Geld-Himmel
21.04.2006 | Walter K. Eichelburg
Es gibt Unmengen, meist US-amerikanische Artikel die die Krankheiten unseres derzeitigen Finanzsystems aufzeigen. Auch sind ab und zu Prognosen dabei. Eine Frage, die kaum gestellt wird: warum ist dieses desolate Finanzsystem noch nicht zusammengebrochen und das Kapital in den "Geld-Himmel" aufgestiegen? Mit diesem Artikel werde ich versuchen, eine Leser-Zuschrift zu beantworten.
Ich habe wie viele andere Autoren schon ausführlich über den Zustand des globalen Finanzsystems geschrieben. Besonders möchte ich hier hervorheben "Triple A - Wie lange noch". Dieser Artikel geht besonders auf die Situation der Staatschulden in Österreich und Deutschland ein.
Rechts ist der "Total Debt Report" von Michael Hodges für die USA. Sehen Sie wie das Einkommen und die Gesamtschulden auseinander laufen. In vielen anderen Ländern sieht die Situation nicht viel besser aus. Nur die Verteilung auf Staat, Firmen und Private ist verschieden. Ist die Privatverschuldung in den englischsprachigen Ländern besonders gross, so ist es im deutschsprachigen Raum die Firmenverschuldung. Die Staatsverschuldung ist überall riesig. Diese Schulden sind real nie mehr rückzahlbar. Dies umso mehr, als eine Rückzahlung im Fractional Reserve Banking System automatisch eine Reduktion der Geldmenge und damit Deflation bedeuten würde.
Die Situation ist also (nach Richard Russel): Inflate or Die (inflationiere oder stirb).
"Die" kommt früher oder später.
An den Rändern bröckelt es bereits
Nach Meinung vieler Autoren hätte es bereits 1987 den grossen Crash geben sollen ("Why hasn’t IT happened yet"). Damals fielen die US-Aktienkurse um ca. 40% nach unten, um durch Notmassnahmen durch den damals neuen Federal Reserve Chef Alan Greenspan in praktisch letzter Minute einen totalen Meltdown abzuwenden. Das geschah durch die Zufuhr massiver Liquidität in das System. Im Anschluss daran wurde die "Working Group on Financial Systems" gegründet - besser bekannt als "Plunge Protection Team" (PPT). Das PPT hatte in der Zeit seit dem genügend zu tun und ist jetzt permanent aktiv, wie sich an den konstanten US-Börsenkursen ablesen lässt.
Nach 1987 folgten Krisen am laufenden Band:
Alle diese Krisen wurden durch Zufuhr von neuem Geld (mehr Liquidität/Kredit) bewältigt. Manchmal (1990, 2001) bedurfte es auch Terror und Krieg und 1% Zinsen.
Dass die heutige Situation nicht normal ist, kann man leicht an den Zinsen ablesen:
Euroland und Japan versuchen krampfhaft durch eigene niedrige Zinsen den sogenannten Yield-Carry-Trade aus ihren Währungen in den US-Dollar aufrechtzuerhalten. Dabei werden mit riesigen Krediten aus diesen Währungen US und Emerging-Market- (Schwellenländer) Anleihen mit höherem Zinssatz gekauft. Die US-Immobilienbubble bricht inzwischen massiv zusammen, wie unter anderem aus den Berichten von Mike Shedlock zu entnehmen ist. Nach Richard Russel steht und fällt der US-Konsum mit dem Immobilienmarkt. Und ohne Konsum kommt das Ende der Lieferanten-Finanzierung.
Das französische Forschungsinstitut LEAP/E2020 hat im Februar einen Warnbericht veröffentlicht: March 20 to 26, 2006: Iran-USA, beginning of a major world crisis, (deutsche Übersetzung hier), und hat im März noch einmal nachgelegt: "Confirmation of Global Systemic Crisis end of March 2006" und geht von einer beginnenden Weltkrise ab Ende März 2006 aus. (Anmerkung: Im 1. Bericht ist von einer "European governance crisis" die Rede).
