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Meine Meinung zu ......

04.06.2004  |  Dr. Dietmar Siebholz
01. Welche Aussagekraft haben die veröffentlichten Arbeitslosenzahlen?
02. Können uns statistische Werte wie z.B. Steigerungsraten/Bruttosozialprodukt helfen?
03. Was nutzen uns die veröffentlichten Indizes?
04. Führen uns die Fehler in der Wirtschaftspolitik in eine Inflation oder in eine Deflation?



Thema 1: Welche Aussagekraft haben die veröffentlichten Arbeitslosenzahlen?

Die Nachhaltigkeit der Arbeitsmarktspolitik, deren Erfolge in der Wirtschaft und alle zukunftsweisenden Maßnahmen basieren auf den regelmäßigen Feststellungen, wie hoch die Zahl der von der BA (oder anderen internationalen Institutionen) gemeldeten Arbeitslosen ist. So zynisch dies klingen mag, leider ist die in diesen Veröffentlichungen genannte Zahl ein Wert, der keine Aussagekraft hat. Unsere Gesellschaft und sein Wirtschaftssystem basieren nämlich nicht auf einer bestimmten Anzahl von Menschen, sondern auf einem materiellen Verrechnungswert, nämlich dem Aufwand und Ertrag in der jeweils gültigen Währung. Negiert man also die persönlichen Schicksale der Betroffenen, dann stellt sich für die Steuerungsorgane nur die Frage, : "sind alle Leistungsempfänger erfasst und welche Finanzierung ist erforderlich, um diese Leistungsempfänger entsprechend der Aufgabenstellung abzusichern?"

Warum diese Parameter-Auflage? Die Politik versucht, ihre Ergebnisse im Kampf gegen die Arbeitslosigkeit als Erfolg und einfach messbar darzustellen. Um einen solchen Erfolg zu begründen, hilft häufig nur das Festmachen an der Zahl der Arbeitslosen. Diese Zahl ist nämlich manipulierbar; ich denke da insbesondere an die weltweit eingesetzten Beeinflussungs-Faktoren wie z.B. Eliminierung von Arbeitslosen über einem bestimmten Alter, das Streichen von Arbeitslosen aus der Statistik, die keinen Folgeantrag gestellt haben und die schlicht als unvermittelbar eingestuft werden. Die Belastungen aus diesen im Prinzip Arbeitslosen tragen dann andere staatliche Institutionen.
Am schwersten wiegt jedoch die Manipulation über "die Kopfzahl", wenn man die hinter den Neuanträgen und den Neuvermittlungen stehenden Gehaltsstrukturen - und damit bei neuen Arbeitslosen deren Leistungsansprüche und bei Neueinstellungen deren Beiträge zur Arbeitslosenversicherung betrachtet.

Beispiel: Aus der mittleren Managementebene der Großbanken wurden im letzten Quartal etwa 2.500 Fachkräfte entlassen; diese sind wegen ihres Alters und ihrer Einkommensgrößen kaum noch vermittelbar und belasten die Arbeitslosen-Kasse außerordentlich. Gleichzeitig wurden aber im unteren Service-Bereich ca. 2.500 neue Arbeitsplätze geschaffen.
Ergebnis: Nach Köpfen wären die Veränderungen im März 2004 in sich ausgeglichen, die Belastung der öffentlichen Hand in Euro ist - was nachvollziehbar ist - wesentlich.

In den USA ist Anfang April ein wahres Börsenfeuerwerk durch die Nachricht ausgelöst worden, dass endlich die Zahl der neuen Arbeitsplätze (von damals 308.000) den erwarteten Aufschwung bestätigt; was nicht oder nur später veröffentlicht wurde, ist die Tatsache, dass gleichzeitig ca. 120.000 hochwertige Arbeitsplätze in der Transportindustrie (Airlines) und im Finanzwesen weggefallen waren, und von diesen neuen 308.000 Arbeitsplätzen mehr als 75% in Niedriglohnstufen geschaffen wurden.

