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Studie über Nickelaktien

10.04.2006  |  Martin Siegel
Neben den Weltmarktführern Rio Tinto, BHP und Anglo American, die sehr breit aufgestellt sind und neben Basismetallen auch Eisenerz und Öl fördern, können sich immer mehr Spezialisten etablieren, die sich auf den Abbau von nur einem oder zwei Basismetallen spezialisiert haben. Vor allem Werte, die sich auf den Abbau von nur einem Basismetall konzentrieren, lassen sich relativ gut analysieren und miteinander vergleichen.

Etwas abseits von den Ölwerten, Uran- und Edelmetallwerten entwickelt sich eine Gruppe australischer Nickelwerte bei einem Nickelpreis, der sich bereits seit Anfang 2004 auf einem komfortabel hohen Niveau befindet, aus fundamentaler Sicht hervorragend und zeichnet sich durch eine hohe Profitabilität und eine hohe Dividendenrendite aus. Selbst bei einem leichten Rückgang des Nickelpreises erscheinen die Risiken für Investments gering. Bei einem weiter steigenden Nickelpreis können die Anleger satte und steigende Dividendenzahlungen erwarten. Vor allem die kleineren Werte bieten sich zudem für Übernahmen an.

Die untersuchten Nickelwerte planen für die nächsten Jahre keine deutliche Erweiterung der Produktion. Der größte Zuwachs der Produktion dürfte aus der Produktionsaufnahme der Western Areas resultieren. Die untersuchten Nickelwerte zeigen sich im Hinblick auf die Produktionskosten als intransparent. Teilweise werden Schmelz- und Weiterverarbeitungskosten bei den Nettoproduktionskosten nicht berücksichtigt. Teilweise werden diese Kosten mit Nickel vergütet, das dennoch der eigenen Produktion zugerechnet wird. Um die Angaben vergleichbar zu machen, wurden die erzielten Vorsteuerergebnisse auf die tatsächlich zurechenbare Produktion umgelegt, so daß eine effektive Gewinnspanne errechnet werden konnte.

Hinsichtlich der Reserven und Ressourcen präsentieren sich die international aufgestellte Lionore und die auf Australien ausgerichtete Minara (früher Anaconda Nickel) mit großem Abstand als Marktführer. Beide Werte verfügen praktisch über eine unbegrenzte Lebensdauer der Ressourcen, können diese aber derzeit nicht in sprunghafte Gewinne umsetzen. Lionore präsentiert sich im Hinblick auf die Produktion von 28.778 t im Geschäftsjahr 2005 als Marktführer. Für 2006 ist eine Steigerung der Produktion auf 33.900 t vorgesehen. Die Produktion verteilt sich auf Australien und Botswana, wobei derzeit etwa 75% in Australien gefördert werden.

Problematisch stellt sich die aktuelle Gewinnentwicklung dar. Wegen hoher Sonderabschreibungen mußte Lionore im Geschäftsjahr 2005 hohe Verluste verkraften, die eine fundamentale Beurteilung erschweren. Ohne Sonderabschreibungen hätte sich für 2005 bei einer effektiven Gewinnspanne von 5.000 A$/t ein KGV von 12,1 eingestellt. Die Kreditbelastung liegt mit 795,4 Mio A$ im Vergleich relativ hoch.

Minara hält einen Anteil von 60% an der australischen Murrin Murrin Mine, die gemeinsam mit Xstrata (CH) betrieben wird. Xstrata hält einen Anteil von 50,5% an Minara und kontrolliert damit die Geschäftsführung der Gesellschaft. Wegen der niedrigen effektiven Gewinnspanne von 2.400 A$/t liegt das aktuelle KGV nur bei 25,1 und die erzielten Gewinne reichten im Geschäftsjahr 2005 nicht aus, um die ausgezahlte Dividendenrendite von 4,6% im vollen Umfang zu erwirtschaften. Minara weist mit über 2,1 Mio. t mit Abstand die umfangreichsten Ressourcen aus, was bei einem anhaltend hohen Nickelpreis Wachstumsmöglichkeiten eröffnet. Die Kreditbelastung liegt mit 217,3 Mio. A$ auf einem niedrigen Niveau.

Jubilee verzeichnete in den letzten Jahren den spektakulärsten Aktienkursanstieg, der vor allem durch extrem hohe Dividendenzahlungen angetrieben wurde. Trotz erheblicher Einbußen in den letzten Quartalen weist Jubilee mit 7.200 A$/t, die mit Abstand die höchste effektive Gewinnspanne aus. Die Dividendenzahlungen mußten zuletzt allerdings erheblich reduziert werden. Derzeit kämpft Jubilee mit der Erschöpfung der Reserven in der Cosmos Mine und versucht die Prospero Mine möglichst übergangslos in Produktion zu bringen. Ein Investment in Falcon Minerals Anfang 2005 erwies sich als schwerer Fehlschlag und führt mutmaßlich zu Streitereien im Management. Seit dem Einstieg der Jubilee brach der Kurs der Falcon von 1,16 auf 0,27 A$ ein. Nach einer problematischen Übergangszeit dürfte Jubilee mit der hochgradigen Prospero Mine wieder eine profitable Produktion aufnehmen. Die Kreditbelastung ist mit 64,9 Mio A$ unproblematisch. Wegen der bereits hohen Bewertung bleibt das Aktienkurspotential gering.