Inzwischen gehen die Carry-Trades in Länder mit hohem Handelsbilanz-Defizit zu Ende. Spiegel: "Islands Absturz: Böses Omen für den Rest der Welt".
Am schlimmsten hat es Island getroffen, mit 25% Abwertung der isländischen Krone. Aber auch Australien, Neuseeland, Ungarn hatten unter Kapitalflucht und damit Abwertung zu leiden. Inzwischen werden auch Polen, die Türkei und die Tschechische Republik kritisch beäugt. Wie es aussieht, scheint die Osteuropa- und Emerging-Markets-Bubble am Platzen zu sein und die grosse Kapitalrückholung ist im Gang.
Der Spiegel-Artikel erwähnt natürlich nicht das volumensmässig weltgrösste Problem: die USA. Aber auch hier scheint eine Änderung bevorzustehen, wie die verschiedenen Äusserungen aus China hinweisen, die chinesischen Devisen = Dollar-Reserven massiv zu reduzieren. Aber der inzwischen auf 600 $/oz gestiegene Goldpreis weist in die Richtung, dass die Welt mit dem Dollar nicht mehr besonders glücklich ist. Übrigens auch nicht mit Euro & Co. Der Goldpreis steigt jetzt in allen Währungen.
Die Financial Times schreibt am 9. April 2006 unter "Europe simulates financial meltdown", dass am Sitz der EZB in Frankfurt der Untergang einer grossen, transnationalen, europäischen Bank simuliert wurde. Ein solcher Fall wäre kaum beherrsch- und eindämmbar. Es wurde dabei wieder auf das Risiko der Hedge-Fonds und Derivate hingewiesen.
Mike Shedlock beschreibt in "Money Heaven" (unbedingt lesen!), dass europäische Hedge-Fonds derzeit die riskantesten Derivatgeschäfte machen:
"European hedge funds are piling into the riskiest parts of complex structured derivatives as pressure to generate higher returns offsets concern over interest rates and record levels of mergers and acquisitions. ... Can someone tell me if a gun is put to hedge fund managers" heads in Europe such that they have to invest within "the CDO universe"? If not, then why are fund managers looking for "relative" value, as opposed to just plain "value"? Is more money going to Money Heaven over this? You bet. Does anyone seem to care right now? No."
Übersetzung: "Europäische Hedge-Fonds stürzen sich in die riskantesten Teile von komplexen, strukturierten Derivaten weil der Druck nach höheren Erträgen das Risiko bei Zinsen und einem Rekord an Fusionen nebensächlich erscheinen lässt. ... Kann mir irgendjemand erklären, ob eine Pistole an die Köpfe dieser Fond-Manager gehalten wird, sodass sie in diesem CDO (Collateralized Debt Obligations) Universum investieren müssen? Falls nicht, warum suchen diese Manager nach "relativem" Wert und nicht nur nach einfachem "Wert". Wird mehr Geld deswegen in den "Geld-Himmel" eingehen? Sicher. Kümmert das irgendjemand? Nein."
Das ist ein typischer Fall von Realitätsverweigerung, diesmal bei den Profis. Diese Verweigerung gibt es aber auch bei den Kleinanlegern und Kreditnehmern. Ich werde in einem zukünftigen Artikel darüber schreiben.
Der Geld-Himmel
Der Aufstieg grösser Summen in den "Geld-Himmel", d.h. deren Vernichtung scheint schon begonnen zu haben, aber der grosse Schwall = Crash kommt noch.
Jetzt zu der Frage, warum das Finanzsystem noch nicht niedergeschmolzen ist.
James D. Davidson und William Rees-Mogg haben in ihrem Buch "The Great Reckoning" (die grosse Abrechnung) bereits 1992 soetwas für die 90er Jahre vorausgesagt. Es hat zwar laufend Krisen gegeben, aber die grosse Implosion hat nicht stattgefunden. Man hat immer wieder monetäre "Pflaster" auf die Krisenherde geklebt. Manchmal war auch ein Krieg notwendig. In der Zwischenzeit sind die Ungleichgewichte fast unendlich gross geworden. Die USA sind eine reine Konsummaschine ohne nennenswerte Industrie geworden und sind jetzt auch Kriegsverlierer im Irak. Solche Ungleichgewichte gleichen sich irgendwann immer aus, siehe auch: "The Hidden Danger of Trade Deficits".