Fazit: Wenn wir weiterhin die materiellen Auswirkungen der Arbeitslosenzahlen nach Köpfen und nicht nach dem tatsächlichen Aufwand ermitteln, unterliegen wir wesentlichen Unsicherheiten und der Gefahr einer Manipulation über das tatsächliche Ausmaß der Folgen der Arbeitslosigkeit.
Die seit Jahren veröffentlichten Angaben über die Arbeitslosigkeit haben außerhalb der gewünschten allgemeinen Information keinerlei wirtschaftliche Aussagekraft.


Thema 2: Können uns statistische Werte wie z.B. Steigerungsraten beim Bruttosozialprodukt

Zu den wichtigsten Grundlagen für die Berechnung der Zukunftsperspektiven einer Gesellschaft zählen die Werte aus der Demographie, also die der Bevölkerungsentwicklung und die Werte, die Auskunft über die Dynamik einer Wirtschaftsgesellschaft geben. Dabei sind die demographischen Daten sicher wesentlich bedeutender, denn das Bruttosozialprodukt als Spiegelbild der Leistung der gesamten Gesellschaft ist das Produkt aus der Anzahl von Personen und Institutionen und deren individuellen also persönlichen Leistungen. Nimmt die Zahl der natürlichen oder juristischen Personen ab, dann muss zwangsläufig auch das Produkt der Multiplikation darunter leiden, so sehr sich dann auch die einzelnen Personen auch bemühen möchten.

Ein weiteres - häufig nicht in den Mittelpunkt gerücktes - Faktum ist, dass sich die Aufrechterhaltung der gesetzlich geregelten Leistungen an die Bürger und deren Belastung durch Steuern und Abgaben bei der seit Jahren feststellbaren Abnahme der Anzahl der Leistungsträger in unserer Gesellschaft nur dadurch sichern lässt, das die verbleibenden Leistungsträger höhere Leistungen erbringen. Bei steigendem Staatsbudget, aber kontinuierlich abnehmender Anzahl von Leistungsträger (im Gegensatz von Leistungsempfängern) in unserer Gesellschaft ergibt sich jedoch ein Hebel, der von der Politik zwar erkannt, aber in der Öffentlichkeit ignoriert wird.

Beispiel: Von hundert Bürgern sind 78 Leistungsträger und 22 Leistungsempfänger. Von ihnen werden eine Gesamtjahresleistung von 1.000.000 € erbracht, wobei sich die Pro-Kopf-Leistung dann auf die Leistungsträger mit 12.820 € erstreckt, wobei der Leistungsanteil nach Köpfen berechnet, lediglich bei 10.000 € gelegen wäre.
Angenommen, die Zahl der Leistungsträger würde sich - veranlasst durch weitere Belastungsmaßnahmen um weitere 5 Personen reduzieren, dann müssten diese pro Kopf eine Mehrleistung von jährlich 3% zusätzlich erbringen, um das Staatswesen aufrecht erhalten zu können.

Es ist die große Frage für die Zukunft, ob die Leistungsträger dies angesichts der globalen Alternativen weiterhin können und wollen. Zumal nicht zu übersehen ist, dass sich die Relationen zwischen Leistungsträgern und Leistungsempfängern permanent in Richtung Leistungsempfänger verschiebt und damit der Belastungsdruck auf die Leistungsträger überproportional steigt.

Ein weiteres Phänomen staatlicher Informationen ist der Trend, über konkrete Tendenzen in der Gesellschaft, z.B. wie oben dargestellt die Erhöhung des Leistungsdruckes auf die Leistungsträger nicht zu berichten, sondern die Lösung fiskalischer und wirtschaftlicher Probleme einem "Mindestwachstum" aufzuerlegen, das dann auch als Schätzung für die Veränderung des Bruttosozialprodukts gereicht wird. Bedauerlicherweise sind diese euphorischen Schätzungen aber regelmäßig zum Positiven hin überzogen, so dass die daraus resultierenden Folgen immer mit erheblicher Verzögerung erkannt gemacht werden (und damit letztendlich nicht mehr dem dafür Verantwortlichen zugerechnet werden können.

