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Liquidität zu halten, ist keine so schlechte Idee!

14.04.2006  |  Dr. Marc Faber
Insgesamt sehe ich, dass das halten von Liquidität aktuell keine so schlechte Idee ist. Ich bin mir sehr sicher, dass ich innerhalb der nächsten drei bis sechs Monate die meisten Anlagen zu niedrigeren Kursen erwerben kann.

Was ich an den Vereinigten Staaten bemerkenswert finde ist, dass die Amerikaner das Talent besitzen immer auf eine große Show zu setzen, die sich im Nachhinein nur als heiße Luft herausstellt.

Die USA gingen zu den olympischen Winterspielen in Turin mit dem "besten Team der Welt", wie die Amerikaner behaupteten. Jedoch war Deutschland das beste Team, welches mit nur 30% der amerikanischen Bevölkerung immerhin 29 Medaillen im Vergleich zu 25 durch die USA gewann, während Österreich mit einer Bevölkerung von weniger als 10 Millionen 22 Medaillen holte.

Eine Menge heißer Luft ist ebenso an der Wall Street sichtbar. Trotz all der bullischen Aussagen der Strategen und Analysten liegen der Dow Jones Industrial und der S&P gerade einmal 3% höher als zum Jahresanfang! Im Vergleich dazu liegt Hong Kong 6% höher, Indien 13%, gleichwohl sich der Aktienmarkt in Vietnam am besten in ganz Asien entwickelte und um 29% gestiegen ist.

Und gleichwohl ich etwas zögere dem Vietnamesischen Aktienmarkt hinterher zujagen, sollten Sie einen Blick auf die Bewertung der Vietnamesischen Aktien werfen, die bei einem KGV von 10 liegen und auf Grund der guten wirtschaftlichen Aussichten ist es sehr wahrscheinlich, dass der Markt noch viel weiter steigen wird. Anderswo stieg Russland seit Jahresanfang um 32%, Peru um 31%, das Reich von Herrn Bushs Brieffreund, Hugo Chavez um 49% und Brasilien um 29%, während Qatar und die VAE um 20% fielen.


Korrekturzeit

Der Kommentar von letztem Monat behandelte den Fall, das eine Korrektur begonnen hatte oder bevorstand. Dies bleibt mein Standpunkt und ich würde gerne meine kurzfristige, negative Haltung gegenüber allen Anlageklassen, inklusive Rohstoffen, für den Zeitraum von drei bis sechs Monaten, wiederholen.

Es gibt einige Begründungen für meinen pessimistischen Ausblick. Erstens haben Halbzeit-Wahljahre in den USA eine Tendenz dazu im Anschluss an eine Rallye die in den ersten Monaten des Jahres stattgefunden hat, bis Oktober zu fallen.

Die zweite Begründung bzgl. des amerikanischen Aktienmarktes vorsichtig zu sein, ist, dass das Bradley Modell, das auf der Stellung von Planeten basiert, in kürze nach unten drehen wird. Das Bradley Modell zeigte korrekt die aktuelle Rallye durch eine Bodenbildung im Dezember 2005 an, und wir wieder im November 2006 nach unten drehen. Und obwohl ich sicherlich nicht meinen Hof auf Basis des Bradley Models verwetten würde, so liegt die Trefferquote im Vergleich zu den Vorhersagen der Wall Street Strategen und Analysen recht gut.

Ein weiterer Grund für Vorsicht ist die planmäßige Tendenz des Aktienmarktes sich in den Monaten von Oktober bis Mai gut, sich aber in den Sommermonaten ärmlich zu entwickeln. In der Vergangenheit war der beste Zeitpunkt Aktien zu kaufen gewöhnlich um Oktober/November und der zu verkaufen im Frühling.

Ich füge vielleicht hinzu, dass der Vierjahres-Aktienmarktzyklus (Er dauert vier Jahre von Tiefpunkt zu Tiefpunkt) ebenfalls im Oktober 2006 einen Boden bilden wird, da die aktuelle Rallye im Oktober 2002 begann. Auf Basis des Vierjahreszyklus ist ein scharfer Einbruch in kürze möglich.

Dann ist da noch das Thema der Zinssätze. Wie ich zuvor gemeinte habe, ist es möglich, dass die Renditen auf US-Schatzbriefe in den nächsten Jahren weiter steigen als heute allgemein angenommen wird. In der Tat ist es sehr wahrscheinlich, dass 30jährige US-Schatzbriefe das schlechteste möglichte Investment sein werden, falls jemand diese in der Absicht erwirbt sie bis zur Fälligkeit zu halten.

Ich spreche hier nicht über Anleihen als Trade für die nächsten 10 Minuten oder 3 Monate, aber wenn ein Investor diese langfristig halten will. In der Tat erwarte ich, dass zweijährige US-Staatsanleihen, die aktuell eine Rendite von 4,7% abwerfen, bereits eine Konkurrenz zu Aktien darstellen, eine Konkurrenz die intensiver werden wird, wenn die Renditen auf und über 5% steigen. Ich bin mir bewusst, dass einen große Anzahl von Investoren darauf wettet, dass die Fed in kürze davon Abstand nehmen will die kurzfristigen Zinsen anzuheben.

Meine Ansicht darüber ist, dass niemand wirklich weiß, wie hoch die Zinssätze steigen werden. Aber vom Standpunkt eines Einfallspinsels sollte es nahe liegend sein, dass die Fed solange die Anlagepreise steigen (im Speziellen die für Eigenheime und Aktien) fortfahren wird die Zinsen zu erhöhen. Sobald die Anlagepreise nicht länger im Wert steigen und kürzer treten, wird es wahrscheinlich, dass die Fed die Zinssätze nicht länger anhebt. Und wenn der Dow und die Eigenheimpreise um 5% bis 10% gefallen sind, wird die Fed die Zinsen aggressiv senken (nicht in kleinen Schritten).