Wie es aussieht, ist jetzt das "Ende der Fahnenstange" erreicht, d.h. die derzeitige Reflationswelle (die Grösste aller Zeiten) erreicht ihr Ziel nicht - trotz Zinsen unter der realen Inflationsrate. Ein Unfall wie ein grosser Hedge-Fond- oder Bank-Kollaps wird nicht mehr repariert werden können. Vom Volumen her gesehen gibt es heute mindestens 500 LTCMs mit 350++ Billionen $ an komplexen und undurchschaubaren Derivatkontrakten auf der Welt. Zudem steigt der Goldpreis jetzt massiv, ttotz aller Versuche, ihn zu drücken.
Mark Lundeen schreibt in "No Other Commercial Traders Have Done This", dass die Gold-Short-Positionen (Verkaufs-Angebote) der Commercial-Trader (= Banken, etc.) seit 2001 massiv steigen - mit dem Goldpreis.
Dieses Verhalten gibt es nur bei Gold und Silber. Damit versucht das Establishment den Goldpreis zu drücken. Jedoch steigen damit die Verluste, da Futures einen gewaltigen Hebeleffekt haben. Sollte irgendwann die physische Nachfrage massiv und plötzlich ansteigen, so bedeutet das einen "Short-Squeeze". Dann müssen die Halter der Short-Positionen Metall liefern, das sie nicht haben. Wie das Diagramm zeigt, steigen die Short-Positionen exponentiell (Linie nach Unten). Die Verluste aus diesen Positionen steigen noch dramatischer.
Inzwischen steigen überall die langfristigen Zinsen, sodass die Yield-Carry-Trades zur Gefahr werden. Mit den komplexen Derivaten auf Zinsen steigt damit die Gefahr, dass bald ein Grossunfall passiert. Die Zentralbanken werden wahrscheinlich versuchen, durch massives Monetisieren (Geld drucken) den Vorgang aufzuhalten. Damit erzeugen sie noch mehr Inflation und Druck auf die Zinsen und den Goldpreis nach oben.
Irgendwann wird auch die heutige, psychologische Manipulation der Märkte nicht mehr funktionieren. Das psychologische Klima der "ewigen guten Zeiten" (die breite Bevölkerung merkt ohnehin nichts davon) kann bei einem Grossunfall - Bankpleiten, oder einem Hochspringen der gefühlten Inflation umkippen. Dann kommt das Ganze runter - finanzieller Meltdown.
Warum: Steve Saville schreibt in "The End Game", dass Inflationieren nicht das grosse Problem für eine Zentralbank ist, sondern die Inflationserwartungen der Märkte in Schach zu halten. Sobald die Märkte der realen Inflation angemessene Zinsen verlangen, ist der Abverkauf der betroffenen Währungen nur mehr durch extrem hohe Zinsen zu verhindern. Den Vorgeschmack dazu bekommen wir bei kleineren Ländern bereits.
Wann?
Bis jetzt hat man das System durch massive Kredit-Liquidität und vielerlei psychologische Tricks zusammengehalten. Im Gegensatz zur letzten Krise 2000-2002 gibt es jetzt einige signifikante Unterschiede:
Also, wenn diese Bubble platzt, wird es kaum mehr möglich sein, ein neues "Pflaster" aufzukleben. Die Ereignisse der letzten Monate deuten an, dass das Platzen bereits begonnen hat. Jeden Tag kann es jetzt auch die "Grossen" USA und Europa treffen. Vermutlich noch 2006. Die Goldpreis-Kontrolle wird simultan damit versagen.