Da man vermuten muss, dass die euphorischen Schätzungen zu einer Art von politischem Sedativum gehören, tendiert deren Wert, die von Regierungen in Auftrag gegeben werden, als Grundlage für ökonomische Entscheidungen gegen Null.

Wie ist es aber um die Aussagekraft von veröffentlichten Werten, also von realisierten Veränderungen des Bruttosozialprodukts bestellt? Hier wird seit dem Jahre 1998 in den USA ein Verfahren angewen-det, dass eine von der Regierung eingesetzte Expertengruppe unter Vorsitz von Michael Boskin entwickelte, um Leistungsfortschritte in die Entwicklung des Bruttosozialprodukts berücksichtigen zu können. Dieses sogenannte "hedonische" Verfahren gestattet nun erhebliche Manipulationen z.B. bei Computer-Investitionen, bei denen in manchen Jahren nach 1998 die bezahlten Investitionen um ein Mehrfaches (teilweise bis zum Sechsfachen der Kaufpreise bzw. Investitionen) in die BSP-Statistik einflossen, also die Leistungsdaten erheblich verstärkten, obwohl die in Geld gemessene Leistung relativ gering ausgefallen war. Zur Systematik dieser "hedonischen" Berechnungsweise, die ganz besonders bei der Ermittlung der Inflationskennziffern Auswirkungen zeigt, mehr unter Punkt 3 dieser Analyse.

Fazit: Ökonomische Leistungen müssen ausschließlich in der Landeswährung berechnet werden; jeder Versuch, zusätzlich andere Faktoren aus dem Leistungsbereich als Multiplikatoren einzubeziehen, zeigt, dass diese für die Ermittlung der Leistung einer Gesellschaft sehr wichtigen Grunddaten eine politisch gewollte "Justierschraube" zum Zwecke der Manipulation der Öffentlichkeit erhalten haben, also an sich wertlos sind, wenn man nicht über die Informationen über die Details dieser Verstellmechanismen verfügt.


Thema 3: Was nutzen uns die veröffentlichten Indices?

In den USA ist das Bureau of Labor Statistics zuständig für die Ermittlung und Fortschreibung der Inflations-Indices. In Deutschland ist es das Statistische Bundesamt in Wiesbaden; ab dem 01.01.04 werden jedoch immer mehr die von EUROSTAT ermittelten Indices verwendet. Eine wichtige Neuerung ist ebenfalls in Kraft getreten und wird ab dem 01.01.2005 voll umgesetzt: Unter Berufung auf die international üblichen Anpassungen nach der hedonischen Berechnungsmethode sollen die bereits oben von mir kritisierten Sonderfaktoren auch in die europäischen Inflations-Messwerte einfließen. Kurz gesagt: Dann wird auch hier in Europa stärker manipuliert.

Zu den Auswirkungen dieser Methode ein einfaches Beispiel: Ein KFZ mit einer Leistung von 100 PS kostet im Jahre 2002 50.000 €; das Fahrzeug erführt im Rahmen der Modellpflege eine Leistungssteigerung auf 130 PS bei sonst nahezu unveränderten Grunddaten; es kostet im Jahre 2003 dann 57.500 €, somit 15% mehr als im Vorjahr.
Diese Kostensteigerung würde bei der herkömmlichen Berechnung, bei der die KFZ-Anschaffung z.B. mit 8% des Leistungskorbes eingestellt wäre, bedeuten, dass sich der Warenkorb allein aus dieser Preiserhöhung um 1,2% (15 % auf 8% Indexanteil)verteuert. Anders wirkt die hedonische Methode; bei der die Leistung um 30%, der Preis jedoch nur um 15% gestiegen ist, reduziert sich der Inflationsindex dann um 1,2%, da die Leistungssteigerung höher als die Preissteigerung lag. Nicht immer werden die Leistungssteigerungen voll in die Indices einbezogen, aber als Manipulationshilfsmittel stehen sie jederzeit zur Verfügung und werden auch bewusst genutzt.