Western Areas dürfte in den nächsten Jahren mit ihrem hochgradigen Flying Fox Projekt hinsichtlich der Profitabilität zur Jubilee aufschließen. Sollte die geplante Produktion von jährlich 6.000 t planmäßig umgesetzt werden können, würde sich damit ein weitaus größeres Aktienkurspotential eröffnen. Western Areas konnte die Reserven und Ressourcen in den letzten Monaten kräftig erweitern und verfügt über weiteres Explorationspotential. Der Nickelgehalt der Reserven liegt mit 5,3% weit über dem Durchschnitt. Die Kreditbelastung ist mit 35,0 Mio. A$ gering, dürfte aber wegen der Kosten für die Erschließung der Mine erheblich zunehmen. Ein Abschlag in der Bewertung muß wegen der Vorlaufzeit bis zum Produktionsbeginn hingenommen werden.

Independence Group präsentiert sich als kleiner, solider, dividendenstarker aber unspektakulärer Nickelproduzent. Die effektive Gewinnspanne von 5.100 A$/t liegt auf einem komfortablen Niveau. Die Lebensdauer der Ressourcen erscheint mit 9,2 Jahren ausreichend, eröffnet aber kein Wachstumspotential. Die Höhe der Dividende scheint mit einer aktuellen Rendite von 4,9% nur wenig steigerbar. Negativ muß die zuletzt vorgenommene Ausweitung der Vorwärtsverkäufe beurteilt werden, die einen Teil der Gewinne bei einem Nickelpreis abschneidet und zusätzliche Kosten verursacht. Die Kreditbelastung ist mit 34,7 Mio. A$ unproblematisch.

Sally Malay zeichnet sich mit einer niedrigen Bewertung, einer hohen Produktion, guten Explorationsergebnissen und weiteren Wachstumsmöglichkeiten durch ein weit überdurchschnittliches Aktienkurspotential aus. Mit einem aktuellen KGV von 7,0 ist Sally Malay niedrig bewertet. Durch hohe Verluste aus Vorwärtsverkäufen und hohen Kosten bei der verzögerten Inbetriebnahme der Lanfranchi Mine wird die effektive Gewinnspanne derzeit auf 2.600 A$/t gedrückt, wodurch sich längerfristig ein erhebliches Verbesserungspotential ergibt. Problematisch ist die hohe Belastung mit Verbindlichkeiten von 121,5 Mio. A$. Sollten sich die Planungen der Sally Malay umsetzen lassen, ist mit einem Rückgang des KGV auf unter 5 zu rechnen, so daß auf Sicht von 2-3 Jahren bei einem anhaltend hohen Nickelpreis Dividendenzahlungen von über 10% möglich erscheinen.

Mincor glänzt bereits jetzt mit einem KGV von 5,1 und mit der höchsten Dividendenrendite von 5,3%, leidet aber wie Sally Malay unter einer völlig sinnlosen Ausweitung der Vorwärtsverkäufe. Die effektive Gewinnspanne liegt mit 2.900 A$/t nur wenig über der Gewinnspanne der Sally Malay. Hinsichtlich der Ressourcen und des Wachstumspotentials fällt Mincor im Vergleich zur Sally Malay dagegen deutlich zurück, wird aber mit Verbindlichkeiten von insgesamt 69,5 Mio. A$ auch weniger belastet. Die Lebensdauer der Ressourcen liegt mit 5,3 Jahren auf einem problematischen Niveau, konnte zuletzt aber gehalten werden.


Zusammenfassung

Die Analyse offenbart deutliche Schwächen bei allen untersuchten Werten. Bei den Marktführern liegen diese in der mangelnden Gewinnfähigkeit. Jubilee präsentiert sich in einer schwierigen Übergangsphase, in der die Produktion einer Mine ausläuft und eine neue Mine erschlossen wird. Bei Western Areas verzögert sich die Produktionsaufnahme und die Kreditbelastung nimmt zu. Independence Group läßt Wachstumspotential vermissen. Sally Malay wird durch Vorwärtsverkäufe und durch hohe Verbindlichkeiten belastet. Mincor kämpft mit der Ausweitung der kurzen Lebensdauer der Reserven. Um den genannten Risiken zu begegnen, ist eine breite Streuung der Anlagegelder erforderlich. Daraus abgeleitet ergibt sich eine Investmentverteilung von jeweils 35% für Sally Malay und Mincor sowie jeweils 15% für Western Areas und Independence Group.

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© Martin Siegel
www.goldhotline.de, www.westgold.de
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