein Lagerhaus von Brinks physisch transferieren würde.
All diese Abflussbewegungen der vergangenen Jahre aus dem SLV riechen förmlich danach, dass JPMorgan SLV-Anteile in Metall konvertierte, das in der firmeneigenen Lagereinrichtung in London völlig unerfasst gelagert werden sollte. Locker 200 Millionen Unzen lassen sich auf diesem Weg veranschlagen.
4. Der ungewöhnliche und beispiellose physische Silberumsatz in der COMEX-zertifizierten Silberlagereinrichtung JP Morgans, der im April 2011 einsetzte, legt für mich folgenden Schluss nah: In ihrem Bestreben, physisches Silber zu akquirieren, hat die Bank diese Bewegungen selbst verursacht. Man kann locker auf 100 Millionen Unzen schließen, die JPMorgan von den 750 Millionen Unzen, die in den letzten vier Jahren in den COMEX-Lagereinrichtungen umgesetzt wurden, akquirierte. Wie einfach oder schwer dürfte es JPM fallen, 100 Millionen Unzen von einem Umsatz von 750 Millionen Unzen "abzuzweigen"?
5. Die jüngste Anforderungen physischer COMEX-Kontraktbelieferung im Höhe von insgesamt 10 Millionen Unzen sowie die physische Überführung des größten Teils dieses Metalls in das COMEX-Lagerhaus von JPMorgan stellt nur einen Bruchteil jener physischen Silbermengen dar, die JPMorgan in den vergangenen vier Jahren erworben hat. Allerdings ist es der bislang transparenteste Erwerb, was auch darauf hindeuten könnte, dass JPMorgan jetzt die maximale Silbermenge erreicht hat, die die Bank aufzunehmen gedacht hatte. Das wäre ein Hinweis darauf, dass wir kurz vor jenem Punkt stehen, an dem die Bank sich entschließt, die Silberpreise steigen zu lassen.
Ich nutze eine Zahl von 350 Millionen Unzen für die von JPMorgan erworbenen Mengen, allerdings könnte die wahre Zahl sogar über 500 Millionen Unzen liegen. Wenn ich 350 Millionen Unzen sage, dann halte mich zahlenmäßig etwas zurück, weil ich fürchte, dass den Verneinern - denjenigen, die sagen, JPM hätte überhaupt kein physisches Silber angesammelt - der Kopf platzen würde, wenn die Zahl am Ende näher an der halben Milliarde Unzen liegt. Ich versuche nicht, irgendjemand um den Verstand zu bringen, ich möchte nur, dass diese Fakten verstanden werden.
© Theodore Butler
(Diese Abhandlung wurde vom Silberanalysten Theodore Butler, einem unabhängigen Berater, verfasst. Investment Rarities teilt seine Ansichten nicht notwendigerweise, diese können sich als richtig oder falsch herausstellen.) Exklusiv übersetzt für GoldSeiten.de. Das Original wurde am 11.05.2015 auf der Website www.silverseek.com veröffentlicht.
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