Allein schon aus der Definition des Warenkorbes lassen sich alle Indexwerte in gewissem Rahmen beliebig gestalten; nicht umsonst gilt inzwischen in den USA und bei uns der Fachausdruck "gefühlte Inflation", d.h. Preissteigerungen, die die Hausfrau bei ihren täglichen Verrichtungen fühlt und erfährt.
In den USA werden verschiedene Indices parallel geführt, so der CPI (Konsumente-Preis-Index) und der Core-CPI (Kern-CPI). In diesem Index sind die Kosten der Lebensführung quasi "als Kernindex" enthalten mit Ausnahme der Energiekosten und der Kosten für Lebensmittel. Daraus stellen sich die Fragen: In welcher Welt leben die Politiker eigentlich? In einer realen oder einer Scheinwelt? Gibt es ein "normales" Leben ohne Lebensmittel und Energie?

Sehr real sind die Hintergründe für eine derartige statistische Manipulation: In den USA sind staatliche Leistungen an etwa 80 Mio. Menschen indexiert, davon 47,8 Mio. als Sozialversicherungsempfänger, 4,1 Mio. mit ihren Ansprüchen als Soldaten oder Mitglieder von Zivilen Diensten der USA sowie 22,4 Mio. als Empfänger von staatlichen Essenzuschussmarken. Für die Anpassung dieser Leistungen gelten die Werte des CPI. Der Staat hat also unmittelbares Interesse daran, die echten Erhöhungen nicht offen zu legen.
Ähnliches gilt für die europäischen Staaten, wenn auch etwas reduzierter in der Form der Manipulation. Aber – wenn ich die Informationen aus dem zweiten Halbjahr 2003 richtig verstanden habe - will Europa "wegen der Harmonisierung der statistischen Daten und zum besseren Vergleich mit internationalen Statistiken" auf die gleichen Grundlagen zurückgreifen wie in den USA. Immer wenn ich das Wort "Harmonisierung" höre, dann weiß ich, dass es sich um unter dem Vorwand einer Gleichbehandlung um einen staatlichen Eingriff in die marktwirtschaftlichen Regeln handelt. Beispiele gefällig?
  • Harmonisierung der Krankenkassenbeiträge
  • Harmonisierung der europäischen Steuersysteme
  • Harmonisierung der statistischen Berechnungen
  • Harmonisierung der Bilanzierung bei den Notenbanken

Zum letzten Falle einer Harmonisierung etwas mehr an Details. Seit Menschengedenken ist der Besitz von Gold eine Art von Versicherung gegen den Werteverfall, insbesondere von Währungen, von denen im übrigen keine einzige langfristig überlebt hat. Nun haben die Notenbanken unter dem Wunsch, aus ihren Goldreserven einen Return zu erzielen, ihre Goldbestände an Investment-Banken gegen einen geringen Zins verliehen. Die Investment-Banken haben das Gold am Markt verkauft und die Erlöse aus dem Goldverkauf mit hoher Zinsmarge z.B. in US$-Anleihen angelegt. Für die Invest-ment-Banken war dies ein extrem günstiges Geschäft (der sogenannte Gold-Carry-Trade), solange der Goldpreis nahezu unverändert bestand. Durch diese Notenbank-Ausleihungen und den Verkauf des Goldes durch die Investmentbanken wurde ein Druck auf den Goldpreis ausgeübt, was durchaus im Sinne der Notenbanken lag, weil der Goldpreis stets ein Gradmesser des Vertrauens der Welt in die Papiergeld-Währungen ist. Die Notenbanken konnten mit diesen Maßnahmen also Einfluss auf die Funktionen des Thermometers nehmen, das Aussage über den Wert des Notenbank-Geldes gibt.
Was die Notenbanken auf keinen Fall wollten, war, Informationen über die Höhe der verliehenen Goldmengen zu geben; die Lösung war einfach: Zum Zwecke der "Harmonisierung" der Notenbank-Berichte hat der IWF im Jahre 1998 im Rahmen einer dringenden Empfehlung angeregt, Gold und Goldforderungen in den Bilanzen der Notenbanken in einer Position auszuweisen. Für den normal Sterblichen ist eine derartige Bilanzierung im übrigen verboten: Was wäre das für eine Bilanz, die Aktiva unterschiedlicher Qualitäten wie z.B. Bargeld, jederzeit fällige Bankguthaben und Forderungen in einer Position ausweist?. Nahezu alle Notenbanken einschließlich der Bundesbank befolgten diese dringende Empfehlung mit dem Ergebnis, dass weltweit nahezu unbekannt ist, welche physischen Goldmengen noch bei den Notenbanken liegen. Das zum Thema "Harmonisierung" im einzelnen.