Achten Sie auf:
Schlussbemerkung
Mir wurde vorgeworfen, dass meine Artikel "nicht wissenschaftlich" sind, d.h. keine "Score-Points" für eine Dissertation oder Professur bringen würden. Ok, damit kann ich leben. Es ist nicht mein Ziel, in einer schwer lesbaren, wissenschaftlichen Publikation gedruckt zu werden - nur für die wissenschaftliche Karriere. Die Welt von morgen publiziert Online.
Ich möchte, dass die Leser aus meinen Artikeln etwas konkret Nutzbares entnehmen können.
Es gibt Ökonomen, die schreiben 60-seitige Abhandlungen (Shedlock - "New Math on Homes") darüber, warum es in Kalifornien keine Immobilien-Bubble gibt - um dann ein Haus für 950.000 $ am Ende der Bubble auf Kredit zu kaufen. Offenbar zur eigenen Rechtfertigung. Wahrscheinlich bringen solche Abhandlungen "Score-Points", aber in der Realität sind sie ruinös und widersprechen dem Hausverstand - aber der ist ja nicht "wissenschaftlich". Mehr dazu bei Gary North. Diese Leute werden die Welt nicht mehr verstehen, wenn ihr universitäres Paradies der Titel aus Geldmangel schmilzt.
© Walter K. Eichelburg
Zum Autor: Dipl. Ing. Walter K. Eichelburg ist unabhängiger Network-Consultant und Investor in Wien. Er beschäftigt sich seit mehreren Jahren intensiv mit Investment- und Geldfragen. Er ist Autor zahlreicher Artikel auf dem Finanz- und IT-Sektor. Er kann unter walter@eichelburg.com erreicht werden. Seine Website ist: www.eichelburg.com
Ich habe wie viele andere Autoren schon ausführlich über den Zustand des globalen Finanzsystems geschrieben. Besonders möchte ich hier hervorheben "Triple A - Wie lange noch". Dieser Artikel geht besonders auf die Situation der Staatschulden in Österreich und Deutschland ein.
Rechts ist der "Total Debt Report" von Michael Hodges für die USA. Sehen Sie wie das Einkommen und die Gesamtschulden auseinander laufen. In vielen anderen Ländern sieht die Situation nicht viel besser aus. Nur die Verteilung auf Staat, Firmen und Private ist verschieden. Ist die Privatverschuldung in den englischsprachigen Ländern besonders gross, so ist es im deutschsprachigen Raum die Firmenverschuldung. Die Staatsverschuldung ist überall riesig. Diese Schulden sind real nie mehr rückzahlbar. Dies umso mehr, als eine Rückzahlung im Fractional Reserve Banking System automatisch eine Reduktion der Geldmenge und damit Deflation bedeuten würde.
Die Situation ist also (nach Richard Russel): Inflate or Die (inflationiere oder stirb).
"Die" kommt früher oder später.
An den Rändern bröckelt es bereits
Nach Meinung vieler Autoren hätte es bereits 1987 den grossen Crash geben sollen ("Why hasn’t IT happened yet"). Damals fielen die US-Aktienkurse um ca. 40% nach unten, um durch Notmassnahmen durch den damals neuen Federal Reserve Chef Alan Greenspan in praktisch letzter Minute einen totalen Meltdown abzuwenden. Das geschah durch die Zufuhr massiver Liquidität in das System. Im Anschluss daran wurde die "Working Group on Financial Systems" gegründet - besser bekannt als "Plunge Protection Team" (PPT). Das PPT hatte in der Zeit seit dem genügend zu tun und ist jetzt permanent aktiv, wie sich an den konstanten US-Börsenkursen ablesen lässt.
Nach 1987 folgten Krisen am laufenden Band:
- 1990 Sparkassenkrise in den USA
- 1992 weltweite Rezession, mit Depression in den skandinavischen Ländern
- 1994 mexikanische Peso-Krise und grosse Derivaten-Krise (Orange County, Metallgesellschaft)
- 1997 Asien-Krise, ausgehend durch Kapitalrückzug aus Thailand
- 1998 Russland-Krise
- 1998 LTCM Hedge-Fund-Krise, brachte fast das Weltfinanzsystem zum Einsturz - trotz zweier Nobelpreisträger als Berater
- 2000 Platzen der Internet & Telekom Bubble
- 2001/2 Untergang von Enron, Worldcom, etc.
