Goldaktien-Bewertungen 2
18.04.2006 | Adam Hamilton
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Diese Tabelle zeigt das Preis/Gewinn-Verhältnis und die Marktkapitalisierung für jedes Unternehmen im HUI und XAU, mit Stand von vergangenem Mittwoch. Firmen, die in beiden Indizes enthalten sind, wurden gelb hervorgehoben. Es gibt hier viele Übereinstimmungen, da es weltweit nicht wirklich viele größere Goldminen-Gesellschaften gibt. Für einen Vergleich, den ich ein bisschen später erstellen möchte, ist auch der XOI-Ölaktien-Index enthalten. Leider zeigen diese HUI- und XAU-Daten, dass die Überbewertung der Goldaktien den gesamten Sektor betrifft, und nicht nur NEM allein.Nun, wenn Sie sich selbst als konträren Value-Investor sehen, der auf das enorme Potential von Goldaktien in diesem laufenden Bullenmarkt baut, dann wird sich ein Blick auf diese Tabelle wie ein Schlag ins Gesicht anfühlen. Wäre ich kein kampferprobter Spekulant, hätte ich wahrscheinlich zu weinen begonnen als ich dies zum ersten Mal sah. Nichtsdestotrotz, diese Daten sind wahr und können in wenigen Minuten überprüft werden. Der gesamte Goldaktien-Sektor ist extrem teuer!
Ganze sieben der 15 Blue-Chip-Goldaktien des renommierten HUI-Index verlieren heute Geld, obwohl Gold im Bereich von $600 handelt. Ist das nicht merkwürdig? Auch für die acht verbleibenden HUI-Aktien, die es irgendwie schaffen, gewinnbringend Gold abzubauen, liegt das durchschnittliche Preis/Gewinn-Verhältnis bei 78, also noch höher als jenes von NEM. Wenn Sie davon noch nicht genug haben, werfen wir einen Blick auf FCX. FCX ist primär eine Kupferminen-Gesellschaft, und das ist der einzige Grund warum sein Preis/Gewinn-Verhältnis unter dem wahren Wert liegt. Wenn wir FCX ausschließen, steigt das durchschnittliche Preis/Gewinn-Verhältnis der Goldproduzenten im HUI auf 87! Autsch.
Der größere XAU-Index, der Hedgers akzeptiert und deshalb mehr große Goldminen-Gesellschaften inkludiert, sieht nicht viel besser aus. Sieben der 16 Firmen im XAU verlieren im heutigen, beeindruckenden Umfeld von Gold und Silber ebenfalls Geld. Die verbleibenden neun Firmen haben ein viel zu hohes, durchschnittliches Preis/Gewinn-Verhältnis von 74. Und wenn man den gleichen Kupferproduzenten ausschließt, der auch im HUI enthalten ist, schnellt das durchschnittliche Preis/Gewinn-Verhältnis des XAU auf 82 hoch.
Als ich diese Tabelle vergangene Woche in Ruhe untersuchte, fiel mir noch eine andere Ironie auf. Jene von Ihnen, die diesen Bullenmarkt bereits eine Weile mitverfolgt haben, können sich sicher an den notorischen Mega-Hedger Barrick Gold, ABX, erinnern. Vor vier oder fünf Jahren war dieses Unternehmen der schlimmste Feind für den harten Kern der Pro-Gold-Investoren. Viele Leute, und auch ich selbst, sprachen sich gegen das irrationale Hedging-Programm von ABX aus, das den Fortschritt des Gold-Bullenmarktes hinderte. Vor nicht allzu langer Zeit wurde dieses Unternehmen also gehasst und verabscheut.
Interessanterweise hat ABX heute mit dem 39-fachen seiner Gewinne die niedrigste Bewertung unter den weltgrößten Goldminen-Gesellschaften. ABX hat sich in den letzten Jahren selbst reformiert und Hedges verringert, ist aber beim Großteil der Goldinvestoren auf Grund seiner Vergangenheit noch immer nicht sehr beliebt. Mir schien es ironisch und verwunderlich, dass das schwarze Schaf des Goldsektors nun die niedrigste Bewertung hat.
Nun könnten all diese Überbewertungen von Goldaktien zumindest rational erklärt werden, wenn man ähnliche Phänomene auch in den anderen bedeutenden Rohstoffsektoren sehen könnte. Die Daten über die XOI-Ölaktien in diesem Chart zeigen, dass die wichtigsten Ölaktien spottbillige Preis/Gewinn-Verhältnisse aufweisen, etwa um das 9-fache ihrer Gewinne. Die Gewinne der Ölfirmen stiegen viel schneller als der Ölkurs, weshalb Ölaktien heutzutage ein unglaublich gutes Geschäft sind. Ölaktien machen, was Goldaktien in den letzten paar Jahren gemacht haben sollten.
Während aufmerksame und genaue Stundenten von Geschichte und Geldmärkten klar verstehen werden, wie einzigartig und wichtig Gold ist, wird es für Goldaktien schwierig sein, die Aufmerksamkeit von Mainstream-Investoren auf sich zu ziehen, wenn ihre Bewertungen höher bleiben als jene von Technologieaktien. Insbesondere Value-Investoren, die enorme Mengen von Kapital kontrollieren, werden lieber in die grundsätzlich billigen Energie- oder Basismetallproduzenten investieren, als in grundsätzlich teure Goldproduzenten.