Fazit: Die uns gereichten Statistiken sind ungeeignet, sich ein Bild über die Gefahren der Weltwirtschaftslage machen zu können. Die Regierungen dieser Welt sind nicht daran interessiert, dass die von ihnen Regierten aufgrund der empfangenen Nachrichten an sich richtige Schlüsse ziehen, sie alle manipulieren an den "Thermometern", die uns eine Beurteilung der wirtschaftlichen Lage ermöglichen.


Thema 4: Inflation oder Deflation?

Nachdem die Diskussion über die entscheidende Frage "Wohin geht letztendlich die Reise?" seit geraumer Zeit in allen Zirkeln dieser Welt ausführlich erörtert wird, sollte ein größerer Abstand zum Thema gewahrt werden. Aus dem Abstand lassen sich verschiedene Fakten leichter erkennen.
Da hilft schon die einfache Definition über Inflation und Deflation. Inflation ist die Aufblähung des Geld- und Kreditumlaufs ohne Ausgleich durch volkswirtschaftliche Leistungen bei Produktion und Dienstleistungen, Deflation der Zusammenfall des Geld- und Kreditumlaufes.

Nun wird derzeit ausführlich darüber diskutiert, dass durch die neuen Wirtschaftsmächte China und Indien eine deflatorische Tendenz wegen des Preisverfalls bei Waren und Dienstleistungen entsteht. Das ist nicht richtig, weil durch Konkurrenzsangebote entstandene Preisminderungen nicht als Deflation anzusehen sind, sondern als wirtschaftlicher Fortschritt, so hart es auch für Betroffene in anderen Regionen sein mag. Deflation ist es nicht.

Fakt ist ferner, dass die Geldmengen, die sich weltweit im Umlauf befinden, nicht ein einer vernünftigen Relation zu den Wirtschaftsleistungen stehen, also viel zu viel Geld im Umlauf ist. Hierzu haben die US-Notenbank und die Bank of Japan durch ihre Liquiditätsaktivitäten (US-FED: Geldschöpfung in den letzten 5 Jahren ca. 2,5 Billionen US-Dollar - Bank of Japan: Allein in den letzten 8 Monaten Geldschöpfung von 325 Mrd. US$ zur Stützung des US$) voll beigetragen. Diese Geldmengen-Steigerung ohne den Gegenpart Wirtschaftsleistung führt immer zu Inflation.