Zinssenkungen und Rallyes

Nun, ich bin mir bewusst, dass es einen weit verbreiteten Glauben unter den Investoren gibt (In der Tat ist dies aktuell der am meisten verwurzelte Glaube in der Investment Community), dass sobald die Fed beginnt die Zinsen zu senken, die Aktien zu steigen beginnen. Jedoch unterstützen die historischen Beweise diese Ansicht nicht. Im Durchschnitt folgte der S&P500 während der Periode nach dem Zweiten Weltkrieg dem Ende eines verknappenden Zinszyklus, nach drei Monaten 0,5% nach unten, nach sechs Monaten 1% nach unten, aber nach einem Jahr um 1% höher.

Falls wir also annehmen, dass die Fed innerhalb der nächsten drei Monate aufhören wird die Zinsen zu erhöhen, dann ist es sehr unwahrscheinlich, dass der Aktienmarkt danach steigt. Überdies sollte der US-Dollar, wie ich bereits in früheren Berichten erklärt haben, wieder in einen Bärenmarkt zurückkehren, wenn die Investoren beginnen das Ende der Zinserhöhungen zu antizipieren.

Die andere extrem verfestige Konsensansicht unter den Investoren ist, dass Anleihen steigen werden sobald die Fed beginnt die Zinsen zu senken. Da Anleihen nicht ausverkauft wurden, während die Fed die Zinsen zwischen Juni 2004 und Heute erhöhte, ist es alles andere als Sicher, dass sie ansteigen werden wenn die Fed die Zinsen senkt und wenn der Dollar wieder in seinen Abwärtstrend zurückkehrt.

Einen weiteren Punkt bzgl. des amerikanischen Aktienmarktes, den ich erwähnen möchte, ist, dass die Rallye seit Oktober 2004 technisch gesehen alles andere als überzeugend war. In den letzten Wochen haben einen Reihe von Aktien es verfehlt ihre Höchststände aus dem November 2005 zu übertreffen, und die 10-Tages-Linie der neuen Hochs befindet sich im Fallen. Zur gleichen Zeit, ist der Lowry Selling Pressure Index im Steigen begriffen, während der Buying Power Index fällt.

Zum Abschluss, unsere regelmäßigen Leser werden sich unseren negative Haltung bzgl. des amerikanischen Eigenheimmarktes im Jahr 2005 in Erinnerung rufen. Da die Eigenheimbauer ein Anführer der Hausse nach 2002 waren, ist es beachtenswert, dass diese Sektor Zeichen von Schwäche aufzeigt. Da Eigenheimbauern den amerikanischen Aktienmarkt seit 2000 outperformed haben (als der TMT-Sektor zu kollabieren begann), so ist es auch wahrscheinlich, dass die Eigenheimbauer nun den breiten Markt (und die Wirtschaft) nach unten führen. Der Eigenheimindex markierte im Juli 2005 sein Hoch und liegt nun 12% darunter (Einzelne Eigenheimbauer sind um einiges mehr gefallen - die Gebühr liegt um 50% unter dem Hoch von 2005.)

Zusätzlich ist es kein gutes Zeichen für den amerikanischen Aktienmarkt, dass andere Anführer wie Google und Apple Hochs markiert haben, während Schwergewichte wie GE, Wal-Mart, Citigroup und General Motors (das letzte Unternehmen nicht wegen der Marktkapitalisierung, sondern wegen der wirtschaftlichen Bedeutung des Unternehmens, zumindest symbolisch) Lahmen oder Fallen im Preis.


Überkaufte Aktien

Ich habe in der Vergangenheit daran festgehalten, dass Aktien aus den Emerging Markets den amerikanischen Aktienmarkt outperformen würden. Da jedoch die meisten Aktienmärkte in den Emerging Markets heute sehr weit entfernt von ihren Aufwärtstrends sind und in manchen Fällen sehr überkauft sind, würde ich erwarten, dass die kommende Schwäche des amerikanischen Aktienmarktes ebenfalls zu bedeutenden Korrekturen in den Emerging Markets führend wird. Dies bedeutet nicht, dass das langfristige bullische Szenario für die Aktienmärkte der Emerging Markets verworfen wird, aber innerhalb langfristigen Bullenmärkten sind scharfe Korrekturen mehr die Regel als die Ausnahme.

In dieser Hinsicht sollte ich ebenfalls betonen, dass bei den Rohstoffen, deren Bullen- bzw. Bärenmarktphasen dazu tendieren zwischen 20 und 30 Jahren zu dauern (der ideale Zyklus dauert von Hoch zu Hoch zwischen 45 und 60 Jahren), heftige Korrekturen und "Branchenrotation" - wenn eine Gruppe von Rohstoffen von einer anderen die Führung übernimmt - ebenfalls gewöhnlich sind. Zwischen 30. Dezember 1974 und August 1976 fiel der Goldpreis von 195 USD auf 104 USD, bevor er sich weiter verachtfachte bis zu seinem Hoch im Januar 1980.

Alles in allem sehe ich, dass das halten von Cashpositionen aktuell keine so schlechte Alternative ist. Ich bin mir vollkommen sicher, dass ich innerhalb der nächsten drei bis sechs Monate die meisten Anlagen zu niedrigeren Kursen kaufen kann.


© Dr. Marc Faber



Der Originaltext ist am 23. März 2006 auf www.ameinfo.com erschienen. Diese Übersetzung wurde mit freundlicher Genehmigung von Dr. Marc Faber (Marc Faber Ltd. / Hong Kong) auf GoldSeiten.de veröffentlicht.



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