Scott und ich diskutierten und überlegten über diese Anomalie in den Goldaktien-Bewertungen im Vergleich zu anderen Rohstoff-Sektoren und kamen auf ein paar Ideen. Obwohl ich sicherlich nicht überzeugt bin, dass irgendeine dieser Ideen entsprechend erklären kann, warum Goldaktien extrem teuer sind und Ölaktien gleichzeitig spottbillig, möchte ich diese Ideen teilen, um hoffentlich die Nachforschungen und die Debatte über dieses entscheidende Thema zu unterstützen.
Der erste Hinweis könnte in der Natur der entsprechenden Bullenmärkte liegen. Gold stieg bis heute nur um 130%, eine der schwächsten Entwicklungen unter den bedeutendsten Rohstoffen in diesem breiten Bullenmarkt. Währenddessen stieg Öl seit 2001 um 300% und hat sich also vervierfacht. In realen Werten steht Gold erst bei etwa 27% auf dem Weg zu seinem inflationsbereinigten Allzeit-Hoch von 2.200 $ pro Unze. Öl ist bereits bei etwa 70% auf dem Weg zu seinem eigenen, realen Allzeit-Hoch von knapp unter 100 $ pro Barrel.
Diese sehr verschiedenen Bullenmarkt-Profile ließen Goldaktien mit kleineren Kursanstiegen zurück als andere Rohstoffproduzenten wie zum Beispiel Ölfirmen. Diese kleineren Kursanstiege bieten auch weniger Möglichkeiten für höhere Gewinne. Obwohl der Gold-Bullenmarkt chronologisch gesehen älter ist als jene von anderen, bedeutenden Rohstoffen, ist er gemessen an den bisher erreichten Werten immer noch jung. Vielleicht werden Goldaktien unter ihren wahren Wert fallen, so wie heute die Bewertungen der Ölaktien, wenn Gold sich letztendlich auf über 1.000 $ vervierfacht hat. Je höher ein Rohstoffpreis steigt, desto aufregender werden die Hebel für die Gewinne seiner Produzenten.
Weiters ist Gold in gewisser Weise schwerer abzubauen als Öl zu fördern ist, was zu den höheren, relativen Kosten der Goldminen beiträgt. Ein großes Ölfeld kann zum Beispiel für mehrere Jahrzehnte halten, während eine große Goldmine oft innerhalb eines Jahrzehnts erschöpft sein kann. Daher müssen Goldminen-Gesellschaften permanent zu extrem hohen Kosten neue Minen erkunden und entwickeln. Scott errechnete vor kurzem, dass die hervorragenden Goldminen des HUI nur über Reserven von etwa 17 Jahresproduktionen verfügen. Ich vermute, dass die Reserven der Ölfirmen, gemessen in Jahresproduktionen, um ein Vielfaches höher sind.
Während die Arbeiten an einem Ölfeld zum Großteil beendet sind, sobald die primären Schächte gesetzt und die Pumpen und Pipelines gebaut sind, müssen Minengesellschaften ihre Minen permanent ausdehnen und ausbauen, bis diese letztendlich erschöpft sind. Heute sind die meisten Goldminen riesige Löcher in der Erde, wobei ein Großteil der Felsen gesprengt, gefördert, und gemahlen werden muss, um einen relativ kleinen Anteil an Gold zu erhalten.
Ich bin zwar kein Ingenieur, aber ich vermute, dass das Verhältnis von benötigtem Kapital zu erwirtschaftetem Kapital bei Goldminen höher ist als bei der Förderung von Öl. Weiters sind Goldproduzenten im Vergleich zu Ölfirmen extrem klein und müssen diese Kosten für viel kleiner Projekte tragen, wodurch sie die enormen Größenvorteile der riesigen Ölfirmen nicht nutzen können. Wenn man in dieser Tabelle die Marktkapitalisierungen betrachtet, gibt es nur eine Handvoll Goldaktien, die auch nur annähernd an die Größe der kleinsten Ölfirmen in dieser Liste herankommen.
Es gibt auch sehr wahrscheinliche psychologische und technische Gründe, warum Goldaktien im Vergleich zu anderen Rohstoffen so hoch bewertet sind. Der Gold-Bullenmarkt ist bisher am längsten gelaufen und hatte daher viel Zeit um das Vertrauen der Investoren zu gewinnen. Diese Investoren haben nur eine Handvoll Goldaktien zur Auswahl, wodurch deren Preise alle durch die höheren Kapitalflüsse in überbewertete Bereiche getrieben werden.
Trotz dessen bleibt der Goldaktien-Sektor aber sehr klein. Der gesamte HUI war diese Woche nur 86 $ Milliarden wert. Allein Google handelte im Vergleich dazu bei einer Marktkapitalisierung von 122 $ Milliarden! Da Goldaktien ein derart kleiner Sektor sind, braucht es nicht viel Kapital um schnelle Preisanstiege zu generieren. Je weniger eine Firma oder ein Sektor wert ist, desto höher und schneller kann der Preis durch Investoren vervielfacht werden. Der XOI war im Vergleich dazu gigantische 1.404 $ Milliarden wert. Da Ölfirmen so viel größer sind, wurden ihre Aktienpreise relativ zu ihren Gewinnen nicht so hoch getrieben als bei Goldaktien.