Für die Wahrscheinlichkeit einer Deflation, die sich aus der erwarteten Vernichtung der weltweit überzogenen Verschuldung ergeben soll, wird auch das Beispiel der Deflationsjahre von 1929 bis 1935 gereicht, da in dieser Zeit die hohe Verschuldung aus den Nachkriegs-Boom-Jahren 1921 bis 1928 "bereinigt" wurde. Diese Deflationswirkungen entstanden aber dadurch, dass durch den Verfall vieler Darlehen Geld vernichtet wurde, das von den Notenbanken nicht in ausreichender Menge ersetzt werden konnte, mit der Folge von Bankpleiten usw. Die Lösung dieses Widerspruchs liegt aber nahe: Zu dieser Zeit hatten die wichtigsten Währungen der Welt noch eine feste Bindung an Gold. Neues Geld konnte von den Notenbanken nur ausgegeben werden, wenn genügend physisches Gold vorhanden war. Da dies aber nicht beliebig vermehrbar war (und ist), konnte keine neue Liquidität zur Verfügung gestellt werden, um die Wirtschaft mit ausreichenden Mitteln zu versorgen: Die Weltwirtschaft musste aus sich heraus die Bereinigung der überzogenen Verschuldung herbeiführen.

Da die Fessel der Goldbindung nicht mehr wirkt - die Notenbanken können täglich aus dem Nichts heraus "elektronisches" Geld schaffen (sie müssen es nicht einmal mehr drucken) - wird die gefürchtete Deflation in ihrer Grundform nicht eintreten. Natürlich können regionale Entwicklungen wie die Schwerpunktverlagerung von den USA und Europa nach Asien als Deflation deklariert werden, aber dies trifft nicht den Kern der Sache. Das ist eher eine Strukturänderung weg von den alten Industrienationen hin zu den neuen Leistungsträgern in Asien.

Diese alten Industrienationen versuchen seit geraumer Zeit, ihre Struktur- und Demographieprobleme mit finanzwirtschaftlichen Mitteln zu lösen. Diese Mittel versagen aber bei grundsätzlichen Strukturmängeln, wie sie uns allen bekannt sind: Überalterung, Überbürokratisierung und soziale Überversorgung. Die Abschaffung dieser Exzesse ist politisch nicht durchführbar, weil dies die Wählerverhalten in den Demokratien beeinflussen würde. Was bleibt, sind letztendlich Auswirkungen, die als "Lösungen" akzeptiert werden müssen, weil die Politik nicht rechtzeitig gegengesteuert hat. Diese Ergebnisse sind unbequem, aber unvermeidlich:
  • Zusammenbruch der sozialen Überversorgungen, sogar der gesamten Sozialsysteme
  • Untergang der Demokratien
  • Bereinigung durch Hyperinflation

Zum letztgenannten Punkt ist festzustellen, dass nach der Logik der Mathematik ein Tilgen der vorhandenen immensen Schulden der Staaten, der Unternehmen und der Privaten nicht mehr möglich ist, weil die Zinsen und Zinseszinsen auf diese Schulden jährlich wesentlich höher sind als die zusätzlich erwirtschafteten Leistungen der Wirtschaftssubjekte. Die Schuldenbelastung muss also immer höher steigen, wenn die Existenz des Individuums oder des Staatswesens nicht in Frage gestellt werden soll. Um diese Verschuldungsspirale nicht zum Platzen zu bringen, müssen die Notenbanken immer größere Geldmengensteigerungen immensen Ausmaßes akzeptieren, langfristig führt dies aber zu einer Hyperinflation und als deren Folge zu einer Gesamtbereinigung aller Kredite, des Geldumlaufs und der Vermögenswerte.

Fazit: Aus dem Hinweis auf die vermeintliche drohende Deflation (mit Hinweis auf die 30-er Jahre) wird die Berechtigung zu immer neuer Geldschöpfung abgeleitet. Die Folgen dieser Geldpolitik konnten wir in den 70-er Jahren weltweit unter dem Titel STAGFLATION spüren


Das Aussitzen von Entscheidungen wie die Disziplinierung der Staatsausgaben, das Zurückführen von Staatsschulden und die Beschneidung des Konsums der Bevölkerung führt unausweichlich dazu, dass die oben dargestellte Spirale mit dem vorauszusehenden Ende (der Hyper-Inflation) virulent bleibt.



© Dietmar Siebholz







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