Gold-Rally, und danach?
28.07.2015 | Clive Maund
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Ein weiterer Faktor spricht dafür, dass eine Art Rally im gesamten EM-Sektor ansteht. Und zwar die Tatsache, dass unter den überlebenden Gold-Aktien-Liebhabern das blanke Chaos ausbrach, als Gold nach unten wegbrach. Dies sieht man ganz deutlich am gewaltigen Handelsvolumen, den der GDX zu dieser Zeit auswies.
Das riecht nach Kapitulation; man hat jetzt überhaupt keine Widerstandskraft mehr. Die Verluste bei Aktienwerten wie Barrick und einigen anderen waren in der Tat verblüffend.
Zum Abschluss wollen wir noch kurz abschweifen und auf ein paar Punkte aufmerksam machen, die allem Anschein nach von Aktieninvestoren an den US-Aktienmärkten ignoriert werden.
Erstens: Die Rohstoffmärkte begannen im Juli 2008 einzubrechen, also einige Monate bevor der US-Aktienmarkt im Herbst jenes Jahres abtauchte. Und zweitens: der jüngste Einbruch am chinesischen Aktienmarkt.
Für die meisten US-Aktienmarktinvestoren sind die Aktienmärkte Festlandchinas fast wie der Mars oder jener neuentdeckte erdähnliche Planet. Allerdings sollte daran erinnert werden, dass auch der chinesische Aktienmarkt 2008 einbrach - und zwar kurz vor den US-Märkten.
Unten finden Sie zwei Charts, die insgesamt einen 27-monatigen Zeitrahmen für den S&P 500 Index abstecken. Der eine umfasst den 2008-Crash, der andere zeigt die Entwicklungen bis heute. In beiden Charts wurden oben bzw. unten die Verläufe des chinesischen Aktienmarkts bzw. des Rohstoffindex eingefügt. Das sollte Ihnen - mit Blick auf die kommenden Entwicklungen an den US-Aktienmärkten (und anderen Aktienmärkte) - zu denken geben.
Von einigen Seiten heißt es, der US-Aktienmarkt werde zum Empfänger und Nutznießer des "Angst-Gelds", das vorm wachsenden Chaos in Europa und anderen Teilen der Welt flieht. Die US-Märkte würden sich also halten und sogar steigen können.
Das könnte sicherlich passieren, es könnte sich dabei aber auch um Wunschdenken handeln. Wenn große Weltmärkte einbrechen, dann machen sie das gerne gemeinsam. Der Verfasser dieses Artikels vermutet aus Erfahrung, dass sich die Anleger wie eine Schafsherde verhalten werden und im Fall der Fälle alle zusammen gehen.
Wie man sieht, rundet sich der Kurs des S&P unterhalb eines bedrohlichen wirkenden Distribution Domes nach und nach ab (Startpunkt dieser Kuppel ist ein Hoch aus dem Jahr 2011, nicht mehr im Chart). Wenn sich dieses Ding erstmal in Bewegung setzt, kann anschließend keiner mehr sagen, es hätte zuvor kaum Warnsignale gegeben. Die gab es reichlich.
Dies ist eine trauhafte Ausgangssituation für Trader. Wenn der Index kurz vor der Kuppel ist, würde man Short-Positionen etablieren und einen allgemeinen Stop oberhalb der Kuppelgrenze setzen.
Liegt man richtig, holt man satte Beute raus, wenn der Index schließlich einbricht und in die Tiefe rauscht. Liegt man falsch und der Kurs bricht nach oben durch, dann hat man nur einen kleinen Verlust zu verschmerzen. Könnte es bessere Trading-Voraussetzungen geben?
© Clive Maund
www.clivemaund.com
Der Artikel wurde am 26.07.15 auf www.clivemaund.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.