- 2002 Crash in Argentinien
Alle diese Krisen wurden durch Zufuhr von neuem Geld (mehr Liquidität/Kredit) bewältigt. Manchmal (1990, 2001) bedurfte es auch Terror und Krieg und 1% Zinsen.
Dass die heutige Situation nicht normal ist, kann man leicht an den Zinsen ablesen:
- USA 4,75% bei real 8% Inflation
- Euroland 2,5% trotz höherer (offizieller) Inflationsrate
- Japan 0%
Euroland und Japan versuchen krampfhaft durch eigene niedrige Zinsen den sogenannten Yield-Carry-Trade aus ihren Währungen in den US-Dollar aufrechtzuerhalten. Dabei werden mit riesigen Krediten aus diesen Währungen US und Emerging-Market- (Schwellenländer) Anleihen mit höherem Zinssatz gekauft. Die US-Immobilienbubble bricht inzwischen massiv zusammen, wie unter anderem aus den Berichten von Mike Shedlock zu entnehmen ist. Nach Richard Russel steht und fällt der US-Konsum mit dem Immobilienmarkt. Und ohne Konsum kommt das Ende der Lieferanten-Finanzierung.
Das französische Forschungsinstitut LEAP/E2020 hat im Februar einen Warnbericht veröffentlicht: March 20 to 26, 2006: Iran-USA, beginning of a major world crisis, (deutsche Übersetzung hier), und hat im März noch einmal nachgelegt: "Confirmation of Global Systemic Crisis end of March 2006" und geht von einer beginnenden Weltkrise ab Ende März 2006 aus. (Anmerkung: Im 1. Bericht ist von einer "European governance crisis" die Rede).
Inzwischen gehen die Carry-Trades in Länder mit hohem Handelsbilanz-Defizit zu Ende. Spiegel: "Islands Absturz: Böses Omen für den Rest der Welt".
Am schlimmsten hat es Island getroffen, mit 25% Abwertung der isländischen Krone. Aber auch Australien, Neuseeland, Ungarn hatten unter Kapitalflucht und damit Abwertung zu leiden. Inzwischen werden auch Polen, die Türkei und die Tschechische Republik kritisch beäugt. Wie es aussieht, scheint die Osteuropa- und Emerging-Markets-Bubble am Platzen zu sein und die grosse Kapitalrückholung ist im Gang.
Der Spiegel-Artikel erwähnt natürlich nicht das volumensmässig weltgrösste Problem: die USA. Aber auch hier scheint eine Änderung bevorzustehen, wie die verschiedenen Äusserungen aus China hinweisen, die chinesischen Devisen = Dollar-Reserven massiv zu reduzieren. Aber der inzwischen auf 600 $/oz gestiegene Goldpreis weist in die Richtung, dass die Welt mit dem Dollar nicht mehr besonders glücklich ist. Übrigens auch nicht mit Euro & Co. Der Goldpreis steigt jetzt in allen Währungen.
Die Financial Times schreibt am 9. April 2006 unter "Europe simulates financial meltdown", dass am Sitz der EZB in Frankfurt der Untergang einer grossen, transnationalen, europäischen Bank simuliert wurde. Ein solcher Fall wäre kaum beherrsch- und eindämmbar. Es wurde dabei wieder auf das Risiko der Hedge-Fonds und Derivate hingewiesen.
Mike Shedlock beschreibt in "Money Heaven" (unbedingt lesen!), dass europäische Hedge-Fonds derzeit die riskantesten Derivatgeschäfte machen:
"European hedge funds are piling into the riskiest parts of complex structured derivatives as pressure to generate higher returns offsets concern over interest rates and record levels of mergers and acquisitions. ... Can someone tell me if a gun is put to hedge fund managers" heads in Europe such that they have to invest within "the CDO universe"? If not, then why are fund managers looking for "relative" value, as opposed to just plain "value"? Is more money going to Money Heaven over this? You bet. Does anyone seem to care right now? No."
