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Festerer US-Dollar setzt Rohstoffpreise unter Druck

27.05.2015  |  Eugen Weinberg
Energie

Ein deutlich aufwertender US-Dollar setzte die Rohstoffpreise gestern auf breiter Front unter Druck. Brentöl verbilligte sich um knapp 3% und ging bei 63,7 USD je Barrel auf dem niedrigsten Niveau seit gut einem Monat aus dem Handel. WTI fiel auf ein Wochentief von 57,7 USD je Barrel. Am Morgen erholen sich die Preise leicht auf 64 USD bzw. 58,5 USD je Barrel. Denn es wird erwartet, dass die US-Lagerbestände die vierte Woche in Folge gesunken sind.

Das API veröffentlicht seine Lagerdaten heute Abend nach Handelsschluss, das US-Energieministerium die offiziellen Lagerdaten morgen Nachmittag. Der erwartete Lagerabbau ist in erster Linie auf eine hohe Rohölverarbeitung zurückzuführen. Seit dem letzten Wochenende läuft in den USA die Sommerfahrsaison, welche als die nachfragestärkste Zeit gilt. Um die höhere Benzinnachfrage während der Sommermonate zu befriedigen, steigt der Rohölbedarf der Raffinerien, was die Rohölvorräte sinken lässt.

Angebotsseitig lässt sich noch keine Entlastung für die Lagerbestände erkennen. Durch die gestiegenen Ölpreise wird es für viele US-Ölproduzenten wieder lukrativ, nach Öl zu bohren. Der Rückgang der US-Rohölproduktion könnte daher geringer ausfallen als erwartet, so dass die Lagerbestände nach einer Normalisierung der Rohölverarbeitung wieder steigen könnten.

Der Irak könnte den Ölmarkt im nächsten Monat mit zusätzlichem Öl überfluten. Transportdaten zufolge sollen die irakischen Ölexporte im Monatsvergleich um 800 Tsd. Barrel pro Tag steigen und mit 3,75 Mio. Barrel pro Tag ein neues Rekordniveau erreichen. Trifft dies tatsächlich zu, droht das Überangebot noch größer zu werden. Für die Ölpreise besteht vor diesem Hintergrund weiter Korrekturpotenzial.


Edelmetalle

Gold und die anderen Edelmetalle konnten sich dem Verkaufsdruck an den Rohstoffmärkten gestern nicht entziehen und gaben ebenfalls deutlich nach. Hauptverantwortlich für die Preisrückgänge war der feste US-Dollar, der gegenüber dem Euro auf ein 4-Wochenhoch aufwertete. Gold fiel daraufhin um 1,3% auf ein 2-Wochentief von 1.185 USD je Feinunze.

Der Verkaufsdruck dürfte in erster Linie über den Futures-Markt erfolgt sein, da sich wohl spekulative Finanzinvestoren weiter von Long-Positionen getrennt haben. Denn der Preisanstieg zuvor war stark spekulativ getrieben. Der SPDR Gold Trust, der weltgrößte Gold-ETF, verzeichnete dagegen erstmals seit Beginn des Monats wieder leichte Zuflüsse. Deutlich stärker als Gold verbilligte sich gestern Silber, das am Handelsende um 2,6% nachgab und ebenfalls auf ein 2-Wochentief von 16,7 USD je Feinunze fiel.

Silber rutschte dabei auch unter die charttechnisch wichtige 200-Tage-Linie, was zu technischen Anschlussverkäufen führte und den Preisrückgang verstärkte. Sowohl Gold als auch Silber notieren heute Morgen nur leicht höher. Unter Druck standen gestern auch die hauptsächlich in der Automobilindustrie verwendeten Edelmetalle Platin und Palladium. Während Platin ebenfalls auf ein 2-Wochentief fiel, behauptete sich Palladium allerdings etwas besser und gab nur moderat nach.


Industriemetalle

Die Metallpreise haben gestern ihre anfänglichen Gewinne trotz guter US-Konjunkturdaten - so fielen zum Beispiel die Auftragseingänge langlebiger Wirtschaftsgüter im April besser aus als erwartet und auch Zahlen zum Häusermarkt überraschten positiv - nicht halten können und kamen im Tagesverlauf spürbar unter Druck. Hauptbelastungsfaktor war wohl der feste US-Dollar. Auch dürften schwache Aktienmärkte rund um den Globus, die eine höhere Risikoaversion der Marktteilnehmer ausdrückten, eine Rolle gespielt haben.

Der LME-Industriemetallindex fiel daraufhin auf den tiefsten Stand seit fast fünf Wochen. Heute Morgen erholen sich die Preise moderat.

Das International Stainless Steel Forum (ISSF) sieht für dieses Jahr ein deutlich geringeres Nachfragewachstum nach Edelstahl als im letzten Jahr. Demnach soll die Edelstahlnachfrage auf globaler Ebene 2015 noch um 2,6% zulegen, nach +9,2% im Vorjahr. Vor allem China spielt hierbei eine Rolle, wo aufgrund des schwächeren Wirtschaftswachstums die Nachfrage nach Edelstahl in diesem Jahr nur noch um 3% wachsen soll.

2016 dürfte die Nachfrage wieder etwas stärker anziehen und laut ISSF global um 3,3% steigen. Dies sollte zwar auch weiter eine solide Nachfrage nach Nickel generieren, ob dies aber ausreicht, dem Nickelpreis auf die Sprünge zu verhelfen, ist unseres Erachtens fraglich.


Agrarrohstoffe

Trotz des starken Regens in den US-Weizenanbaugebieten verlor der US-Weizenpreis gestern fast 4,5% und schloss mit 493 US-Cents je Scheffel erstmals seit zwei Wochen unter der Marke von 500 US-Cents je Scheffel. Zum einen gewann der US-Dollar in den letzten Handelstagen stark an Wert, was auch die Agrarrohstoffpreise belastet. Zum anderen lagen die wegen des Feiertags erst am Dienstag vom US-Landwirtschaftsministerium USDA veröffentlichten Aussaat- und Pflanzenbedingungen weiter deutlich über dem Durchschnitt.

Am Markt war nach den starken Regenfällen und Überschwemmungen in den USA ein deutlich schlechteres Bild erwartet worden, wodurch der US-Weizenpreis am Freitag zwischenzeitlich 529 US-Cents je Scheffel erreichte - das höchste Niveau seit Anfang April. Laut USDA kann wie in der Vorwoche bei 45% der Winterweizenpflanzen der Pflanzenzustand als gut oder sehr gut bezeichnet werden. Dies sind 15 Prozentpunkte mehr als zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres.

Die Einschätzungen des Pflanzenzustands bei Sommerweizen wurden sogar erneut angehoben. Mit 69% in der Kategorie gut bis sehr gut lag der entsprechende Anteil vier Prozentpunkte über dem Wert der letzten Woche. Auch die Aussaat und Pflanzenentwicklung bei Mais gehen weiter zügig voran. Laut USDA sind 92% der Anbauflächen für Mais bereits bestellt und 74% der Saat ist bereits aufgegangen. Dies liegt 12 Prozentpunkte über dem 5-Jahresdurchschnitt. Mais verlor am gestrigen Handelstag fast 1,5% und notierte zu Handelsschluss bei 355 US-Cents je Scheffel auf einem 7-Monatstief.

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