Übersetzung: "Europäische Hedge-Fonds stürzen sich in die riskantesten Teile von komplexen, strukturierten Derivaten weil der Druck nach höheren Erträgen das Risiko bei Zinsen und einem Rekord an Fusionen nebensächlich erscheinen lässt. ... Kann mir irgendjemand erklären, ob eine Pistole an die Köpfe dieser Fond-Manager gehalten wird, sodass sie in diesem CDO (Collateralized Debt Obligations) Universum investieren müssen? Falls nicht, warum suchen diese Manager nach "relativem" Wert und nicht nur nach einfachem "Wert". Wird mehr Geld deswegen in den "Geld-Himmel" eingehen? Sicher. Kümmert das irgendjemand? Nein."
Das ist ein typischer Fall von Realitätsverweigerung, diesmal bei den Profis. Diese Verweigerung gibt es aber auch bei den Kleinanlegern und Kreditnehmern. Ich werde in einem zukünftigen Artikel darüber schreiben.
Der Geld-Himmel
Der Aufstieg grösser Summen in den "Geld-Himmel", d.h. deren Vernichtung scheint schon begonnen zu haben, aber der grosse Schwall = Crash kommt noch.
Jetzt zu der Frage, warum das Finanzsystem noch nicht niedergeschmolzen ist.
James D. Davidson und William Rees-Mogg haben in ihrem Buch "The Great Reckoning" (die grosse Abrechnung) bereits 1992 soetwas für die 90er Jahre vorausgesagt. Es hat zwar laufend Krisen gegeben, aber die grosse Implosion hat nicht stattgefunden. Man hat immer wieder monetäre "Pflaster" auf die Krisenherde geklebt. Manchmal war auch ein Krieg notwendig. In der Zwischenzeit sind die Ungleichgewichte fast unendlich gross geworden. Die USA sind eine reine Konsummaschine ohne nennenswerte Industrie geworden und sind jetzt auch Kriegsverlierer im Irak. Solche Ungleichgewichte gleichen sich irgendwann immer aus, siehe auch: "The Hidden Danger of Trade Deficits".
Wie es aussieht, ist jetzt das "Ende der Fahnenstange" erreicht, d.h. die derzeitige Reflationswelle (die Grösste aller Zeiten) erreicht ihr Ziel nicht - trotz Zinsen unter der realen Inflationsrate. Ein Unfall wie ein grosser Hedge-Fond- oder Bank-Kollaps wird nicht mehr repariert werden können. Vom Volumen her gesehen gibt es heute mindestens 500 LTCMs mit 350++ Billionen $ an komplexen und undurchschaubaren Derivatkontrakten auf der Welt. Zudem steigt der Goldpreis jetzt massiv, ttotz aller Versuche, ihn zu drücken.
Mark Lundeen schreibt in "No Other Commercial Traders Have Done This", dass die Gold-Short-Positionen (Verkaufs-Angebote) der Commercial-Trader (= Banken, etc.) seit 2001 massiv steigen - mit dem Goldpreis.
Dieses Verhalten gibt es nur bei Gold und Silber. Damit versucht das Establishment den Goldpreis zu drücken. Jedoch steigen damit die Verluste, da Futures einen gewaltigen Hebeleffekt haben. Sollte irgendwann die physische Nachfrage massiv und plötzlich ansteigen, so bedeutet das einen "Short-Squeeze". Dann müssen die Halter der Short-Positionen Metall liefern, das sie nicht haben. Wie das Diagramm zeigt, steigen die Short-Positionen exponentiell (Linie nach Unten). Die Verluste aus diesen Positionen steigen noch dramatischer.
Inzwischen steigen überall die langfristigen Zinsen, sodass die Yield-Carry-Trades zur Gefahr werden. Mit den komplexen Derivaten auf Zinsen steigt damit die Gefahr, dass bald ein Grossunfall passiert. Die Zentralbanken werden wahrscheinlich versuchen, durch massives Monetisieren (Geld drucken) den Vorgang aufzuhalten. Damit erzeugen sie noch mehr Inflation und Druck auf die Zinsen und den Goldpreis nach oben.
Irgendwann wird auch die heutige, psychologische Manipulation der Märkte nicht mehr funktionieren. Das psychologische Klima der "ewigen guten Zeiten" (die breite Bevölkerung merkt ohnehin nichts davon) kann bei einem Grossunfall - Bankpleiten, oder einem Hochspringen der gefühlten Inflation umkippen. Dann kommt das Ganze runter - finanzieller Meltdown.
Warum: Steve Saville schreibt in "The End Game", dass Inflationieren nicht das grosse Problem für eine Zentralbank ist, sondern die Inflationserwartungen der Märkte in Schach zu halten. Sobald die Märkte der realen Inflation angemessene Zinsen verlangen, ist der Abverkauf der betroffenen Währungen nur mehr durch extrem hohe Zinsen zu verhindern. Den Vorgeschmack dazu bekommen wir bei kleineren Ländern bereits.
Dann gehen die Papier-Vermögen in den "Geld-Himmel".
Wann?
Bis jetzt hat man das System durch massive Kredit-Liquidität und vielerlei psychologische Tricks zusammengehalten. Im Gegensatz zur letzten Krise 2000-2002 gibt es jetzt einige signifikante Unterschiede:
- keine reale Wiederbelebung der Wirtschaft in USA, Japan und Europa trotz negativer Zinsen
- die US-Supermacht ist militärisch geschlagen und politisch verpönt
- extrem hohe Ungleichgewichte in der Weltwirtschaft
- extrem höheres Risiko durch Derivate, Verschuldung und Hedge-Fonds
Also, wenn diese Bubble platzt, wird es kaum mehr möglich sein, ein neues "Pflaster" aufzukleben. Die Ereignisse der letzten Monate deuten an, dass das Platzen bereits begonnen hat. Jeden Tag kann es jetzt auch die "Grossen" USA und Europa treffen. Vermutlich noch 2006. Die Goldpreis-Kontrolle wird simultan damit versagen.
Achten Sie auf:
- Bankpleiten, General Motors-Pleite
- Hochspringende (langfristige) Zinsen
- Börsencrash in Japan, USA, Europa
- Gold steigt 100 $ oder mehr im Monat
Schlussbemerkung
Mir wurde vorgeworfen, dass meine Artikel "nicht wissenschaftlich" sind, d.h. keine "Score-Points" für eine Dissertation oder Professur bringen würden. Ok, damit kann ich leben. Es ist nicht mein Ziel, in einer schwer lesbaren, wissenschaftlichen Publikation gedruckt zu werden - nur für die wissenschaftliche Karriere. Die Welt von morgen publiziert Online.
Ich möchte, dass die Leser aus meinen Artikeln etwas konkret Nutzbares entnehmen können.
Es gibt Ökonomen, die schreiben 60-seitige Abhandlungen (Shedlock - "New Math on Homes") darüber, warum es in Kalifornien keine Immobilien-Bubble gibt - um dann ein Haus für 950.000 $ am Ende der Bubble auf Kredit zu kaufen. Offenbar zur eigenen Rechtfertigung. Wahrscheinlich bringen solche Abhandlungen "Score-Points", aber in der Realität sind sie ruinös und widersprechen dem Hausverstand - aber der ist ja nicht "wissenschaftlich". Mehr dazu bei Gary North. Diese Leute werden die Welt nicht mehr verstehen, wenn ihr universitäres Paradies der Titel aus Geldmangel schmilzt.
© Walter K. Eichelburg
Zum Autor: Dipl. Ing. Walter K. Eichelburg ist unabhängiger Network-Consultant und Investor in Wien. Er beschäftigt sich seit mehreren Jahren intensiv mit Investment- und Geldfragen. Er ist Autor zahlreicher Artikel auf dem Finanz- und IT-Sektor. Er kann unter walter@eichelburg.com erreicht werden. Seine Website ist: www.eichelburg.com